Unterrichtsbesuch im Fach Sport zum Thema "Unterrichtsstunde: Erarbeitung und Anwendung tischtennisspezifischer Aufschlagregeln unter dem Aspekt des stationsbasierten Übens und Verbesserns der PTRF-Effekte", wobei der regelkonforme Aufschlag anhand von vier Stationen erprobt wird.
Leitende pädagogische Perspektive:
(A) Wahrnehmungsfähigkeit verbessern, Bewegungserfahrungen erweitern
Weitere pädagogische Perspektive:
(D) Das Leisten erfahren, verstehen und einschätzen
Inhaltsbereich:
(7) Spielen in und mit Regelstrukturen – Sportspiele
Thema der Unterrichtsstunde:
Erarbeitung und Anwendung tischtennisspezifischer Aufschlagregeln unter dem Aspekt des stationsbasierten Übens und Verbesserns der PTRF-Effekte[1]
Unterrichtsziel:
Die SuS sollen einen für den Gegenspieler schwer returnierbaren, regelkonformen Aufschlag spielen können, indem sie an verschiedenen Stationen nach dem Prinzip der Verringerung der Programmbreite einzelne Ausführungskriterien isoliert üben und diese im freien Spiel in einer ganzheitlichen Aufschlagbewegung anwenden
Teillernziele:
Im motorischen Bereich sollen die SuS
- eigene Aufschlagvariationen erproben und angemessen umgestalten, indem sie an den einzelnen Stationen mit speziellen koordinativen Anforderungen konfrontiert werden
- bei ihren Aufschlägen die jeweils vorgegebenen regulativen „Handicaps“ (tischtennis-spezifische Aufschlagregeln) korrekt umsetzen
- ihre Ballkontrolle verbessern, indem sie für ihre relativen Krafteinsätze sowie die Wahrnehmung des Balltreffpunktes sensibilisiert werden
Im kognitiven Bereich sollen die SuS
- durch den eigenständigen Auf- und Abbau der Tische praktische Erfahrungen im korrekten Umgang mit den neuen Spielplatten sammeln
- Kenntnisse über die aktuellen Aufschlagregeln erwerben, indem sie an jeder Station Teilaspekte bzw. offiziell gültige „Handicaps“ (z.B. Ballwurf mindestens 16 cm) kennenlernen und praktisch umsetzen
- diese Regeln in der Reflexionsphase benennen können
- induktiv die vier rückschlagspielspezifischen Erfolgsparameter Geschwindigkeit (Station 1), Präzision (Station 2), Flughöhe (Station 3) und Rotation (Station 4) kennenlernen und benennen, sowie den einzelnen Stationen zuordnen können
Im sozial-affektiven Bereich sollen die SuS
- in Paaren kooperieren und sich gegenseitig helfen, indem sie zu zweit selbsttätig jeweils eine Station aufbauen
- den Leistungsgedanken nicht über das Ideal der Fairness stellen, indem sie sich an die vorgegebenen „Handicaps“ halten sowie auf ihrem selbstständig auszufüllenden Ergebnisbogen nicht mogeln
Einbettung der Stunde in die Unterrichtsreihe:
1. UE: Analyse und Verbesserung des Vorhand- und Rückhand-Topspin anhand des
Einsatzes von Schülerdemonstrationen und Partnerkorrekturen
2. UE: Wiederholung und Anwendung des Vorhand- und Rückhand-Konter unter besonderer
Berücksichtigung eines selbstverantwortlichen Übungsbetriebes ohne Lehrkraft
3. UE: Erarbeitung invarianter Bewegungsmerkmale des Vorhand- und Rückhand-Block
durch den Einsatz von Phasenbildern und einem Lehrvideo
4. UE: Erarbeitung und Anwendung des Vorhand- und Rückhand-Flip in der Grobform
anhand von Lehrerdemonstrationen sowie individuellem Balleimertraining
5. UE: Wiederholung und Sicherung des Vorhand- und Rückhand-Schupf unter dem Aspekt
der Genese möglichst langer Ballwechsel
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
7. UE: Anwendung der erlernten und wiederholten Schlagtechniken in einem
Schuljahresabschlussdoppelturnier zur Förderung des sozialen Miteinanders
Didaktisch-methodischer Kommentar:
Diese Unterrichtsreihe wurde – entsprechend den bisherigen Erfahrungswerten für diese Angebotsform des außerunterrichtlichen Schulsports – für eine jahreszeitbedingte Teilnehmerzahl von lediglich 10 bis 12 SuS konzipiert und basiert explizit nicht auf dem schulinternen Curriculum für das Fach Sport, sondern dient gerade der Verbreiterung des inhaltlichen Angebots und damit der Befriedigung spezieller Schülerinteressen, die den Tischtennissport im regulären Sportunterricht am Gymnasium Barntrup (bislang) vermissen.[2] Der Großteil dieser altersheterogenen Klientel (Jgst. 7-11) – dieser auf dem Prinzip der freiwilligen Teilnahme beruhenden Tischtennis-AG – ist daher sehr motiviert, zuverlässig und wissbegierig, aufgrund mangelnder praktischer Erfahrungen (im Schulsport) jedoch technisch bis auf einen Vereinsspieler zumeist noch auf fortgeschrittenem Anfängerniveau.
Daher verzichtete ich bei der Planung dieser Stunde bewusst auf binnendifferenzierende Maßnahmen in Bezug auf unterschiedliche Schwierigkeitsgrade, sondern wählte einen Aufbau, der konzeptionell so angelegt ist, dass alle Spieler unabhängig ihres technischen Fertigkeitsniveaus gefordert werden. Dabei scheint eine Übungsdauer von lediglich 2 bis 3 Minuten pro Station als sehr gering, dient jedoch dazu, dass alle SuS (möglichst) jede Station durchlaufen können. Zudem entscheidet letztlich nicht die Übungszeit über den Trainingseffekt, sondern die Anzahl an Wiederholungen. Dabei gehe ich von einer durchschnittlichen Versuchszahl pro Station von ca. 30 aus, sodass es ohne langweilig zu werden bei den SuS zu feststellbaren Trainingseffekten kommen sollte. Wichtig war mir dabei – im Hinblick auf die Vermittlung der komplexen tischtennisspezifischen Aufschlagregeln – niemanden koordinativ oder kognitiv zu überfordern. Daher bin ich entsprechend Brehms Konzept zur Vermittlung offener Fertigkeiten (vgl. Brehm 2003, 60 f.) so vorgegangen, verschiedene Stationen zu konzipieren, an denen sukzessive relativ leichte Einfachanforderungen ohne Gegnerdruck und Ablenkung in Einzelarbeit erlernt und geübt werden, die parallel an zwei weiteren Stationen sowie im abschließenden freien Spiel ganzheitlich angewendet werden sollen. Die Schrittigkeit entspricht hierbei dem methodischen Grundsatz von Einfach- zu Mehrfachanforderungen. Diese Vereinfachungsstrategie nach dem Prinzip der Verringerung der Programmbreite wurde im Hinblick auf den zweiten Aspekt des Stundenziels, der individuellen Verbesserung der PTRF-Effekte, ebenfalls angewendet. Dies ist methodisch sogar notwendig, da sich praktisch kein Ball bzw. Aufschlag spielen lässt, der alle gewünschten Eigenschaften (maximale Genauigkeit, maximale Geschwindigkeit, minimale Flughöhe sowie maximale Rotation) simultan in sich vereinigt.
[...]
[1] Unter PTRF-Effekten werden in Rückschlagspielen die vier schlagspezifischen Erfolgsparameter Plazierungsentscheid, Tempoentscheid, Rotationsentscheid und Flughöhenentscheid zusammengefasst, die den Gegenspieler dazu zwingen, einen Rückschlagfehler zu begehen.
[2] An einer Aufnahme der Sportart Tischtennis in das schulinterne Curriculum Sport wird nach der Anschaffung drei neuer sowie zwei gebrauchter Platten derzeit in der Fachschaft kontrovers diskutiert.
- Arbeit zitieren
- Wolfgang Holste (Autor:in), 2007, Unterrichtsstunde: Erarbeitung und Anwendung tischtennisspezifischer Aufschlagregeln unter dem Aspekt des stationsbasierten Übens und Verbesserns der PTRF-Effekte, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/137883