Professionalisierung in der Supervision


Hausarbeit, 2009

17 Seiten, Note: 1,0

Christian Ravenspurger (Autor:in)


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Coaching und Supervision

3 Was ist Supervision?
3.1 Historische Entwicklung von Supervision

4 Professionalisierung in der Supervision
4.1 Was ist Professionalität?
4.2 Ist Supervision eine Profession?
4.2.1 Ausbildungsmöglichkeiten zum Supervisor
4.2.2 Ethische Grundsätze
4.2.3 Die Deutsche Gesellschaft für Supervision e.V. als berufsständische Organisation
4.2.4 Der gesellschaftliche Auftrag von Supervision
4.2.5 Weitere Professionsmerkmale: Fachautorität, Prestige und ein hohes Einkommen

5 Fazit

Quellenverzeichnis

1 Einleitung

Als Student der Sozialen Arbeit stellen die Begriffe Profession und Professionalisierung kein Neuland für mich dar. Ausgehend von Vorkenntnissen aus dem Modul 'Disziplin und Profession' soll diese Arbeit im Seminar 'Supervision als eine professionelle Methode in der Sozialen Arbeit' jedoch nicht von der Sozialen Arbeit, sondern von der Professionalisierung der Supervision handeln. Ich möchte unter der Fragestellung, worauf es bei der Professionalisierung einer beruflichen Tätigkeit ankommt, herausarbeiten, ob man heute von Supervision als Profession sprechen kann.

Da ich mich mehrmals auf Literatur aus dem Bereich Coaching beziehe, wird meine Arbeit mit einer kurzen Einführung zu den Gemeinsamkeiten und Unterschieden von Coaching und Supervision beginnen. Ich möchte vor Missverständnissen im Umgang mit den Begrifflichkeiten schützen und die Verwendung einiger Bücher legitimieren.

Darauf folgend soll geklärt werden, was Supervision konkret ist. Ich werde dazu eine Definition von Supervision zitieren und die historischen Ursprünge von Supervision skizzieren. Die Entwicklung zur heutigen Professionalisierungsdebatte soll beschrieben werden und die Beantwortung meiner gestellten Ausgangsfrage einleiten. Das vierte Kapitel stellt den Kern dieses Aufsatzes dar. Es werden die Begriffe Professionalität und Profession geklärt und im Anschluss mit Supervision in einen Kontext gestellt. Unter anderem wird auf Ausbildungsmöglichkeiten, Berufsverbände von Supervisioren und ethische Grundsätze eingegangen.

Enden wird mein Aufsatz mit einem Fazit, ob Supervision tatsächlich professionalisiert ist oder ob noch Bedarf besteht und weitere Bemühungen nötig sind.

2 Coaching und Supervision

In der Einleitung wurde es bereits angekündigt. Da in den nächsten Kapiteln auch Literatur aus der Coaching-Szene zitiert wird, möchte ich an dieser Stelle kurz auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede eingehen.

Während Birgmeier im Vorwort seines Buches noch von Kompatibilität und einer „deutlichen Verwandschaft zwischen Coaching und Supervision“ (Birgmeier, 2005, S. 14) spricht, stellt er im Verlauf die Frage, „wie nahe sich Coaching und Supervision wirklich stehen“ (ebd., S. 241). Nach Fallner und Pohl seien Supervision und Coaching als „z wei Variationen eines Meta-Konzepts“ zu sehen (Fallner & Pohl, 2001, zit. nach Birgmeier, 2005, S. 241). Beide hätten als Kontext die Arbeitstätigkeit des zu Coachenden beziehungweise des Supervisanden zum Inhalt. So setzt „gelungenes Coaching (...) idealerweise supervisorisch gewonnene Erkenntnisse voraus bzw. baut auf ihr auf, wirksame Supervision mündet oft in Coaching-Prozesse oder integriert Coaching-Elemente“ (Fallner & Pohl, 2001, zit. nach Birgmeier, 2005, S. 242). Auch Bauer sieht eher marginale Unterschiede, sie schreibt, dass Supervision „primär als 'Beratung für Berater '“ (Bauer, 2004, S. 126) zu verstehen sei, Coaching als „'Beratung für Manager'“ (ebd.).

Es gibt darüber hinaus Autoren, die beide Begriffe versuchen gegeneinander abzugrenzen und als jeweils alleinstehende und unabhängig voneinander existierende Beratungsformen definieren. Ich schließe mich allerdings den zitierten Fachleuten an und verwende im Verlauf dieser Arbeit beide Begriffe synonym. Sollte ich Aussagen von Autoren zum Thema Coaching zitieren, lässt sich im selben Zusammenhang auch immer von Supervision ausgehen.

3 Was ist Supervision?

Der zweite Abschnitt dieses Aufsatzes wird einen Einblick in den Gegenstand von Supervision und ihrer geschichtlichen Entwicklung geben. Soll das eigentliche Thema dieser Arbeit die Professionalisierung der Supervision sein, ist es notwendig, Supervision als solche kurz vorzustellen und darzulegen, worum es in ihr überhaupt geht.

Belardi hat dazu einige Definitionen zusammengestellt, von denen mir folgende für die Erklärung der Professionalisierung besonders gut geeignet erscheint:

„Supervision (Praxisberatung) richtet sich an Einzelne sowie an Gruppen oder Mitarbeiter-Teams. Sie befasst sich mit konkreten Fragestellungen aus dem Berufsalltag der Teilnehmer sowie mit Fragen der Zusammenarbeit zwischen Personen in verschiedenen Rollen und Funktionen, Aufgabenbereichen und Hierarchiestufen. Ziel der Supervision ist die Verbesserung der Arbeitssituation, der Arbeitsatmosphäre, der Arbeitsorganisation und der aufgabenspezifischen Kompetenzen. Sie ist darauf angelegt, dieses praxisnahe Lernen und die Qualität der Zusammenarbeit zu fördern.” (Brönnimann, 1994, zit. nach Belardi, 1998, S. 44)

Es geht in der Supervision also um Beratung, welche den beruflichen Kontext der oder des zu Beratenden zum Inhalt hat. Das Ziel ist, durch Offenlegung von Prozessen und den daraus resultierenden Erkenntnissen, eine Qualitätsverbesserung der Arbeit zu erreichen.

3.1 Historische Entwicklung von Supervision

Nachdem geklärt ist, was Supervision ist und worum es dabei geht, soll nun eine Skizzierung der historischen Entwicklung von Supervision folgen. Ich möchte klären, wie Supervision entstand und was zu der heutigen Professionalisierungsdebatte geführt haben könnte.

Nach Belardi ist die Entstehung der Supervision eng mit „der Sozialarbeit in England und den USA verknüpft“ (Belardi, 1998, S. 19). Durch die fortschreitende Industrialisierung in England und die damit zusammenhängenden Problemlagen wie Arbeitslosigkeit und dadurch verursachte Armut, gab es immer mehr Menschen, die auf Unterstützung angewiesen waren. Ein Beispiel für Hilfe waren seit den 1880er Jahren sozialpädagogische Hilfen durch Hochschulabsolventen im Londoner Slum-Viertel Whitechapel. Diese Hilfen zur Selbsthilfe wurden von Pfarrer Samuel Barnett organisiert. Um eine gewisse Qualität zu gewährleisten, führte Barnett wöchentlich Gespräche mit den Helfern durch. Ziel war es, „sozialpädagogische Fragen zu besprechen und (... ) zu beraten“ (ebd.). Diese Gespräche gelten heute als einer der Ursprünge supervisorischer Arbeit.

Im frühen 20. Jahrhundert wurde diese Arbeit von der Chicagoerin Mary Richmond fortgeführt. Als ehemalige Buchhalterin war auch sie sozialarbeiterisch tätig und gilt heute durch ihr Buch 'Social Diagnosis' als Begründerin der sozialen Einzelfallhilfe (vgl. ebd.). Bevor in der damaligen Gesellschaft finanzielle Unterstützung gewährt wurde, sollte geklärt werden, wieso die Betroffenen nicht in der Lage waren, ihren Lebensunterhalt selbstständig zu sichern. Dafür waren viele ehrenamtliche, sogenannte Armenbesucher nötig. Da diese Arbeit oftmals enttäuschend und frustrierend war, galt es auch hier, von hauptamtlicher Seite aus beratend zur Seite zu stehen und zu unterstützen.

Der große Einfluss psychoanalytischer Komponenten in der Supervision findet in den 1920er Jahren seinen Ursprung. Den damaligen Sozialarbeitern wurde bewusst, „dass es für sie auf der Beziehungsebene des Gespräches noch eine Menge zu lernen gab: Umgang mit Ängsten, mit Distanz und Nähe zur Klientel, mit Abwehrformen, Aggressionen usw. Ein großes Problem stellte das Unverständnis dem fremden Leben gegenüber dar, sowie Verstrickungen und regelrechte 'Gesprächsfallen'“ (ebd., S. 23). Begünstigt wurde die Integration psychoanalytischer Techniken durch die Emigration deutschsprachiger Psychoanalytiker in die Vereinigten Staaten nach 1933. In den Jahren vorher etablierte sich eine sogenannte Kontrollanalyse, in der angehende Psychoanalytiker ihre Fälle mit einem erfahrenen Kollegen besprachen und reflektierten. Durch Lehraufträge dieser Psychoanalytiker in der Sozialarbeiter-Ausbildung wurde das von Richmond entwickelte Casework und die Supervision um die psychoanalytische Ebene erweitert (vgl. ebd.).

Von einer Professionalisierung der Supervision lässt sich seit den 1970er Jahren sprechen. Buer schreibt im Zusammenhang mit der Expansion des Wohlfahrtstaates von einem „Professionalisierungsschub von sozialen Dienstleistungsberufen“ (Buer, 2004, S. 163). Genau dort setzte, nach Buer, eine „Doppelstrategie“ (ebd.) der Supervision an: Auf der einen Seite unterstützten Supervisoren diese Bemühungen, indem sie ihre Arbeit als Methode anboten, fachlich korrekte Arbeit durchführen zu können, auf der anderen Seite deklarierten sie ihre eigene Arbeit ebenso als Profession, welche unabhängig und selbstständig den Anforderungen ihrer Kundschaft entsprechen wolle (vgl. ebd., S. 164).

In den vergangenen 30 Jahren hat sich Supervision zudem über den Wohlfahrtsektor hinaus auch anderen Berufsgruppen geöffnet. Heute findet Supervision unter anderem in Bereichen des Öffentlichen Dienstes, in der Wirtschaft oder im Sport statt (vgl. ebd.).

[...]

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Professionalisierung in der Supervision
Hochschule
HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst - Fachhochschule Hildesheim, Holzminden, Göttingen
Note
1,0
Autor
Jahr
2009
Seiten
17
Katalognummer
V137670
ISBN (eBook)
9783640468324
ISBN (Buch)
9783640468157
Dateigröße
537 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Professionalisierung, Supervision
Arbeit zitieren
Christian Ravenspurger (Autor:in), 2009, Professionalisierung in der Supervision, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/137670

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