Gesellschaftliche Entwicklungen in der Freizeitwirtschaft


Hausarbeit, 2009

36 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung
1.1 Hinführung zum Thema
1.2 Zielsetzung und Überblick

2. Grundlegende Erläuterungen und Begriffe
2.1 Arbeit und Freizeit
2.2 Urlaubszeit
2.3 Freizeitverhalten
2.3.1 Die Lebenssituation als Einflussfaktor auf den Freizeitstil
2.3.2 Veränderungen im Freizeitverhalten
2.4 Freizeit und ihre negativen Folgen
2.4.1 Einsamkeit und Langeweile
2.4.2 Freizeit und Stress
2.4.3 Der Zwang zum Freizeitkonsum

3. Die demographische Entwicklung
3.1 Die steigende Armut in der Gesamtbevölkerung
3.2 Der hohe Geburtenrückgang und seine Folgen
3.3 Die junge und die ältere Generation
3.4 Zukunftssorge: Pflegeversicherung

4. Entwicklungsaussichten des Freizeitmarkts
4.1 Der Wachstumsmarkt Freizeit
4.1.1 Ausgaben in der Freizeit
4.1.2 Freizeit als Dienstleistung
4.1.3 Unterschiedliche Konsumentenarten
4.1.4 Arbeitgeber Freizeit
4.2 Der Freizeitmarkt in der Zeit des Sparens
4.2.1 Zwischen Sparen und Verschwenden
4.2.2 Massentourismus in der Freizeitwirtschaft

5. Beispiel Freizeitpark
5.1 Begriffserklärung Freizeitpark
5.2 Geschichtliche Entwicklung des Freizeitparks
5.3 Auslösende Trends
5.4 Standortwahl für Freizeitparks
5.5 Besucherzahlen
5.6 Freizeitparks und ihre Auswirkungen

6. Fazit

Literaturverzeichnis

1 Einleitung

1.1 Hinführung zum Thema

Freizeit ist zu einem wichtigen Thema in unserer Gesellschaft geworden, hat einen hohen Stellenwert eingenommen und ist in der heutigen Zeit ein Synonym für Lebensqualität und Wohlbefinden. Das heißt, sich Wohlfühlen, das tun und lassen können, was Spaß und Freude macht und das Leben in eigener Regie gestalten sowie viel mit Familie und Freunden unternehmen.[1]

Bei der Betrachtung der gesellschaftlichen Entwicklung in der Freizeitwirtschaft, ist es notwendig, die Verhaltensweisen und Vorlieben der Menschen in ihrer Freizeit zu analysieren. Denn die Bevölkerung selber hat einen wesentlichen Anteil daran, wie sich der Dienstleistungssektor Freizeit zukünftig entwickeln wird. Im Mittelpunkt steht dabei ein wettbewerbsintensiver Markt, dessen Zentrum die besonderen Interessen und Erwartungen des Konsumenten sind.

1.2 Zielsetzung und Überblick

Die vorliegende Hausarbeit verdeutlicht wie sich die Freizeitentwicklung auf die heutige Gesellschaft in Deutschland auswirkt. Das Ziel ist es, die Verhaltens-weisen der Menschen bezüglich des Konsums und der allgemeinen Freizeit-orientierung darzustellen. Dabei wird auch gezeigt, welche gesellschaftlichen Veränderungen auf den sozialen Sektor einwirken und in welche Richtungen sich die Freizeitwirtschaft momentan und noch viel wichtiger zukünftig entwickelt wird.

Das zweite Kapitel befasst sich ausführlich mit den Begriffserläuterungen von Freizeit, Arbeit und Urlaubszeit, die die Grundlage für das Verständnis der gesellschaftlichen Entwicklung in der Freizeit bilden. Es folgt eine Erklärung des Freizeitverhaltens und seine Auswirkungen auf den Lebensstil und der Freizeitorientierung.

Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit der demographischen Entwicklung, die die Rahmenbedingung für die gesellschaftliche Entwicklung ist. Zudem wird ein kurzer Einblick gegeben, wie sich diese Bevölkerungsveränderung, hin zu einem hohen Altersdurchschnitt, in naher Zukunft auf das Freizeitverhalten auswirken wird.

Das vierte Kapitel beschäftigt sich eingehend mit der Entwicklung des Freizeitmarktes bezüglich des Arbeitsmarktes und des Konsumverhaltens. Um das zu verdeutlichen, wird dann im anschließenden fünften Kapitel die Freizeitwirtschaft anhand der Freizeitparks vorgestellt, wo auf die Entwicklung der Freizeitparks, die Zielgruppen und die Entwicklungsperspektiven eingegangen wird. Die Arbeit endet mit einem Fazit, in dem zusammenfassend klar herausgestellt wird, in welche Richtungen sich die Freizeitwirtschaft, unter Einwirkung des gesellschaftlichen Fortschritts, entwickeln wird.

2 Grundlegende Erläuterungen und Begriffe

2.1 Arbeit und Freizeit

Arbeit hat für jeden Menschen eine unterschiedliche Bedeutung und somit gibt es auch viele verschiedene Definitionen von Arbeit. Zum Beispiel definiert Bernhard Schäfers den Begriff Arbeit folgendermaßen: „Arbeit ist die zielgerichtete, planmäßige und menschliche Tätigkeit, die unter Einsatz physischer, psychischer und mentaler (geistiger) Fähigkeiten und Fertigkeiten erfolgt. Im nationalökonomischen Sinne ist Arbeit neben Boden und Kapital ein Produktionsfaktor.“[2] Arbeit ist ein unverzichtbarer wirtschaftlicher Faktor im Leben des Menschen und hat neben der Freizeit einen bedeutsamen Stellenwert. Somit ist der Einzelne auch durchaus bereit auf die Freizeit zu verzichten, wenn er von der Arbeit einen höheren Nutzen hat.

Um überhaupt Freizeit wahrnehmen zu können, dabei muss klar sein, dass Freizeit nicht nur aus „freier Zeit“, sondern aus ihrer Gestaltung besteht, ist es wichtig, sich diese erst einmal zu erarbeiten. Wörtlich: Ohne Arbeit keine Freizeit. Und je mehr Nutzen der Mensch aus der Freizeit ziehen kann, desto weniger ist er bereit darauf zu verzichten. Ein weiterer Ansatzpunkt ist die Wertstellung, die wir der Freizeit beimessen können. Um überhaupt ein Gespür zu bekommen, wie wichtig dem Einzelnen die Freizeit ist, muss ein Vergleich möglich sein. Bei viel Arbeit und wenig Freizeit wird letzterem eine höhere Bedeutung zu gemessen, als es zum Beispiel bei vollkommener Arbeitslosigkeit sein kann. Beim letzteren Extremfall stellt sich sehr häufig sogar ein Überdruss der freien Zeit ein – Langeweile. Der nächste Parameter bei der Beimessung der Bedeutung der freien Zeit, ist die Möglichkeit diese zu gestalten. Freizeit wird erst dann wahrgenommen, wenn man sie genießen kann, leben kann und jede Zeiteinheit, die man nicht mit Arbeit verbringen muss, auskostet. Doch wie gelingt es dem Individuum seine persönliche Freizeit so zu gestalten, dass er sie genießt? Die Antwort scheint banal – jeder auf seine Weise. Doch die Grundzüge, die dahinter stecken, zeigen Parallelen. Während auf der einen Seite Freizeit mit Urlaub, Reisen und Entspannung am Meer in Verbindung gebracht wird, ist wiederum ein anderer vollkommen begnügt damit, seine arbeitsfreie Zeit mit Büchern und anderen Medien zu verbringen. Extremer noch gibt es jene, die ihre Freizeitgestaltung wohltätigen Zwecken widmen, in ihrer Freizeit wieder arbeiten gehen oder Extremsportarten favorisieren, die an die Grenze des Belastbaren gehen. Alle diese Freizeitgestaltungen sollen tiefste Befriedigung und Erfüllung bringen, Grundbedürfnisse des Menschen befriedigen und es möglich machen Freizeit vollkommen auszukosten. Notwendig sind dabei zwei Sachen. Zum einen erst einmal freie Zeit zu haben und die Möglichkeit nach seinen Wünschen, diese zu gestalten. Das heißt aber in vielen Fällen auch die notwendigen finanziellen Mittel vorzuhalten. Denn egal ob der Mensch seine freie Zeit mit Hobby, Reisen oder Nichtstun ausfüllt, es kostet Geld. Und Geld ist wiederum an eine Arbeit, oder zumindest an ein Sozialsystem geknüpft, das in der Gestaltung der Freizeit Grenzen aufweist. Die Opportunitätskosten der Freizeit ist somit die Arbeitsleistung, die die Person für die Ausgestaltung aufbringen muss. Das heißt vereinfacht ausgedrückt, dass je extravaganter die Freizeitbeschäftigung ist, umso höher sind die anfallenden Kosten und dadurch muss auch die zuvor erbrachte Arbeitsleistung höher sein, um es überhaupt realisieren zu können.[3]

Die Freizeit des Menschen beschränkt sich also hauptsächlich auf die Fakten, der arbeitsfreien Zeit und der Mittel, die für die Freizeitgestaltung nötig sind.

2.2 Urlaubszeit

Im 19. Jahrhundert gab es noch keinen Urlaub für Arbeitnehmer. Erst im Jahre 1910 standen einem Arbeitnehmer durchschnittlich 5 Tage Urlaub zur Verfügung, im Jahre 1940 waren es 10 und im Jahre 1970 schon 21 Tage. Deutschland liegt mit 29 Urlaubstagen in Europa auf Platz vier hinter Schweden (33), den Niederlanden (31) und Dänemark (30). Zählt man die Feiertage (durchschnittlich bundesweit 10,5) hinzu haben die deutschen Arbeitnehmer insgesamt 39,5 freie Tage im Jahr.[4]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Urlaubsanspruch und Feiertage in Europa

Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an: Opaschowski, Horst, Pries, Michael, Reinhardt, Ulrich: Freizeitwirtschaft Die Leitökonomie der Zukunft, Lit Verlag, 1. Auflage, Hamburg 2006, S.28

Die Urlaubszeit nimmt zwar zu, aber die Erhöhung des Geldes bleibt dabei meist auf der Strecke. Denn die meisten Arbeitnehmer haben zwar mehr Urlaubstage zur Verfügung, aber sie verbringen ihren Urlaub zu Hause, da sie es sich finanziell nicht leisten können zu verreisen.[5] „Bis heute ist „Urlaubmachen daheim“ keine Entscheidung, hinter der die Betroffenen auch gefühlsmäßig stehen. Erlebnispsychologisch gesehen muss das Zu-Hause-Bleiben wie ein bloßer Urlaubsersatz erscheinen.“[6]

Nur ein Drittel der Bevölkerung kann sich noch eine Zwei-Wochen-Reise leisten und verbringt diese auch hauptsächlich im Ausland.[7]

2.3 Freizeitverhalten

Im Laufe der gesellschaftlichen Entwicklung lässt sich kein grundsätzliches Freizeitverhalten beschreiben, eher existiert eine Menge von Wünschen und Absichten, die mit dem Begriff Freizeit in Verbindung gebracht werden. Freizeitbedürfnisse sind Erholung, Bewegung, Kommunikation und Kreativität. Aber es gibt auch ein wachsendes Bedürfnis nach Wohlbefinden und Gesundheit. Wellness, Fitness und Beauty stehen hoch im Kurs und gewinnen sowohl in der Freizeit, wie auch im Urlaub an Bedeutung.[8] Viele Freizeitaktivitäten sind mit einem hohen finanziellen und zeitlichen Aufwand verbunden, wie zum Beispiel Konzerte, Theaterbesuche oder andere kulturelle Aktivitäten.

Die Menschen entdecken wieder zunehmend Freizeitbeschäftigungen, die nicht immer mit größeren Ausgaben verbunden sind, wie Gartenarbeiten, Spazierengehen oder DVD-Abende. Freizeit ist nicht nur eine Konsumzeit, sondern die Zeit, wo man etwas für sich selbst tut und seinen Gedanken nachgeht.[9] Momentan sind zwei Entwicklungen auf dem Freizeitmarkt erkennbar: Zum Teil steigt die Anzahl von Freizeitangeboten, doch dafür benötigt man Zeit und Geld.

Somit muss man für den Traumurlaub, dem Hobby und anderen Freizeitbeschäftigungen Mehrarbeit leisten, was die freie Zeit wiederum einschränkt. Dementsprechend schränken die Menschen ihre Freizeit noch mehr ein und überlegen sehr gut, wofür sie ihr Geld ausgeben. Ein großes Problem dabei ist, dass eine Vielzahl von Haushalten mit geringem Einkommen von vielen Freizeitangeboten im Bereich Kultur, Medien, Sport und Unterhaltung ausgeschlossen sind. Für diese Zielgruppe gewinnen die Freizeitaktivitäten wie Wandern, Radfahren, Malen, Gartengestaltung oder die Angebote von Vereinen und sozialen Trägern weiter an Bedeutung. Dies führt wiederum zwischen den Anbietern zu einem harten Konkurrenzkampf, um die Zielgruppe der Besserverdienenden und „...nicht selten zieht das Freizeitverhalten der begünstigten Bevölkerungsgruppen weitere Vorteile nach sich (z.B. durch außerhäusliche Erfahrungen, Kontakte und Lernprozesse).“[10]

2.3.1 Die Lebenssituation als Einflussfaktor auf den Freizeitstil

Ausschlaggebend für die Entwicklung eines bestimmten Freizeitverhaltens sind die Lebenssituation (Single, Familie) und das Alter. Die verschiedenen Zielgruppen bilden mit der jeweiligen Lebenssituation sowie mit den damit verbundenen Freizeitbedürfnissen ganz unterschiedliche Nachfrage- und Kundentypen für die der Markt die passenden Angebote vorhalten muss. Das behauptet auch Stefan Hradil: „Als Ursache hierfür werden unter anderem die massenhaften Angebote der Freizeitindustrie, die gestiegenen finanziellen Möglichkeiten breiter Bevölkerungskreise und das gewachsene Ausmaß ihrer Freizeit genannt.“[11]

Beispielsweise ist das Alltagsleben bei Familien und Verheirateten auf die familiäre Situation ausgerichtet. Die Freizeitaktivitäten sind bei dieser Zielgruppe meist auf das Wochenende verlagert, um das nachzuholen was in der Woche versäumt wurde. Dann finden Ausflüge mit der Familie, sowie der Wocheneinkauf und Hausarbeiten statt.

Dagegen weisen Singles und Alleinstehende häufig eine finanzielle Unabhängigkeit auf und haben hohe Erwartungen an den eigenen Lebensstil. Bei dieser Zielgruppe wird zwischen zwei Lebenssituationen differenziert. Zum einen gibt es die Berufsorientierten, deren Lebenszentrum auf die Arbeit ausgerichtet ist und die Freizeitaktivitäten nur an den Wochenenden stattfindet. Die zweite Gruppe umfasst die Freizeitorientierten, die ständig unterwegs sind, Spaß haben und soziale Kontakte pflegen. Das Freizeitverhalten bei Singles und Alleinstehenden orientiert sich an einem hohen Freizeitbewusstsein. Sie gestalten ihre Freizeit selbst und weisen einen hohen Freizeitkonsum auf. Der Nachteil bei dieser Gruppe besteht darin, dass mitunter Einsamkeit und Langeweile auftreten können.[12]

Die ältere Generation dagegen hat einen durchstrukturierten, gleichförmigen Tagesablauf, ist sparsam und legt viel Wert auf familiäre Kontakte. Diese Altersgruppe geht in ihrer Freizeit, zum Beispiel spazieren, unternimmt Tagesausflüge mit Busunternehmen oder ist aktiv in einem Seniorenclub (Chor, Rommé, Skat, Handarbeit).

2.3.2 Veränderungen im Freizeitverhalten

Die Menschen haben im Laufe der Zeit durch Veränderung der Gesellschaft und durch die eigene Individualität, bezüglich des Themas Freizeit, verschiedene Bedürfnisse entwickelt. Ausschlaggebende Gründe hierfür sind die hohe Lebenserwartung, die demographische Entwicklung und die Veränderung der Lebensorientierung innerhalb der Gesellschaft.[13]

Dieser allgemeine Wertewandel dient für ein tieferes Verständnis des Freizeitverhaltens, bei dem die Bedeutung der persönlichen Entwicklung von großer Wichtigkeit ist. „Genuss, Abenteuer, Abwechslung, Kreativität, Wellness werden in den nächsten Jahren sicher nicht an Bedeutung verlieren. So wird der „Freizeitler“ zum Beispiel zunehmend erlebnisorientiert.“[14] Emotionen und Spaß spielen in der Freizeit eine wichtige Rolle und von Produkten und Dienstleistungen wird eine hohe Qualität erwartet. Die Freizeitsuchenden haben vielfältige Bedürfnisse, die durch unterschiedliche Lebensstile zu einer starken Veränderung des Freizeitverhaltens führen. Die Komplexität der Aktivitäten und Reiseentscheidungen nimmt damit zu und für die Anbieter ist es schwierig das Verhalten der Konsumenten einzuschätzen.

Ein weiteres Problem der Anbieter ist, dass sie die Trendentwicklung des Freizeitverhaltens im Auge behalten müssen, um ihre Angebote individuell darauf auszurichten. „Entscheidend ist nicht mehr der Konsument, sondern dieser Konsument.“[15]

2.4 Freizeit und ihre negativen Folgen

Freizeit hat im Einzelfall nicht nur eine positive sondern auch eine negative Wirkung auf das einzelne Individuum. Einsamkeit, Langeweile, Stress und Überforderung sind vielfache Begleiterscheinungen angesichts der Erlebnis-und Konsumwelt.

2.4.1. Einsamkeit und Langeweile

In der Öffentlichkeit werden die Begriffe alt, einsam und allein oft in Verbindung mit dem Alter gebracht, aber dies kann keineswegs als eine Frage des Alters angesehen werden. Einsamkeit umgibt jeden Menschen und vor allem jüngere und ältere Generationen sind davon betroffen.[16] Aber die Situation wird für diese Zielgruppe nicht vereinfacht, denn in der Freizeitwelt dominieren Lebens-und Kontaktfreudigkeit, zwanglose Geselligkeit und die Gefühle der Einsamkeit werden in den Schatten gedrängt. Außer der Einsamkeit gehört die Langeweile zu den wichtigsten negativen Erfahrungen individueller Freizeitgestaltung. Beide stehen in einem engen Zusammenhang. „Aus psychologischer Sicht ist Langeweile gleichbedeutend mit dem Erleben eines leeren Zeitgefühls, mit Stillstand und einem Mangel an Interessen und Zielstrebigkeit. In der öffentlichen Diskussion wird langweilige Arbeitszeit interessanterweise als verkaufte und bezahlte Lebenszeit oder als unangenehme Notwendigkeit angesehen. Langweilige Freizeit wird dagegen als verlorene Lebenszeit empfunden.“[17]

Da Langeweile gar nicht in das Freizeitideal eines Einzelnen passt, sucht man soziale Kontakte zu anderen Mitmenschen. Kommunikationsfreudige Orte sind in diesem Fall Gaststätten, Diskotheken oder einfach nur der Medienkonsum durch zum Beispiel Fernsehen oder Computerspiele. Hauptsache das Gefühl der Langeweile kommt nicht auf.[18]

2.4.2. Freizeit und Stress

Vielen Menschen fehlt die Ruhe um ihre freie Zeit zu genießen.[19] Das heißt, wie bereits weiter oben erwähnt, dass die vermeintliche „arbeitsfreie Zeit“ durch zum Beispiel familiären Stress oder der „Über-Ausgestaltung“ dieses geringen Freiraums völlig verplant wird. Das Problem besteht darin, dass die Freizeitangebote und die Konsumansprüche des einzelnen Individuums ansteigen und immer mehr Zeitprobleme mit sich bringen. Niemand möchte eine Veranstaltung verpassen, obwohl jede Freizeitveranstaltung dann mit Hektik verbunden ist. Eine weitere Belastung ist, dass viele Menschen ihre Freunde und Verwandten besuchen und Gegenbesuche verlangen. Aus diesem Grund werden die innere Ruhe und Harmonie verhindert, andererseits möchte man die sozialen Kontakte zu anderen Menschen pflegen.[20]

Ein anderes Phänomen ist der Urlaub, welcher eigentlich zur Erholung und Entspannung des Arbeitsalltages dient. Aber eine Erholungswirkung tritt meistens nicht ein, denn viele Urlauber verbringen die „schönste Zeit im Jahr“ überaus stressreich. Lange Wartezeiten am Flughafen oder im Straßenverkehr sind durchaus anstrengend und schlagen aufs Gemüt.[21]

Ein weiteres Problem ist, dass viele Menschen sich im Urlaub gedanklich nicht von ihrer Arbeit lösen können und sich somit nicht auf die Erholung konzentrieren. Der Erholungseffekt ist abhängig von der Urlaubszufriedenheit. „Je größer die Urlaubszufriedenheit ist, desto eher zeigen sich Erholungseffekte.“[22]

2.4.3 Der Zwang zum Freizeitkonsum

„Der Zwang zum Konsum ist ein Zwang zum Gehorsam gegenüber einem unausgesprochenen Befehl. Jeder... steht unter dem entwürdigenden Zwang, so zu sein wie die Anderen: im Konsumieren, im Glücklichsein, im Freisein; denn das ist der Befehl, den er unbewusst empfangen hat und dem er gehorchen muss, will er sich nicht als Außenseiter fühlen. Nie zuvor war das Anderssein ein so schweres Vergehen wie in unserer Zeit.“[23]

[...]


[1] vgl. Opaschowski, Horst: Einführung in die Freizeitwissenschaft, Leske + Budrich Verlag, Opladen, 1997, 3. Auflage, S.31

[2] Schäfers, Bernhard: Grundbegriffe der Soziologie, Leske und Budrich Verlag, Opladen, 2003, 8. Auflage, S. 22

[3] vgl. Prahl, Hans-Werner: Soziologie der Freizeit, Ferdinand Schöningh Verlag, Schöningh, 2002, S. 132

[4] vgl. Institut der deutschen Wirtschaft:www.iwkoeln.de/tabID/727/ItemID/17584/language/de-DE/Default.aspx

[5] vgl. Pfaffenbach, Carmella: Die Transformation des Handelns, Franz Steiner Verlag, 2002, S. 88

[6] Opaschowski, Horst, Pries, Michael, Reinhardt, Ulrich: Freizeitwirtschaft Die Leitökonomie der Zukunft, Lit Verlag, 1. Auflage, Hamburg 2006, S.28

[7] vgl. Pfaffenbach, Carmella: Die Transformation des Handelns, Franz Steiner Verlag, 2002, S. 88

[8] vgl. Breidenbach, Raphael: Freizeitwirtschaft und Tourismus, Gabler Verlag, 1. Auflage, Wiesbaden 2002, S. 10

[9] vgl. Schulze, Gerhard: Die Erlebnisgesellschaft: Kultursoziologie der Gegenwart, Campus Verlag, 2. Auflage, Frankfurt / Main 2005, Vorwort S. V

[10] Hradil, Stefan, Schiener, Jürgen: Soziale Ungleichheit in Deutschland, VS Verlag, 2005, S. 475

[11] Hradil, Stefan, Schiener, Jürgen: Soziale Ungleichheit in Deutschland, VS Verlag, 2005, S. 475

[12] vg l. Breidenbach, Raphael: Freizeitwirtschaft und Tourismus, Gabler Verlag, 1. Auflage, Wiesbaden 2002, S. 14 ff

[13] vgl. Bähr, Jürgen, Jentsch, Christoph, Kuls, Wolfgang: Bevölkerungsgeographie, Walter de Gruyter, 1992, S. 941 ff

[14] Breidenbach, Raphael: Freizeitwirtschaft und Tourismus, Gabler Verlag, 1. Auflage, Wiesbaden 2002, S. 15

[15] Breidenbach, Raphael: Freizeitwirtschaft und Tourismus, Gabler Verlag, 1. Auflage, Wiesbaden 2002, S. 15

[16] vgl. Opaschowski, Horst, W.: Einführung in die Freizeitwissenschaft, VS Verlag, 2008, S. 215

[17] Breidenbach, Raphael: Freizeitwirtschaft und Tourismus, Gabler Verlag, 1. Auflage, Wiesbaden 2002, S. 21

[18] vgl. Agricola, Sigurd: Freizeit: Grundlagen für Planer und Manager, Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2001, S. 75 ff

[19] vgl. Breidenbach, Raphael: Freizeitwirtschaft und Tourismus, Gabler Verlag, 1. Auflage, Wiesbaden 2002, S. 22

[20] vgl. Agricola, Sigurd: Freizeit: Grundlagen für Planer und Manager, Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2001, S. 153 ff

[21] vgl. Lohmann, M.: Was hat der Mensch vom Reisen?, F.U.R. (Hrsg.), Forschungs-Forum Tourismus, Hamburg 1996, S. 15 ff

[22] Lohmann, M.: Was hat der Mensch vom Reisen?, F.U.R. (Hrsg.), Forschungs-Forum Tourismus, Hamburg 1996, S. 15

[23] Pasolini, Pier Paolo: Freibeuterschriften. Die Zerstörung der Kultur des Einzelnen durch die Konsumgesellschaft, Berlin 1978, S.37

Ende der Leseprobe aus 36 Seiten

Details

Titel
Gesellschaftliche Entwicklungen in der Freizeitwirtschaft
Hochschule
Baltic College University of Applied Sciences - Campus Güstrow
Veranstaltung
Soziologie
Note
1,7
Autoren
Jahr
2009
Seiten
36
Katalognummer
V136064
ISBN (eBook)
9783640447138
ISBN (Buch)
9783640447428
Dateigröße
678 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Gesellschaftliche, Entwicklungen, Freizeitwirtschaft
Arbeit zitieren
Cornelia Zeiser (Autor:in)Claudia Galow (Autor:in), 2009, Gesellschaftliche Entwicklungen in der Freizeitwirtschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/136064

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