Piagets Stufenmodell der kognitiven Entwicklung


Hausarbeit, 2007

12 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Biographie

3 Begriffsabgrenzungen

4 Das Phasenmodell
4.1 Vorraussetzungen des Modells
4.2 Die sensomotorische Stufe ( 0 – 2 Jahre )
4.2.1 Erstes Stadium: Betätigung und Übung der Reflexe (ca. 0-1 Monate)
4.2.2 Zweites Stadium: Bildung erster Gewohnheiten und die primäre Kreisreaktion (ca. 1-4 Monate)
4.2.3 Drittes Stadium: Sekundäre Kreisreaktionen. Verstärkte Hinwendung zur Außenwelt (ca. 4-8 Monate)
4.2.4 Fünftes Stadium: Tertiäre Kreisreaktionen. Experimentelles Vorgehen. Suche und Entdeckung neuer Mittel-Schemata (ca. 12-18 Monate)
4.2.5 Sechstes Stadium: Übergansstadium: Die Erfindung neuer Mittel durch geistige Kombination (ca. 18-24 Monate)
4.3 Die voroperationale Stufe ( ca. 2-7 Jahre)

5 Bedeutung für Erziehung und Bildung

6 Kritik

Literaturverzeichnis.

1 Einleitung

Die geistige Entwicklung des Menschen von dem Zeitpunkt seiner Geburt bis hin zum Kleinkindesalter besitzt verschiedene Facetten und ist auch aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Genau damit beschäftigte sich der Schweizer Entwicklungspsychologe Jean Piaget, der auch zahlreiche Bücher über die geistige Entwicklung des Kindes verfasste. Zu den wesentlichsten und am meisten bekannt gewordenen Bestimmungsstücken der Piaget´schen Theorie der kognitiven Entwicklung gehört die Auffassung von der gesetzmäßigen Abfolge strukturell jeweils verschiedenen Entwicklungsstufen, um die es sich -in Bezug auf die Elementarpädagogik- in meiner Seminararbeit handelt.

Zum besseren Verständnis möchte ich nun in meiner Seminararbeit mit dem Titel „Piagets Stufenmodell der kognitiven Entwicklung“ zunächst eine Biographie von Jean Piaget aufzeigen, einige Grundbegriffe, die im Zusammenhang mit dem Stufenmodell auftauchen, erklären, um anschließend den Aufbau des Stufenmodells und dessen Grenzen genauer zu betrachten.

2 Biographie

Jean Piaget wurde am 9. August 1886 als Sohn eines Literaturprofessors in Neuchâtel geboren. Seine Universitätsausbildung konzentrierte sich auf die Gebiete der Biologie und der Philosophie. Zwischen 1911 und 1925 veröffentlichte er etwa 25 Studien über auf dem Land oder im Wasser lebende Mollusken. In Zürich begann er anschließend sein zweites Studium im Schwerpunkt der Psychologie. Dort beschäftigte er sich hauptsächlich mit der Kinderpsychologie und der Erziehung. Zusätzliche beschäftigte er sich mit der Intelligenzentwicklung des Kindes. 1921 wurde er nach Genf berufen um dort am Institut Jean-Jaques Rousseau zu lehren, dessen Leiter er 1933 wurde und es bis 1971 blieb. Aus seiner 1935 geschlossenen Ehe gingen 3 Kinder hervor, die unter anderem geeignete Studienobjekte für seine wegweisende Forschung zur Entwicklung der Intelligenz von der Geburt bis zum Spracherwerb waren. Im Jahre 1951 erschien sein Grundlagenwerk: „Das Wachsen des logischen Denkens von der Kindheit bis zur Pubertät“. In seiner Beschäftigung mit der genetischen Psychologie und der Erkenntnistheorie interessierte sich Jean Piaget für den Aufbau der Erkenntnis. Sein bedeutendste Ergebnis in der Erkenntnistheorie betraf den Nachweis der spezifischen wissenschaftlichen Denkform des Kindes, das in erheblichen Unterschied zu der Denkart von Erwachsenen steht. Er hat mehr als 30 Ehrendoktorwürden von Universitäten aus aller Welt. An seinen Forschungen orientieren sich noch heute die Wissenschaftler der Psychologie, Philosophie und Soziologie, sowie der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften. Jean Piaget war ein höchst beachteter und ausgezeichneter Wissenschaftler. Er starb am 16. September 1980 in Genf.

3 Begriffsabgrenzungen

Die Aufnahme eines Gegenstandes in ein geistiges Schema nennt Piaget Assimilation. Bemerkt das Kind, dass seine Assimilation falsch war, muss es die Schemata der Wirklichkeit anpassen. Diesen Vorgang nennt man Akkommodation. Ein Schemata sind verfügbare Handlungen, die der Mensch in der Wirklichkeit effektiv wiederholen kann.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: http://art.ph-freiburg.de/Piaget/PNG/Prinzipien/Prinz_abb7.png

4 Das Phasenmodell

4.1 Vorraussetzungen des Modells

Jean Piaget geht von vier aufeinander folgenden Entwicklungsstufen aus, von denen keine der vier Stufen übersprungen werden darf. Auch die Abfolge der Stufen ist unumkehrbar. Diese Stufen laufen bei allen Personen in der gleichen Reihenfolge ab. Die vorangegangenen Strukturen verschwinden nicht, sondern werden in die neue Stufe eingegliedert. Bei jeder Stufe gibt es eine Vorbereitungsperiode, sowie eine Endperiode. Außerdem geht er von qualitativen Stufen aus und nicht von einer linear kontinuierlichen Entwicklung.

4.2 Die sensomotorische Stufe ( 0 – 2 Jahre )

Die sechs Unterstadien der sensomotorischen Entwicklungsperiode:

4.2.1 Erstes Stadium: Betätigung und Übung der Reflexe (ca. 0-1 Monate)

„Das erste Unterstadium ist gekennzeichnet durch die immer wieder erfolgende noch weitgehend unveränderte Realisierung der angeborenen Reflexe und Instinktkoordinationen.“[1] Nicht jeder Reflex ist in kognitiver Hinsicht relevant, wie zum Beispiel das Niesen.[2] Den Saugreflexen, Augenbewegungen oder dem Greifen widmete der Entwicklungspsychologe mehr Aufmerksamkeit. Der Säugling kann schon verschiedene Reflexe differenzieren, so merkt er, dass das Saugen an der Mutterbrust sich von dem, an der Flasche unterscheidet. Doch: Jean Piaget sieht in diesem Stadium eher als ein Vorstadium der eigentlichen sensomotorischen Intelligenz.

4.2.2 Zweites Stadium: Bildung erster Gewohnheiten und die primäre Kreisreaktion (ca. 1-4 Monate)

Das zweite Stadium beginnt damit, dass das Kind Handlungen, die zu einem angenehmen Ergebnis geführt haben, wiederholt. Es können sich schon erste Gewohnheiten und Fähigkeiten daraus bilden. Im Detail formuliert es Franz Buggle folgendermaßen: „Durch die Ausweitung des Reflex- und Instinktverhaltens, noch ausschließlich gesteuert durch die entsprechenden Motive (zu saugen, zu greifen, zu hören, zu sehen usw.), kommt der Säugling zufällig (…) zu neuen Ergebnissen seines Verhaltens, die er dann (…) durch permanente Wiederholung (reproduktive und funktionale Assimilation) beizubehalten und zu stabilisieren sucht. Dieses Verhalten, durch Reproduktion zufällig erzielte Verhaltensergebnisse zu konservieren uns zu stabilisieren, bezeichnet Piaget in Anlehnung an J.N. Baldwin als primäre Zirkulärreaktion.[3] Besonders wichtig ist für das zweite Stadium, dass das Kind zwischen Sehen und Greifen koordinieren kann.

4.2.3 Drittes Stadium: Sekundäre Kreisreaktionen. Verstärkte Hinwendung zur Außenwelt (ca. 4-8 Monate)

„In diesem folgenden dritten Stadium beginnt das Kind visuell zu erfassen, was immer es mehr oder weniger zufällig zu greifen bekommt, und es versucht zu ergreifen, was es sieht, ohne dass, wie zuvor, Hand und zu greifendes Objekt simultan in seinem Wahrnehmungsfeld liegen müssen.“[4] Die sekundäre Kreisreaktion stellt die zentrale Kennzeichnung des dritten Stadiums dar. Der Unterschied zwischen der primären und sekundären Kreisreaktion ist, dass sich die primäre Kreisreaktion im wesentlichen auf den eigenen Körper, die eigenen körperlichen Aktivitäten richten, während sich die sekundäre Kreisreaktion zunehmend auf die Umwelt außerhalb des eigenen Körpers ausweiten, beispielsweise das Geräusch einer Rassel. Der Säugling hat nun ein wachsendes Interesse an den Wirkungen seiner Handlungen und versucht nun, die neuen Erfahrungen an ihm bereits zur Verfügung stehende sensomotorische Schemata zu assimilieren.

Viertes Stadium: Die Koordination der sekundären Verhaltensschemata und ihre Anwendung auf neue Situationen (ca. 8-12 Monate)

„Die größte Neuerung auf dieser Stufe ist das Erscheinen von eindeutig absichtlichen Mittel-Zweck-Verhalten. Die Handlungen des Kindes sind nun ohne Frage absichtsvoll und auf ein Ziel gerichtet und muten aus diesem Grund „intelligenter“ und „kognitiver“ an als in vorangegangenen Stadien.“[5] Man kann nun also eindeutig von intentionalem Handeln sprechen und das Kind ist fähig „Gesamtverhaltenskomplexe zu koordinieren.“[6]

a) Ein erster Haupttyp solcher Koordination: Die Beseitigung von Hindernissen um ein bestimmtes Ziel zu erreichen

b) Bei einem zweiten Haupttyp geht es um die „Benützung von Mittelobjekten (z.B. Stöcke, Schnüre) als Verbindungsglieder, um das jeweilige Zielobjekt zu erlangen.“[7] Typisch für das vierte Stadium „ist die Anwendung mehrerer Handlungsschemata auf den gleichen Gegenstand: Eine Rassel wird betrachtet, geschüttelt, geklopft, geworfen, in den Mund gesteckt usw.“[8]

4.2.4 Fünftes Stadium: Tertiäre Kreisreaktionen. Experimentelles Vorgehen. Suche und Entdeckung neuer Mittel-Schemata (ca. 12-18 Monate)

Das fünfte Stadium ist gekennzeichnet durch eine verstärkte experimentelle Einstellung des Kindes, „durch ein aktives Suchen nach Neuem, nach Differenzierung der Schemata, nach Akkomodation, die immer weniger nur von der Umwelt erzwungen, sondern als eigenständiges Ziel und quasi Selbstzweck um ihrer selbst willen vom Kind aktiv angestrebt wird.“[9]

Durch das aktive Ausprobieren werden neue Mittel entdeckt, um Ziele zu erreichen und der Charakter der Intentionalität und damit der „Intelligenz“ des kindlichen Handelns hat sich weiter ausgeprägt.

4.2.5 Sechstes Stadium: Übergansstadium: Die Erfindung neuer Mittel durch geistige Kombination (ca. 18-24 Monate)

Das sechste Stadium bildet schon den Übergang zum voroperationalen Denken und somit zur Entwicklung der Symbolfunktion. Das Kind besitzt nun die Fähigkeit, Handlungsschemata innerlich aufzuführen und es ist nicht mehr nötig, praktisch zu probieren. Dazu Franz Buggle: die größere Unabhängigkeit und Ungebundenheit gegenüber den äußeren, nur sehr beschränkt vom Subjekt bestimmbaren Gegebenheiten ermöglicht eine wesentlich gezieltere, schnellere, flexiblere, „intelligentere“ Anpassung an neue Situationen.“[10] Das sechste Stadium zeichnet sich durch folgende Merkmale aus:

a) Objektpermanenz: Zwischen dem sechsten und achten Lebensmonat fangen Kinder an zu begreifen, dass ein Gegenstand auch dann noch existiert, wenn sie ihn nicht mehr sehen können.
b) Nachahmungsverhalten: „Eine Handlung kann nur dann nachgeahmt werden, wenn sie innerlich (mehr oder weniger korrekt) repräsentiert ist.“[11]
c) Symbolhandlungen: Eine Symbolhandlung sind Aktivitäten, die die symbolische Darstellung einer Handlung beinhalten. Ein Beispiel dazu wäre, wenn das Kind statt zu essen nur die dementsprechenden Mundbewegungen macht.

[...]


[1] Buggle, Franz: Entwicklungspsychologie, 1985, S. 54

[2] Flavell, John: Kognitive Entwicklung, Stuttgart, 1979, S. 42

[3] Buggle, Franz: Entwicklungspsychologie, 1985, S. 54

[4] Buggle, Franz: Entwicklungspsychologie, 1985, S. 55

[5] Flavell, John: Kognitive Entwicklung, Stuttgart, 1979, S. 46

[6] Buggle, Franz: Entwicklungspsychologie, 1985, S. 57

[7] Buggle, Franz: Entwicklungspsychologie, 1985, S. 57

[8] Oerter/Montada: Entwicklungspsychologie, 2002, S. 419

[9] Buggle, Franz: Entwicklungspsychologie, 1985, S. 59

[10] Buggle, Franz: Entwicklungspsychologie, 1985, S. 63

[11] Oerter/Montada: Entwicklungspsychologie, S. 420

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Piagets Stufenmodell der kognitiven Entwicklung
Hochschule
Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg  (Institut für Pädagogik, Lehrstuhl für Pädagogik)
Veranstaltung
Bildung in früher Kindheit
Note
2
Autor
Jahr
2007
Seiten
12
Katalognummer
V136521
ISBN (eBook)
9783640450176
ISBN (Buch)
9783640450473
Dateigröße
405 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Piagets, Stufenmodell, Entwicklung
Arbeit zitieren
Stephanie Schneider (Autor:in), 2007, Piagets Stufenmodell der kognitiven Entwicklung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/136521

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