Als Roman der Nachkriegszeit wurde Salingers Werk bisher häufig unter dem Gesichtspunkt eines gegen gesellschaftliche Konformität rebellierenden adoleszenten Jugendlichen betrachtet, der in einer Welt von Massenkonsum und Wohlstand Schwierigkeiten hat, sich anzupassen. Diese Initiationsreise soll auch in dieser Arbeit im Mittelpunkt stehen – jedoch in Auseinandersetzung mit dem hauptsächlichen Handlungsort der Geschichte, New York.
Eine zentrale Fragestellung soll hier die Wechselwirkung zwischen Stadt und dem Protagonisten sein und inwiefern die Stadt als Ganzes und in ihren einzelnen Zügen eine von Salinger bewusst kreierte Metapher für Holden Caulfields psychische und soziale Situation darstellt. Zunächst erscheint es aus diesem Grunde sinnvoll die Stadt als Lebensraum, insbesondere unter Berücksichtigung der für diese Arbeit wichtigen Theorien von Georg Simmel und Louis Wirth , genauer zu beleuchten.
Im Anschluss daran werden allgemeine Merkmale des Lebens in der Stadt herausgearbeitet und einige relevanten Entwicklungstrends der amerikanischen Großstädte angeschnitten. Hierbei wird ein Punkt auch speziell dem Schauplatz des Romans, New York City als Großstadtdschungel, gewidmet sein. Das Hauptaugenmerk in dieser Arbeit liegt auf der Analyse der Darstellung von Stadt in "The Catcher in the Rye" – hierbei werden Funktionen und Deutungen von Stadt unter folgenden Gesichtspunkten untersucht: historisch/zeitlich, geographisch, sozial sowie in psychischer Hinsicht. Stadt und Natur haben in metaphorischer Hinsicht eine gegensätzliche Bedeutung in "The Catcher in the Rye" und sollten in einem speziellen Analysepunkt auch als solche erkannt und untersucht werden.
Die Arbeit vertritt die These, dass in "The Catcher in the Rye" Stadt aus der Sicht eines pubertären Jugendlichen dargestellt wird, der nicht nur mit generellen Problemen von Adoleszenz zu kämpfen hat, sondern darüber hinaus den frühen Tod seines Bruders nicht verarbeitet hat und Anzeichen von Depressionen zeigt. Beides findet sich in metaphorischer Hinsicht in der Darstellung des Großstadtdschungels New York wider. New York ist hier ein Spiegelbild von sozialer Isolation und psychischer Transition des Protagonisten in die Erwachsenenwelt. Die Stadt pulsiert, ist immer in Bewegung, verändert sich schnell und weist dennoch die größtmögliche Oberflächlichkeit und Isolation des Individuums und Anonymität unter Individuen auf.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Stadt als Lebensraum
- Stadt als Beeinflussung der Persönlichkeit - Georg Simmel
- „Urbanism as a Way of Life\" - Louis Wirth
- Merkmale des Lebens in der Stadt
- Der Großstadtdschungel New York
- Die Darstellung von Stadt in The Catcher in the Rye und ihre Funktion
- Historisch/Zeitlich: New York als pulsierende Stadt
- Bewegungsmetaphorik
- Die Vorweihnachtszeit als eine symbolische Zeit
- Kulturelle Aspekte und Massenkonsum
- Frauen in der Stadt
- Geographisch
- Osten vs. Westen - ein Gegensatz
- Schauplätze
- New York als Abbild Holdens sozialer Bindungen
- Oberflächlichkeit der Stadt
- Fehlender Familienzusammenhalt
- Fehlende freundschaftliche Bindungen
- New York als Metapher für Holdens psychische Situation
- Unverarbeiteter Tod des Bruders
- Periode des Übergangs – Adoleszenz
- Wunsch nach Individualität
- Historisch/Zeitlich: New York als pulsierende Stadt
- 'Stadt vs. 'Natur' in The Catcher in the Rye
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Magisterarbeit untersucht die Funktionen und Deutungen der Stadt im Roman The Catcher in the Rye von J. D. Salinger. Ziel ist es, die Rolle von New York City in der Gestaltung der Handlung, der Charakterentwicklung des Protagonisten Holden Caulfield und der Gesamtbedeutung des Werkes zu analysieren. Dabei steht die Stadt als Spiegelbild der gesellschaftlichen und psychologischen Entwicklung des Protagonisten im Vordergrund.
- Die Darstellung der Stadt New York in The Catcher in the Rye als Spiegelbild der historischen und gesellschaftlichen Entwicklungen der Nachkriegszeit in den USA
- Die Beziehung zwischen dem Protagonisten Holden Caulfield und der Stadt New York: wie beeinflusst die Stadt seine Erfahrungen und sein Selbstbild?
- Die Stadt als Metapher für Holdens psychische Situation und seine Adoleszenzkrise.
- Der Kontrast zwischen der Stadt als Ort der Entfremdung und der Sehnsucht nach der 'Natur' als Symbol für Unschuld und Geborgenheit.
- Die Bedeutung von Stadt und 'Natur' für die Gesamtinterpretation des Romans und die literarische Wirkung des Werkes.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Kontext und die Forschungsfrage der Arbeit vor, indem sie auf die Darstellung der Stadt in literarischen Werken und insbesondere in Stadtromanen eingeht. Sie untersucht die Bedeutung von Stadt als Lebensraum, die Einflüsse von Urbanität auf die Persönlichkeit und die verschiedenen Interpretationen von Stadt in der Literatur.
Das zweite Kapitel analysiert die verschiedenen Ansätze zur Interpretation von Stadt im Kontext von The Catcher in the Rye. Es beleuchtet die Theorien von Georg Simmel und Louis Wirth und stellt deren Relevanz für die Analyse des Romans dar.
Das dritte Kapitel untersucht die Darstellung von New York in The Catcher in the Rye und deren Bedeutung für die Handlung und den Protagonisten. Dabei werden verschiedene Aspekte wie die historische Einordnung der Stadt, die geographischen Unterschiede innerhalb New Yorks, die Rolle der Stadt in der Entwicklung von Holdens sozialen Bindungen und die Metaphorik der Stadt als Ausdruck von Holdens psychischem Zustand betrachtet.
Das vierte Kapitel widmet sich der Gegenüberstellung von Stadt und 'Natur' im Roman und beleuchtet die Bedeutung dieser Dichotomie für die Entwicklung des Protagonisten und die Botschaft des Werkes. Es untersucht den Kontrast zwischen der von Holden als oberflächlich und entfremdend empfundenen Stadt und seiner Sehnsucht nach der 'Natur' als Symbol für Unschuld und Geborgenheit.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Stadtroman, The Catcher in the Rye, J. D. Salinger, Holden Caulfield, New York City, Adoleszenz, Identitätskrise, Entfremdung, Urbanität, 'Natur', Metapher, symbolische Bedeutung, Gesellschaftskritik, Coming-of-Age, literarische Wirkung, strukturelle Analyse, Nachkriegszeit.
- Arbeit zitieren
- Helene Berg (Autor:in), 2012, Funktionen und Deutungen der Stadt in J. D. Salingers "The Catcher in the Rye", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1360407