Der Forschungsgegenstand der vorliegenden Diplomarbeit ist die Kriegsökonomie in der DR Kongo als Herausforderung für die Friedenskonsolidierung durch die UN-Mission MONUC.
Im Rahmen der Debatte um den Wandel des Krieges in den letzten Jahrzehnten wird von vielen Kriegsursachenforschern die Auffassung vertreten, die gegenwärtigen Bürgerkriege seien „entpolitisiert“ und zunehmend von ökonomische Zielen der Gewaltakteure bestimmt, denen politische Motivationen nur noch als Ressource für die legitime Aufrechterhaltung des Kriegszustandes dienen. Mithilfe der sogenannten Schattenglobalisierung ist auch in der DR Kongo eine neue Form der informellen Ökonomie entstanden, die die lokale Wirtschaft des Landes mit der organisierten Kriminalität verbindet. In der vorliegenden Arbeit wird untersucht, inwiefern die politischen Motive des Konflikts zunehmend von wirtschaftlichen Interessen überlagert werden und wie die Vereinten Nationen auf die sich ständig ändernden Handlungslogiken, Akteure und Rahmenbedingungen reagieren.
Die UN- Mission MONUC steht angesichts der Tatsache, dass sie über ein robustes Mandat verfügt, seit Jahren in der Kritik. Dies resultiert aus den anhaltenden Gewalteskalationen und Menschenrechtsverletzungen gegenüber der Zivilbevölkerung in der DR Kongo. Die mangelnde Effizienz der Mission wird von Experten zum einen auf die relativ geringe Truppenstärke gegenüber der Größe des Landes, zum anderen auf die Fehleinschätzungen der Konfliktdynamiken und einer mangelnden Modifizierung des Mandats der Mission zurückgeführt.
Es wird argumentiert, die MONUC sei mit ihrem Mandat überfordert, da die Ausstattung zur Implementierung des Mandats ungenügend sei. Zurückgeführt wird das auf das mangelnde politische Interesse der internationalen Staatengemeinschaft. Darüber hinaus wird die mangelnde Anpassungsfähigkeit an die sich ständig ändernden Konfliktdynamiken und Gewaltakteure von Experten kritisiert. Hierzu gehört unter anderem die gewaltgesteuerte Ausbeutung reicher Rohstoffvorkommen und die dadurch entstandene Kriegsökonomie, die in den letzten Jahren zu einer Verstetigung und Verselbstständigung des Konfliktgeschehens in der DR Kongo beigetragen hat.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Untersuchungsgegenstand
- Fragestellung und Erkenntnisinteresse
- Forschungsstand
- Methodisches Vorgehen und Aufbau
- Neue Formen der Kriegsökonomie als Bürgerkriegsfaktor in scheiternden Staaten
- Begriffsbestimmungen
- Alte und neue Kriege
- Starke, schwache und scheiternde Staaten
- Die ökonomische Globalisierung
- Charakteristika der Kriege der Gegenwart
- Andauernde innerstaatliche und transnationale Kriege geringer Intensität
- Asymmetrisierung, Privatisierung und Kommerzialisierung der Akteure und ihrer Interessen
- Ökonomisierung oder politische Interessen?
- Die Kritik am Primat der Ökonomie
- Der theoretische Ansatz zu Kriegsökonomien in innerstaatlichen Konflikten
- Definition von Kriegsökonomie
- Kriegsökonomische Gewaltakteure und ihre Interessen
- Charakteristische Organisationsformen der Kriegsökonomie
- Die Agenda kriegsökonomischer Akteure
- Die Rekrutierung unausgebildeter Kräfte und Zwangsarbeit
- Die Ausbeutung natürlicher Rohstoffe und der illegale Handel mit Konfliktgütern
- Direkte Militärhilfe und politische Renten
- Die Plünderung von Flüchtlingslagern, Schutzzahlungen und Kriegssteuern
- Interne und externe Rahmenbedingungen von Kriegsökonomien
- Der „scheiternde Staat“
- Globalisierung und Marktanbindung
- Ressourcenreichtum als Konfliktfaktor
- Zusammenfassung: Kriegsökonomien als Herausforderung für die Friedenskonsolidierung
- Die Kriegsökonomie in der Demokratischen Republik Kongo
- Genese und Verlauf des Konflikts in der DR Kongo
- Die „root causes“ des kongolesischen Konflikts
- Die Kriege der 1990er Jahre
- Die Periode der Übergangsregierung und die ersten freien Wahlen
- Nach den Wahlen 2006: Die Gewaltspirale im Osten der DR Kongo
- Die politische Dimension des Konflikts
- Grenzübergreifende ethno-politische Spannungen
- Der scheiternde Staat Kongo
- Die ökonomische Dimension des Konflikts
- Die Entwicklung der Kriegsökonomie in der DR Kongo
- Staatliche Akteure und ihre ökonomischen Interessen
- Korruption und Selbstbereicherung der Regierung Kabila
- Die Nachbarstaaten im Osten: Uganda, Burundi, Ruanda
- Privatisierte Akteure und ihre ökonomischen Interessen
- Der informelle Bergbau
- Privatisierte Gewaltakteure und die kongolesische Armee
- Transnationale Konzerne (TNK)
- Zusammenfassung: Ethnische Spannungen und offene Schattenökonomie in der DR Kongo
- Friedenskonsolidierung durch die Vereinten Nationen in der DR Kongo unter den Bedingungen der Kriegsökonomie
- Die bisherige Bilanz der UN- Mission MONUC
- Grundlegende Daten und Fakten zur MONUC
- Die Kritik an der UN- Mission MONUC
- Die Analyse zur Berücksichtigung der Kriegsökonomie in der DR Kongo
- Die Resolutionen des UN- Sicherheitsrats zur MONUC
- Zusammenfassung: Die kriegsökonomische Bilanz der UN- Sicherheitsratsresolutionen
- Schlussbetrachtung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit untersucht die Kriegsökonomie in der Demokratischen Republik Kongo und deren Auswirkungen auf die Friedenskonsolidierung durch die Vereinten Nationen. Sie beleuchtet die komplexen Ursachen des Konflikts, die Rolle der Kriegsökonomie und die Herausforderungen für die Friedenssicherung.
- Die Genese und der Verlauf des Konflikts in der DR Kongo
- Die Kriegsökonomie als tragender Faktor des Konflikts
- Die Rolle der internationalen Gemeinschaft in der Friedenskonsolidierung
- Die Herausforderungen für die UN-Mission MONUC im Kontext der Kriegsökonomie
- Die Bedeutung von staatlicher Regulierung und nachhaltiger Entwicklung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Untersuchungsgegenstand und die Fragestellung der Arbeit vor. Sie gibt einen Überblick über den aktuellen Forschungsstand und die methodische Vorgehensweise. Kapitel 2 behandelt die Kriegsökonomie als Bürgerkriegsfaktor in scheiternden Staaten. Es werden verschiedene Begriffsbestimmungen, Charakteristika und theoretische Ansätze erläutert. Kapitel 3 widmet sich der Kriegsökonomie in der Demokratischen Republik Kongo und beleuchtet die Genese und den Verlauf des Konflikts sowie die politischen und ökonomischen Dimensionen. Kapitel 4 analysiert die Friedenskonsolidierung durch die Vereinten Nationen in der DR Kongo unter den Bedingungen der Kriegsökonomie und untersucht die Bilanz der UN-Mission MONUC sowie die Kritik an deren Vorgehen. Die Schlussbetrachtung fasst die wichtigsten Ergebnisse zusammen und gibt einen Ausblick auf zukünftige Entwicklungen.
Schlüsselwörter
Die Diplomarbeit befasst sich mit den Themen Krieg, Kriegsökonomie, Friedenssicherung, Konflikte, Demokratische Republik Kongo, Vereinte Nationen, UN-Mission MONUC, Ressourcenreichtum, Staatsscheitern, Korruption, Schattenökonomie, Entwicklungshilfe, nachhaltige Entwicklung.
- Quote paper
- Dipl.-Pol. Sylvia Stützer (Author), 2009, Der ungelöste Konflikt in Afrikas Mitte, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/138766