Historiografiegeschichte von der Antike bis in die Weimarer Republik und BRD. Text- und Quelleninterpretationen


Studienarbeit, 2022

36 Seiten, Note: 1,0

BSc Martin Pinda (Autor:in)


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Vorwort
Interpretierte Texte

1 Quelleninterpretation zum Beginn des Ersten Weltkrieges

2 Die ,Fritz Fischer Debatte’

3 Thukydides: Geschichte des Peloponnesischen Krieges

4 Prokopius - späte klassische Geschichtsschreibung

5 Humanistische Geschichtsschreibung

6 ,Historismus‘ - Heinrich von Treitschke

7 Marc Bloch - Annales

8 NS Genozide - Raul Hilberg

9 Nationalsozialismus in Wien 1938

10 Eichmann in Wien

11 Geschichtsschreibung im Kalten Krieg - Kubakrise

12 Historiografiegeschichte der Weimarer Republik und BRD
Das Werk
Die Autoren
Peter Schöttler
Bernd Faulenbach
Peter Schöttler: Einleitende Bemerkungen
Bernd Faulenbach: Nach der Niederlage. Zeitgeschichtliche Fragen und apologetische Tendenzen in der Historiographie der Weimarer Zeit
Fazit

Bibliografie

Vorwort

Im Folgenden handelt es sich um gesammelte Hausarbeiten und die Abschlussarbeit eines Seminars mit Übung zur Textinterpretation historischer Texte und zur Historiografiegeschichte am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien im Sommersemester 2022.

Interpretiert, kontextualisiert & analysiert wurden Texte vom Beginn der Geschichtsschreibung bis zum 21. Jahrhundert. Schwerpunkte stellten der Beginn der Geschichtsschreibung in der Antike, des Historismus sowie der Beginn der Annales-Schule, die Zeitgeschichtsschreibung im 20. und 21.Jahr- hundert (Herbeiführung des 1. Weltkrieges, Nationalsozialismus, Shoa, Kontinuitäten in der deut­schen Geschichte, Historikerstreit und Fritz-Fischer-Debatte).

Interpretierte Texte

Staatsamt für Äußeres in Wien, Die Österreichisch - Ungarischen Dokumente zum Kriegsausbruch. Diplomatische Aktenstücke zur Vorgeschichte des Krieges 1914. (1, Berlin 1923)

Fritz Fischer, Jetzt oder nie - die Julikrise 1914, In: Der Spiegel, H.21 (1964), 61 - 72; H.22 (1964), 72 - 87; H.23 (1964)

Georg Peter Landmann, Thukydides. Der Peloponnesische Krieg (München 1981) (Original 1960)

Procopius, The Secret History of the Court of Justinian, Zur Verfügung gestellte gekürzte Fassung, (The Gutenberg Library 2004, Übersetzung von 1897)

Willibald Pirckheimer. Der Schweizerkrieg (Übersetzung aus dem Lateinischen von Ernst Münch mit einer Historischen Studie von Dr. Wolfgang Schiel, Ost-Berlin 1988)

Willibald Pirckheimer. Dritter Zug ins Hegau. Schlacht auf der Malserheide (Übersetzung aus dem La­teinischen von Ernst Münch, historicum.net)

Heinrich von Treitschke, Unsere Aussichten (Preußische Jahrbücher, Band 44) (Berlin 1879)

Marc Bloch. Die seltsame Niederlage: Frankreich 1940. Der Historiker als Zeuge, Mit einem Vorwort zur deutschen Ausgabe von Ulrich Raulff, Übersetzung aus dem Französischen von Matthias Wolf (Frankfurt/Main 2002) (Original: L'étrange défaite: Témoignage écrit en 1940, Paris, 1946)

Raul Hilberg. Die Vernichtung der europäischen Juden, Band 1, Durchgesehene und erweiterte Aus­gabe, Übersetzung aus dem Amerikanischen von Christian Seeger, Harry Maor, Walle Bengs, Wilfried Szepan (Frankfurt/Main 1990) (Original: The Destruction of the European Jews, Dissertation, New York 1954, Chicago 1961)

Hans Safrian, Hans Witek (Hg.), Und keiner war dabei. Dokumente des alltäglichen Antisemitismus in Wien 1938 (Wien 2008)

Hans Safrian, Eichmann und seine Gehilfen (Berlin 1995)

Sheldon M. Stern. The Cuban Missile Crisis in American Memory: Myths versus Reality (Stan­ford Nuclear Age Series, Stanford 2012)

Peter Schöttler, Geschichtsschreibung als Legitimationswissenschaft 1918-1945. Einleitende Bemerkungen. In: Peter Schöttler (Hg.), Geschichtsschreibung als Legitimationswissenschaft 1918-1945 (2. Auflage Frankfurt/Main 1999)

1 Quelleninterpretation zum Beginn des Ersten Weltkrieges

Bei den zur Interpretation zur Verfügung gestellten Quellentexten handelt es sich um Proto­kolle und Schriftstücke der Beratungen von Regierungsmitgliedern Österreich-Ungarns im Kontext der Julikrise des Jahres 19141, die zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges führte.

Im Protokoll des Ministerrates vom 7. Juli konferieren der kaiserlich-königliche Ministerpräsi­dent (der österreichischen - zisleithanischen - Reichshälfte) Graf Stürgkh, sein königlich-un­garischer (transleithanischer) Amtskollege Graf Tisza, die Minister des gemeinsamen Minister­rats (kaiserlich und königlich) für Finanzen und Kriegswesen Feldzeugmeister von Krobatin und Dr. von Bilinski unter der Leitung des gemeinsamen Ministers für das kaiserliche und königli­che Hause und des Äußeren, Graf Berchtold und Vertreter des Militärs hinsichtlich zu treffen­der Maßnahmen als Reaktion auf das Attentat von Sarajevo.

Die offiziellen Gegenstände der Besprechung sind ,Bosnische Angelegenheiten’ und eine ,dip- lomatische Aktion gegen Serbien‘, während der Besprechung konzentriert man sich aber über­wiegend auf die Konstruktion eines Kriegsgrundes gegen Serbien und eine ,Lösung der Groß­serbischen Frage’ durch ,energisches Eingreifen’ im Hinblick auf die diplomatischen Erfolge während der Bosnischen Annexionskrise 1908, die - als Wendepunkt der Geopolitik auf dem Balkan beinahe zum Krieg zwischen Österreich, Serbien und Russland geführt hätte2 - zwar das internationale Ansehen der Monarchie gestärkt, aber zu keiner Lösung der Spannungen mit Serbien geführt hätten. Eine militärische Lösung des Konflikts nach vorhergehender Überfüh­rung Serbiens als Schuldigen und der Versicherung der deutschen Rückendeckung3 4 - die als ,Blankoscheck‘4 bezeichnete bedingungslose Unterstützungserklärung des deutschen Kaisers Wilhelm II. war bereits ausgesprochen - wird als existenzielle Frage der Monarchie angesehen.

Einzig der seit dem österreichisch-ungarischen Ausgleich und der dualistischen Verfassung5 von 1867 in gemeinsamen Angelegenheiten zu konsultierende k.u. Ministerpräsident Tisza6 vertritt einen Standpunkt, der nicht zwangsweise auf einen Krieg gegen Serbien hinausläuft und besteht unter Androhung persönlicher Konsequenzen darauf diesen zu Berücksichtigen und dem Kaiser vorzutragen.

Weiters werden geopolitische/strategische Fragen hinsichtlich der drohenden Gefahr eines Krieges mit Russland und der europäischen Kräfteverhältnisse, der Haltungen der Balkanstaa­ten Bulgarien und Rumänien (im Hinblick auf die veränderten Verhältnisse am Balkan nach den beiden Balkankriegen 1912-13 [zuerst Serbien, Montenegro, Bulgarien, Griechenland vs. Osmanisches Reich: ,Vertreibung des Osmanisches Reiches’], dann Krieg gegen Bulgarien um die gewonnenen Gebiete7 ) zu den inzwischen bipolaren Bündnissystemen in Europa8 und die Gestaltung des Ultimatums an Serbien in einer Form das es zum von Graf Stürgkh ausdrücklich gewünschten Krieg führen muss besprochen - es wird allerdings betont das die Entscheidung zum Krieg eine rein österreichische sei.

Man einigt sich auf den Mittelweg, erst eine diplomatische Demütigung Serbiens anzustreben und erst nach scheitern dieser - ein Ultimatum umfassenden - Initiative die Kriegsvorberei­tungen zu forcieren und diese Alternativen dem Kaiser vorzutragen.

Weiters liegen der Immediatbericht des Grafen Berchtold an Kaiser Franz Joseph und der Vor­trag Graf Tiszas vor, der dem Kaiser durch Graf Berchtold vorgetragen wurde, in dem dieser vor einem ,Weltkrieg’ im Falle des drohenden Kriegseintritt Russlands aufseiten Serbiens warnt und sich dafür ausspricht den ,Entscheidungskampf‘ mit dem ,Erzfeind der Monarchie’ aufzuschieben und bessere diplomatische Voraussetzungen für diesen zu schaffen.

In einem Telegramm des Generalstabchefs Conrad - der schon während der bosnischen An­nexionskrise mehrfach zu einem Präventivkrieg gegen Serbien gedrängt hatte9 - an Graf Berchtold vom 10. Juli fragt dieser nur noch nach, ob direkt auf einen Krieg hingearbeitet wer­den solle.

Bei den Beratungen Kaiser Frans Josephs mit Graf Berchtold in Bad Ischl zwei Tage nach der protokollierten Besprechung konstatierte der Kaiser, bei dem die Letztentscheidung über die zu verfolgende Linie lag ,es führe kein Weg zurück!’10

Den weiteren Verlauf der Julikrise berücksichtigend, die zur Stellung eines unannehmbaren Ultimatums und einer Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien führte, ohne das die ei­gene Armee einsatzbereit war11 und ohne die Kriegsplanungen des Deutschen Reiches in Form eines Präventivkrieges gegen Frankreich in Form des ,Schlieffen-Planes‘12 zu berücksichtigen, finde ich den Buchtitel Christopher Clarks - ,Die Schlafwandler’ - passender als von einem Kriegsausbruch zu sprechen, da dieser konstatiert das die handelnden Akteure sich der fol­genreichen Auswirkungen ihres Handelns nicht voll bewusst waren.

2 Die ,Fritz Fischer Debatte’

Der deutsche Historiker Fritz Fischer (1908-1999) löste mit seinem 1961 erstmals erschiene­nem Buch ,Griff nach der Weltmacht: Die Kriegszielpolitik des kaiserlichen Deutschland 1914/18’ die darauf geführte ,Fritz Fischer Debatte’ bzw. ,Fischer-Kontroverse’13 - eine jahre­lange wissenschaftliche, politische und mediale Diskussion über die Kriegszielpolitik des Deutschen Reiches im Kontext des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs 1914 - aus.

Anhand der zur Interpretation zur Verfügung gestellten, im deutschen Nachrichtenmagazin ,Spiegel’ im Jahre 1964 - wohl nicht zufällig zum 50. Gedächtnis des Kriegsausbruches 1914 und des 25. Gedächtnisses des Kriegsausbruches 1939 - veröffentlichten Passagen aus dem gegenständlichen Werk und der Kommentare des damaligen Spiegel-Herausgebers Rudolf Augstein und des Historikers Konrad Jarausch in Martin Sabrow et als. Sammelband über Kontroversen der Geschichtswissenschaft nach 1945 lässt sich die Bedeutung Fischers’ Werk und der darauffolgenden Kontroverse für die deutsche Geschichtswissenschaft rekonstruie­ren:

Fischer war der erste deutsche Historiker, der die Quellen zur Politik der Deutschen Reichslei­tung zu Beginn des Ersten Weltkrieges im Sinne einer deutschen Mitverantwortung am Kriegsausbruch auslegte und damit die etablierte, axiomatisch erzählte Defensivkriegsthese und damit die traditionelle deutsche ,nationale Meistererzählung’14 angriff.

Im Zuge der fachlichen Debatte, deren Höhepunkt wohl der Berliner Historikertag 1964 war, setzte sich Fischers Interpretation weitgehend gegen die apologetisch verteidigte Defensiv­kriegsthese durch15, was in weiterer Folge auch zu einer neuen Auseinandersetzung mit der NS-Zeit führte, da die Entstehung des ,Dritten Reiches’ im engen Kontext mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges und dem Versailler Friedensvertrag erzählt wurde. Ebenfalls fand die ,Fi- scher-Kontroverse‘ im zeitlichen Kontext des Eichmann-Prozesses in Jerusalem, der Auschwitz-Prozesse16 in Frankfurt und einer generellen Erosion des politisch-historischen Restaurations-Konsenses Anfang der 1960er Jahre statt17, was ihr zusätzlich Brisanz verlieh.

Die politischen Auswirkungen des Werkes und der Debatte lassen sich daran ablesen, dass der Historiker Theodor Schieder das Werk gegenüber Mitarbeitern des Auswärtigen Amts als ,nationale Katastrophe’bezeichnete und eine Vortragsreise Fischers’ in die USA durch das Streichen der dafür bewilligten Fördergelder verhindert werden sollte.

Auch medial wurde Fischers Bruch mit den Traditionen der deutschen Geschichtswissen­schaft breit diskutiert18, was sich deutlich im Kommentar des Spiegel-Herausgebers Rudolf Augstein als Begleittext zu den im Magazin veröffentlichten Passagen aus Fischers Werk zeigt, in dem dieser deutlich für Fischer Partei ergreift und seine Thesen denen, mittels einer Befra­gung ermittelten Standpunkten etablierter Historiker der Zeit gegenüberstellte und wider- legte.19

Aber auch andere überregionale Deutsche Zeitungen wie ,Die Zeit’, setzten sich mit Fischers Thesen auseinander.

Meiner Meinung nach stellt die ,Fischer-Kontroverse‘ eine Zäsur der deutschen Nachkriegs­Geschichtsschreibung dar, die auch im Kontext der späteren 1968er-Revolution gesehen wer­den kann, in der die erste Nachkriegsgeneration beginnt mit den ,Lebenslügen‘ von vorherge­henden Generationen ,aufzuräumen‘, die zwei Weltkriege begonnen, geführt und verloren haben.

Umso erstaunlicher ist es zu bemerken das Fischer, der ursprünglich Theologie studierte, sich 1938 freiwillig zum Kriegsdienst in der Wehrmacht meldete und sich so - auch mit der Aufar­beitung der eigenen Vergangenheit - vom ,Saulus zum Paulus’20 wandelte und sein Werk auch noch anlässlich seines Todes 1999 und danach breit diskutiert und rezipiert wurde.

3 Thukydides: Geschichte des Peloponnesischen Krieges

Thukydides galt schon dem französischen Staatstheoretiker Jean Bodin21 mit seinem - unvoll­endeten22 - Werk ,Geschichte des Peloponnesischen Krieges’ (Originaltitel nicht überliefert) als Vater der Geschichtsschreibung.

Bei dem zur Verfügung gestellten Werk handelt sich um Auszüge einer Monografie mit der Übersetzung Georg Peter Landmanns von Thukydides Werk, in der die kriegerischen Ausei­nandersetzungen zwischen den griechischen Stadtstaaten im Rahmen des Peloponnesischen Krieges (431-404 v.Chr.) geschildert werden.

Thukydides beschränkt sich allerdings nicht nur auf die Aufzählung historischer Begebenhei­ten, sondern schildert auch Gebräuche der Athener und Spartaner in Abgrenzung zu den Bar- baren23, Völkerwanderungen, Städtegründungen und das Auffiommen und wieder Stürzen der Tyrannen nach dem Trojanischen Krieg.24 Ebenso schildert er technische Details der da­maligen Nautik/Wehrtechnik, womit das Werk auch Aspekte der Militär-, Sozial- und Technik­geschichte abdeckt.

Als Bezugspunkt dient ihm hauptsächlich der in den homerischen Epen überlieferte Trojani­sche Krieg25, wobei er Homers Schilderungen teilweise als übertrieben erachtet26.

Besonders erwähnenswert ist auch seine klare Unterscheidung von konkreten Kriegsanlässen (Aitia) und den tieferen Hintergründen (Prophasis)27, womit auch Politikgeschichtliche As­pekte in seinen Schilderungen abgedeckt werden.

Thukydides schildert die Geschehnisse aus der Sicht eines neutralen Beobachters, wobei er sich eines sehr nüchternen Stils bedient, der auch heute noch als eine wichtige Eigenschaft für Politiker gilt, wobei er in Kapitel 3, ,Die Größe dieses Krieges’, unversehens in die Ich-Form wechselt28.

Diese Neutralität der Schilderung ist umso bemerkenswerter da Thukydides in den Jahren 424/23 v. Chr. als athenischer Stratege aktiver Kriegsteilnehmer war29.

Eine klare Positionierung Thukydides während der innerathenischen Streitigkeiten bzgl. des Angriffes auf die spartanischen Stellungen auf der Insel Sphakteria und des Kommandowech­sels von Nikias auf Kleon30 ist für mich nicht herauszulesen.

Allerdings wird im zur Verfügung gestellten Kommentar von Wolfgang Will erwähnt das es in Diskussion steht, ob Thukydides nachträglich versuchte Perikles zu entlasten da er den wich­tigsten Kriegsgrund - dass ,Megarische Psephisma’ (Ausschluss Megaras aus sämtlichen Hä­fen und Märkten im athenischen Einflussgebiet/Affika31 ) - auslässt und von einem ,Unab- wendbaren Krieg’ spricht.32

Bei Wolfgang Wills Werk handelt es sich ebenfalls um eine Monografie in der der Autor so­wohl die historischen Ereignisse als auch die erhaltenen Werke Thukydides und Herodots über den Peloponnesischen Krieg und die Perserkriege analysiert, womit das Werk sowohl Felder der Kriegsgeschichte, der Kulturgeschichte, der Literaturgeschichte und der Historio- graphiegeschichte abdeckt.

In der Zeit des Hellenismus wurde Thukydides’ Werk nicht breit rezipiert, wohl wegen der Er­innerung an den verlorenen Krieg, diente jedoch sehr wohl als stilistische Inspiration für die späteren Historiker Polybios und Poseidonis.33

Breiten Anklang fand das Werk allerdings in der Neuzeit, in der es für die Bedeutung für das politische Denken mit Niccolo Machiavellis ,Il Principe’ verglichen wurde.34

4 Prokopius - späte klassische Geschichtsschreibung

Prokopios (*507 n. Chr., + nach 555 n.Chr.)35 36 hinterließ als bedeutendster byzantinisch-helle­nistischer Historiograf für die Herrschaft Justinians I. (*482 n.Chr., + 565, Kaiser ab 52736) drei bis heute kontrovers diskutierte Werke: die ,Kriegsgeschichte‘ (lat. ,De Bellis’), die ,Geheim- geschichte’ (lat. ,Historia arcana’, gr. ,Anekdota‘) und ein Werk über die Bautätigkeit Justini­ans (lat. ,De aedificiis’)37.

Die Kontroverse entstand vor allem durch die ,Anekdota’, die im Gegensatz zu den in Anleh­nung an einen ,thukydischen Geschichstils’38 klassizistisch, konzentriert auf Politik und Mili­tär39, rational verfassten ,De Bellis’ und ,De aedificiis’ ein Pamphlet gegen die Herrschaft Jus­tinians I., seiner Gaffin Theodora und auch den Feldherren Belisarius darstellt40, in der sich der Autor den menschlichen und charakterlichen Schwächen und dem Intimleben41 der Ak­teure seiner Zeit widmet und sich tlw. einer sehr deutlichen und vulgären Sprache bedient42.

Diese Unterschiede und die Tatsache das die ,Anekdota’ wesentlich später (wieder-)entdeckt wurden als die beiden anderen Werke führte dazu das Prokopios zwischenzeitlich auch die Urheberschaft der ,Anekdota’ aberkannt wurde43.

Prokopios war Angehöriger der christlichen Oberschicht Caesareas, einem hellenistischen, kosmopolitischen Zentrum44 im damaligen römischen Palästina und genoss durch seine Tätig­keiten, Augenzeugenschaften und großes Wissen eine hohe Reputation45.

Prokopios selbst hielt die ,Anekdota‘ zu seinen und den Lebzeiten Justinians und Theodoras aus Furcht vor Repressionen und Verfolgung für nicht veröffentlichbar und begründete die Niederschrift damit, dass die wahren Gründe für die bisher festgehaltenen Ereignisse eben­falls niedergeschrieben werden sollten.46

Averil Cameron konstatiert in ihrer Studie von 1985 allerdings, dass Prokopios bisher über­wiegend falsch interpretiert wurde und sieht die Fehler hauptsächlich in der Interpretation der Beziehung der Werke zueinander und der Fehlinterpretation der Beziehung Prokopios zu seinem sozialen Umfeld.

Da Prokopios und sein Werk allerdings für das Verständnis des Übergangs von Antike zu Mit­telalter und die Herrschaft Justinians essenziell seien, legte sie ihre Studie in Form einer Mo­nografie für eine realistischere Interpretation vor47.

Cameron schlägt vor die drei Werke als Einheit zu betrachten48 und auch Prokopios Psycholo­gie in die Interpretation aufzunehmen, da man ,De Bellis’ als die Begeisterung über die Er­folge Justinians und Belisarius’ und die ,Anekdota‘ als Resignation über die despotischen Ver­hältnisse der Zeit lesen könnte49, was auch durch die Tatsache gestützt wird das Prokopios in seiner späten Lebensphase selbst aufgrund seiner Religion von staatlicher Verfolgung be­droht war50, allerdings nie das byzantinische Herrschaftssystem direkt kritisierte51.

Diese These wird gestützt durch den Verdacht - aufgrund der Verwendung eines spezifischen Dichtstils52 - das Prokopios vor Justinian starb und damit die ,Anekdota’ und ,De aedificiis’ erst für die Veröffentlichung nach Justinians’ und Theodoras Tod gedacht waren und damit (durch das Fehlen der Beschreibung Italiens in ,De aedificiis’53 ) als unvollendet angenommen werden54.

In den zur Verfügung gestellten Auszügen der ,Anekdota’-Übersetzung aus dem Jahr 1896 der Gutenberg-Library wird auch deutlich das sich Prokopios in seinem Stil gerne Anekdoten und Schilderungen über die politischen und sozialen Missstände bedient55 und die Verursa­cher direkt und persönlich angreift56, was die Interpretation der ,Anekdota‘ erschwert57.

Aufgrund der starken Emotionalität und Subjektivität des Werkes unterstellt Franz Tinnefeld in seinem Eintrag im ,Neuen Pauly’ der ,Anekdota‘ nur eine eingeschränkte historische Deut- barkeit.58

5 Humanistische Geschichtsschreibung

Bei den zur Interpretation vorgelegten Texten handelt es sich einerseits um Auszüge aus ei­nem Aufsatz von Hermann Wiegand im regelmäßig erscheinenden Jahrbuch der Pirckheimer- Gesellschaft zur Renaissance und Humanismusforschung, einer Ausgabe des Gesamtwerks in der Übersetzung von Ernst Münch von 1826, herausgegeben vom Militärverlag der Deut­schen Demokratischen Republik und einem weiteren Auszug aus dem ursprünglichen Werk Bellum Helveticum aus der Online-Datenbank historicum.net.

Wiegand begründet seine Neuanalyse Pirckheimers Werk mit dem nicht-Vorhandensein ei­ner rezenten, den Standards der Gegenwart entsprechenden Analyse und sieht wie Otto Marquart 1886 in Bellum Helveticum eine produktive Rezeption antiker monografischer His­toriographie’ im Stile Sallusts (Gaius Sallustius Crispus, 86-35/34 v.Chr., römischer Politiker und Historiograph, bekannt für seine kurzgehaltene Ausdrucksweise und Archaismen).

Wiegand stellt für seine Analyse insgesamt sieben Thesen auf59, von denen mir für die gegen­ständliche Interpretation die Thesen 2-6 relevant erscheinen.

In seiner zweiten These unterstellt Wiegand Pirckheimers Werk apologetischen Charakter, in dem dieser sein eigenes militärisches Versagen im Schwabenkrieg gegenüber Kaiser Maximi­lian I. rechtfertigt.

In den Thesen drei bis fünf betont Wiegand die Alleinstellung des Werkes zur Verteidigung des schweizerischen Freiheitsstrebens gegen die Polemik und Propaganda zeitgenössischer Flugschriften60 und stellt die Darstellung des Krieges als Teil der schweizerischen bzw. deut­schen Geschichte und die Betonung der Wichtigkeit und Größe des Krieges61 zur Diskussion.

In der sechsten These verweist Wiegand auf die unterstellte militärische Überlegenheit der Schweizer, analog zum römischen ,Virtus‘62.

In diesen Thesen sehe ich auch viele Parallelen zum Werk Thukydides‘ über den Peloponnesi- schen Krieg, da auch Pirckheimer aktiver Kriegsteilnehmer63 war und sich sowohl Thukydides’ als auch Sallusts Werk als Vorbild für die monografische Darstellung eines Krieges nahm64.

In den Auszügen der Neuveröffentlichung von ,Der Schweizerkrieg’ von Dr. Wolfang Schiel im Militärverlag der DDR findet sich Pirckheimers eigene Rechtfertigung für sein Werk, die er in der Niederschrift zur Überlieferung der ,Kriegstaten’ der ,Germanenvölker‘ und des germani­schen Siegs’ über die Weltmacht Rom65 und darin das ,noch kein Deutscher die Geschichte seiner Zeit aufgeschrieben’ hätte. Auch stellt er ,die Deutschen’ als Opfer ausländischer Ge­schichtsschreiber dar, deren Erfolge - aus propagandistischen Gründen - im falschen Licht dargestellt würden.66

In ähnlicher Sicht ist wohl die Veröffentlichung im Militärverlag der DDR zum bevorstehen­den 500. Jubiläum des Beginnes des Schwabenkrieges 1989 zu betrachten: Im Kalten Krieg sah sich die DDR wohl dazu genötigt die Abspaltung eines deutschen Staates und den gegen­seitigen Existenzkampf historisch und ideologisch zu rechtfertigen, wo ich durchaus Paralle­len zum Schweizer Unabhängigkeitskampf gegen das Heilige Römische Reich und die Habs­burger sehe.

Sowohl in der Veröffentlichung des Militärverlags als auch in den Auszügen aus histori- cum.net beginnt Pirckheimer mit einer weiten Ausholung zum mythischen, schwedischen Ur­sprung der ,Helvetier’67 und prägnanten, knappen Ausführungen die zum Höhepunkt der gegenständlichen Erzählung, der Schlacht auf der Calven (1499, früher: Schlacht auf der Malser Haide) bzw. der Schlacht bei Sempach (1386) und des Todes des habsburgischen Her­zogs Leopold III. führen.

In diesen Erzählungen bezichtigt er auch die Schweizer der Feigheit und der Wegelagerei68, beschreibt aber auch das zwiespältige Verhältnis und die unterschiedlichen Motivationen zwischen den Aufgeboten der Reichsstädte und Kaiser Maximilian69.

Ebenfalls schildert er die Empörung des Kaisers über das Versagen der habsburgischen Reite­rei und bringt auch den Verdacht des Verrats zur Erklärung des Schlachtausganges ein70.

6 ,Historismus‘ - Heinrich von Treitschke

In seinem Aufsatz ,Unsere Aussichten' diskutiert Heinrich von Treitschke den Ablauf und die Auswirkungen der Balkankrise 1875-78 und des Russisch-Osmanischen Krieges auf die glo­bale Politik mit starkem deutschem Bezug und gibt auch Prognosen, etwa in Bezug auf den Zerfall des Osmanischen Reiches und die britische Politik im Nahen & Mittleren Osten ab.

Das Deutsche Reich wird überwiegend als ungerecht behandeltes Opfer in diplomatischen Fragen dargestellt und er widmet sich auch den großen Fragen und Problematiken seiner Zeit und stellte erstmals die These einer ,deutschen Judenfrage' auf.

Treitschke war zusammen mit Johann G. Droysen, Theodor Mommsen und Heinrich von Sy- bel einer der großen, nationalliberalen deutschen Historiker des 19. Jahrhunderts die mit ih­rer teleologischen - auf einen deutschen Nationalstaat unter preußischer Führung hinzielen­den - Geschichtsinterpretation die Politik ihrer Zeit und das Geschichtsbild bis heute maßgeb­lich prägten.71 Zur Legitimation ihrer Interpretation und zur Einordnung der Geschehnisse er­folgten weite historische Ausgriffe und Begriffskonstruktionen wie des ,Erbfeindes Frank­reich'.72

In diesem Kontext sieht Stefan Berger in seinem Aufsatz ,Nationalgeschichte‘ die Nationalge­schichte als eine deutsche Erfindung73.

Treitschke selbst war nicht nur historisch, sondern auch publizistisch und politisch aktiv (Reichstagsabgeordneter), humanistisch ausgebildet, promovierter Nationalökonom und Do­zent an der Universität Leipzig. Er entstammte einer evangelischen, sächsischen Beamten- und Offiziersfamilie und kann damit zur intellektuellen Oberschicht des damaligen, sich refor­mierenden Preußens gezählt werden.

Wie seine (national-)liberalen Zeitgenossen lehnte er sowohl den Absolutismus als auch radi­kale Demokraten ab und trat wie Johann Gustav Droysen und Theodor Mommsen für eine subjektive Geschichtsschreibung ein74, die sich im gegenständlichen Text mit der Bedienung zeitgenössischer Ressentiments, Zuschreibungen, Rassismen und Antisemitismen, am deut­lichsten wohl am folgenschweren Satz: ,Die Juden sind unser Unglück!’ zeigt.

Innenpolitisch beobachtet und beschreibt Treitschke eine Solidarisierung der Bevölkerung und im Staat und eine Abkehr von Auffilärerischen Werten wie Bildung und Philanthropie.

Diese Veränderungen werden von ihm guffiert und für die Zukunft fordert er eine noch stär­kere ,Eintracht zwischen Thron und Volk’ und eine starke Regierung.

Auf den letzten Seiten seines Werkes widmet sich Treitschke dem Verhältnis zwischen der jü­dischen und deutschen Bevölkerung, distanziert sich aber vom auffiommenden Antisemitis­mus der breiten Bevölkerung und diskutiert die jüdischen Einflüsse auf die deutsche Kunst, Kultur und Presse und beklagt die zunehmende jüdische Einwanderung aus dem Osten.

Durch das Hinterfragen der Motivationen des auffiommenden Antisemitismus der breiten Bevölkerung, der Betonung der positiven Einflüsse der jüdischen Kultur, das Eintreten für die Bürgerrechte der Juden und des Existenzrechts der jüdischen Kultur versucht er seinen eige­nen Antisemitismus salonfähig zu machen und stellt sich als neutralen Beobachter dar.

Allerdings differenziert er zwischen west- und osteuropäischen Juden und deren Einflüsse auf die Gesellschaften, in denen sie lebten, attestiert Deutschland als einer Jungen Nation’ an­dere Rechte im Umgang mit der jüdischen Bevölkerung und bedient klassische Formen des Antisemitismus, indem er vor der ,Rache‘ der osteuropäischen, jüdischen Bevölkerung für Jahrhundertelange christliche Tyrannei’ warnte.

Auch fordert er eine jüdische Assimilation und Solidarisierung mit der deutschen Bevölke­rung, attestiert aber gleichzeitig mit rassistischen Begründungen das eine komplette Integra­tion niemals möglich sein würde - eine ,Vermischung‘ der Juden mit den Deutschen erachtet er als ,nicht wünschenswert’.

Der gegenständliche Aufsatz ,Unsere Aussichten’ sollte in weiterer Folge zum ,Berliner Anti­semitismusstreit’ führen und der Ausspruch ,Die Juden sind unser Unglück!’ sollte während der NS-Diktatur zum Werbeslogan der antisemitischen Propagandazeitung ,Der Stürmer’ avancieren.

Damit deckt Treitschkes Werk die Felder der Politik- und Militärgeschichte, der Nationalge­schichte aber auch anthropologische Themen und die Geschichte des Antisemitismus ab.

7 Marc Bloch - Annales

Bei Peter Schöttlers Forschungsaufsatz ,Wie weiter mit - Marc Bloch?’ handelt es sich um eine erweitere Fassung eines Vortrages am Hamburger Institut für Sozialforschung aus einer Vortragsreihe, die aus ökonomischen Gründen nicht in den entsprechenden Sammelband aufgenommen wurde.

Schöttler stellt Marc Bloch als Historiker und historischen Soziologen75 vor, der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bahnbrechende Werke zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte lie­ferte und zusammen mit Lucien Febvre 1929 die Zeitschrift ,Annales d’histoire économique et sociale’- kurz ,Annales‘ - und damit die sich darauf begründende ,Annales-Schule’76 grün­dete, die erstmals eine interdisziplinäre Geschichtsforschung forcierte77.

Weiters beschreibt er Blochs damals neuartige historiographischen Ansätze sich auf Men­schen und Hintergründe, Konsumgewohnheiten und Wirtschaftsformen78 zu konzentrieren und sich - nach seinem Lehrer Pirenne - für ,das Leben’ zu interessieren’79, betont aber auch Blochs objektiven und analytischen80 Ansatz.

Bloch selbst charakterisierte sich als ,Handwerker der Geschichtswissenschaft’81, der einen neuen philosophischen Ansatz für die Geschichtswissenschaft lieferte82 und auch forderte, neueste Naturwissenschaftliche Erkenntnisse (Relativitätstheorie, Quantentheorie)83 in die Arbeit des Historikers einfließen zu lassen.

Auch scheute er die Verwendung medizinischer Begriffe wie des ,Symptoms‘ nicht, indem er hinter oberflächlichen Symptomen’ immer /Tiefenstrukturen’ vermutete, die erst durch das Erstellen von Verbindungen und formulieren von Forschungshypothesen zu ergründen wä­ren, da sich seinem Ansatz nach der Forschungsgegenstand des Historikers ihm nie komplett präsentiere.84

Ebenso schildert Schöttler Blochs Biografie als Kriegsteilnehmer beider Weltkriege, in denen er sich vom Unteroffizier zum Stabsoffizier mit administrativen Aufgaben hochdiente85.

In seiner - durch seinen Kriegstod unvollendeten - Monografie ,Die seltsame Niederlage:

Frankreich 1940. Der Historiker als Zeuge’ schildert Bloch aus erster Hand seine persönlichen Eindrücke aber auch seine Vermutungen für die militärische Niederlage Frankreichs 1940.

Maßgeblich sind für ihn die Mentalität der Stabsoffiziere, die innerhalb des Offizierskorps eine eigene homogene Gruppe bilden86 und versuchten den Krieg von 1914-18 zu führen, in Erwartung, dass dieser sich wiederhole, was aber nicht möglich war, da sich - gemäß Blochs These - inzwischen die sozialen Strukturen, die Techniken und Mentalitäten geändert hat- ten87.

Weitere Ursachen verortet er in den psychologischen Auswirkungen der deutschen Kampf­führung auf die Moral der Truppe88, grundsätzliche strategische Planungsfehler89 und Kom­munikationsmängel innerhalb der eigenen Armee und mit den britischen Streitkräften.

Er schildert allerdings auch gegenseitige Ressentiments und Vorurteile auf britischer und französischer Seite90 und das Suchen nach Schuldigen für das Desaster überall, nur nicht in den eigenen Reihen91.

Bloch wurde als Jude geboren, war aber überzeugter Atheist und gab sich nach eigener Aus­sage nur gegenüber Antisemiten als Jude zu erkennen92.

Er wurde 1944 im besetzten Frankreich als Mitglied der Resistance exekutiert und durch seine jüdischen Wurzeln und trotz seiner Bescheidenheit nach dem Krieg u.a. als ,Modern Hero‘ und Jüdischer Held’ interpretiert - eine Aneignung seiner Person durch die religiöse jüdische Gemeinschaft in den USA, um der Selbstassimilation der Juden in den USA entge- genzuwirken93.

Peter Schöttler sieht die beste Möglichkeit sich der realen Person des Marc Bloch durch die Rezeption seines Lebenswerkes inklusive der ,Annales‘ zu nähern, eine ,methodische Wieder- auferstehung‘ sieht er als unmöglich an.94

Blochs Werk deckt damit Facetten der Kriegs- und Politikgeschichte, aber auch der Sozialge­schichte und Mentalitätengeschichten ab. Schöttlers Werk zusätzlich die Historiographiege- schichte, die Geschichte des Antisemitismus, der Philosophie und Wissenschaftsgeschichte.

8 NS Genozide - Raul Hilberg

Der österreichisch-amerikanische Politologe und Autor Raul Hilberg (1926-2007) war der erste Historiker, der nach dem Zweiten Weltkrieg mit den aus Deutschland in die USA überstellten Akten des NS-Regimes Quellenarbeit leistete und damit seine Dissertation und das Standardwerk95 zur nationalsozialistischen Vernichtung der europäischen Juden schuf.

Hilberg entstammte einer galizisch-jüdischen Familie, die nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich gezwungen war in die USA zu emigrieren. Er diente in der US-Armee (1944-46), war an der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau beteiligt und entdeckte in München die Privatbibliothek Adolf Hitlers, worauf er dem War Documentation Department zugeteilt wurde.

Damit war er selbst Opfer nationalsozialistischer Verfolgung, Flüchtender, aktiver Kriegsteil­nehmer und Augenzeuge der nationalsozialistischen Gräueltaten.

Er besuchte vor seinem Kriegsdienst die Highschool und studierte nach dem Krieg Geschichte und Politikwissenschaften in New York - damit ist er wohl der gehobenen Mittelschicht zuzu­ordnen.

Sein Werk - das wohl stark vom Werk ,Behemoth‘ seines Lehrers Franz Neumann beeinflusst war - gilt als Gesamtgeschichte und Analyse der Shoah die sich sowohl an akademische Spe­zialisten als auch das allgemeine Publikum richtet96.

Das als Dissertation bereits 1954 fertiggestellte Werk wurde aufgrund eines wohl als ,globale Verdrängung’ zu bezeichnenden Phänomens und eines ,vergessen-wollens‘ des Krieges und der Shoah erst 1961 in den USA in einer kleinen, privatfinanzierten Auflage veröffentlicht.

Die deutsche Übersetzung und Erstveröffentlichung erfolgte, nach mehreren Ablehnungen des Werkes durch namhafte deutsche Wissenschaftler und Organisationen, aber auch jüdi­schen Organisationen inklusive Yad Vashem erst 19 Jahre später - 1982 - nach lauten Forde­rungen der Presse, namentlich des Nachrichtenmagazins Spiegel97.

Die Gründe für die deutsche Ablehnung Hilbergs Werk sind wohl in den umfassenden, na­mentlichen Aufführungen von Personen und Organisationen als Täter und der damit verbun­denen Konfrontation mit der eigenen Vergangenheit zu suchen.

Hilberg schildert detailreich die Rolle aller Hierarchien des Dritten Reiches als ,Vernichtungs- maschinerie‘ im Prozess der Vernichtung der europäischen Juden98: Von der Person Adolf Hit­lers über die Ministerialbürokratie, Wehrmacht, Industrie bis hin zur NSDAP.

Der Vernichtungsprozess begann bereits mit der Definition des Begriffs ,Jude‘ und führte über die weiteren Schritte der Enteignung (vom Recht der Berufsausübung über das Recht auf Schutz & Ernährung bis hin zum persönlichen Hab und Gut inkl. Zahnprothesen und Haa- ren99 ) und der Bildung von Ghettos schließlich zur Vernichtung durch mobile Tötungskom­mandos und Deportationen in Vernichtungslager führte. Ebenfalls sieht er Verantwortung bei religiösen Organisationen wie der Jüdischen Gemeinde Berlins100 und Christlichen Kirchen101.

Deutlich wird auch, dass der Shoah kein Gesamtplan zugrunde lag, sondern sie ein nicht vor­hersagbarer ,Schritt-für-Schritt‘-Prozess war in der sich alle Beteiligten, vom Ministerialbeam- ten als ,Schreibtischtäter‘ bis hin zum einfachen Wehrmachtssoldaten zu Schuldigen mach­ten.

Es wird auch aufgezeigt, wie schwer sich das Dritte Reich tat die 1933 gut integrierte und emanzipierte102 jüdische Bevölkerung mittels abstruser Theorien und diskriminierender Ge­setze aus der der deutschen Bevölkerung ,herauszulösen‘: Die Judenverfolgung wurde Schritt für Schritt von einem legalen, rechtlich abgesicherten Prozess in eine ,informelle‘ Illegalität überführten, in der von den Ämtern die eigenen Gesetze systematisch gebrochen wurden103.

Hilbergs Werk, das als Dissertation eine akademische Arbeit und veröffentlicht eine Mono­grafie darstellt, deckt damit die historischen Disziplinen der Zeitgeschichte, der Kriegsge­schichte, der Geschichte des Antisemitismus & der Shoah, aber auch Politik-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichtliche Aspekte ab.

9 Nationalsozialismus in Wien 1938

Das zur Interpretation zur Verfügung gestellte Werk ,Und keiner war dabei: Dokumente des alltäglichen Antisemitismus in Wien 1938‘ stellt die Neuauflage einer kommentierten

Quellensammlung, erstmals herausgegeben 1988 anlässlich des 50. Gedenken an den An­schluss’ Österreichs an das Deutsche Reich und die im Zuge dessen sta^indenden Ausschrei­tungen gegen die jüdische Bevölkerung dar.

Das Werk hatte zum Ziel mittels der erstmaligen Veröffentlichung zeitgenössischer Doku­mente, amtlichen und privaten Schriftverkehrs (teilweise als Fotokopie, teilweise als Ab­schrift) österreichische Täter und Mittäter zu benennen und deren Rollen im Prozess der Dis­kriminierung & Enteignung der jüdisch-wienerischen Bevölkerung vom Anschluss’ bis zur ,Reichskristallnacht‘ offenzulegen und damit Tabus & Mythen104 der österreichischen Vergan­genheitsbewältigung aufzubrechen.

Die Veröffentlichung erfolgte ebenfalls mitten in der sogenannten ,Waldheim-Affäre’ um den damaligen österreichischen Bundespräsidenten und ehemaligen UNO-Generalsekretär Kurt Waldheim, dessen nationalsozialistische Vergangenheit als Wehrmachtssoldat, SA-Mitglied und mögliche Involvierung in Erschießungen von Gefangenen in der Umgebung des Konzent­rationslagers Jasenovac, die eine internationale Kontroverse auslöste und sowohl Waldheim persönlich als auch die Republik Österreich in internationale Isolation brachte.

Besonders hervorgehoben werden im Band die Entwicklung der ,Verordnung über die Anmel­dung des Vermögens von Juden’, die bis dahin eine historiographische Unbekannte war, aber einen wichtigen Schritt bei der Enteignung der Juden darstellte105, der besondere antisemiti­sche Eifer der Wiener Bevölkerung, der teilweise durch Verordnungen aus Berlin ,gezügelt’106 werden musste, die Herausbildung des sogenannten Wiener Modells’107 inklusive ,wilder Kommissare’ und einer ,Kommissarwirtschaft‘ und die Entwicklung österreichische Praktiken der Diskriminierung & Enteignung für das gesamte Reich zu übernehmen108, die bis dahin von nationalen und internationalen Historikern unterschätzt wurde109.

Ebenfalls thematisiert werden die Diskriminierung und Ausschließungen von Juden von der Volksabstimmung über den Anschluss Österreichs an das Dritte Reich, die selbst für damalige Verhältnisse überzogene Auslegung der Nürnberger Rassegesetze, die Entfernung von Juden aus dem öffentlichen Beamtendienst110 und anhand von Schilderungen und Berichten der Opfer der erschütternde Terror der Wiener Bevölkerung gegen ihre jüdischen Mitbürger.

Der Herausgeber Hans Safrian ist Universitätsdozent und Senior Lecturer am Institut für Zeit­geschichte der Universität Wien111, Verfasser & Herausgeber mehrerer akademischer und po­pulärwissenschaftlicher Schriften und damit der intellektuellen Oberschicht zuzuzählen.

Durch die intensive Quellenarbeit adressiert das Werk gleichermaßen facheinschlägiges, aka­demisches Publikum als auch die breite Masse der Bevölkerung, was durch einen redaktio­nellen Hinweis auf die Eigenschaft von Dokumenten und Quellentexten nicht für sich selbst zu sprechen und die notwendige kontextualisierte Interpretation deutlich wird112.

Eine Internet-Recherche nach dem Co-Herausgeber Hans Witek blieb leider erfolglos.

10 Eichmann in Wien

Im vorliegenden Werk ,Eichmann und seine Gehilfen’ untersucht Professor Safrian die Ursa­chen für die Entwicklung der NS-Rassenpolitik zum Genozid an Millionen europäischer Juden, Roma, Sinti und anderer Bevölkerungsgruppen anhand der Biografien und Karrieren der Hauptakteure der ,Endlösung‘: des lange Zeit in Österreich lebenden SS-Offiziers Adolf Eich­mann und seiner als ,Eichmann-Männer‘ bekannt gewordenen - vornehmlich österreichi­schen - Vorgesetzten, Untergebenen und Kollegen, namentlich Alois Brunner und Dieter Wis- liceny.

Dabei stellt Professor Safrian die Thesen auf

- dass Eichmanns Rolle als Organisator und geistiger Urheber der Deportations- & Ver­nichtungsmaschinerie der Nazi-Genozide überschätzt113 und die Rolle der bereitwilli­gen, an der Errichtung einer neuen rassistischen Gesellschaftsordnung partizipieren wollenden, v.a. ostmärkischen, Bevölkerung bisher unterschätzt wurde,114
- dass die ,Endlösung‘ die Schlussfolgerung einer ,asozialen Logik’, nach der man sich der im Zuge der ,Arisierung‘ und ,Entjudung‘ von Wirtschaft und Gesellschaft115 be­raubten und enteigneten Menschen ,entledigen‘ musste war,116
- und damit das die Antisemitischen Pogrome und Ausschreitungen in Wien, vor allem im Zuge des ,Anschlusses‘, ein Mittel zur persönlichen, ökonomischen und sozialen Bereicherung breiter Bevölkerungsmassen waren117.

Auch diskutiert werden die bisherigen Erklärungsversuche für den Holocaust, so der ,Intenti- onalitische Ansatz’ von Jäckel und Fleming, die einen direkten Zusammenhang der Ideologie und Ideen Adolf Hitlers mit dem Holocaust sehen118, der ,Strukturalistisch/Funktionalistische Ansatz’ von Broszat & Mommsen, die eine ,kumulative Radikalisierung’ als Hauptmotor der Vernichtungsmaschinerie sehen und Herbert Strauss’ grundsätzliche Annahme einer ,Unver- stehbarkeit des Holocaust’ und das widerlegte Vorhandensein eines ,Führerbefehls’, von dem selbst Raul Hilberg grundsätzlich ausging119.

Die Frage, ob ein solcher ,Führerbefehl’ existierte bzw. überhaupt erforderlich war, um die nationalsozialistische Rassenpolitik in den Genozid eskalieren zu lassen, wird als eines der zentralen Probleme bei der Auseinandersetzung mit den NS-Genoziden identifiziert120.

Die späteren - bisher zu wenig hinterfragten121 - Rechtfertigungen der Täter als leidenschafts­lose Bürokraten gehandelt zu haben, werden z.B. durch einen persönlichen Brief Alois Brun­ners wiederlegt, indem dieser seinen persönlichen Eifer, sein Engagement und das Ausleben seiner Rassistischen Herrenrassen-Allüren’122 schildert.

Zur Rekonstruktion und Erklärung der persönlichen Karrieren der Hauptakteure werden diese Thesen neu interpretiert.

So werden die Karrieren, v.a. Eichmanns, als die Lebenswege von Männern in prekären Le­benssituationen, mit starken Brüchen in der beruflichen Lauftahn, teilweise langen Phasen der Arbeitslosigkeit und auch Obdachlosigkeit123 geschildert, die im System des Nationalsozi­alismus soziale Aufstiegschancen und Karrieremöglichkeiten sahen und diese Rücksichtslos wahrnahmen.

Besonders Eichmanns Weg vom ,Karteikartensortierer‘124 im Sicherheitsdienst-Hauptamt zum Urheber des Wiener Modells’ in Form der - auf Vorschlag jüdischer Funktionäre125 ge­gründeten, zynisch benannten Zentralstelle für jüdische Auswanderung’126 in Wien im Som­mer 1938 und deren - anscheinend durch Zahlenmanipulation127 herbeigeführten ,Erfolg’, der zur Übernahme des Wiener Modells’ für das gesamte Reich in Form der ,Reichszentrale f. jüdische Auswanderung’128 wird detailreich dargelegt.

Der Lebensweg des durchschnittlichen österreichischen Nationalsozialisten wird als ,Aufstieg von einer gescheiterten Existenz zum Herrenmenschen’ charakterisiert129.

Bei dem Werk handelt es sich um eine Monografie die sowohl fachspezifisches als auch histo­risch interessiertes Laienpublikum adressiert und widmet sich v.a. den Disziplinen der Holo­caustforschung, der Geschichte des Antisemitismus und des Nationalsozialismus, aber auch der österreichischen Geschichte und biografischen Themen.

11 Geschichtsschreibung im Kalten Krieg - Kubakrise

Bei dem vorliegenden Werk ,The Cuban Missile Crisis in American Memory: Myths versus Facts’ handelt es sich um das dritte Buch - eine Monografie - des US-Historikers Sheldon M. Stern130 (*1939) zum Thema der Kuba-Krise 1962, der wohl gefährlichsten Krise während des Kalten Krieges, ausgelöst durch die Stationierung sowjetischer Atomwaffen auf Kuba.

Als Hauptintention und -motivation für das Werk führt Stern die Umdeutung der Rolle des Bruders des damaligen US-Präsidenten John F. Kennedy (1917-1963, im Folgenden: JFK), Ro­bert F. Kennedy (1925-1968, im Folgenden: RFK; Beide sollten später Attentaten zum Opfer fallen) und die Herausarbeitung der Widersprüche zwischen RFK’s Werk ,Thirteen Days‘131, den individuellen Memoiren anderer damaliger Regierungsmitglieder und den zwischenzeit­lich freigegebenen 43 Stunden geheimen Aufnahmematerials der Meetings des damaligen Executive Committee oft the National Security Council' (exComm) und die Aufarbeitung zahl­reicher Mythen um die Krise und ihre Akteure an.

Dabei betont Sheldon das er selbst Historiker an der John F. Kennedy Library' in Boston ge­wesen sei und sich die kompletten Bandaufnahmen selbst angehört habe, anstatt sich wie andere Historiker auf ältere Transkripte der Harvard Press von 1997 bzw. vom Miller Center Norton zu verlassen131 132.

Dabei gibt der Autor zu bedenken das der Wert' und die Authentizität der Aufnahmen nur unter der Prämisse das JFK & RFK wussten das sie aufgenommen wurden zu bewerten seien133 und stellt die Möglichkeit des ,Presentism'134 - dass bewusst Dinge gesagt wurden, um sich selbst später in einem möglichst guten Licht darzustellen zu können, zur Diskussion.

Als Gegenargumente und Beweis für die Authentizität und den Wert der Aufnahmen führt er ins Feld,

- dass nur JFK das Aufnahmegerät kontrollieren konnte,135
- dass die zielgerichtete Manipulation des Verlaufs einer Konferenz von mehr als einem Dutzend Teilnehmer wohl sehr schwierig und hinsichtlich des unbekannten Verlaufs der Krise wohl unmöglich gewesen sein mag und
- dass keiner der damaligen Akteure wissen konnte das die Aufnahmen jemals veröf­fentlicht werden würden, da Gesetze wie der ,Freedom of Information Act‘(1967) und ,Presidential Records Act‘ (1978), die die Veröffentlichung gewisser vertraulicher Auf­zeichnungen & Informationen erzwangen erst wesentlich später - tlw. im Zuge der Watergate-Affäre, die den damaligen US-Präsidenten Nixon zum Rücktritt zwang - in Kraft traten bzw. wirksam wurden.

Zu bedenken gibt er das, wären die Kennedy-Brüder nicht ermordet worden, sie die Aufzeich­nungen - wohl nur auszugsweise und abhängig von ihren weiteren politischen Karrieren - in Form eigener Memoiren in ihrem Sinne verwendet hätten136.

Klar kritisiert Sheldon auch die wohl absichtlich falsche - günstigere - Darstellung RFK’s137 durch den ebenfalls US-amerikanischen Historiker Arthur M. Schlesinger jr. (1917-2007), der sowohl vor der Kennedy-Administration politisch aktiv war als auch als ,Court Historian'Teil der Kennedy-Administration war, die er mit dessen (anscheinend sehr guten) Beziehung zu RFK und der Unterstützung dessen späterer Kampagne zur Kandidatur um die US-Präsident- schaft 1968 begründet.

Sheldon stellt fest das Schlesinger die Entdeckung und Veröffentlichung der exComm-Aufnah- men zwar als ,historischen Triumph', und ,unerwartete Erleuchtung' bezeichnet, die daraus gewinnbaren Erkenntnisse aber weitestgehend ignoriert, indem er das Gegenteil eindeutiger Beweise/Fakten hinsichtlich der Rolle RFK’s während der Kubakrise behauptet und wieder­holt Fakten & Beweise verschleiert und manipuliert138.

Das Werk richtet sich somit an die interessierte breite amerikanische Öffentlichkeit als auch an Fachpublikum und behandelt Aspekte der Amerikanischen Geschichte, der Politikge­schichte, der Geschichte des Kalten Krieges, der Militärgeschichte, der Kubanischen Ge­schichte, der Geschichte der Sowjetunion, der Familiengeschichte des Kennedy-Clans und der Historiographiegeschichte selbst.

12 Historiografiegeschichte der Weimarer Republik und BRD

Das Werk

Bei den zur Interpretation zur Verfügung gestellten Texten handelt es sich um Aufsätze/ Textbeiträge aus dem Sammelband , Geschichtsschreibung als Legitimationswissenschaft 1918-1945 ' in der 2. Auflage von 1999, erstmals publiziert 1997.

Bei vier der enthaltenen Aufsätze handelt es sich um Beiträge, die auf Vorträgen der Autoren am Deutschen Historikertag 1994 in Leipzig basieren.

Das Werk insgesamt soll die Geschichte der Historiographie im gesamten angegebenen Zeit­raum abdecken, der Fokus liegt insgesamt jedoch auf der Betrachtung der Historiographie im Dritten Reich.

Der Herausgeber Peter Schöttler formuliert als Hauptthese des Werkes die Tatsache, dass sich die Deutsche Historikerzunft an der nationalsozialistischen Eroberungs- und Vernich­tungspolitik intellektuell aktiv beteiligte139, stellt die Frage auf wie intensiv diese Beteiligung war und welche Konsequenzen sie (auch im Vergleich mit anderen Humanwissenschaften140 ) hatte und fordert, dass sich die deutsche Historikerzunft endlich ihrer Vergangenheit stellen müsse.

Seine, Einleitenden Bemerkungen ‘ schließt er mit den mahnenden Worten von Peter Lind- green: , Wir hätten vor 1945 wahrscheinlich ebenso gehandelt141 142 und mit der Gegenfrage , Wie viele von uns hätten anders gehandelt?'[14] gebietet er Zurückhaltung in der Schärfe der Beurteilung von Historikern der NS-Zeit.

Die Autoren

Peter Schöttler

Peter Schöttler ist ein deutscher Historiker & Enkelsohn eines SS-Generals. Bis zu seiner Pen­sionierung 2015 war er u.a. für das Pariser Centre national de la recherche scientifique und am Berliner Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte tätig.

Sein primärer Forschungsschwerpunkt war die französische Wirtschafts-, Sozial- und Mentali­tätsgeschichte der Annales-Schule und sekundär die Rolle der Historiker im Dritten Reich.

Bernd Faulenbach

Ist ebenfalls ein deutscher Historiker und promovierte 1977 mit einer Dissertation über , Die deutsche Geschichte in der Historiographie zwischen Kaiserreich und Nationalsozialismus'. Er war am Forschungsinstitut für Arbeiterbildung in Recklinghausen tätig und wurde dann Ho­norarprofessor an der Universität Bochum.

Faulenbach wirkte aktiv in den großen Historikerdebatten der 1980er und 1990er Jahre mit, so im Historikerstreit 1986/87 und prägte den Begriff und die These des , Deutschen Sonder­weges ‘ und entwickelte die , Faulenbach-Formel ‘, nach der die Verbrechen des Nationalsozia­lismus und des Stalinismus nicht aneinander relativiert und/oder bagatellisiert werden dür­fen.

Peter Schöttler: Einleitende Bemerkungen

In seinen , Einleitenden Bemerkungen ‘ zum Sammelband gibt Schöttler einen Abriss über die Entwicklung der deutschen Historiographie vom Deutschen Kaiserreich bis in die Nachkriegs­zeit in der BRD - hier vor allem über die Entwicklung der Aufarbeitung des Wirkens der Histo­riker während der NS-Diktatur.

Zusätzlich zu den oben genannten Thesen schildert Peter Schöttler für die Historiker der NS- Zeit einen Vergleich ähnlich der - widerlegten - Legende der , sauberen Wehrmacht ‘ gegen­über der , fanatischen SS ‘, der jahrzehntelang der Konsens in der Aufarbeitung der Geschichte der Historiographie während der NS-Zeit gewesen war: es hätte einige wenige ideologisch gleichgeschaltete, dem Regime zuarbeitende Historiker gegenüber einer , Mehrheit seriöser Gelehrter ‘ gegeben143 144. Dem stellt er den - damaligen - aktuellen Forschungsstand gegen­über, dass sich mit der Machtübernahme der NSDAP Historische Institute und Universitäten , selbstgleichgeschaltet '144 hätten, was der ersten Untersuchung des Themas durch Karl F. Werner von 1967 widerspricht, nach der die Gleichschaltung der historischen Institute an den deutschen Universitäten scheiterte145.

Bei dieser Feststellung stellt er die - durch das Werk zu beantwortenden - Fragen auf:

- Ob diese , Selbstgleichschaltung ‘ als Schutzmechanismus vor dem Zugriff des Systems anzusehen sei oder es sich um eine reine Schutzbehauptung handelte?
- Inwieweit die Historikerzunft sich als Lieferant für Propagandamaterial und wissen­schaftliche Legitimation der NS-Politik (, Eroberungskriege'„Entjudungspolitik '146, , Um- volkungsmaßnahmen '147) betätigte? Und
- Ob die historischen Forschungsergebnisse der NS-Zeit - denen ein gewisses Innovati­onspotenzial unterstellt wird146 147 148 - als reine Propaganda oder , unverzichtbare Zwi- schenstufe ‘ der deutschen Historiographiegeschichte anzusehen sind149 ?

Als Gründe für diese , Selbstgleichschaltung ‘ führt er u.a.

- die überwiegend nationalistische & republikfeindliche Gesinnung der deutschen His­toriker seit der Zeit des Kaiserreiches und in der Weimarer Republik sowie deren überwiegende Begeisterung über die Machtergreifung Hitlers und der NSDAP,
- einen gewissen - durch die, nach der sog. , Nationalen Revolution ‘ & der Machtergrei­fung der NSDAP ergriffenen antijüdischen und antidemokratischen Maßnahmen be­günstigten - Karrierismus und Opportunismus der Historikerschaft an den Universitä­ten und Instituten, und
- die Aussagen der Historiker Theodor Mayer & Walter Platzhoff von 1941, die die Auf­gabe der Historiker ihrer Generation in der historiografischen Rechtfertigung der deutschen Angriffskriege sahen,

an und stellt die These auf das sich die Historiografie selbst in den Dienst der aggressiven Au­ßenpolitik der Nazis stellte, um diese von der , Prähistorie ‘ bis zur , Volkssoziologie ‘ teleolo­gisch zu rechtfertigen.150

Die Schwierigkeiten in der Aufarbeitung der NS-Vergangenheit der deutschen Historiografie sieht Schöttler zum einen im Werk , Walter Frank und sein Reichsinstitut für Geschichte des neuen Deutschlands ‘ von Helmut Heiber von 1966, dessen Umfang den Schluss zuließ das dem Thema genüge getan war151 und in , personellen und institutionellen Kontinuitäten ‘ an den Universitäten und Instituten im Nachkriegsdeutschland152.

Diese Kontinuitäten sieht er vor allem in den Tatsachen das Professoren an Universitäten überwiegend im Amt blieben, die NS-Vergangenheit von Historikerverbänden nie themati­siert wurde153 und es Ehemaligen-Netzwerke gab, die eine Fortsetzung von Karrieren ermög- lichten154 155 156.

Er sieht dennoch Fortschritte bei der Aufarbeitung im Zuge der großen Historikerdebatten der 1980er-Jahre, die auch Karl F. Werner dazu bewegten seine Analyse von 1967 zu überar­beiten und zum Schluss , eines Desaster der deutschen Historiographiegeschichte '155 zu kom­men.

Größte Fortschritte bei der Thematik sieht er allerdings durch den Wechsel des Forschungsfo­kus im Zuge des Generationenwechsels in der Historikerschaft und in der Erforschung der , Volksdeutschen Forschungsgemeinschaften ', die während des Krieges direkte Forschungsauf­träge und -doktrinen von Politik, Ämtern und Ministerien bekamen.

Diese beteiligten sich massiv an der wissenschaftlichen Rechtfertigung der NS-Vernichtungs- und Kriegspolitik (z.B. der,Generalplan Ost’ durch di e ,Nordostdeutsche Forschungsgemein- schaft‘156) und konnten sich nach dem Krieg durch bloße Umbenennungen und Austausch von Fachtermini in den Dienst der neuen Bundesrepublik stellen. Auch konnten durch solche , Begriffsschwindel ‘ ehemalige NS-Historiker ihre Arbeit größtenteils unverändert fortsetzen und tlw. unveränderte Neuauflagen ihrer Werke herausgeben.157

Bernd Faulenbach: Nach der Niederlage. Zeitgeschichtliche Fragen und apologetische Tendenzen in der Historiographie der Weimarer Zeit

In seinem Beitrag zur zeitgeschichtlichen Historiographie in der Weimarer Republik stellt Fau­lenbach fest das die Beschäftigung mit der Zeitgeschichte einer vergangenen Epoche des kor­rekten Verständnis wegen deren politisch-gesellschaftliche Entstehungszusammenhänge the­matisieren muss158. Dieser Feststellung schickt er eine Forderung Friedrich Meineckes aus seinem 1911 erschienen Werk , Weltbürgertum und Nationalstaat ‘ voraus, nach der die deutsche Geschichtsschreibung sich stärker an der Politik und Philosophie , zur Entwicklung des eigenen Wesens und Zwecke ‘ orientieren sollte.159

In fünf Unterabschnitten schildert Faulenbach die Tätigkeit und Entwicklung der deutschen Zeitgeschichtsschreibung der Weimarer Republik als eine apologetische, der Politik zuarbei­tende Wissenschaft zur Rechtfertigung der Existenz eines deutschen Nationalstaates und dessen Position im globalen, machtpolitischen Kontext.

Im ersten Unterabschnitt stellt er fest, dass die Weimarer Zeithistoriker die von ihnen zu be­arbeitende Epoche von der Reichsgründung bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges haupt­sächlich in einem Politikgeschichtlichen Sinne begriffen, konzentriert auf den Reichskanzler Otto von Bismarck, dessen , Sturz ‘ als Zeitgeschichtliche Zäsur wahrgenommen wurde160.

Der zweite Unterabschnitt schildert die Diskussion über die , Reichsgründung ‘, die von einzel­nen Außenseitern als Asynchronität , gegen den vorherrschenden Zeitgeist ‘ beschrieben wurde, von der großen Masse der rechts-national gesinnten Historiker allerdings als , Fort­schritt der deutschen Lage ‘ angesehen wurde. Allerdings wurden auch , Schattenseiten ‘ der Innenpolitik Bismarcks in Form der mangelnden Integration des , Industrieproletariats ‘ er­kannt161. In diesem Sinne wird auch im Unterabschnitt IV die Flottenrüstungspolitik des Kai­serreiches als Mittel der Sicherung des innenpolitischen Status quo thematisiert.

Im Abschnitt III identifiziert Faulenbach die Kriegsschuldfrage des Ersten Weltkrieges als , Be- sttmmende Perspekttve ‘ der , Neuesten Geschichte ‘ aus damaliger Sicht, die wegen der dama­ligen unzureichenden Quellenlage allerdings nicht hinreichend bearbeitet werden konnte.

So wurde eine , Rückverlängerung ‘ der Kriegsschuldfrage bis in die wilhelminische Zeit durch­geführt und man vermutete die , tatsächlichen Kriegsgründe ‘ lange vor dem Attentat von Sa­rajevo. Unter der Prämisse der Legitimität deutscher Großmachtbestrebungen (Imperialis­mus & Kolonialismus) und eines grundsätzlich vorherrschenden , deutschen Friedensinteres­ses ‘ gegenüber der , Unfähigkeit anderer Mächte sich mit dem Entstehen und dem Aufstteg des Deutschen Kaiserreiches abzufinden 'wurde dem politischen Geschehen seit 1871 u.a. von Hermann Oncken ein teleologisch , sinnhafter und zweckerfüllter Zusammenhang 'attestiert.

Im Abschnitt IV wird die Untersuchung des , wilhelminischen Weltmachtstrebens ' aus gesell­schaftspolitischer Sicht in Form einer Reaktion der Machteliten auf die sich ausbreitenden Demokratisierungsbestrebungen beschrieben. Ebenso schildert Faulenbach die Identifikation des , nicht gefestigten Nationalgefühls ' durch , internationalistischer Faktoren ' wie der Arbei­terbewegung, dem Judentum und sozialistischer Agitation als Gründe für den Zusammen­bruch von 1918, was die Unterstützung der , Dolchstoßlegende ' durch die damaligen Natio­nalhistoriker und ihren selbsterteilten Auftrag einer , forcierten Durchsetzung nationalen Be­wusstseins in den breiten Massen ' zur Folge hatte.162

Den Unterabschnitt V widmet Faulenbach einem Überblick über die politischen Tendenzen und Fraktionen der damaligen Historikerschaft, die mehrheitlich die Weimarer Republik als eine Übergangslösung ansahen, für autoritärere Machtverhältnisse und eine ständestaatli­che, antiparlamentarische & antipluralistische , Neue Ordnung ' einstanden.163

In seinem Resümee attestiert Faulenbach der Zeitgeschichtsschreibung der Weimarer Repub­lik eine politische Gesinnung ohne spezifische Methodik mit der biografisch-ideengeschichtli- chen Konzentration auf , Große Mächte und Männer ' in einem , sozialdarwinistischen Kampf' zwischen Staaten und Völkern, die ihrem eigentlichen Zwecke, der Aufilärung über die Zeit­geschichtlichen Aspekte, nicht nachgekommen war.

Zugespitzt formuliert er abschließend, dass ,die deutschen Historiker 1933 eigentlich gar nicht, gleichgeschaltet ' werden mussten ' da es kaum Interessenskonflikte zwischen den Er­wartungen des NS-Regimes und den von ihnen gelieferten Forschungs- und Lehrinhalten gab.164

Dadurch kann interpretiert werden, dass die deutsche Historikerschaft der eingangs erwähn­ten Forderung Friedrich Meineckes von 1911 durchaus nachkam.

Fazit

Bei den vorliegenden Werken handelt es sich um Textbeiträge zu einem Sammelband, dessen Beiträge teilweise auf Vorträgen des Deutschen Historikertags 1994 in Leipzig - am Vor­abend' der Kontroversen um die , Wehrmachtsausstellung ' 1995-1999 - basieren.

Der Herausgeber Peter Schöttler als auch Bernd Faulenbach waren universitäre Forscher an hoch angesehenen Instituten und sind damit der intellektuellen Oberschicht zuzuordnen.

In den Beiträgen zeichnen sie ein Bild der deutschen Historiographie in der behandelten Epo­che als einer sich der Politik im nationalistischen Sinne - mit der Konzentration auf , große Männer & Mächte ‘ anbiedernden und zuarbeitenden, selbstgleichgeschalteten Wissen­schaftsdisziplin. Damit decken die Werke Aspekte der deutschen Historiographiegeschichte, der deutschen Geschichte (wilhelminisches Kaiserreich, Weimarer Republik, Drittes Reich, Bundesrepublik), der Zeitgeschichte, der Politik- und Gesellschaftsgeschichte, der Bildungsge­schichte, der Geschichte des Nationalsozialismus (und dessen Aufarbeitung) und der Militär­geschichte ab.

Die Akteure waren sich ihres Handelns voll bewusst, wollten gezielt politisch Einfluss nehmen und konnten sich nach Kriegsende - wie viele andere NS-Täter - größtenteils ihrer Verant­wortung entziehen und ihre Karrieren unbehelligt fortsetzen.

Gleichzeitig wird aber auch - im Hinblick auf zu befürchtende Repressionen durch ein autori­täres System für , dissidente ‘ Historiker - Zurückhaltung in der Beurteilung dieser einge­mahnt.

Die Hauptthesen des Werkes sind die intellektuelle, aktive Beteiligung deutscher Historiker an der Vernichtungs- & Kriegspolitik des Dritten Reiches, die Konfrontation mit dieser und die apologetische, teleologische Ausrichtung der (Zeit-)Geschichtsschreibung dieser Epoche zu nennen.

Damit richtet sich das Werk an facheinschlägig gebildetes Publikum. Populärwissenschaftlich scheint es wenig geeignet, wenngleich die Verbreitung der Erkenntnisse als wichtig anzuse­hen wäre.

Bibliografie

Rudolf Augstein, Lieber Spiegel-Leser! In: Der Spiegel., H. 21: Wenn das Volk Ruft (1964); On­line: https://www.spiegel.de/politik/lieber-spiegel-leser-a-51d7b89b-0002-0001-0000- 000046173650?context=issue, abgerufen am 23.3.2022

Stefan Berger. Nationalgeschichte, In: Anne Kwaschik, Mario Wimmer (Hg.), Von der Arbeit des Historikers. Ein Wörterbuch zu Theorie und Praxis der Geschichtswissenschaft (Bielefeld 2010) 151-155

Harald Biermann. Die Borussen. In: Der Spiegel Geschichte, H. 1 (2007): Die Erfindung der Deutschen. Wie wir wurden, was wir sind, 116-119

Marc Bloch. Die seltsame Niederlage: Frankreich 1940. Der Historiker als Zeuge, Mit einem Vorwort zur deutschen Ausgabe von Ulrich Raulff, Übersetzung aus dem Französischen von Matthias Wolf (Frankfurt/Main 2002) (Original: L'étrange défaite: Témoignage écrit en 1940, Paris, 1946)

Peter Burke, Die Geschichte der Annales. Die Entstehung der neuen Geschichtsschreibung, Wagenbachs Taschenbuch 503, 2. Aktualisierte und um ein Nachwort erweiterte Neuausgabe (Berlin 2004), 19-42

Averil Cameron, Procopius and the sixth century. (Berkeley/Los Angeles 1985

Christopher Clark, Die Schlafwandler. Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog (4. Auflage, München 2015)

Bernd Faulenbach, Nach der Niederlage. Zeitgeschichtliche Fragen und apologetische Ten­denzen in der Historiographie der Weimarer Zeit. In: Peter Schöttler (Hg.), Geschichtsschrei­bung als Legitimationswissenschaft 1918-1945 (2. Auflage Frankfurt/Main 1999) 31-52

Fritz Fischer, Jetzt oder nie - die Julikrise 1914, In: Der Spiegel, H.21 (1964), 61 - 72; H.22 (1964), 72 - 87; H.23 (1964), 68 - 79

Raul Hilberg. Die Vernichtung der europäischen Juden, Band 1, Durchgesehene und erwei­terte Ausgabe, Übersetzung aus dem Amerikanischen von Christian Seeger, Harry Maor, Walle Bengs, Wilfried Szepan (Frankfurt/Main 1990) (Original: The Destruction of the Euro­pean Jews, Dissertation, New York 1954, Chicago 1961)

Heinz Höhne. Selten Skrupel, In: Der Spiegel Kultur, H. 41 (1979) (Online: https://www.spie- gel.de/kultur/selten-skrupel-a-38b511a6-0002-0001-0000-000039868638?context=issue, ab­gerufen am 18.5.2022)

Konrad H. Jarausch, Der Nationale Tabubruch. Wissenschaft, Öffentlichkeit und Politik in der Fischer-Kontroverse. In: Martin Sabrow et al. (Hg.) Zeitgeschichte als Streitgeschichte. Große Kontroversen nach 1945 (München 2003)

Georg Peter Landmann, Thukydides. Der Peloponnesische Krieg (München 1981) (Original 1960)

Willibald Pirckheimer. Der Schweizerkrieg (Übersetzung aus dem Lateinischen von Ernst Münch mit einer Historischen Studie von Dr. Wolfgang Schiel, Ost-Berlin 1988)

Willibald Pirckheimer. Dritter Zug ins Hegau. Schlacht auf der Malserheide (Übersetzung aus dem Lateinischen von Ernst Münch, historicum.net)

Cay Rademacher, Zwei Schüsse, die die Welt veränderten. In: Geo Epoche. Das Magazin für Geschichte, H. 65: 1914: Das Schicksalsjahr des 20. Jahrhunderts (2014) 92-115

Procopius, The Secret History of the Court of Justinian, Zur Verfügung gestellte gekürzte Fas­sung, (The Gutenberg Library 2004, Übersetzung von 1897)

Hans Safrian, Hans Witek (Hg.), Und keiner war dabei. Dokumente des alltäglichen Antisemi­tismus in Wien 1938 (Wien 2008)

Hans Safrian, Eichmann und seine Gehilfen (Berlin 1995)

Peter Schöttler, Geschichtsschreibung als Legitimationswissenschaft 1918-1945. Einleitende Bemerkungen. In: Peter Schöttler (Hg.), Geschichtsschreibung als Legitimationswissenschaft 1918-1945 (2. Auflage Frankfurt/Main 1999)

Peter Schöttler. Wie weiter mit - Marc Bloch?, In: Sozial. Geschichte online, H. 23 (2009), on­line: https://duepublico2.uni-due.de/receive/duepublico mods 00020573, abgerufen am 11.5.2022, 11-50

Stanford University Press. The Cuban Missile Crisis in American Memory, https://www.sup.org/books/title/?id=22290 (abgerufen am 21.6.22)

Staatsamt für Äußeres in Wien, Die Österreichisch - Ungarischen Dokumente zum Kriegsaus­bruch. Diplomatische Aktenstücke zur Vorgeschichte des Krieges 1914. (1, Berlin 1923)

Sheldon M. Stern. The Cuban Missile Crisis in American Memory: Myths versus Reality (Stan­ford Nuclear Age Series, Stanford 2012)

Heinrich von Treitschke, Unsere Aussichten (Preußische Jahrbücher, Band 44) (Berlin 1879), 559-576

Hermann Wiegand. Willibald Pirckheimers Bellum Helveticum und die antike historiographi- sche Tradition. In: Pirckheimer-Gesellschaft (Hg.): Die Pirckheimer. Humanismus in einer Nürnberger Patrizierfamile (Jahrbuch für Renaissance und Humanismusforschung, Band 21, Nürnberg 2006)

Wolfgang Will, Herodot und Thukydides. Die Geburt der Geschichte (München 2015)

Michael Zahrnt, Das Megarische Psephisma und der Ausbruch des Peloponnesischen Krieges. In: Historische Zeitschrift, H. 1 (2010), Online: https://www.degruy- ter.com/document/doi/10.1524/hzhz.2010.0054/pdf

[...]


1 Staatsamt für Äußeres in Wien, Die Österreichisch - Ungarischen Dokumente zum Kriegsausbruch. Diplomatische Akten­stücke zur Vorgeschichte des Krieges 1914. (1, Berlin 1923) 20-36

2 Christopher Clark, Die Schlafwandler. Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog (4. Auflage, München 2015), 125f

3 Cay Rademacher, Zwei Schüsse, die die Welt veränderten. In: Geo Epoche. Das Magazin für Geschichte, H. 65: 1914: Das Schicksalsjahr des 20. Jahrhunderts (2014) 92-115, hier 97

4 Rademacher, Zwei Schüsse, die die Welt veränderten, 100

5 Clark, Die Schlafwandler, 144

6 Clark, Die Schlafwandler, 100

7 Clark, Die Schlafwandler, 72f

8 Clark, Die Schlafwandler, 169

9 Clark, Die Schlafwandler, 149

10 Rademacher, Zwei Schüsse, die die Welt veränderten, 100

11 Rademacher, Zwei Schüsse, die die Welt veränderten, 105

12 Rademacher, Zwei Schüsse, die die Welt veränderten, 100

13 Konrad H. Jarausch, Der Nationale Tabubruch. Wissenschaft, Öffentlichkeit und Politik in der Fischer-Kontroverse. In: Martin Sabrow et al. (Hg.) Zeitgeschichte als Streitgeschichte. Große Kontroversen nach 1945 (München 2003), 20-40, hier 21

14 Jarausch, Der Nationale Tabubruch, 22

15 Jarausch, Der Nationale Tabubruch, 29

16 Jarausch, Der Nationale Tabubruch, 35

17 Jarausch, Der Nationale Tabubruch, 24

18 Jarausch, Der Nationale Tabubruch, 23

19 Rudolf Augstein, Lieber Spiegel-Leser! In: Der Spiegel., H. 21: Wenn das Volk Ruft (1964); Online: https://www.spie- gel.de/politik/lieber-spiegel-leser-a-51d7b89b-0002-0001-0000-000046173650?context=issue, abgerufen am 23.3.2022

20 Jarausch, Der Nationale Tabubruch, 23

21 Wolfgang Will, Herodot und Thukydides. Die Geburt der Geschichte (München 2015), 242

22 Will, Herodot und Thukydides, 54

23 Georg Peter Landmann, Thukydides. Der Peloponnesische Krieg (München 1981) (Original 1960), 26

24 Landmann, Thukydides, 30

25 Landmann, Thukydides, 24

26 Landmann, Thukydides, 29

27 Will, Herodot und Thukydides, 56

28 Landmann, Thukydides, 24

29 Will, Herodot und Thukydides, 58

30 Landmann, Thukydides, 296f

31 Michael Zahrnt, Das Megarische Psephisma und der Ausbruch des Peloponnesischen Krieges. In: Historische Zeitschrift, H. 1 (2010), Online: https://www.degruyter.com/document/doi/10.1524/hzhz.2010.0054/pdfhttps://www.degruyter.com/document/doi/10.1524/hzhz.2010.0054/pdf (abgerufen am 28.3.2022)

32 Will, Herodot und Thukydides, 56

33 Will, Herodot und Thukydides, 241

34 Will, Herodot und Thukydides, 242

35 Franz Tinnefeld. Prokopios. [3] spätant. Geschichtsschreiber. Brill: Der Neue Pauly, https://referenceworks-brillonline- com.uaccess.univie.ac.at/entries/der-neue-pauly/prokopios-e1009870?s.num=1&s.rows=20&s.mode=DEFAULT&s.f.s2 pa- rent=der-neue-pauly&s.start=0&s.q=%28procopius+of+caesarea%29 (abgerufen am 6.4.2022)

36 Franz Tinnefeld. lustinianus. [1] Flavius lustinianus I. röm. Kaiser 527-565. Brill: Der Neue Pauly, https://referenceworks- brillonline-com.uaccess.univie.ac.at/entries/der-neue-pauly/iustinianus-e604150 (abgerufen am 6.4. 2022)

37 Cameron, Procopius and the sixth century. (Berkeley/Los Angeles 1985), X

38 Cameron, Procopius and the sixth century, 45

39 Cameron, Procopius and the sixth century, 7

40 Tinnefeld. Prokopios.

41 Procopius, The Secret History of the Court of Justinian, Zur Verfügung gestellte gekürzte Fassung, (The Gutenberg Library 2004, Übersetzung von 1897), 5

42 Procopius, The Secret History of the Court of Justinian, 7

43 Cameron, Procopius and the sixth century, 49

44 Cameron, Procopius and the sixth century, 5

45 Cameron, Procopius and the sixth century, 12

46 Procopius, The Secret History of the Court of Justinian, 1f

47 Cameron, Procopius and the sixth century, IXf

48 Cameron, Procopius and the sixth century, 15

49 Cameron, Procopius and the sixth century, 8

50 Cameron, Procopius and the sixth century, 6

51 Cameron, Procopius and the sixth century, 65

52 Cameron, Procopius and the sixth century, 50

53 Cameron, Procopius and the sixth century, 12

54 Cameron, Procopius and the sixth century, 50

55 Procopius, The Secret History of the Court of Justinian, 10

56 Procopius, The Secret History of the Court of Justinian, 12

57 Tinnefeld, Prokopios.

58 Tinnefeld, Prokopios.

59 Hermann Wiegand. Willibald Pirckheimers Bellum Helveticum und die antike historiographische Tradition. In: Pirckhei- mer-Gesellschaft (Hg.): Die Pirckheimer. Humanismus in einer Nürnberger Patrizierfamile (Jahrbuch für Renaissance und Humanismusforschung, Band 21, Nürnberg 2006), 63-71, hier 64

60 Wiegand. Willibald Pirckheimers Bellum Helveticum, 64f

61 Wiegand. Willibald Pirckheimers Bellum Helveticum, 68f

62 Wiegand. Willibald Pirckheimers Bellum Helveticum, 70

63 Wiegand. Willibald Pirckheimers Bellum Helveticum, 64

64 Wiegand. Willibald Pirckheimers Bellum Helveticum,71

65 Willibald Pirckheimer. Der Schweizerkrieg (Übersetzung aus dem Lateinischen von Ernst Münch mit einer Historischen Studie von Dr. Wolfgang Schiel, Ost-Berlin 1988), 5

66 Pirckheimer. Der Schweizerkrieg, 6f

67 Pirckheimer. Der Schweizerkrieg, 8

68 Willibald Pirckheimer. Dritter Zug ins Hegau. Schlacht auf der Malserheide (Übersetzung aus dem Lateinischen von Ernst Münch, historicum.net), 1

69 Pirckheimer. Dritter Zug ins Hegau, 3f

70 Pirckheimer. Dritter Zug ins Hegau, 5

71 Harald Biermann. Die Borussen. In: Der Spiegel Geschichte, H. 1 (2007): Die Erfindung der Deutschen. Wie wir wurden, was wir sind, 116-119, hier 116

72 Ebenda, 116

73 Stefan Berger. Nationalgeschichte, In: Anne Kwaschik, Mario Wimmer (Hg.), Von der Arbeit des Historikers. Ein Wörter­buch zu Theorie und Praxis der Geschichtswissenschaft (Bielefeld 2010) 151-155, hier 153

74 Biermann. Die Borussen, 117

75 Peter Schöttler. Wie weiter mit - Marc Bloch?, In: Sozial. Geschichte online, H. 23 (2009), online: https://duepublico2.uni- due.de/receive/duepublico mods 00020573, abgerufen am 11.5.2022, 11-50, hier 11

76 Schöttler. Wie weiter mit - Marc Bloch?, 15

77 Peter Burke, Die Geschichte der Annales. Die Entstehung der neuen Geschichtsschreibung, Wagenbachs Taschenbuch 503, 2. Aktualisierte und um ein Nachwort erweiterte Neuausgabe (Berlin 2004), 19-42, hier 19

78 Schöttler. Wie weiter mit - Marc Bloch?, 15, 44

79 Marc Bloch. Die seltsame Niederlage: Frankreich 1940. Der Historiker als Zeuge, Mit einem Vorwort zur deutschen Aus­gäbe von Ulrich Raulff, Übersetzung aus dem Französischen von Matthias Wolf (Frankfurt/Main 2002) (Original: L'étrange défaite: Témoignage écrit en 1940, Paris, 1946), 42

80 Schöttler. Wie weiter mit - Marc Bloch?, 34

81 Schöttler, 28f

82 Schöttler, 31

83 Schöttler, 40ff

84 Schöttler, 39

85 Marc Bloch. Die seltsame Niederlage: Frankreich 1940. Der Historiker als Zeuge, 42

86 Bloch, 78

87 Bloch, 116

88 Bloch, 100ff

89 Bloch, 98

90 Bloch, 116f

91 Bloch, 119

92 Bloch, 43

93 Schöttler, 20ff

94 Schöttler, 24f

95 Raul Hilberg. Die Vernichtung der europäischen Juden, Band 1, Durchgesehene und erweiterte Ausgabe, Übersetzung aus dem Amerikanischen von Christian Seeger, Harry Maor, Walle Bengs, Wilfried Szepan (Frankfurt/Main 1990) (Original: The Destruction of the European Jews, Dissertation, New York 1954, Chicago 1961), Klappentext

96 Hilberg, Klappentext

97 Heinz Höhne. Selten Skrupel, In: Der Spiegel Kultur, H. 41 (1979) (Online: https://www.spiegel.de/kultur/selten-skrupel-a- 38b511a6-0002-0001-0000-000039868638?context=issue, abgerufen am 18.5.2022)

98 Hilberg, 59

99 Hilberg, 85

100 Hilberg, 81

101 Hilberg, 77

102 Hilberg, 58

103 Hilberg, 92

104 Hans Safrian, Hans Witek (Hg.), Und keiner war dabei. Dokumente des alltäglichen Antisemitismus in Wien 1938 (Wien 2008), 12

105 Safrian, Witek, 16

106 Safrian, Witek, 133

107 Safrian, Witek, 15

108 Safrian, Witek, 131

109 Safrian, Witek, 15

110 Safrian, Witek, 29

111 Universität Wien, Institut für Zeitgeschichte. Hans Safrian. https://zeitgeschichte.univie.ac.at/ueber-uns/privatdozentin- nen-und-lektorinnen/hans-safrian/, abgerufen am 1.6.2022

112 Safrian, Witek, 19

113 Hans Safrian, Eichmann und seine Gehilfen (Frankfurt/Main 1995), 10

114 Safrian, Eichmann und seine Gehilfen, 48

115 Ders., 50

116 Ders., 36

117 Safrian, Eichmann und seine Gehilfen., 21

118 Ders., 17

119 Ders., 18f

120 Ders, 20

121 Ders., 15

122 Ders., 17

123 Ders., 52

124 Safrian, Eichmann und seine Gehilfen., 26

125 Ders., 41

126 Ders., 38

127 Ders., 45

128 Ders., 47

129 Ders., 56

130 Stanford University Press. The Cuban Missile Crisis in American Memory, https://www.sup.org/books/title/?id=22290 (abgerufen am 21.6.22)

131 Sheldon M. Stern. The Cuban Missile Crisis in American Memory: Myths versus Reality (Stanford Nuclear Age Series, Stan­ford 2012), VIII

132 Stern. The Cuban Missile Crisis in American Memory., VII

133 Ders., 8

134 Ders., 10

135 Ders., 9

136 Ebd .

137 Stern, 36

138 Ebd .

139 Peter Schöttler, Geschichtsschreibung als Legitimationswissenschaft 1918-1945. Einleitende Bemerkungen. In: Peter Schöttler (Hg.), Geschichtsschreibung als Legitimationswissenschaft 1918-1945 (2. Auflage Frankfurt/Main 1999) 7-31, hier Klappentext

140 Schöttler, 8

141 Ders., 20

142 Ebenda

143 Schöttler, Klappentext

144 Ders., 7f

145 Ders., 13

146 Ders., 8

147 Ders., Klappentext

148 Ders., 19

149 Ders., 17

150 Schöttler, 7f

151 Ders., 13

152 Ders., 11

153 Ders., 9

154 Ders., 11f

155 Ders., 13

156 Schöttler, 12

157 Ders .., 17

158 Bernd Faulenbach, Nach der Niederlage. Zeitgeschichtliche Fragen und apologetische Tendenzen in der Historiographie der Weimarer Zeit. In: Peter Schöttler (Hg.), Geschichtsschreibung als Legitimationswissenschaft 1918-1945 (2. Auflage Frankfurt/Main 1999) 31-52, hier 33

159 Faulenbach, 31f

160 Ders ., 33

161 Faulenbach., 35

162 Ders., 40ff

163 Faulenbach., 43f

164 Ders ., 45

Ende der Leseprobe aus 36 Seiten

Details

Titel
Historiografiegeschichte von der Antike bis in die Weimarer Republik und BRD. Text- und Quelleninterpretationen
Hochschule
Universität Wien  (Institut für Zeitgeschichte)
Veranstaltung
Lektüre historiographischer Texte und Historiographiegeschichte
Note
1,0
Autor
Jahr
2022
Seiten
36
Katalognummer
V1375344
ISBN (eBook)
9783346911711
ISBN (Buch)
9783346911728
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Geschichte, Historiographie, Geschichtsschreibung, Interpretation, Analyse, Thukydides, Peloponnesischer Krieg, Fritz Fischer, Julikrise, 1914, Prokopp, Procopius, Anekdota, Secret History, Pirckheimer, Schweizerkrieg, Hegau, Treitschke, Heinrich, Historismus, Preußische, Preussische, Jahrbücher, Judenfrage, Marc, Bloch, Seltsame, Niederlage, Raul, Hilberg, Die, Vernichtung, der, Europäischen, Juden, Hans, Safrian, Eichmann, Gehilfen, Sheldon, Stern, Kuba, Krise, The, Cuban, Missile, Crisis, in, American, History, Memory, Peter, Schöttler, Geschichtswissenschaft, als, Legitimationswissenschaft, Bernd, Faulenbach, Justinian, Averil, Cameron, Propkop, Deutsche Geschichte, Weimarer Republik, Nationalsozialismus, Wien, Jüdisch, Jude, Wiener, Modell, Eichmannmänner, Historiographische, Texte
Arbeit zitieren
BSc Martin Pinda (Autor:in), 2022, Historiografiegeschichte von der Antike bis in die Weimarer Republik und BRD. Text- und Quelleninterpretationen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1375344

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Historiografiegeschichte von der Antike bis in die Weimarer Republik und BRD. Text- und Quelleninterpretationen



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden