Schon der Schweizer Dichter Gottfried Keller stellte mit seiner Novelle "Kleider machen Leute" den Menschen in Relation zur Kleidung. Dieser Titel impliziert bereits einige Aspekte des Phänomens Kleidung. So kommt hier zum Ausdruck, dass die Kleider eines Menschen aufgrund ihrer Sichtbarkeit für andere erlauben, mögliche Hypothesen über deren sozialen Status, Herkunft oder gar Charakter zu aufzustellen. Zentral ist an dieser Stelle, dass derartige Fremdheitskonstruktionen häufig unter einem europäischen Blickwinkel zum Ausdruck gelangen. Inwiefern dies der Argumentation des Rassismus dienen kann, soll in einem Teil dieser Arbeit diskutiert werden.
Um diese Frage adäquat elaborieren zu können, sollen in einem ersten Schritt die zentralen Aspekte des Rassismusdiskurses thematisiert werden. Darüber hinaus soll in diesem Zusammenhang erörtert werden, inwieweit die europäische Perspektive vorherrschend ist. Dies soll dazu dienen, um im weiteren Verlauf den europäischen Blick auf Kleidung und Nacktheit zu schärfen. Für ein profunderes Verständnis über die christlichen Ursprünge, wird die Behandlung dieser Thematik in der Bibel genauer beleuchtet, um daraufhin adäquat auf die Entwicklung des Kleidungsdiskurses eingehen zu können. Hierbei soll unter anderem beleuchtet werden, inwiefern die Kleidung als soziale Distinktion fungieren kann. An dieser Stelle soll die Beziehung zum Rassismus besonders deutlich zum Ausdruck gelangen.
Diesem theoretischen Passus schließt sich die Analyse des französischen Kinderbuches "Babar, der kleine Elefant" unter den Gesichtspunkten Mode, Rassismus und Kolonialismus an. Jean de Brunhoffs Werk weist gewisse Parallelen zu den eben beschriebenen Phänomenen auf. In dem Kinderbuch werden Elefanten mit der europäischen Kultur konfrontiert und adaptieren in der Folge einige der als typisch europäisch dargestellten Werte. Besonders deutlich wird das dadurch, dass die Elefanten im europäischen Kontext bekleidet dargestellt werden. Daher soll im Folgenden der These nachgegangen werden, ob und inwiefern die europäische Perspektive auf Kleidung und Nudität als Instrument zur sozialen Distinktion und zur Tradierung kolonialrassistischer Aspekte bei den Elefanten fungiert. Ziel dieser Analyse ist dabei zu diskutieren, wie durch die Figur Babar und dessen etabliertes Verständnis für Kleidung den anderen Elefanten europäisches Gedankengut vermittelt wird.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Rassismusdiskurs
- Der Terminus „Rasse“
- Begriffsdefinition Rassismus
- Rassismus und Kolonialismus
- Kleidung, Nacktheit und Scham
- Zur Bedeutung von Kleidung und Nacktheit in der Bibel
- Der europäische Blick auf Kleidung in der diachronen Perspektive
- Kleidung und Nacktheit als Instrument der sozialen Distinktion
- Exemplifizierende Analyse von Babar, der kleine Elefant
- Adaptation der europäischen Kleidungskultur
- Zur Signifikanz der Nacktheit
- Entwicklung einer ausdifferenzierten Gesellschaft unter dem Einfluss der Kleidung
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Verwendung von Kleidung und Nacktheit als Instrumente der sozialen Distinktion und der Tradierung kolonialrassistischer Aspekte im französischen Kinderbuch „Babar, der kleine Elefant“. Sie setzt sich zum Ziel, die Bedeutung von Kleidung im Kontext von Rassismus und Kolonialismus zu untersuchen und aufzuzeigen, wie die europäische Perspektive auf Kleidung und Nacktheit in diesem Werk zum Ausdruck kommt.
- Der Rassismusdiskurs: Definition und Historisierung des Begriffs „Rasse“ und des Rassismus, sowie die Verbindung von Rassismus und Kolonialismus.
- Kleidung und Nacktheit in der Bibel: Analyse der Bedeutung von Kleidung und Nacktheit im christlichen Kontext.
- Der europäische Blick auf Kleidung: Historische Entwicklung des europäischen Kleidungsdiskurses.
- Kleidung als Instrument der sozialen Distinktion: Die Rolle von Kleidung in der Herstellung und Aufrechterhaltung sozialer Hierarchien.
- Exemplarische Analyse von „Babar, der kleine Elefant“: Untersuchung, wie das Buch die europäische Kleidungskultur und die damit verbundenen Werte in den Kontext der Elefantenwelt einführt und ob diese als Instrument der sozialen Distinktion und Tradierung kolonialrassistischer Aspekte dienen.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Arbeit ein und erläutert den Zusammenhang zwischen Kleidung, Rassismus und Kolonialismus. Sie stellt die These auf, dass die europäische Perspektive auf Kleidung und Nacktheit als Instrument zur sozialen Distinktion und zur Tradierung kolonialrassistischer Aspekte dienen kann.
Im zweiten Kapitel wird der Rassismusdiskurs beleuchtet. Es werden die Konzepte von „R****“ und Rassismus definiert und historisiert. Der Zusammenhang zwischen Rassismus und Kolonialismus wird anhand der Tatsache erläutert, dass Rassismus als Grundlage der kolonialistischen Denkweise dient.
Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit der Bedeutung von Kleidung und Nacktheit, wobei der Fokus auf die christliche Tradition gelegt wird. Es wird die Bedeutung von Kleidung in der Bibel und der europäische Blick auf Kleidung in der historischen Entwicklung betrachtet.
Das vierte Kapitel analysiert exemplarisch das Kinderbuch „Babar, der kleine Elefant“. Es werden die Adaptation der europäischen Kleidungskultur durch die Elefanten und die Bedeutung der Nacktheit in diesem Kontext untersucht. Das Kapitel befasst sich auch mit der Entwicklung einer ausdifferenzierten Gesellschaft unter dem Einfluss der Kleidung.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Begriffen und Themen des Rassismus, Kolonialismus, Kleidung, Nacktheit, soziale Distinktion und der Tradierung kolonialrassistischer Aspekte. Die Analyse des französischen Kinderbuchs „Babar, der kleine Elefant“ dient als Beispiel, um diese Konzepte anhand einer exemplarischen Untersuchung zu verdeutlichen. Im Rahmen der Analyse werden historische und religiöse Aspekte, sowie die Analyse von sozialer Distinktion durch Kleidung relevant.
- Arbeit zitieren
- Jasmin Burkhardt (Autor:in), 2022, Kleidung und Nudität als Instrumente der sozialen Distinktion und der Tradierung kolonialrassistischer Aspekte, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1384244