Das Diabolische in der Musik, die starren Normen der Theologie oder der Motivkomplex Krankheit – viel wurde bereits über den Deutschlandroman Doktor Faustus von Thomas Mann geforscht und geschrieben. Unterrepräsentiert in den Forschungskanonen der deutschen Universitäten ist eine zentrale Motivation der Infektion Adrian Leverkühns mit der letztlich fatalen Geschlechtskrankheit Syphilis: die Sexualität. Mit ihren vielen Facetten von öffentlichem Umgang bis zur privaten Praxis wird die vorliegende Arbeit die Rolle der Sexualität für den Roman untersuchen. Dabei soll nicht nur der Frage nach der literarischen Darstellung von Sexualität nachgegangen werden, sondern auch ,ausgehend von den Ergebnissen im ersten Teil, die Funktion bzw. Bedeutung für den Roman untersucht werden. An dieser Stelle wird hypothesiert, dass Sexualität an vielen Stellen im Roman auf unterschiedliche Weise dargestellt wird und eine signifikante Bedeutung für den Handlungsstrang besitzt.
Hierbei sei angemerkt, dass die diverse Darstellung von Sexualität von den Figuren im Roman abhängt, deren Sichtweise in den jeweiligen Kapiteln zum Ausdruck kommt. Im Folgenden seien daher die Figuren Elsbeth und Jonathan Leverkühn, Adrian Leverkühn, der Erzähler Serenus Zeitblom, Eberhard Schleppfuß, Hetäre Esmeralda und Rudolf Schwerdtfeger genauer betrachtet. Hinzu kommt, dass diese Arbeit nur auf einem soliden literaturwissenschaftlichen Fundament stehen kann, wenn der Begriff Sexualität in seinem Wesen zunächst definiert wird. Diese Definition stellt den Rahmen für die weiteren Ergebnisse hinsichtlich Darstellung und Bedeutung für meine Arbeit mit dem 1947 erschienenen Roman dar, der mir in der Fassung der Großen kommentierten Frankfurter Ausgabe vorliegt. Bei der Abfolge der Analyse wird die Chronologie der erzählten Zeit weitesgehend beibehalten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Sexualität, Liebe, Erotik – Definition und Abgrenzung
- Darstellung von Sexualität
- Kindheitserinnerungen
- Sündenfall Sexualität – religiöse Einordnung durch Schleppfuß
- Zeitbloms Vorstellungen und Erfahrungen
- Leverkühns Weg zum Teufel
- Ansteckung mit Syphilis
- Gegenpol Schwerdtfeger
- Bedeutung von Sexualität
- Vehikel für den Teufelspakt
- Stilisierung als Tabu protestantischer Ideologie
- Zerbrochene Heiligkeit Adrian Leverkühns
- Unmögliche Liebe - zur sexuellen Askese verdammt
- Ausdruck Bohèmer Lebenslust
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Rolle der Sexualität in Thomas Manns Roman „Doktor Faustus“. Ziel ist es, die literarische Darstellung der Sexualität zu analysieren und deren Bedeutung für den Handlungsverlauf zu ergründen. Die Hypothese lautet, dass Sexualität auf vielfältige Weise dargestellt wird und eine signifikante Rolle spielt.
- Literarische Darstellung von Sexualität in verschiedenen Facetten
- Bedeutung der Sexualität für den Handlungsverlauf
- Definition und Abgrenzung von Sexualität, Liebe und Erotik
- Einfluss verschiedener Figurenperspektiven auf die Darstellung der Sexualität
- Sexualität im Kontext religiöser und gesellschaftlicher Normen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und erläutert die Forschungslücke bezüglich der Rolle der Sexualität in „Doktor Faustus“. Kapitel 2 definiert und grenzt die Begriffe Sexualität, Liebe und Erotik voneinander ab. Kapitel 3 analysiert die Darstellung von Sexualität im Roman, wobei verschiedene Figuren und deren Perspektiven beleuchtet werden. Die einzelnen Unterkapitel untersuchen die Sexualität in Kindheitserinnerungen, im Kontext des Sündenfalls, in den Vorstellungen und Erfahrungen Zeitbloms, in Leverkühns Weg zum Teufel, seiner Syphilis-Erkrankung und im Kontrast zu Schwerdtfeger.
Schlüsselwörter
Doktor Faustus, Thomas Mann, Sexualität, Liebe, Erotik, Syphilis, Teufelspakt, protestantische Ideologie, religiöse Normen, Literaturwissenschaftliche Analyse.
- Citar trabajo
- Julian Hindriks (Autor), 2023, Die Rolle der Sexualität in "Doktor Faustus" von Thomas Mann, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1372297