Der lang erwartete – und äußerst spät stattfindende – 16. Parteitag der Kommunistischen Partei Chinas (8.–14. November 2002) sah einen scheidenden Generalsekretär der Partei, Jiang Zemin, als großen Sieger. Es wird nicht nur die von ihm vorgetragene „Theorie der Drei Repräsentationen (san ge daibiao)“ in die Parteicharta aufgenommen, darüberhinaus positionierte er wichtige Verbündete auf entscheidende Politbüroposten und im Ständigen Ausschuss (SA) des Politbüros (PB). Jiang Zemin bleibt darüber hinaus Vorsitzender der Zentralen Militärkommission (ZMK).
Der Grund für den geradezu klassischen Wechsel westlicher China-Studien von Optimismus zu Zynismus: der angekündigte Rücktritt Jiangs hatte Anlass gegeben, darin den ersten institutionalisierten Machtwechsel in der Geschichte des Landes zu sehen. Weiterhin Vorsitzender der ZMK bleiben zu wollen, in Kombination mit der Tatsache, dass zwei Drittel des neuen Ständigen Aussschusses des Politbüros Jiangs Zöglinge sind, scheint viele Beobachter im Hinblick auf einen wahren Machtwechsel nur noch zynischer zu machen.
Der neue KPCh-Generalsekretär Hu Jintao, 60, ist in dieser Situation umringt von politischen Gegnern, die seinem Vorgänger gehorchen und ihm die Umsetzung eigener (Reform–) Ideen schwer machen. Die erste Sitzung des 10. Nationalen Volkskongress (NVK), am 18. März diesen Jahres zu Ende gegangen, zeigt jedoch durchaus, dass sich Opposition formiert gegen eine allzu dominante Weiterführung der Politik Jiangs. Bei genauerer Betrachtung der Person und des Politikers Hu Jintao, insbesondere seiner Netzwerke, scheint dessen Machtkonsolidierung unter bestimmten Voraussetzungen wahrscheinlich. Interessanterweise spielen gerade seine Schwächen eine entscheidende Rolle.
Die vorliegende Arbeit ist in drei Abschnitte gegliedert. Zunächst untersucht der Autor den politischen Werdegang Hus, wobei er sich hier auf die wichtigsten Stationen und Personen beschränkt. Im folgenden stehen dessen Beziehungen zur Qinghua Universität, der Zentralen Kaderschule und dem Kommunistischen Jugendverband im Vordergrund. Schließlich wird im Vergleich Hu Jintaos mit Jiang Zemin und dessen wichtigstem Schößling, Zeng Qinghong, versucht, einen Ausblick auf mögliche Machtkämpfe zu geben. Welche Rolle spielt der politische Hintergrund der Vierten Generation? Liegen darin eher Chancen oder Risiken für Chinas Zukunft?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Kurzbiographie
- Kindheit, Jugend
- Beginn der politischen Karriere
- Die Jahre in Gansu
- Parteisekretär in Guizhou
- Parteisekretär in Tibet
- Hus Einfluss auf die ZK-Parteischule
- Aussenpolitik
- Drei Vorteile für den „Mann ohne Eigenschaften"
- Vergleich
- Personale Änderungen auf dem XVI. Parteitag
- Hu Jintao und Jiang Zemin
- Hu Jintao und Zeng Qinghong
- Charakteristika der Vierten Generation
- Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Person und dem politischen Werdegang von Hu Jintao, dem neuen Staatspräsidenten der Volksrepublik China. Sie untersucht seine wichtigsten Stationen im politischen Leben, seine Beziehungen zu wichtigen politischen Akteuren sowie seine Rolle im Kontext der Machtverhältnisse innerhalb der Kommunistischen Partei Chinas.
- Politischer Werdegang von Hu Jintao
- Beziehungen zu wichtigen politischen Akteuren wie Deng Xiaoping, Jiang Zemin und Zeng Qinghong
- Die Rolle der Vierten Generation im Kontext der Machtverhältnisse in China
- Mögliche Machtkämpfe innerhalb der KPCh
- Chancen und Risiken für Chinas Zukunft
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel gibt einen kurzen Überblick über die wichtigsten Stationen in Hu Jintaos Leben und Karriere. Es behandelt seine Jugend, seinen Aufstieg in der Politik sowie seine Beziehung zu wichtigen politischen Figuren wie Deng Xiaoping und Hu Yaobang.
Das zweite Kapitel beleuchtet Hu Jintaos Rolle in der ZK-Parteischule und seine enge Beziehung zu dieser Institution. Es analysiert die Bedeutung der Schule als politisches Kaderschmiede und den Einfluss Hu Jintaos auf ihre Entwicklung.
Im dritten Kapitel wird ein Vergleich zwischen Hu Jintao und Jiang Zemin gezogen und die möglichen Machtkämpfe innerhalb der KPCh beleuchtet. Der Fokus liegt auf den Besonderheiten der Vierten Generation und deren Einfluss auf die politische Entwicklung Chinas.
Schlüsselwörter
Hu Jintao, Jiang Zemin, Zeng Qinghong, Vierte Generation, Kommunistische Partei Chinas (KPCh), Machtwechsel, Politisches System, Kaderschule, Deng Xiaoping, Reformpolitik, Chinas Zukunft.
- Arbeit zitieren
- Oliver Radtke (Autor:in), 2003, Hu´s on top? - Herkunft und Herausforderungen des neuen Staatspräsidenten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/13677