Fürstenspiegel - Ratgeber des Königs


Hausarbeit, 2009

17 Seiten, Note: gut


Leseprobe


Inhaltsangabe:

1. Einleitung

2. Definition und Begrifflichkeiten

3. Räumliche Schwerpunkte

4. Herrschaft und Fürstenspiegel

5. „De institutione regia“

6. „Speculum regia“

7.Fazit

8. Quellen

1. Einleitung

Die vorliegende Hausarbeit behandelt das Thema „Fürstenspiegel – Ratgeber des Königs“ und beschäftigt sich daher mit speziellen Schriftstücken des Mittelalters und der frühen Neuzeit. Rein vom Begrifflichen her haben in dieser vergangenen Zeit hauptsächlich Bischöfe und auch andere geistliche Autoren Traktate verfasst, die ein Idealbild bzw. ein Orientierungsbild eines Königs darstellten. Solche sogenannten „Fürstenspiegel“ waren gerade für junge und unerfahrene Herrscher wie bspw. König Pippin I. von Aquitanien von großer Wichtigkeit, um in Erfahrung zu bringen, nach welchen Werten und Maßstäben am besten gehandelt werden sollte, damit der Einklang zwischen dem Dreiklang Gott, Herrscher und Volk gesichert ist.

Bereits aus der antiken Zeit kennen wir ähnliche Texte mit Ratgebercharakter, die sozusagen als Vorläufer für die Fürstenspiegel bezeichnet werden können wie zum Beispiel die Werke „de clementia“ von dem römischen Philosophen und Stoiker Lucius Annaeus Seneca, der byzantinische Königsspiegel des Agapetos für Kaiser Justinian sowie die Rede des Plinius[1]. Es gibt viele Texte und Schriftstücke, die zu dieser Art Gattung zählen, obgleich man nicht von einer speziellen Gattung „Fürstenspiegel“ sprechen kann, da dieser Begriff „durchweg unscharf verwandt wird“[2]. Bis heute sind uns aus den verschiedensten Jahrhunderten zahlreiche Fürstenspiegel überliefert, die uns sehr viel über das Verhältnis von weltlichem Herrscher und seinem ergebenen Volk, die geheiligte, auf Gott begründete Rechtsordnung sowie allgemein erstrebenswerte Tugenden und Charaktereigenschaften im Leben eines Herrschers berichten. Fürstenspiegel spiegeln also wider, wie ein Herrscher sein soll.

Da es im Ausmaß meiner Hausarbeit nicht möglich ist auf alle Formen und Ausprägungen der Fürstenspiegel einzugehen, beschränke ich mich auf ausgewählte, exemplarische Werke aus den Epochen des Früh- und Hochmittelalters, welche voneinander zu unterscheiden sind. Insbesondere die Werke „Unterweisung für den König“ (de institutione regia) von Jonas, Bischof von Orleans sowie den „Spiegel der Könige“ (speculum regia) von Gottfried von Viterbo möchte ich in meinen Ausführungen genauer thematisieren und analysieren.

Zuerst werde ich jedoch mit einem theoretischen Teil beginnen, der auf eine mögliche Definition und weitere Begrifflichkeiten eingeht. Danach befasse ich mich mit räumlichen Schwerpunkten, also wo und für wen die Werke vorwiegend verfasst worden sind. Anschließend möchte ich mich genauer an die Begriffe Herrschen und Fürstenspiegel sowie an die Gattung annähern. Dann beschäftige ich mich mit den ausgewählten Werken von Jonas, Bischof von Orleans und Gottfried von Viterbo. Am Ende meiner Hausarbeit werde ich dann noch einmal die wichtigsten Erkenntnisse in einem kleinen Fazit zusammenfassen.

2. Definition und Begrifflichkeiten

Zuallererst möchte ich vor meinen theoretischen Ausführungen den Autor Hans Hubert Anton nennen, der sich seit mehr als vierzig Jahren mit dem Gebiet der Fürstenspiegel beschäftigt und nach der ersten Ausgabe von 1968 vier Jahrzehnte später eine Neuauflage seines Werkes „Fürstenspiegel und Herrscherethos in der Karolingerzeit“ herausgebracht hat. In diesem Werk geht er in den ersten vierzig Seiten komprimiert auf allgemeine Sachverhalte ein und versammelt dann andererseits auf knapp 450 Seiten exemplarische Schriftstücke aus dem Westfränkischen Reich, aus Frankreich, England und Italien, welche von bedeutenden christlichen Autoren wie bspw. Hinkmar von Reims, Jonas von Orleans, Gottfried v. Viterbo, Johannes von Salisbury oder Vinzenz von Beauvais für die jeweiligen Herrscher verfasst worden sind. In meiner Hausarbeit beziehe ich mich also hauptsächlich auf das umfassende Wissen von Hans Hubert Anton sowie auf den Sammelband von Werner Rösner „Fürstenhof und Sakralkultur im Spätmittelalter“, welcher im Juni 2008 auf dem interdisziplinären Colloquium zum gleichnamigen Thema an der Justus-Liebig-Universität zusammengestellt wurde. Das dritte zentrale Werk, das ich verwendet habe, ist von Ulrike Graßnick und lautet „Ratgeber des Königs. Fürstenspiegel und Herrscherideal im spätmittelalterlichen England“. Wie schon in der Einleitung erwähnt ist der Begriff Fürstenspiegel nicht selten unscharf und uneindeutig definiert, da er für ein relativ breites Spektrum von Schriftstücken verwendet wird. Dazu zählen einerseits Ratgebertexte diversen Zuschnitts, aber auch „Traktate politisch-theoretischer, staatsphilosophischer und publizistischer Natur“ sowie Tableaus und Spiegel-bilder, welche direkt oder indirekt an die Gesellschaft gerichtet sind[3].

Wenngleich auch keine allgemein anerkannte Definition vorliegt, die den literarischen Gattungskriterien entspricht, formuliert Anton nach bestimmten sachlichen Gesichtspunkten und Kriterien eine behelfsmäßige Definition, die in seinem zentralen Werk wie folgt lautet[4]: „Ein Fürstenspiegel ist eine in paränetische Absicht verfasste Ausarbeitung, gerichtet an einen König, Fürsten oder Regenten jeweils als Person oder an einen (fiktiven) Amtsträger als Repräsentanten einer sozialen Gruppe. Sie muss abgefasst sein als selbstständiges Werk oder als abgeschlossener Teil in einem größeren Zusammenhang“.

Die Form der Paränese ist in diesem Sinne eine Anweisung für die konkrete Lebensführung des Einzelnen und der Gemeinschaft. Solche paränetischen Absichten werden insbesondere schon im Alten Testament (in der Weisheitsliteratur) sowie im Neuen Testament in den Briefen der Apostel Petrus und Paulus überliefert, welche teilweise fast ganz aus ermahnenden Worten bestehen. Meistens jedoch werden hier nicht konkrete Sachverhalte angesprochen, sondern es werden allgemeine Richtlinien für ein Leben nach christlichen Idealen gegeben[5]. In Bezug auf die mittelalterlichen Fürstenspiegel kann die paränetische Absicht einerseits auf direkte Ermahnungen zur Gestaltung der herrscherlichen Lebens-führung zielen oder auch Zusammenhänge von den Beziehungen zwischen Herrscher und Gesellschaft ansprechen. Damit können dementsprechend das Idealbild eines Herrscheramtes sowie die umfassenden politischen und kirchlichen Ordnungen gemeint sein, die für eine Gemeinschaft wichtig sind. Man kann bei den Fürstenspiegel also unterscheiden zwischen Werken, die speziell für die jeweiligen Herrscher geschrieben worden sind und paränetischen Schriften, welche „als selbstständige Schriften aus allgemeinen Gesellschaftsspiegeln (Synodaltexten) herausgelöst wurden“[6]. Die Mahnwerke waren für die Herrscherfamilien sehr wichtig, daher suchte man auch nach geeigneten Autoren, die solche Traktate nach christlichen, staatstheoretischen und ethischen Vorstellungen verfassen konnten.

Obwohl der Terminus Fürstenspiegel erst ungefähr ab dem 12. und 13. Jahrhundert nachweislich verwendet wurde, war die Kennzeichnung der Mahnwerke als Spiegel wohl metaphorisch konstruiert: „Zum einen zeigt der Spiegel die Welt wie sie ist und zum anderen wie sie sein sollte“[7]. Die Mahnwerke beschrieben also einen idealen Zustand von einem Herrscher, der klug und ethisch verantwortlich handelt, indem er sich an philosophische und christliche Vorstellungen orientiert, die in der Bibel oder weiteren Schriften überliefert sind. Wenn man die verschiedenen Texte unterschiedlicher Epochen miteinander vergleichen will, muss beachtet werden, dass sie für königliche oder fürstlich-aristokratische Empfänger, verfasst wurden, die in unterschiedlichen kulturellen und kirchenpolitischen Verhältnissen regierten. Der Oberbegriff Fürstenspiegel wird „in <<Königsspiegel>> (Fürstenspiegel im weiten Sinne) und <<Fürstenspiegel>> (Spiegel für den Fürsten im engeren Sinn) unterschieden“[8].

Die Tradition der Fürstenspiegel geht zwar lange in die antike Zeit zurück, welche viele Mahnreden aus aller Welt (nicht nur europäische Länder, sondern auch z.B. arabische Länder, Byzanz, China) hervorbrachte, doch die Fürstenspiegel des frühen Mittelalters sind nicht so stark von der Antike beeinflusst, da vielmehr eine christlich geprägte Sichtweise vorherrscht. Hauptsächlich gehen die meisten frühmittelalterlichen Fürstenspiegel auf bestimmte Vorstellungen von einem idealen Herrschertypus zurück, welche bereits im Alten Testament sowie in anderen, weiteren Werken überliefert worden sind, die über Herrschaftssysteme und den Sinn eines Herrscheramtes handelten.

[...]


[1] Gaius Plinius Caecilius Secundus, auch Plinius der Jüngere genannt

[2] Anton, H. 2006, S.3.

[3] Vgl. Anton, H. 2006, S.3.

[4] Zitat nach Anton, H. 2006, S.3-4.

[5] Vgl. Kogler, F. 2008, S.184-185.

[6] Anton, H. 2006, S.4.

[7] Graßnick, U. 2004, S.73.

[8] Anton, H. 2006, S.5.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Fürstenspiegel - Ratgeber des Königs
Hochschule
Justus-Liebig-Universität Gießen  (Theologie)
Note
gut
Autor
Jahr
2009
Seiten
17
Katalognummer
V136993
ISBN (eBook)
9783640446568
ISBN (Buch)
9783640446858
Dateigröße
412 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Fürstenspiegel, Ratgeber, Königs
Arbeit zitieren
Matthias Kaiser (Autor:in), 2009, Fürstenspiegel - Ratgeber des Königs, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/136993

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