Wie sich der Prozess kollektiver Identität in der IBD gestaltete, welche Formen sie annahm und aus welchen Elementen sie sich zusammensetzte, das ist die Leitfrage der vorliegenden Arbeit. Die Konstruktion kollektiver Identitäten soll am Beispiel der IBD anhand ihrer Selbstinszenierungen via Blogbeiträge herausgearbeitet und analysiert werden. Aktuell (Stand 15 Oktober 2020) sind 171 Blogbeiträge auf der offiziellen Homepage der IBD vorhanden. Diese Beiträge wurden in drei Kategorien aufgeteilt: „Aktionen“, „Theorie“ und „Videos“. Um den Umfang der Untersuchung nicht zu sprengen, werden fünf Beiträge aus den Kategorien „Theorie“ und „Aktionen“ zur Auswertung herangezogen.
Die Auseinandersetzung mit kollektiven Identitäten spielt, sowohl in der Bewegungsforschung als auch in vielen anderen Wissenschaftsdisziplinen (z.B. in der Psychologie, Sozialpsychologie, Philosophie uvm.) eine zentrale Rolle (vgl. Daphi 2011; Roose 2011; Haunns 2011; Rucht 2011 und 2001 zit. in: Hentges, Kökgiran, Nottbohm 2014). Eine allgemein gültige Begriffsbestimmung – weder für den Begriff „Identität“, noch für den der „kollektiven Identität“ - ist aber bis heute nicht gefunden. In den Politikwissenschaften haben sich u.a. Werke von Melucci (1996), Giesen (1999) und Haunns (2001; 2004; 2011) in der Auseinandersetzung mit kollektiver Identität durchgesetzt. Bereits 1996 erarbeitete Melucci die Notwendigkeit, Prozesse kollektiver Identitäten in sozialen Bewegungen zu untersuchen, heraus. Sein stärkstes Argument hierfür formulierte er wie folgt: Soziale Bewegungen seien keine gegebenen oder „natürlichen“ Akteure, deshalb müssten sie die gemeinsamen Grundlagen ihres Handelns immer erst in sozialen Prozessen bestimmen. Somit erscheinen sie erst durch die Herausbildung einer gemeinsamen Handlungsorientierung als kollektive Akteure im Bild. Sie werden zu Akteuren gesellschaftlichen Wandels. Danach sind kollektive Identitäten nicht ausschließlich „natürlich“ generierte Phänomene, sondern weitgehend künstliche Produkte.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Begriffsbestimmung Rechtsextremismus, Neue Rechte und aktionsorientierter Rechtsextremismus
- Theorie der kollektiven Identität
- Ergebnisse
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Konstruktion kollektiver Identitäten am Beispiel der Identitären Bewegung Deutschland (IBD). Sie analysiert die Rolle des Mythos vom "Großen Austausch" in der kollektiven Identität der IBD und betrachtet insbesondere den Faktor der "Islamisierung Europas" als zentralen Einflussfaktor. Ziel ist es, mithilfe eines Konzepts aus der Bewegungsforschung die Auswirkungen der Islamisierung auf die kollektive Identitätsbildung der Identitären zu hinterfragen und die Frage nach internen Bindungen innerhalb des Kollektivs zu beantworten.
- Kollektive Identität der Identitären Bewegung Deutschland
- Bedeutung des Mythos vom "Großen Austausch"
- Der Faktor "Islamisierung Europas" als Einflussfaktor auf die kollektive Identität
- Interne Bindungen und Zusammenhalt der Bewegung
- Ziele und Handlungsprinzipien der Identitären Bewegung
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Identitäre Bewegung Deutschland (IBD) als ein Beispiel für die Mobilisierung von Fremdenfeindlichkeit im "Mainstream" vor. Sie beleuchtet die Entstehung der IBD, ihre ideologische Grundlage und die Einstufung durch den Verfassungsschutz. Des Weiteren wird die Bedeutung der kollektiven Identität für soziale Bewegungen und die aktuelle Forschungslage zum Thema "Kollektive Identität" dargestellt.
- Begriffsbestimmung Rechtsextremismus, Neue Rechte und aktionsorientierter Rechtsextremismus: Dieses Kapitel befasst sich mit den Begriffen "Rechtsextremismus" und "Neue Rechte" und analysiert deren historisches und aktuelles Verständnis. Es werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen beiden Strömungen beleuchtet und die Kritik am Begriff "Rechtsextremismus" diskutiert. Weiterhin wird die Entstehung der "Neuen Rechten" in der Bundesrepublik Deutschland im Kontext des Umbruchs im rechten Lager betrachtet.
- Theorie der kollektiven Identität: Das dritte Kapitel stellt die Theorie der kollektiven Identität vor. Es beschreibt die Codes kollektiver Identitäten, erläutert die Methodik der Auswertung von Blogbeiträgen der IBD und stellt die Ergebnisse der Analyse vor.
Schlüsselwörter
Kollektive Identität, Identitäre Bewegung Deutschland (IBD), Rechtsextremismus, Neue Rechte, Islamisierung Europas, "Großer Austausch", Bewegungsforschung, Selbstverständnisdiskurs, Blogbeiträge, Facebook-Gruppe, Verfassungsschutz, Ideologie, Ethnopluralismus, Homogenitätsvorstellungen, ethnisch-nationale Kollektive, gesellschaftliche Diskurse.
- Arbeit zitieren
- Anonym,, 2021, Die Konstruktion kollektiver Identitäten am Beispiel der Identitären Bewegung Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1365956