Rotkäppchen – Analyse eines Schreckmärchens
Im Märchen Rotkäppchen aus der Sammlung der Kinder und Hausmärchen der Gebrüder Grimm geht es um die innere Entwicklung eines kleinen Mädchens, die vor dem Hintergrund dem Tod von der Schippe gesprungen zu sein, ihre Augen für die Welt in, ihren guten sowie bösen Sphären, öffnet.
Die erste Erzählphase beinhaltet zunächst die Vorstellung der Hauptfigur, sowie die Darlegung des Haupthandlungsstranges, nämlich den Auftrag der Mutter, der besagt, dass Rotkäppchen sich mit Wein und Kuchen auf den Weg zur kranken Großmutter machen soll.
Der weibliche Hauptcharakter Rotkäppchen wird als „kleine süße Dirne, die jedermann lieb hatte, der sie nur ansah“ bezeichnet (Z.1-2) Daraus kristallisiert sich heraus, das sie als verwöhntes bzw. verhätscheltes Kind angesehen werden kann, da sie Zuneigung von allen Seiten erfährt. Dies wird weiter dadurch gestützt, dass „ihre Großmutter nicht wusste, was sie ihr schenken sollte“(Z.3-4) Somit führt die ausnahmslos heile Welt, in der Rotkäppchen aufwächst dazu, dass es im späteren Handlungsverlauf offensichtliche Gefahren nicht erkennt, und die aus menschlichem Fehlverhalten resultierende Katastrophe ihren Lauf nimmt.
Das rote Käppchen, das Rotkäppchen geschenkt bekam biete viel Spielraum für Deutungshypothesen. Zum einen steht die Farbe Rot für das Leben, in diesem Falle die kindlich unschuldige Lebensfreude des kleinen Mädchens. Zum anderen aber auch für die Entwicklung vom Mädchen zur Frau, da sie oftmals in Verbindung mit der weiblichen Menstruation gebracht wird.
Der Auftrag den das kleine Mädchen zu verrichten hat, hat einen tiefgehenden symbolischen Charakter, denn er legt dem Leser die Verhältnisse der drei weiblichen Charaktere unter einander dar. So steht die Großmutter, was sich aus dem altdeutschen „Groß“-Mutter ableitet und bedeutungsgleich mit Ur-Mutter ist. Also dem Ursprung des familiären Lebens. Nun da dieser Ursprung krank ist es die Aufgabe des jüngsten Sprosses für die Großmutter zu sorgen.
Dabei stehen der Wein und der Kuchen als Lebensspender bzw. der Wein als Saft des Lebens.