Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit dem Thema „Auswirkungen von Psychiatrieaufenthalte auf das Verhalten von Erstpatienten“. Entscheidend für die Themenwahl ist die hohe Anzahl psychisch kranker Menschen in Deutschland. Spiegel online veröffentlichte vor wenigen Jahren erschreckende Zahlen. 2004 wurden 993732 Menschen aufgrund psychischer Störungen in Krankenhäuser eingewiesen, weil sie mit ihrer Arbeit und Privatleben überfordert waren. Die Bundespsychotherapeutenkammer schätzen die Anzahl der behandlungsbedürftigen psychisch und seelisch erkrankten Menschen in Deutschland auf acht Millionen, Tendenz steigend (www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,438647,00.html, vom 26.08.2009). Im speziellen geht diese Arbeit der Frage nach, welchen Einfluss der Aufenthalt in der Psychiatrie auf das Verhalten von Erstpatienten hat. Asmus Finzen spricht in seinem Werk „Hospitalisierungsschäden in psychiatrischen Krankenhäusern“ von einer möglicherweise entstehenden Anstaltsneurose. Diese kann verschiedene Ursachen haben und meist spielen mehrere Faktoren zusammen. Finzen hat die verschiedenen Gründe in sieben Punkte zusammengefasst. Er unterteilt sie in:
1. Abgeschiedenheit von der Außenwelt
2. Entstehender Verlust von Freunden und Familie
3. Erzwungene Untätigkeit
4. Autoritäres Verhalten von Ärzten und Stationspersonal
5. Medikamentöse Therapie
6. Bedrückende Anstaltsatmosphäre
7. Mangelnde Zukunftsaussicht nach der stationären Behandlung (vgl. Finzen, 1974, S.16).
In der Hausarbeit wird im weiteren Verlauf auf einzelne Punkte anhand verschiedener Literatur näher eingehen. Dabei wird besonders auf Goffmans Werk „Asyle- Über die soziale Situation psychiatrischer Patienten und anderer Insassen“ Bezug genommen. Goffman steht der Psychiatrie und ihren Behandlungsmethoden sehr kritisch gegenüber. Es wird versucht seinen Standpunkt näher zu erläutern und seine Ansicht über das Verhalten von Insassen totaler Institutionen zu beschreiben. Zu Beginn wird definiert, was Goffman unter totalen Institutionen versteht. Anschließend wird dargelegt, wie sich das Verhalten der Mitglieder an die totale Institution anpasst und wie sich die Identität der Mitglieder verändert. Zum Schluss wird auf die Folgen eines Psychiatrieaufenthaltes eingegangen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Totale Institutionen
- 3. Die erzwungene Umformung des Selbst während des Psychiatrieaufenthaltes
- 3.1. Rollenverlust
- 3.2. Unnatürliche Rolle
- 3.3. Physische Verunreinigung
- 3.4. Privatleben und Krankenakte
- 3.5. Autonomieverlust
- 3.6. Diagnose
- 3.7. Selbsterfüllende Prophezeiung
- 3.8. Medikation
- 4. Anpassung an die totale Institutionen (Psychiatrie)
- 5. Folgen des Psychiatrieaufenthaltes
- 6. Fazit
- 7. Quellenangaben
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die Auswirkungen von Psychiatrieaufenthalten auf das Verhalten von Erstpatienten. Die hohe Zahl psychisch kranker Menschen in Deutschland bildet den Ausgangspunkt der Untersuchung. Die Arbeit analysiert den Einfluss des Aufenthalts in einer psychiatrischen Klinik auf die Betroffenen, insbesondere im Hinblick auf mögliche Verhaltensänderungen. Dabei wird der Fokus auf die Erfahrungen von Erstpatienten gelegt.
- Der Einfluss totaler Institutionen auf die Identität von Patienten.
- Die Rolle von Rollenverlust, Autonomieverlust und Zwang in der Psychiatrie.
- Die Auswirkungen der Medikation und der Diagnosestellung auf das Verhalten der Patienten.
- Anpassungsmechanismen von Patienten an die psychiatrische Anstalt.
- Langfristige Folgen eines Psychiatrieaufenthalts.
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der Hausarbeit ein und präsentiert erschreckende Statistiken über die Anzahl psychisch kranker Menschen in Deutschland. Sie benennt die Forschungsfrage nach dem Einfluss des Psychiatrieaufenthalts auf das Verhalten von Erstpatienten und erwähnt Asmus Finzen und seine sieben Punkte zur Anstaltsneurose als wichtigen Bezugspunkt. Die Arbeit kündigt die Bezugnahme auf Erving Goffmans Werk „Asyle“ an und skizziert den weiteren Aufbau.
2. Totale Institutionen: Dieses Kapitel definiert den Begriff der „totalen Institution“ nach Goffman als eine abgeschlossene, reglementierte Lebensgemeinschaft, die den Kontakt zur Außenwelt stark einschränkt. Goffman's fünf Typen totaler Institutionen werden vorgestellt, wobei die Psychiatrie als besonders relevante Form herausgestellt wird. Der Kapitel beschreibt die Trennung der Lebensbereiche (Schlafen, Spielen, Arbeiten) in totalen Institutionen und die daraus resultierende Beeinträchtigung der Insassen. Die Machtverhältnisse zwischen Personal und Insassen werden analysiert, sowie die gegenseitige Etikettierung und das daraus resultierende Misstrauen.
3. Die erzwungene Umformung des Selbst während des Psychiatrieaufenthaltes: Dieses Kapitel befasst sich mit den tiefgreifenden Veränderungen, die der Psychiatrieaufenthalt bei den Patienten bewirkt. Es thematisiert den Rollenverlust, die erzwungene Übernahme einer unnatürlichen Rolle, die Beeinträchtigung der Privatsphäre, den Verlust der Autonomie, die problematische Diagnosestellung und die Wirkung der Medikation sowie den Prozess der selbsterfüllenden Prophezeiung. Die einzelnen Unterkapitel analysieren diese Aspekte im Detail und zeigen die Auswirkungen auf die Identität und das Selbstbild der Patienten.
4. Anpassung an die totale Institutionen (Psychiatrie): Dieses Kapitel untersucht, wie sich Patienten an die Bedingungen in der psychiatrischen Anstalt anpassen. Es beleuchtet die Strategien, die Patienten entwickeln, um mit den Herausforderungen des Klinikalltags zurechtzukommen, und wie diese Anpassungsmechanismen ihrerseits die Langzeitfolgen beeinflussen können.
Schlüsselwörter
Psychiatrieaufenthalt, Erstpatienten, Totale Institutionen, Goffman, Anstaltsneurose, Rollenverlust, Autonomieverlust, Medikation, Anpassung, Verhaltensänderung, Identität, Stigmatisierung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Hausarbeit: Auswirkungen von Psychiatrieaufenthalten auf Erstpatienten
Was ist das Thema der Hausarbeit?
Die Hausarbeit untersucht die Auswirkungen von Psychiatrieaufenthalten auf das Verhalten von Erstpatienten. Sie analysiert den Einfluss des Aufenthalts in einer psychiatrischen Klinik auf die Betroffenen, insbesondere im Hinblick auf mögliche Verhaltensänderungen und den Fokus auf die Erfahrungen von Erstpatienten.
Welche zentralen Themen werden behandelt?
Zentrale Themen sind der Einfluss totaler Institutionen auf die Identität der Patienten, der Rollenverlust, der Autonomieverlust und Zwang in der Psychiatrie, die Auswirkungen von Medikation und Diagnosestellung, Anpassungsmechanismen der Patienten und die Langzeitfolgen eines Psychiatrieaufenthalts. Die Arbeit bezieht sich stark auf Erving Goffmans Werk „Asyle“ und den Begriff der totalen Institutionen.
Welche Kapitel umfasst die Hausarbeit?
Die Hausarbeit gliedert sich in sieben Kapitel: Einleitung, Totale Institutionen, Die erzwungene Umformung des Selbst während des Psychiatrieaufenthaltes (mit Unterkapiteln zu Rollenverlust, unnatürlicher Rolle, physischer Verunreinigung, Privatleben und Krankenakte, Autonomieverlust, Diagnose, selbsterfüllende Prophezeiung und Medikation), Anpassung an die totale Institution (Psychiatrie), Folgen des Psychiatrieaufenthaltes, Fazit und Quellenangaben.
Was wird in der Einleitung behandelt?
Die Einleitung führt in das Thema ein, präsentiert Statistiken über psychisch kranke Menschen in Deutschland, formuliert die Forschungsfrage und erwähnt Asmus Finzen und seine sieben Punkte zur Anstaltsneurose als wichtigen Bezugspunkt. Sie kündigt den Bezug auf Goffmans Werk an und skizziert den Aufbau der Arbeit.
Was versteht die Arbeit unter „totalen Institutionen“?
Das Kapitel „Totale Institutionen“ definiert diesen Begriff nach Goffman als abgeschlossene, reglementierte Lebensgemeinschaften mit stark eingeschränktem Kontakt zur Außenwelt. Es werden Goffmans fünf Typen vorgestellt, wobei die Psychiatrie als besonders relevant hervorgehoben wird. Die Trennung der Lebensbereiche und die Machtverhältnisse zwischen Personal und Insassen werden analysiert.
Wie wird die „erzwungene Umformung des Selbst“ beschrieben?
Dieses Kapitel beschreibt tiefgreifende Veränderungen durch den Psychiatrieaufenthalt: Rollenverlust, erzwungene Übernahme unnatürlicher Rollen, Beeinträchtigung der Privatsphäre, Autonomieverlust, problematische Diagnosestellung, Wirkung der Medikation und selbsterfüllende Prophezeiungen werden detailliert analysiert und ihre Auswirkungen auf Identität und Selbstbild der Patienten dargestellt.
Wie werden Anpassungsmechanismen der Patienten behandelt?
Das Kapitel zur Anpassung untersucht Strategien von Patienten, um mit den Herausforderungen des Klinikalltags zurechtzukommen und wie diese Anpassungsmechanismen die Langzeitfolgen beeinflussen können.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Psychiatrieaufenthalt, Erstpatienten, Totale Institutionen, Goffman, Anstaltsneurose, Rollenverlust, Autonomieverlust, Medikation, Anpassung, Verhaltensänderung, Identität, Stigmatisierung.
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- Stefanie Schulz (Author), 2009, Auswirkungen von Psychiatrieaufenthalte auf das Verhalten von Erstpatienten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/136215