Spätestens mit dem Auftreten von Ottfried Preußlers "Die kleine Hexe" (1957) trat eine neue Hexengeneration langsam in Erscheinung: eine freundliche, hilfsbereite und gute Hexe. Auch die heutigen Hexen der Kinder- und Jugendliteratur zeigen ihre Gutartigkeit. Egal ob Bibi Blocksberg, Hexe Lilli, Flora Flitzebesen oder Petronella Apfelmus – sie alle haben eine Sache gemeinsam: Sie sind gute Hexen.
Die guten Hexen erweisen sich in der aktuellen Zeit sowohl in der Literatur als auch im Film- und Fernsehformat als erfolgreich und beliebt. Vor allem junge Mädchen möchten so sein wie ihre hexenden Freundinnen: freundlich, hilfsbereit und gut. Doch Hexen waren nicht immer derartig gute Wesen. Obwohl die bösen Hexen heutzutage kaum noch zu finden sind, waren sie eine lange Zeit über die einzige Hexengeneration.
Folglich kann die These aufgestellt werden, dass die Hexenfigur als Motiv eine Entwicklung hin zum Guten durchlebt hat, was nicht zuletzt an der pädagogischen Debatte der 1950er-Jahre liegen mag. Böse Hexen wie die grimmschen Märchenhexen waren demnach nicht für Kinder geeignet. Dementsprechend werden fortan die Hexen als entmystifizierte und durchweg gute Wesen dargestellt. Dabei stellt sich die Frage, wie dieser Wandel begründet ist und ob es wirklich keine bösen Hexen mehr gibt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Hexe im kulturhistorischen Kontext
- Etymologie
- Der Mythos
- Mythologische Vorbilder
- Hexenbilder
- Die Krankheit und Tod bringende Zauberin
- Die Kinderfresserin
- Der christliche Hexenglaube
- Die Häretikerin
- Die Anti-Religion
- Die Hexe im historischen Kontext
- Begriffsbestimmung - Hexen und Prozesse
- Die ,kleine Eiszeit'
- Hexenprozesse im europäischen Kontext
- Die Hexe in der allgemeinen Literatur
- Die Hexe in der höfischen Literatur: Hartmann von Aue
- Die Hexe in der frühen Neuzeit am Beispiel des Hexenhammers
- Die Hexe in der aufkommenden Romantik
- Die Hexe in der Kinder- und Jugendliteratur
- Die phantastische Literatur
- Romantik
- Die Auswirkungen und Folgen des Nationalsozialismus
- Der pädagogische Umbruch
- Die gegenwärtigen Hexendarstellungen
- Die böse Märchenhexe
- Die gute Hexe
- Resümee
- Die Hexe in ausgewählten Werken der Kinder- und Jugendliteratur
- Figurencharakterisierung nach Pfister und Ludwig
- Figurenkonzeption
- Die Hexendarstellung in Roald Dahls ,Hexen hexen'
- Das Aussehen
- Die Organisation der Hexengemeinschaft
- Die innere Motivation
- Die Hexendarstellung in Otfried Preußlers ,Die kleine Hexe'
- Das Aussehen und die äußeren Gegebenheiten
- Hexenrequisiten
- Handeln und Eigenschaften
- Die großen Hexen
- ,,Und wenn sie nicht gestorben sind ...“ – Gibt es nur noch gute Hexen?
- Die Entwicklung der Hexe im kulturhistorischen und literarischen Kontext
- Die Darstellung der Hexe in der Kinder- und Jugendliteratur
- Der Einfluss pädagogischer Debatten auf die Hexenfigur
- Die unterschiedlichen Facetten der Hexenfigur in verschiedenen literarischen Werken
- Die Frage nach der Existenz böser Hexen in der heutigen Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Entwicklung und Darstellung der Hexe in der Kinder- und Jugendliteratur. Sie analysiert den Wandel der Hexenfigur von der bösen, furchteinflößenden Gestalt hin zur freundlichen und guten Zauberin. Dabei werden die historischen und kulturellen Hintergründe der Hexenfigur beleuchtet sowie verschiedene literarische Werke im Hinblick auf die Darstellung der Hexe untersucht.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Forschungsfrage auf und skizziert den Wandel der Hexenfigur in der Kinder- und Jugendliteratur. Die ersten Kapitel befassen sich mit der historischen Entwicklung der Hexe im kulturellen und religiösen Kontext. Sie analysieren die mythologischen Vorbilder, die christlichen Vorstellungen und die Hexenprozesse im europäischen Kontext. Die folgenden Kapitel untersuchen die Darstellung der Hexe in der allgemeinen Literatur, beginnend mit der höfischen Literatur und der frühen Neuzeit. Sie beleuchten die Rolle der Hexe in der aufkommenden Romantik und analysieren die Entwicklung der Hexenfigur in der Kinder- und Jugendliteratur. In den letzten Kapiteln werden exemplarisch zwei Werke der Kinder- und Jugendliteratur, Roald Dahls ,Hexen hexen' und Otfried Preußlers ,Die kleine Hexe', auf ihre Darstellung der Hexe hin untersucht. Dabei werden die Figurencharakterisierung, die äußeren Merkmale, die Motivation und das Verhalten der Hexenfiguren analysiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt Themen wie Hexenmythos, Hexenbilder, Hexenglaube, Hexenprozesse, Kinder- und Jugendliteratur, phantastische Literatur, Figurencharakterisierung, Hexendarstellung, pädagogische Debatte, gute und böse Hexen.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2023, Der Wandel der Hexenfigur in der Kinder- und Jugendliteratur. Von den Gebrüdern Grimm bis heute, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1378966