Diese Bachelorarbeit widmet sich dem Sozialistischen Patientenkollektiv, bei dem bereits der Name eine Thematik vermuten lässt, die sowohl politische als auch medizinische Aspekte umfasst: Der Begriff des "Patienten" impliziert gewöhnlich ein zugrunde liegendes Krankheitsbild, wohingegen "Sozialismus" politische Ziele formuliert. Es soll Ziel der vorliegenden Arbeit sein darzustellen, dass einem Radikalisierungsprozess der Gruppe sowohl äußere als auch gruppeninterne Faktoren und Ereignisse zugrunde lagen, und sich jene Entwicklung somit auch in keinem Täter-Opferbild darstellen lässt.
Beim SPK handelt es sich also um eine Gruppe, die das Thema "Krankheit" in einen politischen Kontext stellt, und dabei als erste selbstorganisierte Patientengruppe der Bundesrepublik 1970 öffentlich in Erscheinung trat, ein Kollektiv gründete und konkrete politische Ziele formulierte. Das SPK ist Teil einer Bewegung, die als "Antipsychiatrie" ab den fünfziger Jahren zunehmend an Einfluss gewann und die traditionelle Psychiatrie herausforderte, indem das Thema "psychische Krankheit" erstmals in einen gesamtgesellschaftlichen Kontext gestellt wurde, und darauf aufbauend neue Therapiemethoden entwickelt wurden.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einführung
- 1.1 „Psychiatrie“ aus kulturwissenschaftlicher Perspektive
- 1.2 Das Erbe des Nationalsozialismus und der Beginn der Antipsychiatrie
- 2 Die Entwicklung des SPK
- 2.1 Poliklinik Heidelberg und Studentenbewegung
- 3 „Aus der Krankheit eine Waffe machen!“
- 3.1 „Der Kranke als revolutionäres Subjekt“ - theoretische Grundlagen des SPK
- 3.2 Therapeutische und politische Praxis des SPK
- 3.3 Interne Faktoren zur Radikalisierung: Sprache und Gruppendynamik
- 4 „Psycho-RAF“? SPK und Rote Armee Fraktion
- 5 Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit beschäftigt sich mit dem Sozialistischen Patientenkollektiv (SPK), einer selbstorganisierten Patientengruppe, die in den 1970er Jahren in der Bundesrepublik Deutschland entstand. Die Arbeit analysiert die Entstehung, die Entwicklung und die Radikalisierung des SPK vor dem Hintergrund der Antipsychiatrie-Bewegung, der Studentenbewegung und der politischen und gesellschaftlichen Umbrüche der späten 1960er und frühen 1970er Jahre.
- Die Entstehung des SPK im Kontext der Antipsychiatrie-Bewegung
- Das Selbstverständnis und die politischen Ziele des SPK
- Die Radikalisierung des SPK und die Rolle von Sprache und Gruppendynamik
- Der Einfluss des SPK auf die politische Landschaft der 1970er Jahre
- Die Auseinandersetzung des SPK mit der traditionellen Psychiatrie und der Rolle des Staates
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einführung
Das erste Kapitel führt in die Thematik der Arbeit ein und stellt das Sozialistische Patientenkollektiv (SPK) als eine Gruppe vor, die das Thema „Krankheit“ in einen politischen Kontext stellt. Es werden die Ursprünge der Antipsychiatrie-Bewegung und deren Einfluss auf das SPK beleuchtet, sowie die Bedeutung von „Psychiatrie“ aus einer kulturwissenschaftlichen Perspektive diskutiert.
2 Die Entwicklung des SPK
Das zweite Kapitel beleuchtet die Entstehung des SPK in der Poliklinik Heidelberg und dessen Entwicklung vor dem Hintergrund der Studentenbewegung der späten 1960er Jahre. Es werden die Schlüsselfiguren und die frühen Aktivitäten des SPK vorgestellt.
3 „Aus der Krankheit eine Waffe machen!“
Das dritte Kapitel befasst sich mit den theoretischen Grundlagen und der Praxis des SPK. Es werden die zentralen Ideen des SPK, die sich auf die Rolle des „Kranken als revolutionäres Subjekt“ konzentrieren, analysiert. Des Weiteren werden die therapeutische und politische Praxis des SPK sowie die internen Faktoren, die zur Radikalisierung des Kollektivs führten, untersucht.
4 „Psycho-RAF“? SPK und Rote Armee Fraktion
Das vierte Kapitel befasst sich mit der Verbindung zwischen dem SPK und der Roten Armee Fraktion (RAF) und untersucht die Frage nach der „Psycho-RAF“. Es wird die Rolle des SPK im Kontext des politischen Terrors der frühen 1970er Jahre diskutiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Schlüsselbegriffen Antipsychiatrie, Patientenkollektiv, Radikalisierung, politische Praxis, Studentenbewegung, 1968er-Bewegung, therapeutische Gemeinschaft, Sozialismus, Krankheit, Normalität, Machtstrukturen, und „der Kranke als revolutionäres Subjekt“.
- Arbeit zitieren
- Isabelle-Angelina Schosser (Autor:in), Das Sozialistische Patientenkollektiv und seine Radikalisierung. Faktoren und Ereignisse des Radikalisierungsprozesses, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1363355