Diese Arbeit untersucht den Effekt der sozialen Erwünschtheit auf geäußerte Einstellungen gegenüber Immigration. Dafür werden Computer Assisted Personal Interviewing und Computer Assisted Self-Interviewing (CASI) eines Experiments der Allgemeinen Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften (ALLBUS) aus dem Jahr 2006 miteinander verglichen. Die Analyse umfasst eine lineare Regression, die sowohl Personencharakteristika als auch Interviewendencharakteristika mit einbezieht.
Immigrationsfragen sind seit Jahrzehnten interessant für die Sozialwissenschaften. Ergebnisse von Studien erhalten mediale Aufmerksamkeit, beeinflussen politische Entscheidungen und werden von politischen Stimmen instrumentalisiert. Aufgrund dieses Einflusses und politischer Reichweite ist es entscheidend, dass Studienergebnisse auf validen Daten beruhen.
Die meisten Erhebungsinstrumente in Wahlumfragen wie der Sonntagsfrage weisen systematische Schwächen auf, durch die ihre Ergebnisse verzerrt werden können. Da Umfrageergebnisse nicht nur die Diskussionen an den Mittagstischen politikaffiner Haushalte befeuern, sondern auch maßgeblich die strategische Ausrichtung von Parteien beeinflussen, sind Designfehler in diesen Erhebungen ein äußerst potentes Problem.
Eine besonders präsente Fehlerquelle ist hierbei die soziale Erwünschtheit. Nach Gschwend et al. führt die Verwendung von Befragungsmodi, die den Befragten ein hohes Maß an Anonymität gewähren, zu höheren Zustimmungswerten der AfD. Die in den ursprünglichen Umfragen niedrigeren Werte sind laut ihnen auf das Phänomen der sozialen Erwünschtheit zurückzuführen.
Als einzige Partei im Deutschen Bundestag steht die AfD unter konstanter Beobachtung durch den Verfassungsschutz, nicht das Bundesverfassungsgericht. Grund hierfür sind unter anderem das konstante Auftreten fremdenfeindlicher Äußerungen. Es scheint daher nicht abwegig, dass das Auftreten sozialer Erwünschtheit durch die geäußerte Einstellungen vieler AfD-Politiker*innen bezüglich Themen der Immigration entsteht.
Umfrageergebnisse haben politischen Einfluss inne, weswegen sie möglichst valide Ergebnisse berichten sollen. Da diese insbesondere vom Befragungsmodus abhängig zu sein scheinen, werden in dieser Arbeit CAPI- und CASI-Daten eines experimentellen Studiendesigns des ALLBUS aus dem Jahr 2006 miteinander verglichen, um zu klären, inwiefern sich die soziale Erwünschtheit auf geäußerte Einstellungen gegenüber Immigration auswirkt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theoretischer Rahmen und Forschungsstand
- Soziale Erwünschtheit
- Konzept
- Theorie
- Einflussfaktoren
- Systematischer Fehler
- Methoden zur Verringerung sozialer Erwünschtheit
- Einstellungen gegenüber Immigration
- Hypothesen
- Soziale Erwünschtheit
- Daten, Variablen und analytisches Vorgehen
- Daten
- Stichprobe
- Operationalisierung
- Einstellungen gegenüber Immigration
- Befragungsmodus
- Bedürfnis nach sozialer Anerkennung
- Wahrnehmung der sozialen Erwünschtheit
- Charakteristika der befragten Person
- Charakteristika der interviewenden Person
- Methodik
- Ergebnisse
- Deskriptive Statistik
- Regression
- Einfache lineare Regression
- Lineare Regression mit Personencharakteristika
- Lineare Regression mit Interviewendencharakteristika
- Lineare Regression mit Dimensionen sozialer Erwünschtheit
- Robustheitscheck
- Regressionsdiagnostik
- Fazit und Ausblick
- Interpretation
- Limitationen und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit dem Einfluss der sozialen Erwünschtheit auf geäußerte Einstellungen gegenüber Immigration. Sie analysiert Daten aus dem Allgemeine Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften (ALLBUS) 2006, wobei Computer Assisted Personal Interviewing (CAPI) und Computer Assisted Self-Interviewing (CASI) miteinander verglichen werden. Ziel ist es, den Effekt des Befragungsmodus auf die geäußerten Einstellungen zu untersuchen.
- Soziale Erwünschtheit im Kontext von Immigrationsstudien
- Einfluss von Befragungsmodi (CAPI und CASI) auf Einstellungen
- Validität von Studienergebnissen
- Analyse von Personen- und Interviewendencharakteristika
- Bedeutung der Ergebnisse für die sozialwissenschaftliche Forschung
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung: Die Einleitung stellt die Relevanz des Themas dar und führt in die Forschungsfrage ein.
- Kapitel 2: Theoretischer Rahmen und Forschungsstand: Dieses Kapitel behandelt das Konzept der sozialen Erwünschtheit, seine Theorie und Einflussfaktoren. Es beleuchtet den Einfluss des Befragungsmodus und den systematischen Fehler, der durch soziale Erwünschtheit entstehen kann.
- Kapitel 3: Daten, Variablen und analytisches Vorgehen: Dieses Kapitel beschreibt die verwendeten Daten, die Stichprobe, die Operationalisierung der Variablen und die Methodik der Studie.
- Kapitel 4: Ergebnisse: Dieses Kapitel präsentiert die deskriptive Statistik der Daten und die Ergebnisse der Regressionanalysen, die die Zusammenhänge zwischen Befragungsmodus, Personencharakteristika, Interviewendencharakteristika und Einstellungen gegenüber Immigration untersuchen.
Schlüsselwörter
Soziale Erwünschtheit, Einstellungen gegenüber Immigration, Computer Assisted Personal Interviewing (CAPI), Computer Assisted Self-Interviewing (CASI), Allgemeine Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften (ALLBUS), Befragungsmodus, Validität, Regression, Personencharakteristika, Interviewendencharakteristika.
- Arbeit zitieren
- Laura Kiemes (Autor:in), 2023, Soziale Erwünschtheit und geäußerte Einstellungen zu Immigration. Vergleich von computergestützter Selbstbefragung (CASI) und computergestützter persönlicher Befragung (CAPI), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1387738