Diese Dissertation beschäftigt sich mit der Forschungsfrage, ob die einseitige deutsche Umsetzung des AOA zu einer Steuermehrbelastung für deutsche Unternehmen mit ausländischen Bau- und Montagebetriebsstätten führt.
Folgende drei Hypothesen werden aufgestellt: Die großen deutschen Unternehmen der Bauwirtschaft und des Großanlagenbaus führen Aufträge aus, bei denen der durch die Personalfunktionen verkörperte Leistungsanteil der Bau- und Montagebetriebsstätten zur Errichtung von Bauwerken oder Großanlagen einen Wertschöpfungsgrad aufweisen, der nicht deutlich niedriger als bei den vom Stammhaus erbrachten Leistungen des Engineerings und des Procurements ist. Die deutsche Umsetzung des AOA veranlasst diese Unternehmen zu einem grundsätzlichen methodischen Wechsel bei der Betriebsstättengewinnabgrenzung. Diese Unternehmen werden eine aus der Doppelbesteuerung von ausländischen Betriebsstättengewinnen resultierende höhere Steuerbelastung ihrer Auftragsgewinne akzeptieren.
Zunächst werden die Grundlagen und Besonderheiten der Unternehmenstätigkeit der Bauindustrie und des Anlagenbaus in Form des Projektgeschäftes erläutert. Dem folgt eine Darstellung des Betriebsstättenbegriffs im nationalen und im internationalen Steuerrecht. Anschließend werden die Methoden der internationalen Gewinnabgrenzung von Betriebsstätten, speziell bei der Bauwerkserstellung und Montagen, abgehandelt. Im Ergebnis wurden 19 Ursachen einer möglichen Doppelbesteuerung der Gewinne herausgearbeitet. Die betriebswirtschaftliche Untersuchung erfolgte durch ein quantitatives Verfahren in Form einer schriftlichen Befragung von Steuerexperten der 91 größten deutschen Bau- und Anlagenbauunternehmen.
Inhaltsverzeichnis
- Danksagung
- Zusammenfassung
- 1 Einleitung
- 1.1 Problemstellung
- 1.2 Zielsetzung und Aufbau der Arbeit
- 2 Grundlagen
- 2.1 Das Projektgeschäft der Bauindustrie und des Anlagenbaus
- 2.2 Der Betriebsstättenbegriff
- 2.2.1 Internationale Rechtsgrundlagen
- 2.2.2 Deutsches Steuerrecht
- 3 Gewinnabgrenzung von Betriebsstätten
- 3.1 Internationale Methoden der Gewinnabgrenzung
- 3.2 Gewinnabgrenzung bei Bau- und Montagebetriebsstätten
- 4 Der Authorised OECD-Approach (AOA)
- 4.1 Grundprinzipien des AOA
- 4.2 Anwendungsbereich des AOA
- 4.3 Besonderheiten im Fall der Bau- und Montagebetriebsstätten
- 4.4 Implikationen des AOA für deutsche Unternehmen
- 5 Analyse der Betriebsstättengewinnabgrenzung im deutschen Anlagenbau
- 5.1 Forschungsmethodik
- 5.2 Ergebnisse der Befragung
- 5.3 Interpretation der Ergebnisse
- 6 Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Dissertation befasst sich mit der Besteuerung von ausländischen Bau- und Montagebetriebsstätten deutscher Unternehmen im Kontext des Authorised OECD-Approach (AOA). Ziel ist es, die Auswirkungen des AOA auf die deutsche Besteuerungspraxis zu analysieren und insbesondere die Frage zu klären, ob die deutsche Umsetzung des AOA zu einer Steuermehrbelastung für deutsche Unternehmen führt.
- Die Funktionsweise von Bau- und Montagebetriebsstätten im Rahmen des Projektgeschäftes in der Bauindustrie und dem Anlagenbau
- Die Methoden der Gewinnabgrenzung von Betriebsstätten nach dem AOA und ihre Anwendung auf Bau- und Montagebetriebsstätten
- Die Analyse der Auswirkungen des AOA auf die Steuerbelastung deutscher Unternehmen mit ausländischen Bau- und Montagebetriebsstätten
- Die Risiken der Doppelbesteuerung von Betriebsstättengewinnen im Kontext des AOA
- Die Relevanz von Transfer Pricing im Zusammenhang mit der Besteuerung von Bau- und Montagebetriebsstätten
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 2 beleuchtet die Besonderheiten des Projektgeschäftes in der Bauindustrie und dem Anlagenbau. Es definiert den Betriebsstättenbegriff im internationalen Steuerrecht und im deutschen Steuerrecht. Kapitel 3 untersucht die verschiedenen Methoden der internationalen Gewinnabgrenzung, insbesondere im Kontext der Bauwerkserstellung und Montage. Dabei werden auch die Besonderheiten der Gewinnabgrenzung bei Bau- und Montagebetriebsstätten hervorgehoben. In Kapitel 4 wird der Authorised OECD-Approach (AOA) im Detail analysiert. Es werden die Grundprinzipien des AOA erläutert, der Anwendungsbereich des AOA definiert und die spezifischen Implikationen für Bau- und Montagebetriebsstätten dargestellt. Im Fokus von Kapitel 5 steht die Analyse der Auswirkungen des AOA auf die deutsche Besteuerungspraxis. Hierzu wurde eine empirische Untersuchung mittels schriftlicher Befragung von Steuerexperten aus 91 deutschen Bau- und Anlagenbauunternehmen durchgeführt. Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass die deutsche Umsetzung des AOA eine signifikante Steuermehrbelastung für deutsche Unternehmen mit ausländischen Bau- und Montagebetriebsstätten mit sich bringen kann. Die Untersuchung identifiziert die Ursachen dieser Steuermehrbelastung und präsentiert Lösungsansätze.
Schlüsselwörter
Die Dissertation behandelt die folgenden zentralen Themen: Anlagenbau, Authorised OECD-Approach (AOA), Bauwesen, Betriebsstätte, Betriebsstättengewinnabgrenzung, Deutsches Steuerrecht, Doppelbesteuerung, OECD-Doppelbesteuerungs-Musterabkommen, Transfer Pricing.
- Arbeit zitieren
- Dr. Jörg Immanuel Herrfurth (Autor:in), 2022, Besteuerung von ausländischen Bau- und Montagebetriebsstätten deutscher Unternehmen nach dem AOA, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1359540