Im Kern war dies auch die Sorge der Väter der Liturgiereform. Die Aufgaben und Möglichkeiten des
Einzelnen in der Feier der heiligen Messe, schienen immer mehr denen eines unbeteiligten Fernsehzuschauers
zu ähneln. Wie vollzog sich dieser Perspektivenwechsel in der Liturgiereform? Wie sah die
alte, wie sieht die neue Perspektive aus? Wie muss sich der einzelne Christ in dem ganzen Gefüge
der Liturgie sehen, sodass Gottesdienst nicht zum „Programm“, nicht zur „Sonntagspflicht“ wird?
Zusammenfassend könnte man Fragen: Was ist das Wesen der heutigen Liturgie?
Ausgehend von der liturgischen Bewegung zu Beginn des 20. Jahrhunderts bis hin zur Liturgiereform
und deren Umsetzung, soll der neue Blickwinkel auf die Liturgie gezeigt werden, der sich auf Ursprüngliches
besinnen will um zum echten Kern dessen vorzudringen, was Liturgie ist. Die Grundstruktur
des katholischen Gottesdienstes als Kommunikationsvorgang und letztlich als Dialog zwischen
Mensch und Gott soll klargemacht werden. Abschließend soll auf aktuelle Probleme und Entwicklungen
in der Liturgie Rücksicht genommen werden.
Inhaltsverzeichnis
1. Vorbemerkungen
2. Die Liturgiereform des zweiten Vatikanums
2.1. Kirche auf dem Weg — Liturgie auf dem Weg
2.2. Ziele und Ergebnisse
2.3. Kritik an der Reform
3. Das Wesen des neuen Gottesdienstes
4. Fazit und Ausblicke
5. Literaturverzeichnis
1. Vorbemerkungen
„ Kirche — Da läuft seit 2000 Jahren das gleiche Programm", heigt es provokativ in der Bühnenshow „Wer's glaubt wird selig" des Kabarettisten Dieter Nuhr. Oberflächlich betrachtet hat Dieter Nuhr Recht. Wer Sonntag für Sonntag die heilige Messe besucht, erlebt äugerlich einen immer gleichen Ablauf. Alle drei Jahre hört er die immer gleichen Lesungstexte. Möglicherweise erlebt er auch bei den weniger kreativen Pfarrern und Kirchenmusikern die immer gleichen Predigten, Lieder, Chorbei-träge und Fürbitten. Doch welche Perspektive nimmt Dieter Nuhr hier ein? Die des, am Gottes-dienstgeschehen, anteilnehmenden Christen? Oder doch die des uninteressierten und untätigen Zuschauers? 1st Liturgie gewissermagen Show? Oder, um die Worte von Dieter Nuhr zu gebrauchen, wie ein (Fernseh-)Programm?
Im Kern war dies auch die Sorge der Väter der Liturgiereform. Die Aufgaben und Möglichkeiten des Einzelnen in der Feier der heiligen Messe, schienen immer mehr denen eines unbeteiligten Fernseh-zuschauers zu ähneln. Wie vollzog sich dieser Perspektivenwechsel in der Liturgiereform? Wie sah die alte, wie sieht die neue Perspektive aus? Wie muss sich der einzelne Christ in dem ganzen Gefüge der Liturgie sehen, sodass Gottesdienst nicht zum „Programm", nicht zur „Sonntagspflicht" wird? Zusammenfassend könnte man Fragen : Was ist das Wesen der heutigen Liturgie?
Ausgehend von der liturgischen Bewegung zu Beginn des 20. Jahrhunderts bis hin zur Liturgiereform und deren Umsetzung, soll der neue Blickwinkel auf die Liturgie gezeigt werden, der sich auf Urs-prüngliches besinnen will um zum echten Kern dessen vorzudringen, was Liturgie ist. Die Grundstruk-tur des katholischen Gottesdienstes als Kommunikationsvorgang und letztlich als Dialog zwischen Mensch und Gott soll klargemacht werden. Abschliegend soll auf aktuelle Probleme und Entwicklun-gen in der Liturgie Rücksicht genommen werden.
2. Die Liturgiereform des zweiten vatikanischen Konzils
Im Jahre 1545 trat das Konzil von Trient als Antwort auf die Reformation zusammen und führte den einheitlichen tridentinischen Messritus ein. Vierhundert Jahre später im Jahre 1970 erschien das neue Missale Romanum welches durch die Apostolische Konstitution von Papst Paul VI nach dem zweiten Vatikanischen Konzil in Auftrag gegeben wurde. Damit wurde nach den vierhundert Jahren, in denen die Kirche die heilige Messe nach dem tridentinischen Ritus feierte, ein neues Kapitel in der Geschichte der katholischen Liturgie aufgeschlagen.
2.1. Kirche auf dem Weg — Liturgie auf dem Weg
Schon zur Mitte des 19. Jahrhunderts entstand eine liturgische Bewegung, die eine Vertiefung und Erneuerung des liturgischen Verständnisses in der Kirche forderte. Sie verlangte eine stärkere Betei-ligung der Christen am Gottesdienst. Die Reformisten beklagten die starke Klerikalisierung der Litur-gie, an dessen geschehen das Volk nicht beteiligt wurde. Diese wurde in ihren Ideen von Papst Pius X. im Motu Proprio „Tra le sollecitudini" im Jahre 1903 offiziell bekräftigt. Dort ist erstmals von der „partecipazione attiva"[1] oder lateinisch „acutosa participtio", der tätigen Teilnahme der Gemeinde am liturgischen Geschehen die Rede. Doch als die Umsetzung der neuen Bestimmungen auf sich war-ten lies, regte sich heftige Kritik unter den Reformern. Zeitgleich äugerte das konservative Lager in-haltliche Bedenken an den Forderungen der Bewegung. Aus diesem Grunde erschien die Enzyklika Mediator Dei (1947) von Papst Pius XII., „die das Recht und die Pflicht der Teilnahme der Gläubigen an der Liturgie auch erstmals kodifiziert und fördern will"[2]. Damit war der Boden bereitet, auf dem das Zweite vatikanische Konzil seine Saat ausstreuen konnte.
2.2. Ziele und Ergebnisse
Damit diese Saat aufging, musste das Konzil seine Ziele formulieren. Diese Aufgabe wurde an eine Kommission delegiert. Am 23. Dezember 1963 veröffentlichte sie ihre Beschlüsse, die sogenannte Liturgiekonstitution Sacrosanctum Concilium (im folgenden mit „SC" abgekürzt"). In diesen steht die Absicht im Vordergrund deutlicher zu machen, dass Liturgie Ganzheitlichkeit bedeutet, also „Feier der Kirche, d.h. des heiligen Volkes" ist und alle Christen angeht.[3]
[...]
[1] Pius Papa X.: Tre la sollecitudini, Motu Proprio vom 22. November 1903.
[2] Lengeling, Emil: Liturgie. Ein Dialog zwischen Gott und Mensch, Münster 1981, S. 14-15.
[3] SC 26-29
- Quote paper
- Matthias Rajczyk (Author), 2008, Der katholische Gottesdienst - Liturgie nach dem zweiten Vaticanum, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/136992