Vergleich der Politik von SPD und KPD in der Früh- und Schlussphase der Weimarer Republik im Hinblick auf das Erstarken des Faschismus

Die Kritik und Appelle Carl von Ossietzkys


Hausarbeit, 2008

12 Seiten, Note: 2.7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Carl von Ossietzkys Kritik
2.1 Die deutsche Gesellschaft
2.2 Die SPD
2.3 Die KPD
2.4 Vergleich von SPD und KPD

3. Ossietzkys Appelle zum gemeinsamen Handeln

4. Realisationsmöglichkeiten einer Volksfront

5. Schlussbetrachtung

6. Quellen

1. Einleitung

Carl von Ossietzky, der sich stets zur politischen Linken zählte und für Demokratisierung des Staates und vor allen Dingen der Gesellschaft plädierte, übte schon früh Generalkritik an der deutschen Mentalität. So attestiert er den Deutschen eine „militaristische Erziehung“,[1] sowie einen „Autoritätsdusel“[2].

Ossietzkys Ansicht nach spielte diese Gegebenheit den rechtsradikalen und reaktionären Kräften in Deutschland massiv in die Hände, doch sowohl in der frühen Weimarer Republik, als auch in ihrer Spätphase habe noch die Chance bestanden, dass die politische Linke dieser Rückentwicklung zu antidemokratischen Gesinnungen und einer nichtdemokratischen Staatsform entgegenwirken könnte. Betrachtet man die Reichstagswahlen in der Weimarer Republik, so fällt auf, dass SPD und KPD zusammen genommen stets 30 bis 45% der Wählerstimmen auf sich vereinigen konnten. Daher stellt sich die berechtigte Frage, ob die beiden Parteien durch eine Politik, die auf Annäherung und Vereinigung der „brudermörderisch gespalten[en]“[3] Arbeiterschaft ausgerichtet worden wäre, die Machtergreifung hätten verhindern können.

Zunächst skizziert die vorliegende Arbeit Ossietzkys Kritik an der deutschen Gesellschaft, da jene kritisierten Gesinnungen und Eigenschaften den Handlungsspielraum der politisch linksorientierten Parteien deutlich einengten. Daraufhin werden die politischen Charakteristika der SPD und die der KPD sowohl zum Anfang der Weimarer Republik, als auch in ihrer Endphase, also von 1929-1933 skizziert und verglichen. Zudem sollen sie auf Grundlage von Ossietzkys Einschätzungen auf ihr politisches Wirken, sowie auf ihr politisches Miteinander und etwaige versäumte Chancen zur Annäherung hin untersucht werden.

Der nächste Abschnitt der Arbeit thematisiert Ossietzkys Appelle zum gemeinsamen Handeln der linksorientierten Bewegungen, fasst seine Thesen und Handlungsvorschläge zusammen und soll Antwort auf die Frage geben, welche Perspektiven zur Zusammenarbeit zwischen den beiden Arbeiterparteien hätten genutzt und auch tatsächlich realisiert werden können.

Eine Schlussbetrachtung soll dann die Tragweite der wechselseitigen Reaktionen von SPD und KPD aufzeigen und sie im Hinblick auf die deutsche Gesellschaft und die Möglichkeit, den Faschismus zu verhindern, bewerten.

2. Carl von Ossietzkys Kritik

2.1 Die deutsche Gesellschaft

Wesentlich für eine parlamentarische Demokratie sind die Wähler und so richtet Carl von Ossietzky seine Analyse und Kritik auch auf die deutsche Gesellschaft. Er erkennt in ihr eine lange reaktionär-militaristische Tradition, die nach der deutschen Revolution hätte beendet werden können und müssen: „Die Republik hätte sich zu einem neuen Geist bekennen müssen. Sie hat es versäumt, als es Zeit war. Sie hätte einen Strich machen müssen unters Vergangene – und sie zog einen dicken, weithin sichtbaren Bindestrich“[4]. Der durch Kriegserfahrungen evozierte Antimilitarismus wurde nicht in der Gesellschaft fundiert, sondern es wurden „alte Formationen mit ihren reaktionären Führern geschlossen“[5] übernommen, so dass sich die alten militaristischen Gesinnungen wieder festsetzen konnten. Spöttisch kommentiert Ossietzky dies damit, dass es wohl das deutsche Schicksal sei, nicht über die geistigen Formen des Militärstaates hinauswachsen zu können[6].

Während sich demokratische und pazifistische Ideen und die Bezwingung des inneren Militaristen im Volk durchsetzen müssten, um ein stabiles, gemeinschaftliches und freies System zu etablieren, fülle nur der Militarismus die „ideelle Leere im deutschen Korpus“[7]. Zudem herrsche in der Gesellschaft das politische Credo: Die Republik ist schlecht[8].

Unter diesen Voraussetzungen scheint klar, dass der politische Handlungsspielraum der Linksparteien sehr klein ausfallen müsse, während die politische Rechte fruchtbaren Boden vorfände. Auch wenn Ossietzky letzteres darin bestätigt sieht, dass reaktionäre und kriegsverantwortliche Kräfte „von dem ‚Dolchstoß in den Rücken’ faseln und mit dem Phantasiebild eines Revanchekrieges Hörer und Gläubige finden“[9], so war die Gesellschaft in den Anfangsjahren der Republik noch nicht endgültig auf die rechte Bahn geraten.

2.2 Die SPD

Die SPD agierte zu Zeiten der Weimarer Republik immer mehr nach einer Tolerierungsstrategie, die auf dem legalistischen Prinzip beruhte. So sah sich die SPD als Stütze des demokratischen Rechtsstaats, den sie schließlich verantwortlich mitbegründet hatte. Dies implizierte also, dass die Parteiführung den Parlamentarismus und die Verfassung unangetastet respektieren wollte und sie nur im äußersten Notfall, also im Falle eines unmittelbaren Angriffes auf die Verfassung, im Sinne einer „wehrhaften Demokratie“ zur Gewalt - als Mittel der Verteidigung - bereit war.[10]

[...]


[1] Ossietzky, Carl von (künftig: CvO): Der Adlerknopf, in: Carl von Ossietzky. Sämtliche Schriften, Bd. I, 1920, S. 172.

[2] Ebenda.

[3] CvO: Gegen die Balkanisierung Deutschlands!, in: CvO. Sämtliche Schriften, Bd. I, 1920, S. 264.

[4] Präsidium der VVN – Bund der Antifaschisten (Hg.): Ossietzky aktuell. Ossietzky über Militarismus, Faschismus, Antikommunismus, Verfassung, die Macht im Staat und über gemeinsames Handeln gegen den Faschismus, Frankfurt am Main 1975 (künftig: Ossietzky aktuell), S. 24-25.

[5] Ossietzky aktuell, S. 24.

[6] Vgl. ebenda.

[7] CvO: Der Adlerknopf, in: Carl von Ossietzky. Sämtliche Schriften, Bd. I, 1920, S. 173.

[8] Vgl. CvO: Der Aufmarsch der Reaktion, in: Carl von Ossietzky. Sämtliche Schriften, Bd. I, 1920, S. 174.

[9] CvO: Unsere Pflicht, in: Carl von Ossietzky. Sämtliche Schriften, Bd. I, 1920, S. 170.

[10] Schönhoven, Klaus: Strategie des Nichtstuns? Sozialdemokratischer Legalismus und kommunistischer Attentismus in der Ära der Präsidialkabinette, in: Winkler, Heinrich August (Hg.) Die deutsche Staatskrise 1930-1933. Handlungsspielräume und Alternativen. München 1992, S. 59-76 (künftig: Schönhoven).

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Vergleich der Politik von SPD und KPD in der Früh- und Schlussphase der Weimarer Republik im Hinblick auf das Erstarken des Faschismus
Untertitel
Die Kritik und Appelle Carl von Ossietzkys
Hochschule
Universität Hamburg
Note
2.7
Autor
Jahr
2008
Seiten
12
Katalognummer
V136705
ISBN (eBook)
9783640448715
ISBN (Buch)
9783640448432
Dateigröße
527 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Vergleich, Politik, Frühphase, Weimarer, Republik, Schlussphase, Hinblick, Erstarken, Faschismus, Bezug, Kritik, Appellen, Carl, Ossietzkys
Arbeit zitieren
Robert Pilgrim (Autor:in), 2008, Vergleich der Politik von SPD und KPD in der Früh- und Schlussphase der Weimarer Republik im Hinblick auf das Erstarken des Faschismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/136705

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