Das Joelbuch. Eine Auseinandersetzung mit der Person des Joel


Hausarbeit, 2009

14 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Der Prophet Joel

3. Das Buch Joel
3.1 Datierung
3.2 Aufbau
3.3 Inhalt
3.4 Sprache und Stil

4. Theologie

5. Wirkungsgeschichte

6. Fazit

7. Literatturverzeichnis

1. Einleitung

Mit Hilfe der hier vorliegenden, von mir persönlich im Rahmen des im Wintersemester 2008/09 belegten Proseminars „Bibelkunde des Alten Testaments“ angefertigten Hausarbeit „Das Buch Joel“ möchte ich mich konzentrierter mit der Person des Joel, seinem Leben und Wirken und die damit einhergehende Frage nach der Datierung des Gesamtwerkes beschäftigen, sowie mich näher mit der Entstehung, dem Aufbau und der Theologie des Prophetenbuches und dessen Bedeutung für die weiteren Bücher der Heiligen Schrift auseinandersetzen. Hierfür werde ich zunächst die Gestalt des Prophet Joel betrachten und versuchen etwas über seine Person, sein Leben, seine Zeit und sein Auftreten herauszuarbeiten, - soweit sich dies aus dem Werk ablesen lässt. Anschließend wird das Joelbuch im Hinblick auf seine Entstehung, seinem Aufbau, seinem Inhalt, seiner literarischen Gestalt und Sprache sowie seinem theologischen Gehalt und Relevanz überprüft, um nachfolgend im Zuge der Wirkgeschichte des Joelbuches seine Bedeutsamkeit und Brisanz für die Schriften des alt- und neutestamentlichen Kanons hervorzuheben. Abschluss dieser Ausarbeitung bildet ein zusammenfassendes Resümee der zuvor gewonnen Erkenntnisse mit eigener Stellungnahme.

Im Alten Orient mit seinen Hochkulturen, wie auch in der gesamten Antike, bilden Natur und Geschichte keineswegs zwei voneinander getrennte Erkenntnisbereiche. Dieser Sachverhalt zeigt sich auch ganz deutlich im Joelbuch.[1] „Wie in den einzelnen Teilen 1-2 und 3-4 Gottes Handeln Natur und Geschichte bewegt, so ist in der Gesamtkonzeption Erinnerung und Erwartung an das Geschehen in Natur und Geschichte geknüpft.“[2]

Der hebräische Bekenntnisname Joel bedeutet in seiner Übersetzung „JHWH ist Gott“, dies „ist programmatisch gemeint“.[3] Überliefert ist das Joelbuch, das insgesamt vier Kapitel umfasst, im Zwölfprophetenbuch des Tanachs. Über den Verfasser des Prophetenbuches ist kaum etwas bekannt. Die Überschrift des Prophetenbuches (1,1) teilt dem Leser lediglich mit, dass Joel ein Sohn des Petuel ist, der sonst keine weitere Erwähnung findet.[4]

Mich persönlich tangiert das Thema „Das Buch Joel“ im besonderen Maße, auf Grund dessen, dass das Joelbuch trotz seiner theologischen Bedeutsamkeit recht einfach zu lesen ist,[5] es „bietet fast keine philologische und noch weniger dramatische cruces interpretum“.[6] Gerade durch die Verwendung bekannter Sprachmotive zeichnet sich die literarische Schlichtheit der Lektüre aus. Jedoch darf man das prophetische Werk keineswegs nur oberflächlich betrachten. Um ein authentisches Verständnis für das Joelbuch zu erlangen, bedarf es vor allem der Interpretation und der Darlegung des „Tages JHWHs“.[7] Zudem ist es kaum einen anderen Verfasser eines Prophetenbuches gelungen, „seine Leser so direkt zu packen und anzusprechen, wie das in der Schilderung des herannahenden JHWE-Tages im zweiten Kapitel der Joelschrift geschieht (2,1-11.12-14). Der Leser wird in die Rolle der Zuschauer versetzt, die das heranstürmende, unheimliche Heer auf sich zukommen sehen.“[8] Dies wird gerade durch die besonders hohe Rhetorik im Joelbuch erreicht.[9] Somit gilt „der Prophet Joel […] unter den kleinen Propheten [als] der Liebling der alttestamentlichen Ausleger und Hebraisten.“[10] Ungeachtet dessen wird in der historisch-kritischen Forschung jedoch auch die Auffassung vertreten, „dass von einem hohen Fluge der Phantasie und einer poetischen Sprache nicht die Rede sein kann.“[11]

2. Der Prophet Joel

Durch die Überschrift im Buch Joel „.Das Wort Jahwes, das an Joel, den Sohn Petruels, erging“ (1,1) wird dem Leser lediglich mitgeteilt, dass es sich bei Joel um den Sohn Petruels handelt. Joel wird durch die Namensnennung seines Vaters näher qualifiziert. Eine weitere Aufklärung, die Aufschluss über den Propheten und seine Zeit geben könnte, bleibt aus.[12] Nach Ausweis des Buches wird somit Joel durch die Überschrift als der Verfasser der Joelschrift oder wenigstens seines Grundbestandes vorgestellt. „Ihm werden die Texte von Kap. 1f. zugeschrieben, während Kap. 3f. je nach Sicht der Einheitsfrage unterschiedlich, meist als anonym beurteilt werden.“[13]

Der Name Joel kann auf zweierlei Weise gedeutet werden: Entweder wie bereits erwähnt „JHWE ist Gott“ oder er kann ebenfalls „er soll anfangen“ bedeuten.[14] Er findet sich hauptsächlich in den Listen der Chronisten wieder. Hier gilt er in levitischen Kreisen als ein bevorzugter und weit verbreiteter Name, so trägt z.B. Samuels ältester Sohn (1 Sam 8,2; 1 Chr 6,18) diesen Namen, wie auch weitere 14 verschiedene Personen: u.a. ein Sohn Rubens (1 Chr 5,4), ein Sohn Asarjahs (1 Chr 6,21), ferner der Sohn Gersons (1 Chr 15,7.11), der Ladans (1 Chr 23,8).[15] In der jüdischen Tradition existieren drei Möglichkeiten, Joel näher zu identifizieren. Zum einen als Sohn von Schemuel (1 Sam 8,2), zum anderen als Zeitgenosse von Elischa (bTaan 5a) oder Joel, Nachum und Habbakkuk prophezeiten alle in der Zeit von Menasche.[16] Der Name seines Vaters Petuel, dessen etymologische Bedeutung umstritten ist, ist hingegen singulär und findet keine weitere Erwähnung.[17]

Über das Wirken des Propheten erhalten wir keine konkreten Angaben aus dem Buch, es lassen sich lediglich Rückschlüsse aus dem Text ziehen. Aus dem ersten Kapitel lässt sich schließen, dass Joel anlässlich einer Heuschreckenplage und Dürre in Jerusalem aufgetreten ist.[18] Vermutlich hat Joel in Jerusalem gewirkt, da die Stadt Jerusalem in seiner Schrift mehrfach erwähnt wird (3,5; 4,1.16.17.20) ebenso wie der Zionshügel (2,1.15; 3,5; 4,16.17.20). Die Wirksamkeit des Propheten in Jerusalem und damit die Zugehörigkeit zur Zionsgemeinde geht somit deutlich aus den Texten hervor (vgl. 1,9.13; 2,1; 3,5; 4,1.16.17f.). Die Tatsache, dass er mit den kultischen Festlichkeiten und Gottesdienstordnungen vertraut ist, erlaubt jedoch noch nicht die fundierte Annahme, dass es sich bei Joel um ein Mitglied des Kultpersonals im Sinne eines Priesters oder eines Kultpropheten handelt.[19] Die These, dass Joel Kultprophet gewesen sei, die von Kapelrud, Keller und Rudolph vertreten wird, ist aus der Analyse des Buches erschlossen und steht in Abhängigkeit zu der Annahme eines vorexilischen Ansatzes des prophetischen Werkes. Sie sehen in Joel einen Kultpropheten, der in Kapitel 1f. von der Volksklagefeier berichtet, an der er selbst entscheidend mitgewirkt hat.[20] Mit der Datierung des Buches in die nachexilische Zeit wurde über einen langen Zeitraum hinweg die These vertreten, Joel sei weniger ein Prophet, sondern mehr ein „Dichter“ gewesen. Dies wird vor allem von Haller, Bewwe und Cannon angenommen. Weit treffender und plausibler erscheint jedoch die literarische Charakterisierung Joels als „Schriftprophet“, wie sie Wolff und Bergler vornehmen.[21] Dabei gehen die Exegeten von den häufigen Anklängen an die älteren Propheten aus (vgl. 1,15 mit Jes 13,6; 2,1f. mit Zef 1,14f.; 2,10 mit Jes 13,13.10; 4,16 mit am 1,2). Daraus ergibt sich, dass Joel in der Welt des Opfergottesdienstes (1,19.16), des Tempels (4,18) und des Gebetes (3,5) lebt.

[...]


[1] vgl.: Liwak, R., Joelbuch. In: WdC, 558.

[2] Ebd.

[3] Zenger, E., Stuttgarter Altes Testament, 1750.

[4] vgl.: Schmoldt, H., Das Alte Testament, 226.

[5] vgl.: Bergler, S., Joel als Schriftinterpret, 15.

[6] Graetz, H., Der einheitliche Charakter der Prophetie Joels, 1

[7] vgl.: Müller, A. K., Gottes Zukunft, 3.

[8] Zenger, E., Stuttgarter Altes Testament, 1750.

[9] vgl.: Maier, G., Pohl, A. (Hrsg.), Wuppertaler Studienbibel, 19.

[10] Graetz, H., Der einheitliche Charakter der Prophetie Joels, 1.

[11] Scholz, A., Joel, 8.

[12] vgl.: Schmoldt, H., Das Alte Testament, 227.

[13] Seybold, K., Joel/Joelbuch. In: RGG 4, 511.

[14] vgl.: Möller, H., Alttestamentliche Bibelkunde, 281.

[15] vgl.: Maier, G., Pohl, A. (Hrsg.), Wuppertaler Studienbibel, 19.

[16] vgl.: Liss, H., Tanach, 292.

[17] vgl.: Dreissler, A., Zwölf Propheten, 65.

[18] vgl.: Seybold, K., Joel/Joelbuch. In: RGG 4, 511.

[19] vgl.: Dreissler, A., Zwölf Propheten, 65.

[20] vgl.: Rendtorff, R., Das Alte Testament, 231.

[21] vgl.: Jeremias, J. Joel/Joelbuch. In: TRE 17, 91.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Das Joelbuch. Eine Auseinandersetzung mit der Person des Joel
Hochschule
Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg  (Alttestamentliche Bibelwissenschaft)
Veranstaltung
Proseminar
Note
1,0
Autor
Jahr
2009
Seiten
14
Katalognummer
V136389
ISBN (eBook)
9783640447213
ISBN (Buch)
9783640447473
Dateigröße
432 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Zwölfprophetenbuch, Tag JHWHs
Arbeit zitieren
Ulrike M. S. Röhl (Autor:in), 2009, Das Joelbuch. Eine Auseinandersetzung mit der Person des Joel, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/136389

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