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Die Ziegenhainer Zuchtordnung: Kontext und Aufbau

Titel: Die Ziegenhainer Zuchtordnung: Kontext und Aufbau

Hausarbeit , 2006 , 17 Seiten , Note: 2,0

Autor:in: Anonym (Autor:in)

Theologie - Historische Theologie, Kirchengeschichte
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Zusammenfassung Leseprobe Details

Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit dem Kontext und Aufbau der Ziegenhainer Zuchtordnung von Martin Bucer.

Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Kontext der Ziegenhainer Zuchtordnung

2. Aufbau der Ziegenhainer Zuchtordnung
2.1. Einleitung
2.2. Punkt 1: Einfluss der Superintendenten
2.3. Punkt 2: Definition der Ältesten
2.4. Punkt 3: Katechismus
2.5. Punkt 4: Lehre, Sakramente und christliche Zucht
2.6. Punkt 5: Diener des Wortes
2.7. Schlussteil

3. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Kontext der Ziegenhainer Zuchtordnung

Die Entstehung der Ziegenhainer Zuchtordnung hängt mit den Täuferunruhen Ende 1530 in Hessen zusammen. Die Täufer hatten Konflikte mit der Stadt und dem Bischof. Sie waren bekannt durch ihr radikales und selbstbewusstes Verhalten. Die Täufer konnten selbst durch die landgräfliche Visitationsordnung um 1537 nicht aufgehalten werden.

Landgraf Philipp von Hessen ließ eine ganz unter seinem Befehl stehende Visitationsordnung ausgehen. “dass wir uns als ein christliche oberweit unsers ampts halb vor Gott schuldig erkennen, dass uns zuzusehen und zu raten gepurt, dass die irrenden schafe widertumb uf die rechte ban des evangelii und der Wahrheit Pracht werden, damit Gottes reich gemerkt, sein heiliger name geeret und gepreiset werde.”[1]

Visitation ist von dem lateinischen Wort visitare abzuleiten. Der Superintendent besucht bzw. visitiert zum Zweck der Bestandsaufnahme und Normenkontrolle seinen Kirchenkreis. Er ist dafür verantwortlich, dass die Visitationsordnung eingehalten wird. Außerdem hat er als leitender Geistliche die Aufgabe der Ordination, dass heißt für die gottesdienstlichen Handlungen in christlichen Kirchen, wie zum Beispiel den Segen an Menschen durch Hand auflegen zu geben. Dies ist insbesondere notwendig, wenn kirchliche Ämter vergeben werden.

Teilweise vollzogen die Täufer die Taufen zu Hause. Sie sahen sich selber als eine Art Propheten und lebten in Feindschaft mit der Institution Kirche.

Die Ziegenhainer Zuchtordnung hängt mit diesen Täuferunruhen zusammen, da es eine neue Ordnung geben musste, mit der alle zufrieden sein konnten und die Unruhen ein Ende hatten.

Landgraf Philipp rief im Oktober Martin Bucer, auf anraten des Städtemeisters Jakob Sturm, zu sich. Bucer verhörte die gefangen gehaltenen Führer der hessischen Täuferbewegung. Bucer schaffte es, die Mächtigsten unter ihnen für die Kirche zurückzugewinnen. Sie halfen ihm sogar weitere Täufer zu überzeugen. Durch die Gespräche mit den Täufern verstand Bucer die Problematik: Der geistige Kampf betraf “das Gesamte der Kirche, ihre Einheit, ihre Besserung, ihre Haushaltung“[2].Am 2. November 1538 sprach Bucer mit dem Landgrafen über seine Erfahrungen. Dadurch stellte er die Verhandlungen, die in Ziegenhain stattfinden sollten, in den Mittelpunkt. Bucer machte deutlich, dass er am kommenden Tag eine Predigt für alle Menschen halten wird. “So mir dann der herre zu diesem tage auch verhilfet, wille ich dan E. F. G. treulich anzeigen, wamit ich verhoffe, besserung der Kirchen, der teufer und anders halben zu erlangen sein“[3], so Bucer. Bucer erhoffte sich dadurch Besserung und erklärte, dass jeder Rat und jede Hilfe vom Herrn kommt. Diese steht uns aber nur zu, wenn wir uns mit dem Herzen zu Gott bekennen.

“So ist die hessische Zuchtordnung von 1539 auf einer Synode zu Ziegenhain beraten.”[4] Die Ziegenhainer Synode tagte am 25. November, die als Ergebnis die Ziegenhainer Zuchtordnung hat. Man kann diese Ordnung als Werk Bucers bezeichnen, denn er hatte schon vorher die Einheit der Kirche und die bessere Handhabung ihrer Zucht als Ziel gesehen. Es gibt drei wesentliche Elemente und zwar “das Ältestenamt, die Kirchenzucht unter Einschluß des Bannes und die sakramentliche Zeremonie“[5].

Kirchenordnung ist ein Sammelbegriff für verschiedene mit dem kirchlichen Leben verbundene Einzelordnungen, welche zu einer Gesamtkirchenordnung zusammengefasst werden.[6]

Die kirchliche Ordnung wurde in den einzelnen Territorien sehr unterschiedlich neu errichtet, da die Reformation überall unterschiedlich verlief. Die Reformation nach Bucer lässt sich so beschreiben, dass die Einheit und potestas der mittelalterlichen Kirche in der dreifachen potestas des Bischofs ausdrückten. Potestas meint die uneingeschränkte Macht des Bischofs: der potestas ordinis, magisterii et iurisdictionis[7]. Mit diesen drei Gewalten sind die Weihegewalt, die Lehrgewalt und die Rechtsgewalt gemeint. Diese Aufgaben verteilten sich mit der Zeit auf die Ämter in den Gemeinden. Nach Bucer treten im Wirken der Ämter, Wesen und Werke der Gemeinde ans Licht. Die Gläubigen halten sich an die Lehre, Sakramente und christliche Zucht. Für die mittelalterliche Kirche war die Einheit der Kirche identisch mit der Einheit des Amtes. Die Bischöfe fühlten sich allerdings mit der Zeit mit ihren Aufgaben überfordert und so entstanden weitere Ämter wie Chorbischöfe oder Archidiakone. Als Archidiakon wurde der erste Diakon im Mittelalter bezeichnet. Es handelt sich dabei um einen bischöflichen Stellvertreter in der Kirche. Er ist also dem Bischof zugeordnet. Die Chorbischöfe bekamen die Priesterweihe und kümmerten sich um die Aufgaben der potestats ordinis. Der Archidiakone hingegen kümmerte sich um bischöflichen Jurisdiktionsrechte. Er besaß nicht immer die Priesterweihe, konnten jedoch auch über die ihm in der Weihe übergeordneten Priester verfügen.[8]

Das Hirten- und Seelsorgeamt nach Bucer ist auch während der Reformation und der Ziegenhainer Zuchtordnung eine Einheit geblieben. Bei der Seelsorge handelt es sich um ein christlich motiviertes Bemühen um die Seele des Menschen und seiner Beziehung zu Gott. Hirte kommt von Pastor und ist ein Synonym für Seelsorge. Allerdings geht es im Pastoral eher um den Ort als um den Inhalt kirchlichen Handelns, auf das die Seelsorge hingegen den Schwerpunkt legt. Dieses Amt umfasst alle Aufgaben der Lehre, der Sakramente und der christlichen Zucht. Den Pfarrherren, auch Diener des Wortes genannt, ist es nicht möglich, alle Aufgaben wahrzunehmen. So gibt es noch das Amt des Ältesten, welche eigentlich Laien sind, jedoch von der Gemeinde die Hilfe und Stärke des heiligen Geistes erbetet bekommen. Somit ist ihr Amt heilig. Sie müssen auf die Prediger und ihren Lebenswandel achten.[9] Ansonsten führen sie die gleichen Aufgaben wie die Diener des Wortes aus. Die Kinder der Gemeinde müssen zum Katechismus geschickt werden und dann zum Abendmahl zugelassen werden. Sie wachen über die Einheit der Gemeinde und das Leben jedes Gemeindemitgliedes.[10] Sollte jemand nicht nach ihrem Willen agieren, haben sie den Bann in ihrer Hand. Nach Bucer “ist rechte Kirchenzucht immer Seelsorge, wie andererseits recht geübte Seelsorge stets kirchenzuchtliches, das heißt jurisdiktionelles Handeln ist, das den Charakter der Verbindlichkeit trägt“[11]. Eine weitere Aufgabe der Amtsträger ist es, jeden pädagogisch in das Gemeindeleben der Kirche zu integrieren. Man kann sagen, dass die Kirche nicht nur durch Seelsorge, sondern auch durch Erziehung bestimmt ist. Aus diesen Grundgedanken Bucers über Kirche, Ämter und Aufgaben lässt sich die Ziegenhainer Zuchtordnung leicht verstehen. Eine Kirche, welche sich so stark an die Gemeinde bindet, braucht eine Ordnung für Ein- und Austreten der Gemeindemitglieder. So existieren die Konfirmation und der Bann, in kritischer Anlehnung an die Tradition im Mittelalter.

Die Ziegenhainer Zuchtordnung diente Anfang der siebziger Jahre als Ausgangspunkt einer neuen Reformationsordnung, auch wenn diese sich stärker an die obrigkeitliche Kirchenzucht von 1543 anlehnte.[12] 1543 hatte Bucer mit Melanchthon eine Reform ausgearbeitet. Die sogenannte Kölner Reformation scheiterte allerdings aufgrund politischer Ereignisse.

2. Aufbau der Ziegenhainer Zuchtordnung

2.1. Einleitung

Zu Beginn der Ziegenhainer Zuchtordnung wird direkt die Zielgruppe angesprochen. Die Ordnung ist für alle Hirten und Seelsorger, Gläubige und gottesfürchtigen Gemeinden im Fürstentum Hessen geschrieben. “Genade und Fried von Got, unserem Himelischen vatter, und unserm Heyland Jesu Christo.”[13] Zu den Pflichten und Aufgaben der Adressaten gehören vor allem, auf die Herde Gottes aufzupassen und sie vor Unheil zu bewahren. Bucer und die anderen Mitverfasser zählen sich ebenfalls zu dieser Gruppe und sprechen im Folgenden im Plural.

Auch bei angeborener “blodigkeyt, gebrechen und mangels“[14] sollen die Hirten zur Besserung beitragen. Der Herr hat ihnen die Aufgabe gegeben, auf seine Schafe zu achten und sie richtig zu lehren. Die Menschen sollen erfahren, dass sie durch den Glauben an Gott stärker werden und dadurch das Reich Gottes erweitern und seinen Namen heiligen.

Es wird erklärt, dass sie mittlerweile verstanden haben, woher Satan kommt. Satan entstand nicht nur durch Sekten und ähnliches, sondern auch durch Üppigkeit und unverschämte Menschen. Es handelt sich dabei um Menschen, die sich mit der Lehre Christi, den Sakramenten und der christlichen Zucht nicht beschäftigen möchten. Die Hirten müssen sich daher Hilfe beim Herrn holen, um ihre Schafe wieder auf den rechten Weg zu führen. Jesus ist der Erzhirte und Bischof, nach dem sich alle anderen Hirten richten müssen. Er hat eine Vorbildfunktion.

Die Ziegenhainer Zuchtordnung ist eine Ordnung, welche den Hirten eine Hilfe sein soll, wie sie ihre Aufgaben am besten und einfachsten bewältigen können. Diese Ordnung hat das Ziel, verlorengegangenen Gemeindemitglieder zurückzuführen und neue zu gewinnen. Es soll eine christliche Verbesserung ermöglicht werden, durch die alle Menschen die Lehre Christi, die Sakramente und die christliche Zucht annehmen.

2.2. Punkt 1: Einfluss der Superintendenten

Im ersten Punkt wird von den Superintendenten gesprochen. Sie sind “ wirdig hoch und wol gelert Herrn und bruder, die Superintendenten.”[15] Die Superintendenten haben mit weiteren Leuten die Aufsicht über die Kirche und ihre Gemeinden. Außerdem achten sie darauf, dass jede Gemeinde einen guten Prediger hat, welcher gebildet und dennoch bescheiden ist. Prediger, welche auch großen Wert auf den Katechismus und die Seelsorge legen und sich auch daran halten. Sie müssen ihre Aufgaben treu ausführen und sie ernst nehmen.

Superintendent bedeutet aus dem lateinischen übersetzt “ Aufseher “. Er ist in evangelischen Landeskirchen der leitende Geistliche eines Kirchenkreises, welcher mehrere Kirchengemeinden beinhaltet. Die Aufgaben des Superintendenten sind die eines Bischofs, das heißt, Ordination und Visitation, wie bereits im ersten Teil beschrieben. Außerdem achtet er, wie bereits oben angeführt, auf die weiteren Mitarbeiter und Pfarrer der Kirchenkreise. Sie sind auch für die Seelsorger der Gemeinde die Seelsorger. Des Weiteren repräsentieren sie den Kirchenkreis in der Öffentlichkeit.

2.3. Punkt 2: Definition der Ältesten

Der Herr möchte, dass alle Getauften ihr ganzes Leben lang christlich erzogen werden und sich daran halten, was ihnen befohlen wird. Außerdem soll jeder Christ auch im Namen Jesu wirken und andere zum Heil zurückführen und auf den rechten Weg bringen. Da es für die Diener des Wortes nicht möglich ist, sich um jedes Gemeindemitglied ausreichend zu kümmern, braucht die Kirche Unterstützung durch Presbyter bzw. durch Älteste. Presbyter sind Inhaber eines kirchlichen Leitungsamtes. Ältester leitet sich aus dem Griechischem ab. Zu den Ältesten zählen nur die bescheidensten und bestgebildeten Gemeindemitgliedern. Sie sind für die Gemeinde von hoher Bedeutung und vertreten die Diener des Wortes und handeln im Sinne Gottes.

Bucer führte 1538 mit der Ziegenhainer Zuchtordnung eine presbyteriale Kirchenzucht ein. Das Presbyterium bestrafte öffentliche Sünder, die weiterhin zum Abendmahl gingen und beschäftigte sich nur mit kirchlichen Aufgaben. Sie kamen jedoch nicht ohne die weltliche Hilfe aus. Die kirchliche Zuchtordnung nähert sich in sämtlichen Bereichen dem landesherrlichen Strafverfahren.[16]

[...]


[1] TRE 18, S. 675

[2] Bucer, Deutsche Schriften, S. 249

[3] Bucer, Deutsche Schriften, S. 250

[4] TRE 18, S. 693

[5] Bucer, Deitsche Schriften, S. 250

[6] vgl. TRE 18, S. 670

[7] vgl. Bucer, Deutsche Schriften, S. 251

[8] vgl. Bucer, Deutsche Schriften, S. 253

[9] vgl. Bucer, Deutsche Schriften, S. 254

[10] vgl. Bucer, Deutsche Schriften, S. 255

[11] Bucer, Deutsche Schriften, S. 255

[12] vgl. Bucer, Deutsche Schriften, S. 257

[13] Bucer, Deutsche Schriften, S. 260

[14] Bucer, Deutsche Schriften, S. 260

[15] vgl. Bucer, Deutsche Schriften, S. 262

[16] vgl. TRE 19, S. 181

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten  - nach oben

Details

Titel
Die Ziegenhainer Zuchtordnung: Kontext und Aufbau
Hochschule
Bergische Universität Wuppertal
Note
2,0
Autor
Anonym (Autor:in)
Erscheinungsjahr
2006
Seiten
17
Katalognummer
V137471
ISBN (eBook)
9783640457670
ISBN (Buch)
9783640457724
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Ziegenhainer Zuchtordnung Martin Bucer
Produktsicherheit
GRIN Publishing GmbH
Arbeit zitieren
Anonym (Autor:in), 2006, Die Ziegenhainer Zuchtordnung: Kontext und Aufbau, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/137471
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