Hipster. Eine posttraditionale Gemeinschaft?


Hausarbeit, 2009

17 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Posttraditionale Gemeinschaften und jugendliche Szenen
2.1 Posttraditionale Gemeinschaften
2.2 Jugendliche Szenen
2.3 Differenzierung

3. Hip and cool: Zum Hipster als Identitätsentwurf
3.1 Entstehung: The Hipster and the Organization Man
3.2 Popularisierung: Hip consumerism
3.3 Gegenwart: Hipsters never admit to being Hipsters

4. Hipster: Eine posttraditionale Gemeinschaft?

5. Zusammenfassung und Ausblick

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„The key to coolhunting is to look for cool people first and cool things later and not the other way round; cool things come and go but cool people, on the other hand, are a constant." (Nancarrow & Nancarrow, 2007, S. 139)

So raten es die Autoren von „Hunting for cool tribes" dem Marketing, dem ein immenses Interesse am Verständnis von Coolness attestiert wird. Nur wer sind diese coolen Leute und wie kann man sie finden? Und wollen sie gefunden werden? Beispiele gescheiterter Versuche eine als cool ausgemachte Zielgruppe zu adressieren finden sich reichlich (Moore, 2007). Es scheint eine geradezu konstituierende Eigenschaft der Coolness zu sein, sich ihrer Kommodifizierung zu entziehen und immer wieder neu dort aufzutauchen, wo sie nicht erwartet wird. Andererseits scheint es im Alltagsverständnis urbaner Jugendlicher durchaus ein mehr oder weniger implizites Wissen darfiber zu geben, welche Gruppen und Personen gerade cool sind: die Rede von den Hipstern macht die Runde. Auch konsumkritische Stimmen haben die Hipster schon entdeckt. So titelte das Adbusters Magazine fiber die „Hipster: The Dead End of Western Civilization" und unterstellte ihnen nicht weniger als die Unterminierung subversiver Jugendkulturen im Sinne einer allgemeinen Kommerzialisierung (Haddow, 2008). Bemerkenswert ist, dass in den Beschreibungen des Phänomens zwar von einer Gemeinschaft oder gar Subkultur der Hipster die Rede ist, eine positive Selbstidentifikation als Hipster jedoch nicht aufzufinden ist. Eine pejorative bzw. ironische Verwendung des Begriffs herrscht vor, dennoch wird eine Gemeinschaft unterstellt, die auf den ersten Blick Merkmale einer posttraditionalen Gemeinschaft bzw. einer jugendlichen Szene aufweist. Daher soll diese Arbeit herausarbeiten, inwiefern es sich bei den Hipstern um eine posttraditionale Gemeinschaft handelt und falls dies der Fall ist, ob sie im engeren Sinne als jugendliche Szene identifiziert und abgegrenzt werden können. Dazu sollen zunächst die Begriffe posttraditionale Gemeinschaft und jugendliche Szene entwickelt werden, anschliegend das Phänomen Hipster von seiner Enstehung bis heute beleuchtet und zuletzt diskutiert werden, ob die entwickelten Begriffe das Phänomen Hipster fassen können.

2. Posttraditionale Gemeinschaften und jugendliche Szenen

2.1 Posttraditionale Gemeinschaften

Der Begriff der posttraditionalen Gemeinschaft beschreibt zeitgenossische Gesellungsformen, die unter den Bedingungen spatmoderner Vergesellschaftung Funktionen der Sinnsetzung und Sozialisation erföllen, sich jedoch von traditionellen Gesellungsformen wie Kirche, Verein, Partei etc. dadurch unterscheiden, dass sie weniger verbindlich sind und stattdessen auf der „Verföhrung hochgradig individualitatsbedachter Einzelner zur (grundsatzlich partiellen) habituellen, intellektuellen, affektuellen und vor allem asthetischen Gesinnungsgenossenschaft basieren" (Hitzler, Bucher & Niederbacher, 2005, S. 18). Individuen entscheiden sich för die zeitweilige Zugehorigkeit zu einer posttraditionalen Gemeinschaft kontingent und freiwillig aufgrund der Vermutung einer gemeinsamen Interessenfokussierung, wobei sie die Intensitat dieser Zugehorigkeit selbst bestimmen (Hitzler, Honer & Pfadenhauer, 2008, S. 9f).

Dabei kommt eine Gemeinschaftsauffassung zum Tragen, die auf die individuelle Reproduktion von Gemeinschaft und vor allem die Entscheidung för Teilhabe an einer Gemeinschaft unter Abwägung der erheischten Vorteile verweist. Einflussreich auf die Bildung des Begriffs der posttraditionalen Gemeinschaft war der französische Soziologe Michel Maffesoli, der mit seinem Konzept der postmodernen Stammeskulturen ausdröcklich die emotionale Hingabe und kultische Fokussierung dieser Art von Gemeinschaften betonte, die mit dem Versprechen efferveszenter Erlebnisse zur Mitgliedschaft immer wieder neu verföhren mössen, woraus ihre Unbeständigkeit und relative Kurzlebigkeit resultiert (Hitzler et. al., 2005). Dabei wird die „temporale Begrenzung [...] durch Intensivierung kompensiert" (Prisching, 2008, S. 38). Mitglied in einer posttraditionalen Gemeinschaft ist, wer sich zu den för eine spezifische Gemeinschaft „symptomatischen Zeichen, Symbolen und Ritualen" (Hitzler et. al., 2008, S. 13) bekennt und sich damit för eine Mitgliedschaft entscheidet. Posttraditionale Gemeinschaften finden sich nicht vollig beliebig zusammen, sondern verfögen typischerweise öber einen spezifischen „Vergemeinschaftungs-Content" (Prisching 2008, S. 43), der sich in unterschiedlichen Intensitäten abbilden kann. Zusammengefasst lässt sich sagen, dass posttraditionale Gemeinschaften zwar strukturell labile Gefäge individueller Neigungen sind, aber filr ihre Teilhabenden eine sozialintegrative Funktion haben, die durchaus vergleichbar mit derer eingelebter Milieus ist (Hitzler et. al., 2008, S. 18).

2.2 Jugendliche Szenen

Eine altersspezifische Ausprägung posttraditionaler Gemeinschaften sind jugendliche Szenen, die von Hitzler, Bucher und Niederbacher (2005) wie folgt definiert werden:

„Thematisch fokussierte kulturelle Netzwerke von Personen, die bestimmte materiale und/oder mentale Formen der kollektiven Selbststilisierung teilen und Gemeinsamkeiten an typischen Orten und zu typischen Zeiten interaktiv stabilisieren und weiterentwickeln" (Hitzler, Bucher & Niederbacher, 2005, S. 20)

Der Szenebegriff wird von den Autoren weiter ausdifferenziert: Szenegänger teilen das zentrale Thema der jeweiligen Szene und konstituieren sie kommunikativ in Interaktionen. Sie verorten sich sozial innerhalb von Szenen und eignen sich filr die Szeneteilhabe adäquate kulturelle Kompetenzen an. Dabei ist vor allem die Stilisierung wichtig, das nach szenespezifischen ästhetischen Kriterien selektierte Verwenden von Zeichenarrangements mit der Absicht, einen kulturell kompetenten und zugleich originellen Eindruck zu machen. In der Beherrschung der Stilisierung, deren Kriterien diffus und implizit bleiben, drilckt sich die wahrgenommene Authentizität der Szeneidentifikation aus. Der typische Szenegänger verfilgt ilber ein langfristig erworbenes Wissen und Können, identifiziert sich mit der Szenekultur, handelt wertrational und stilisierend und pflegt einen Lebensstil, in dem das Szeneengagement dominiert. In Abrenzung dazu gruppiert sich um die Szenegänger herum ein Publikum, das sich filr das Szenegeschehen interessiert, wobei ein Wechsel vom Publikumsteilnehmer zum Szenegänger durch intensivierte Teilhabe am Szenegeschehen erfolgen kann.

Szenen sind durch ihren Teilzeitcharakter bedingt labile Gebilde. Sie brauchen typische Treffpunkte, interne Medien und mehr oder weniger aufwendig und professionell organisierte Events, die das Wir-GefUhl aktualisieren bzw. erst herstellen und intensivieren. Diese Events und Medien werden von Organisationseliten produziert, um die sich die Szene als ein Netzwerk von Gruppen bildet. Die Organisationseliten müssen sich dabei auf einen dynamischen Wechsel prinzipiell instabiler Trends und Moden innerhalb der Szene einstellen. Eine trennscharfe Abgrenzung zwischen einzelnen Szenen ist oftmals nicht moglich: Ihre Ränder bleiben diffus und mehrere Szenen können ineinander verwoben sein. Dennoch unterscheiden Hitzler, Bucher und Niederbacher in drei verschiedene Szene-Typen: Die Selbstverwirklichungs-Szenen, deren Fokus auf der Herausbildung persönlichen Könnens liegt, die Aufklärungs-Szenen, die von einem Willen zur Veränderung der Welt geprägt sind und die hedonistischen Szenen, die vor allem auf den Konsum vergnUglicher Erlebnisangebote zielen.

2.3 Differenzierung

Hitzler, Bucher und Niederbacher gehen davon aus, dass „Szenen ihre Kohäsion aus ästhetisch-stilistischen Gemeinsamkeiten im Hinblick auf einen gemeinsamen Fokus beziehen" (Hitzler, Bucher & Niederbacher, 2005, S. 31). Um von einer Szene als wahrgenommener Realität för ihre Szenemitglieder öberhaupt sprechen zu können, mössen diese Gemeinsamkeiten kommunikativ und interaktiv in Szene gesetzt werden. Die Autoren untersuchen daf& Inhalte von Kommunikation und Interaktion wie thematischen Fokus, Einstellungen, Motive, Lebensstil, Treffpunkte und Events, Kleidung, Musik und Medien.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Hipster. Eine posttraditionale Gemeinschaft?
Hochschule
Universität der Künste Berlin  (Fakultät Gestaltung)
Veranstaltung
Kommunikation und Konsum
Note
1,0
Autor
Jahr
2009
Seiten
17
Katalognummer
V138687
ISBN (eBook)
9783640478880
ISBN (Buch)
9783656830078
Dateigröße
417 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Marketing, Konsum
Arbeit zitieren
Helge Peters (Autor:in), 2009, Hipster. Eine posttraditionale Gemeinschaft?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/138687

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