Neoklassische Wachstumsmodelle/ Theorie wirtschaftlicher Entwicklung

Armut und Verteilung


Seminararbeit, 2009

22 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


I) Inhaltsverzeichnis

1) Einführung

2) Das neoklassische Wachstumsmodell
2.1) Grundlegende Annahmen
2.2) Herleitung des langfristigen Gleichgewichts
2.3) Anpassungs- und Gleichgewichtswachstum
2.4) Klassifikation des technischen Fortschritts
2.5) Kritik am neoklassischen Wachstumsmodell

3.) Die Entwicklungstheorie nach Friedrich List
3.1) Grundlegende Annahmen
3.2) Merkmale und Voraussetzungen des List´schen Entwicklungsprogramms
3.3) Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung durch (Schutz-) Zölle?

4) Schlussbemerkungen

II) Literaturverzeichnis

III) Abbildungsverzeichnis

1) Einführung

Die in Wissenschaft und Politik vertretenen Ansichten zum Thema Entwicklung haben sich während der letzten vierzig Jahre ständig verändert. Man glaubte, dass Kultur, Klima, Kapitalknappheit und natürliche Ressourcen die Hauptbestimmungsgrößen der ökonomischen Entwicklung darstellen. In den letzten zwanzig Jahren hat man jedoch erkannt, dass Marktoffenheit, Wettbewerb und technischer Fortschritt die entscheidenden Determinanten darstellen, die die Wachstumsunterschiede zwischen den Ländern erklären.1 Auf der einen Seite wird Wachstum und Entwicklung in den Ländern der Dritten Welt als erstrebenswertes Mittel zur Wohlstandssteigerung angesehen. In den Industrieländern, wie z.B. Deutschland, Frankreich und Japan wird es als Mittel zur Verringerung von Arbeitslosigkeit betrachtet. Der heutige „Wohlstand der Nationen“ und vorallem die erheblichen Unterschiede im Lebensstandard resultieren aus spezifischen Wachstumsprozessen der Vergangenheit. Das Forschungsinteresse liegt auf der Entwicklung und Durchsetzung neuer Techniken um Wachstum anzukurbeln und sinnvoll einzusetzen.

In der vorliegenden Arbeit wird diskutiert, welche Bedeutung der

Entwicklung in der jeweils betrachteten Theorie zukommt und welche Bedingungen erfüllt sein müssen, damit diese voranschreitet. Ebenfalls werden die einzelnen Annahmen der Modelle/ Theorien näher beleuchtet . Zum Einen wird das neoklassische Wachstumsmodell untersucht und anschließend mit den Annahmen Friedrich Lists verglichen, wobei ein Schwerpunkt auf den formalen Herleitungen und Erklärungen liegt.

Aufgrund der andauernden Aktutalität dieses Themas, ließen sich Quellen von Beginn der 70er Jahre bis hin zur Gegenwart finden, untersuchen und auswerten.

2) Das neoklassische Wachstumsmodell

Im Gegensatz zum „alten“ neoklassischen Denkmuster, wird in der „neuen“ neoklassischen Wachstumstheorie Unterentwicklung als Problem, das heißt als unfreiwilliges Phänomen, innerhalb einer Volkswirtschaft antizipiert. Die Entwicklungsökonomie hat durch diese Antizipation eine ganz zentrale Stellung innerhalb der herrschenden Volkswirtschaft eingenommen.2

2.1) Grundlegende Annahmen

Das neoklassische Standardmodell zur Erläuterung von Entwicklungsphänomenen ist das Wachstumsmodell von Robert Solow aus dem Jahr 1956.3 Dieses setzt sich aus drei zentralen Bausteinen zusammen. Zum Ersten aus einer aggregierten Sparfunktion, zum Zweiten aus einem aggregierten Finanzierungssektor und zum Dritten aus einer substitutionalen Produktionsfunktion.4 Der Autor Ulrich Teichmann stellt gegenüber, dass die Kernaussage der neoklassischen Wachstumstheorie im Wesentlichen von folgenden drei Annahmen ausgeht. Erstens von der ungehinderten Wirksamkeit des Preismechanismus auf allen Märkten. Zweitens von der Entlohnung der Produktionsfaktoren nach ihrem Grenzprodukt und Drittens von der Anwendbarkeit einer substitutionalen Produktionsfunktion, genauer gesagt, von einer linear-homogenen Produktionsfunktion.

Das Ausgangsmodell greift zurück auf die „Ein-Gut-Welt“, das heißt, das Produktionsgut kann sowohl zu Konsum- als auch zu Investitionszwecken verwendet werden. Dies ist auch bekannt als die so genannte „Korn- Parabel“. Des Weiteren wird dieses Gut ausschließlich von den Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital hergestellt. Das Wachstum des Beschäftigungspotentials und damit der Bevölkerung ist exogen vorgegeben und zudem noch im zeitlichen Ablauf und in der Struktur konstant.5

Gemäß den Untersuchungen von Roy F. Harrod und Evsey D. Domar zum Wachstumsmodell ist zunächst die Sparquote bei der aggregierten Sparfunktion konstant und die Ersparnisse sowie die Investitionen des aggregierten Finanzierungssektors identisch. Zu diesen beiden Ergebnissen kam auch Solow. Ein Unterschied in den Untersuchungen von Harrod, Domar und Solow besteht bei näherer Betrachtung in der Produktion. Im Vergleich zu Harrod und Domar wird die Substitution von Arbeit und Kapital in der Produktion zugelassen. Folglich führt dies zu einem variablen Kapitalkoeffizienten, dessen Größe von den relativen Faktorpreisen abhängt.6

Des Weiteren basiert diese Theorie auf langfristigen Gleichgewichtsbetrachtungen. Die setzt voraus, dass zum Einen der technische Fortschritt zum zentralen Punkt der Betrachtungen, zum Anderen das Problem der Arbeitslosigkeit in den Hintergrund gedrängt wird. Grund dafür ist, dass sich Wachstums- und Entwicklungstheorien mit langfristigen Entwicklungen beschäftigen und auf lange Sicht beobachtet, sich Marktungleichgewichte voraussichtlich auflösen.

Abschließend wird auf lange Frist Preisflexibilität und Faktorsubstituierbarkeit angenommen.7

Die folgende Abbildung verdeutlicht noch einmal die Unterschiede bei den Annahmen zur Produktionstechnik. Im Vergleich zu Harrod und Domar kann im Solows Wachstumsmodell ein gegebener Output Y (Isoquante) mit verschiedenen Faktorkombinationen von Arbeit L (auf der Abszisse abgetragen) und Kapital K ( auf der Ordinate abgetragen) unter Vollbeschäftigung hergestellt werden. Bei Harrod und Domar kann ein gegebener Output Y nur mit einer bestimmten Faktorkombination von A und K hergestellt werden. In diesem Modell werden Prozesse in Richtung des Gleichgewichts auf den Faktormärkten unterstellt, die eine gewisse Zeit beanspruchen. Wenn man dies berücksichtigt, kann man die Isoquante von Harrod und Domar als Annahme für die kurze Frist auffassen.8

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2.2) Herleitung des langfristigen Gleichgewichts

Die Produktion ist durch folgende Produktionsfunktion gegeben:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Der Output Y wird durch die Funktion F bestimmt, die als Argumente K (Kapital) und L (Arbeit) besitzt. Diese Variablen sind abhängig von der Zeit t. Die Produktionsfunktion weist konstante Skalenerträge in K und L auf.

Die Pro- Kopf- Schreibweise mit k stehend für die Kapitalintensität, lautet wie folgt:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Hier wird f als Funktionszeichen verwendet um einen Unterschied zur aggregierten Schreibweise herzustellen. Für f werden folgende Eigenschaften unterstellt:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

f´ bezeichnet die erste Ableitung der Funktion f. f˝ bezeichnet demnach die zweite Ableitung. Zur Verdeutlichung wird diese auch als f´(k) dargestellt. Die oben dargestellten Bedingungen werden als „Inada-Bedingungen“ bezeichnet. Damit nimmt f (k) die in Gleichung (2) dargestellten Verlauf an.

Wenn die Kapitalintensität einen konstanten Wert erreicht hat, ist das Pro-Kopf- Einkommen auf dem Gleichgewichtsniveau. Zu beachten ist hier, dass der technische Fortschritt nicht berücksichtigt wird. Das ist wichtig, denn nur so kann zur Ermittlung des Gleichgewichts die zeitliche Veränderung der Kapitalintensität betrachtet werden. Für die Ableitung einer Variablen nach der Zeit wird in der Folge folgende Schreibweise verwendet:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die zeitliche Veränderung der Kapitalintensität ergibt sich aus dem Zusammenschluss von Spar-, Finanzierungs- und Produktionsfunktion. Des Weiteren wird für das Kapital ein konstanter Abschreibungssatz ó unterstellt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Durch Gleichsetzen und Umformen der kursiv hervorgehobenen Ausdrücke entsteht:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Erweitert man die linke Seite mit L und subtrahiert auf beiden Seiten den Term (L°· K) / L2 :

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die linke Seite des Ausdrucks ist gleich die zeitliche Veränderung der Kapitalintensität. Deshalb gilt in diesem Modell:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Dies ist die zentrale Gleichung des Solow- Modells. Für die grafische Darstellung dieses fundamentalen Zusammenhangs wird der Ausdruck aus (8) durch die Sparquote s dividiert. Damit kann die Anpassung der Kapitalintensität als Differenz zwischen der Pro- Kopf- Produktion und einer Geraden

[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] dargestellt werden. Die mit einem Pfeil gekennzeichnete Differenz d bedeutet analytisch:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

[...]


1 Vgl.: Wagner, München 1993.

2 Vgl.: Wagner, München 1993, S. 49.

3 Vgl.: Wagner, München 1993, S. 52.

4 Vgl.: Teichmann, Passau 1987, S. 79.

5 Vgl.: Teichmann, Passau 1987, S. 80.

6 Vgl.: Bretschger, München 1998, S. 26.

7 Vgl.: Wagner, München 1993, S. 52.

8 Vgl.: Bretschger, München 1998, S. 27.

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Neoklassische Wachstumsmodelle/ Theorie wirtschaftlicher Entwicklung
Untertitel
Armut und Verteilung
Hochschule
Technische Universität Chemnitz
Note
2,3
Autor
Jahr
2009
Seiten
22
Katalognummer
V137431
ISBN (eBook)
9783640460250
ISBN (Buch)
9783640460397
Dateigröße
629 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Neoklassische, Wachstumsmodelle/, Theorie, Entwicklung, Armut, Verteilung
Arbeit zitieren
Carolin Schmidt (Autor:in), 2009, Neoklassische Wachstumsmodelle/ Theorie wirtschaftlicher Entwicklung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/137431

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