Die vorliegende Masterarbeit widmet sich dem impliziten Wissen, das für das Gelingen der Arbeit im Rettungsdienst notwendig ist, sowie der Indexikalitäten und Entindexikalisierungsversuche, die im Rahmen Rettungsdienstlicher Kooperation zwischen den Mitarbeitern des Rettungsdienstes, der integrierten Leitstelle sowie den technischen Medizinprodukten auftreten. Notfallmedizinische Arbeit wird maßgeblich von dem Vorhandensein impliziten Wissen beeinflusst. Dieses Wissen lässt sich lediglich in seiner praktischen Anwendung produzieren und reproduzieren und entzieht sich meist jeglichen Versuchen der Explizierung. Beobachten lässt sich das vor allem in der Kommunikation und Kooperation der Rettungsdienstmitarbeiter. Vor allem mehrfaches Nachfragen sowie interne Abstimmungen zur Lage und notwendigen Aufgaben, lassen sich durch gemeinsam geteiltes implizites Wissen über die Arbeit, medizinische Hintergründe und die Situation selbst, auf ein Minimum reduzieren.
Eine Erscheinungsform impliziten Wissens stellen Indexikalisierungen dar. Sie zeigen unter Berufung auf geteiltes implizites Wissen unterschiedlichen Inhalt von Aussagen an ohne diesen explizit zu nennen. Dadurch professionalisiert sich der Rettungsdienst und grenzt sich von Außenstehenden ab. Zeitgleich tragen Indexikalisierungen zu der Identifikation als Gruppenzugehöriger (zur Gruppe des Rettungsdienstpersonals) sowie zum flüssigen Umweg-armen Ablauf von Gesprächen innerhalb von Einsätzen bei. Entindexikalisierungsversuche sind bei Missverständnissen durch Indexikalitäten durchaus notwendig, sorgen aber für einen trägeren Ablauf von Kommunikation und können – zumindest sofern sie institutioneller Abstammung sind – herabwürdigend und deprofessionalisierend erscheinen. Eine Schaffung von Freiheit in bestimmten Ausprägungen von Indexikalitäten und die Vermeidung unnützer Explikation implizitem Wissens erscheinen im Sinne eines funktionierenden, reibungsarmen und professionalisierten Rettungsdienstes erstrebenswert.
Inhaltsverzeichnis
- Danksagung
- Vorwort
- Abstract
- Inhaltsverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- Einleitung
- Erkenntnisinteresse
- Inhaltliche Abgrenzung
- Zugang zum Feld
- Vorgehen
- Forschungsdesign und Methodologie
- Wissenschaftstheoretische Basis
- Das Feld
- Analytische Konstitution des Feldes
- Spezifizierung des Feldes - Was gehört dazu?
- Eingesetzte Methoden und Datenkorpus
- Teilnehmende Beobachtung und Einsatzprotokolle
- Ethnografische Interviews und Gesprächsaufzeichnungen
- Der Forscher als Werkzeug und Datenquelle
- Ethnografische Darstellungen
- Ohne Technik kein Einsatz
- Der Pieper Wenig Töne, viele Infos
- Das Navigationsgerät - Mehr als nur Wegweiser
- Das Funkgerät - von der Straße in den Funkverkehr
- Technische Medizinprodukte - Interpretationen als Nebenwirkung
- Implizites Wissen und Indexikalität im rettungsdienstlichen Sprachgebrauch
- Indexikale Aussagen – Wo Kontext den Inhalt bestimmt
- Indexikales Vokabular – Wie aus Ärzten Druiden wurden
- Indexikales Schweigen - Wenn Schweigen zu Gold wird
- Auswertung der Ergebnisse
- Zentrale Theorien und Modelle
- Implizites Wissen und die Sonderstellung medizinischem Wissens
- Indexikalität
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Masterarbeit untersucht das implizite Wissen, das für den erfolgreichen Betrieb des Rettungsdienstes notwendig ist, sowie die Indexikalitäten und Entindexikalisierungsversuche, die im Rahmen der Zusammenarbeit zwischen Rettungsdienstmitarbeitern, der Leitstelle und technischen Medizinprodukten auftreten. Die Arbeit betrachtet die Bedeutung von implizitem Wissen für die Kommunikation und Kooperation im Rettungsdienst und analysiert die Verwendung von Indexikalitäten in der rettungsdienstlichen Sprache.
- Das implizite Wissen im Rettungsdienst und seine Bedeutung für die erfolgreiche Arbeit
- Die Rolle von Indexikalitäten in der Kommunikation und Kooperation im Rettungsdienst
- Der Einfluss von technischen Medizinprodukten auf die Interpretation von Informationen im Rettungsdienst
- Die Bedeutung von Entindexikalisierungsversuchen bei Missverständnissen durch Indexikalitäten
- Die Herausforderungen und Chancen der Explikation von implizitem Wissen im Rettungsdienst
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt das Erkenntnisinteresse und die inhaltliche Abgrenzung der Arbeit dar.
- Das Kapitel "Zugang zum Feld" beschreibt das Vorgehen der Studie, das Forschungsdesign, die wissenschaftstheoretische Basis und das Feld der Untersuchung.
- Das Kapitel "Ethnografische Darstellungen" analysiert die Rolle von technischen Medizinprodukten im Rettungsdienst und untersucht die Bedeutung von implizitem Wissen und Indexikalitäten im rettungsdienstlichen Sprachgebrauch.
- Das Kapitel "Auswertung der Ergebnisse" präsentiert zentrale Theorien und Modelle zur Erklärung des impliziten Wissens und der Indexikalität im Rettungsdienst.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Implizites Wissen, Indexikalität, Entindexikalisierung, Kooperation, Rettungsdienst, Notfallmedizin, Kommunikation, Sprache, Technik, Medizinprodukte und Ethnografie.
- Quote paper
- Master of Arts Sebastian Gründig (Author), 2021, Kooperation und implizites Wissen im Rettungsdienst, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1362865