In dieser Arbeit wird der Frage nachgegangen, inwiefern eine Novelle zu definieren ist. Die Kunst der Novelle als literarische Form und die Frage nach einer mehr oder weniger eindeutigen Definition des Begriffs Novelle sind in der Literaturwissenschaft reichlich diskutierte und teils umstrittene Themen, bei denen eine ausreichende Beantwortung zumeist nicht ganz einfach erscheint. Gibt es denn überhaupt eine zufriedenstellende Antwort auf die essenzielle Frage, was eine sogenannte Novelle ausmacht, und wann ist es möglich und schlicht gesagt sinnvoll, Texte als Novellen zu verstehen?
Um diese Frage zu beantworten wird der aus dem Jahr 1817 stammende Text "Geschichte vom braven Kasperl und dem schönen Annerl" von Clemens Brentano als Beispiel- und Grundlagentext für eine praktisch angewandte Analyse herangezogen. Dieser Text gilt im allgemeinen literaturwissenschaftlichen Verständnis als Novelle, es stellt sich jedoch die Frage, aus welchem Grund diese Kategorisierung vorgenommen wurde und anhand welcher literaturwissenschaftlichen Begründungen dies erklärt werden kann.
Um dieser Frage nachgehen zu können, wird zu Beginn erläutert, was eine Novelle ausmacht und welche Schlüsselbegriffe und Merkmale ein novellistischer Text beinhalten sollte. Mittels dieser praktischen Anwendung der theoretischen Merkmale kann im Anschluss daran festgestellt werden, ob der Text überhaupt die Berechtigung hat, als Novelle bezeichnet zu werden, kurz, ob es sich tatsächlich um eine Novelle handeln kann und wenn nicht, welchen Unterschied dies in der Rezeption machen könnte.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Definition von Novelle
- 2.1 Grundlegendes Gattungsverständnis
- 2.2 Kennzeichen einer Novelle
- 2.2.1 Länge und Begebenheit
- 2.2.2 Konzentration
- 2.2.3 Rahmen und Sammelbarkeit
- 3. Merkmalsanwendung am Text
- 3.1 Länge, Wahrheitsanspruch und Rahmen bei Brentano
- 3.2 Begebenheit und Konzentration bei Brentano
- 3.3 Conclusio
- 4. Ist es sinnvoll, den Text als Novelle zu betrachten?
- 5. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Frage, ob Clemens Brentanos "Geschichte vom braven Kasperl und dem schönen Annerl" als Novelle kategorisiert werden kann. Sie analysiert den Text anhand definierter Merkmale der Novelle und beleuchtet unterschiedliche Gattungsverständnisse. Die Arbeit zielt darauf ab, die Kriterien für die Einordnung eines Textes als Novelle zu erörtern und deren Anwendung an einem konkreten Beispiel zu demonstrieren.
- Definition und Merkmale der Novelle
- Verschiedene Gattungsverständnisse
- Anwendung der Merkmale auf Brentanos Text
- Diskussion der Sinnhaftigkeit der Novelle-Klassifizierung
- Auswirkungen der Klassifizierung auf die Textrezeption
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Novelle als literarische Form und die Schwierigkeiten ihrer Definition ein. Sie stellt die Forschungsfrage nach der sinnvollen Kategorisierung von Brentanos "Geschichte vom braven Kasperl und dem schönen Annerl" als Novelle und skizziert den methodischen Ansatz der Arbeit: eine Analyse anhand von definierten Merkmalen der Novelle, wobei auch das zugrundeliegende Gattungsverständnis reflektiert wird. Die Arbeit gipfelt in der Frage, welche Konsequenzen die Einstufung als Novelle für die Interpretation und Rezeption des Textes hat.
2. Definition von Novelle: Dieses Kapitel widmet sich der Definition des Begriffs "Novelle". Es geht auf die etymologische Herkunft des Wortes ein und verfolgt die Entwicklung des Gattungsbegriffs in der Literaturgeschichte. Besondere Aufmerksamkeit wird dem Problem der Abgrenzung der Novelle von anderen Gattungen gewidmet. Es wird auf verschiedene Merkmale eingegangen, die für die Definition der Novelle relevant sind, und bereitet den Weg für die spätere Analyse von Brentanos Text. Das Kapitel betont die Herausforderungen, die eine eindeutige Definition mit sich bringt, und betont die Bedeutung des Gattungsverständnisses für die Interpretation.
2.1 Grundlegendes Gattungsverständnis: Dieses Unterkapitel untersucht verschiedene Ansätze zum Verständnis von literarischen Gattungen. Es wird argumentiert, dass Gattungen weder natürlich gegeben noch absichtlich geschaffen sind, sondern als kollektive Phänomene entstehen, die durch die wiederholte Anwendung ähnlicher Strategien von Autor*innen geformt werden. Das Kapitel erläutert den Begriff des "Phänomens der dritten Art" und wendet diesen auf die Entwicklung der Novelle an. Die Bedeutung der „Rahmung“ als wichtiges Merkmal der Novelle wird hervorgehoben.
Schlüsselwörter
Novelle, Clemens Brentano, Gattungsverständnis, literarische Merkmale, Textanalyse, "Geschichte vom braven Kasperl und dem schönen Annerl", Rahmung, Konzentration, Begebenheit.
Häufig gestellte Fragen zu Clemens Brentanos "Geschichte vom braven Kasperl und dem schönen Annerl"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht, ob Clemens Brentanos "Geschichte vom braven Kasperl und dem schönen Annerl" als Novelle klassifiziert werden kann. Sie analysiert den Text anhand definierter Merkmale der Novelle und beleuchtet verschiedene Gattungsverständnisse.
Welche Methode wird angewendet?
Die Arbeit analysiert Brentanos Text anhand von definierten Merkmalen der Novelle. Dabei wird das zugrundeliegende Gattungsverständnis reflektiert und die Konsequenzen der Einstufung als Novelle für die Interpretation und Rezeption des Textes untersucht.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Einleitung, Definition von Novelle (inkl. Unterkapitel zum Gattungsverständnis), Merkmalsanwendung am Text, Diskussion der Sinnhaftigkeit der Novelle-Klassifizierung und Fazit. Ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung mit Themenschwerpunkten, Kapitelzusammenfassungen und Schlüsselwörter erleichtern den Zugriff auf die Inhalte.
Welche Aspekte der Novelle werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Definition und Merkmale der Novelle, verschiedene Gattungsverständnisse, die Anwendung dieser Merkmale auf Brentanos Text, die Diskussion der Sinnhaftigkeit der Novelle-Klassifizierung und die Auswirkungen der Klassifizierung auf die Textrezeption. Spezifische Merkmale wie Länge, Wahrheitsanspruch, Rahmen, Konzentration und Begebenheit werden im Detail untersucht.
Welche Bedeutung hat das Gattungsverständnis?
Das Gattungsverständnis spielt eine zentrale Rolle. Die Arbeit argumentiert, dass Gattungen weder natürlich gegeben noch absichtlich geschaffen sind, sondern sich durch wiederholte Anwendung ähnlicher Strategien von Autor*innen entwickeln. Der Begriff des "Phänomens der dritten Art" wird im Kontext der Novelle erläutert.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Novelle, Clemens Brentano, Gattungsverständnis, literarische Merkmale, Textanalyse, "Geschichte vom braven Kasperl und dem schönen Annerl", Rahmung, Konzentration, Begebenheit.
Welche Schlussfolgerung zieht die Arbeit?
Die Arbeit kommt zu einem Fazit bezüglich der Sinnhaftigkeit der Einordnung von Brentanos Text als Novelle, wobei die Auswirkungen dieser Einordnung auf die Interpretation und Rezeption des Textes berücksichtigt werden. Das genaue Fazit wird im letzten Kapitel der Arbeit präsentiert.
- Arbeit zitieren
- Kathrin Stalujanis (Autor:in), 2021, Die Novelle als Kunstform. Eine Analyse am Beispiel des Textes "Geschichte vom braven Kasperl und dem schönen Annerl" von Clemens Brentano, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1381250