Streetwork. Die lebensnahe Sozialarbeit


Hausarbeit, 2003

16 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung /Definitionen

2. Geschichte des Streetwork in der BRD

3. Zielgruppen und Arbeitsfelder

4. Erscheinungsmerkmale am Beispiel des Arbeits- feldes Streetwork mit Wohnungslosen

5. Wie wird mit den Klienten gearbeitet?

6. Besondere Anforderungen an Person und Kompetenz des Streetworkers

7. Rechtliche Grundlagen

8. Probleme

9. Quellenverzeichnis

1. Einleitung / Definitionen

„Streetwork - oder zu Deutsch Straßensozialarbeit - kann als eine Spielart lebensweltnaher Sozialarbeit gelten. Streetworker arbeiten im Wesentlichen nicht in den Räumlichkeiten einer Institution, sondern begeben sich in die Lebensfelder ihrer jeweiligen Zielgruppe. Ihre Arbeitsplätze sind Bahnhöfe, öffentliche Plätze, Parks, Spielhallen, Diskotheken, Bars, Kneipen, Schnellrestaurants, 'Red-Light-Viertel', Jugendfreizeiteinrichtungen oder ganz einfach die Straße. Sie kontaktieren die Zielgruppenangehörigen darüber hinaus auch in deren privaten Lebenszusammenhängen.

Streetwork lässt sich in die klassischen Arbeitsformen der Sozialarbeit - Einzelfallhilfe, Gruppenarbeit und Gemeinwesenarbeit - nicht eindeutig einordnen, sondern umfasst die genannten drei klassischen Methoden: Im Streetworkalltag spielt die individuelle Betreuung und Beratung von einzelnen Zielgruppenangehörigen eine bedeutende Rolle. Häufig wird - vor allem im Jugendhilfebereich - gezielt mit Gruppen gearbeitet. Nicht selten greifen Streetworker Elemente der Gemeinwesenarbeit auf, wie etwa dann, wenn sie im sozialen Umfeld ihrer Zielgruppe Stigmatisierung und Ausgrenzung zu verhindern suchen.

Unter Praktikern und Theoretikern besteht kein Einverständnis darüber, ob Streetwork eine eigenständige Methode der Sozialarbeit darstellt. GEUB (1981, S. 29) z.B. vertritt die These, Streetwork habe, weil die Zielperspektive sich derzeit zumeist in der bloßen Kontaktaufnahme und im Aufbau einer Motivation zum Besuch von Hintergrundeinrichtungen erschöpfe, derzeit als Methode keinen "eigenständigen Charakter", müsse aber als "unabhängiger, ergänzender, eigenständiger Teil von Sozialpädagogik" entwickelt und begründet werden.“ (Krauß G. / Steffan W., 1993)

„Streetwork ist die Bezeichnung für einen Ansatz der Sozialarbeit/Sozialpädagogik, der sich in den Großstädten der USA entwickelt und auch in Stadtgebieten in Europa angewandt wird. Es ist ein niederschwelliges Angebot für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, die sich in subkulturellen Gruppen außerhalb der organisierten und angebotenen Jugendarbeit zusammengefunden haben. Die Subkulturzugehörigkeit ist u.a. erkennbar an Kleidung, Aktivitäten, Musik, Mode. Die Bindemittel, die die Gruppenkohäsion[1]

der Gruppe, mit denen die Streetworker arbeiten bewirkt, sind zumeist Drogen, Gewalt oder Ideologien.

Streetwork will insgesamt begrenzend auf jugendgefährdende Auswüchse der jeweiligen Subkultur einwirken, ohne die Jugendlichen durch erheblichen Anpassungsdruck aus ihren subkulturellen Identitäten zu drängen.

Streetwork ist ein offener, problemorientierter und mobiler Arbeitsansatz. Arbeitskonzepte werden situativ unter Berücksichtigung der jeweiligen Bedingungen entwickelt.

Streetwork-Konzepte beinhalten Maßnahmen zur Prävention wie Beobachtung der Entstehung von jugendgefährdeten Subkulturen und Kontaktaufnahmen zu ihnen an ihren Treffpunkten.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Streetwork ist im weiteren wesentlich strukturiert durch die Verzahnung von Gruppenarbeit und Einzelhilfe.“

(Zinda, 2002, S.292)

2. Geschichte des Streetwork in der BRD

Ende der sechziger, Anfang der siebziger Jahre begann man sich in der Bundesrepublik verstärkt für Streetwork zu interessieren. Vielerorts sah man sich zu dieser Zeit im Handlungszwang. Die soziale Lage vieler Heranwachsender, insbesondere aber von Jugendlichen aus so genannten 'Randgruppen', verschlechterte sich mit der zu dieser Zeit einsetzenden wirtschaftlichen Rezession. Die Institutionen der Sozialarbeit und der sozialen Kontrolle waren den daraus entstehenden Jugendproblemen zum Teil nicht mehr gewachsen (vgl. KRAUSSLACH 1983, S. 195).

Man begann, sich bei ausländischen Streetworkprojekten - insbesondere in den Niederlanden, Großbritannien, Frankreich und Skandinavien - über konzeptionelle Grundlagen und Praxisformen nicht einrichtsgebundener Sozialarbeit zu informieren, in Ländern also, in denen damals zum Teil schon seit Jahren oder gar Jahrzehnten mit lebensweltnahen Arbeitsformen Erfahrungen gesammelt worden waren. In der Folgezeit sah man nicht nur die Möglichkeit, mit lebensweltorientierter Sozialarbeit an 'Problemjugendliche' in ihren abgeschotteten subkulturellen Bezügen heranzukommen, sondern erwartete sich auch Anregungen für andere Bereiche der Sozialarbeit.

Das Interesse an aufsuchender Sozialarbeit war in der Zeit um 1970 nicht nur pragmatisch motiviert. Anstöße in Richtung Entinstitutionalisierung und Dezentralisierung sozialer Arbeit mit den Leitprinzipien 'Betroffenenorientierung statt Kontrolle', 'Lebensweltnähe statt institutioneller Verwaltung', 'Solidarisierung statt Abgrenzung' gingen von der 'antiautoritären' Bewegung aus und wurden in verschiedene sozialarbeiterische Handlungsfelder hineingetragen.

Mitte bis Ende der siebziger Jahre fanden Konzepte aufsuchender Sozialarbeit zunehmend Beachtung. Eine Streetworkstudie von KRAUSSLACH (1978) sowie vier bundesweite Streetworkertreffen in den Jahren von 1979 bis 1981 trugen entscheidend mit zur Verbreitung von lebensweltnaher Sozialarbeit bei. Eine Impulswirkung im Bereich Jugendarbeit/Jugendhilfe ging zudem vor allem von Ansätzen 'Mobiler Jugendarbeit' aus, die im Großraum Stuttgart - mitinitiiert und wissenschaftlich begleitet von einem Pädagogenteam der Universität Tübingen - zumeist in kirchlicher oder sonstiger freier Trägerschaft entstanden. Relativ früh in das Jugendhilfeangebot integriert wurde Straßensozialarbeit auch in Hamburg (z.B. mit dem Projekt 'Straßensozialarbeit Rahlstedt') und in München (z.B. im Rahmen der kommunalen Fußballfan-Projekte).

Eines der Praxisfelder, in denen bereits in den siebziger Jahren Ideen aufsuchender sozialer Arbeit in nennenswertem Umfang umgesetzt wurden, war die Drogenarbeit. Dieser Bereich der Sozialarbeit, der im Gefolge der Ende der sechziger/Anfang der siebziger Jahre beginnenden 'Drogenwelle' entstand, bot mehr Freiräume für die Umsetzung unkonventioneller Ideen als bereits etablierten Praxisfelder. Hier haben die Sozialarbeiter der Hamburger Beratungsstelle 'Kö 16a' sowie Berliner Drogenarbeiter wichtige Pionierarbeit geleistet. 'M 41' im Frankfurter Bahnhofsviertel konnte von 1983 bis zur Schließung Ende 1988 als Prototyp für eine szenenahe Drogenarbeit gelten. Auch die lebensweltzentrierte Arbeit der MUDRA-Drogenhilfe in Nürnberg dürfte - nicht zuletzt auch wegen der Integration von Ex-Usern - für die Weiterentwicklung von Streetwork in der Drogenszene richtungweisend sein.

3. Zielgruppen und Arbeitsfelder

Streetwork wird gegenwärtig hauptsächlich in der Arbeit mit sozial benachteiligten, stigmatisierten oder gar kriminalisierten Zielgruppen eingesetzt. Darin besteht bei abstrakter Betrachtung zunächst kein prinzipieller Unterschied zwischen vielen einrichtungsgebundenen und lebensweltnahen Angeboten. Charakteristisch scheint bei vielen Zielgruppen von Streetwork jedoch eine besondere Qualität sozialer Benachteiligung, Stigmatisierung oder Kriminalisierung zu sein. Bedingt durch die gesellschaftliche Intoleranz gegenüber ihren Verhaltensorientierungen haben sich viele dieser Gruppen in subkulturelle, bisweilen nur schwer zugängliche Rückzugsräume zurückgezogen. Soziale Benachteiligung und/oder Stigmatisierung führen auf individueller Ebene zu existenziellen Notlagen und psychosozialen Problemlagen, die vielfach unentwirrbar und kaum lösbar scheinen. Charakter, Grad und Ausprägung der Problem- und Notlagen können sich je nach Zielgruppe jedoch deutlich unterscheiden.

Im Allgemeinen liegt bei den Zielgruppen von Streetwork eine mehr oder weniger stark ausgeprägte Aversion gegen einrichtungsgebundene Sozialarbeit vor. Aufgrund bestehender Schwellenängste oder bisweilen unangenehmer Erfahrungen wird ein institutionenfixiertes Angebot von ihnen gemieden. Dies trifft - mehr oder weniger stark ausgeprägt - auf alle der folgenden streetworktypischen Zielgruppen zu:

[...]


[1] Kohäsion : [lat.-nlat.] die; -: der innere Zusammenhalt der Moleküle eines Körpers

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Streetwork. Die lebensnahe Sozialarbeit
Hochschule
Evangelische Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe  (FB Sozialarbeit)
Note
1,7
Autor
Jahr
2003
Seiten
16
Katalognummer
V13821
ISBN (eBook)
9783638193665
ISBN (Buch)
9783656453352
Dateigröße
481 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Streetwork
Arbeit zitieren
Maite Kachellek (Autor:in), 2003, Streetwork. Die lebensnahe Sozialarbeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/13821

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