In dieser Arbeit soll die Rolle des Sozialen Netzwerks Facebook innerhalb des Konflikts in Äthiopien beleuchtet werden. Die Leitfrage lautet hierbei: Inwiefern ist Facebook ein Brandbeschleuniger für den Konflikt in Äthiopien? Zur Beantwortung dieser Frage soll aus konstruktivistischer Perspektive die Hypothese untersucht werden, dass Facebook vorherrschende Feindbilder innerhalb der äthiopischen Gesellschaft verstärkt und dadurch den Konflikt zwischen den verschiedenen Völkern verschärft. Diese Hypothese wird anhand folgender Teilaspekte der zentralen Funktionsweisen der Plattform Facebook untersucht. Erstens anhand des Algorithmus, der die Verbreitung von Inhalten auf Facebook bestimmt. Hierfür werde ich darlegen, wie der Facebook Algorithmus Negativdarstellungen und Feindbilder bei der Verbreitung behandelt. Zweitens anhand der, zum Teil algorithmischen, Kontrollmechanismen, die das Unternehmen Meta einsetzt, um geteilte Inhalte auf Facebook zu filtern und gegebenenfalls zu zensieren.
Seit November 2020 herrscht in der Region Tigray und Umgebung ein andauernder Bürgerkrieg, begleitet von alarmierenden Berichten zu (Massen-)Vergewaltigungen und sexueller Gewalt als Kriegshandlungen. Neben Kriegshandlungen bedroht eine Hungerkrise die Zivilbevölkerung, das UN-Welternährungsprogramm spricht von 83 % der Bevölkerung in Tigray ohne Nahrungsmittelsicherheit. Im Länderreport des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge wird von 900.000 Binnengeflüchteten aufgrund der anhaltenden Konflikte gesprochen, aktuellere Berichte sprechen von 1,2 Millionen in Äthiopien, die gezwungen waren ihre Heimat zu verlassen.
Die Veröffentlichungen der sogenannten Facebook Papers durch die ehemalige Facebook-Mitarbeiterin Frances Haugen bestätigten zudem die jahrelangen Befürchtungen von Expert*innen über den weitreichenden Einfluss der Plattform in krisenhaften Kontexten und vor allem die mangelnde Verantwortungsübernahme durch das Unternehmen Meta. Gegenmaßnahmen von Meta waren nachweislich unzureichend.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die konstruktivistische Perspektive in Bezug auf Feindbilder
- Zum Begriff des Konstruktivismus
- Die Konstruktion von Feindbildern
- Der Einfluss von Feindbildern auf ethnischen Konflikten
- Der ethnische Konflikt in Äthiopien
- Zur Entstehung und aktuellen Situation
- Feindbilder im Konflikt in Äthiopien
- Die Rolle von Facebook im Konflikt - Facebook als Brandbeschleuniger
- Facebook in Äthiopien: Sprachrohr der Gewalt?
- Wenn der Algorithmus Hass belohnt
- Welche Kontrollmechanismen bei der Verbreitung von Feindbildern greifen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Rolle des sozialen Netzwerks Facebook im Kontext des Konflikts in Äthiopien. Die zentrale Frage ist, inwiefern Facebook als Brandbeschleuniger für den Konflikt wirkt. Die Untersuchung erfolgt aus konstruktivistischer Perspektive, mit der Hypothese, dass Facebook bestehende Feindbilder verstärkt und so den Konflikt zwischen den verschiedenen Völkern verschärft. Dazu werden die Funktionsweisen der Plattform Facebook, insbesondere der Algorithmus und die Kontrollmechanismen, analysiert.
- Der Einfluss von Facebook auf den Konflikt in Äthiopien
- Die Rolle von Feindbildern im Konflikt
- Die Funktionsweise des Facebook-Algorithmus und seine Auswirkungen auf die Verbreitung von Feindbildern
- Kontrollmechanismen von Facebook in Bezug auf die Verbreitung von Hassrede und Feindbildern
- Die konstruktivistische Perspektive auf internationale Konflikte
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Kontext des Konflikts in Äthiopien und die Rolle von Facebook dar. Anschließend wird der Konstruktivismus als theoretischer Rahmen vorgestellt, der den Einfluss von Feindbildern auf das internationale System untersucht. Im Anschluss wird der ethnische Konflikt in Äthiopien in seiner Entstehung und aktuellen Situation erläutert, wobei die Rolle von Feindbildern im Konflikt hervorgehoben wird.
Das vierte Kapitel untersucht die Rolle von Facebook im Konflikt in Äthiopien. Es wird analysiert, wie Facebook von allen Konfliktparteien genutzt wird, um die eigenen Narrative zu verbreiten und den "Feind" zu diskreditieren. Dabei wird der Einfluss des Facebook-Algorithmus auf die Verbreitung von Hassrede und Feindbildern beleuchtet. Außerdem werden die Kontrollmechanismen, die Facebook einsetzt, um die Verbreitung von problematischen Inhalten zu verhindern, untersucht.
Schlüsselwörter
Facebook, Äthiopien, Konflikt, Feindbilder, Konstruktivismus, Algorithmus, Kontrollmechanismen, Hassrede, soziale Medien, politische Kommunikation, Narrative.
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- Mesuna Drar (Author), 2022, Facebooks Rolle bei innerstaatlichen Konflikten. Werden vorherrschende Feindbilder verstärkt?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1387443