Anhand einer satirischen Komödie aus der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts lässt sich anschaulich nachvollziehen, wie von antipietistischer Seite bestimmte Wesenszüge der „Frömmler“ kritisiert wurden. Das Stück „Die Pietistery im Fischbeinrocke oder Die Doctormäßige Frau“ von 1736 wurde nach einer französischen Vorlage von Luise Adelgunde Victorie Gottsched verfasst und stellt vor allem geheuchelte Frömmigkeit sowie anmaßende weibliche Gelehrsamkeit in den Mittelpunkt satirischer Überzeichnung. Es ist damit einerseits eine wertvolle Quelle für die Rolle der frommen bürgerlichen Frau zur Zeit der Frühaufklärung und andererseits für das Verhältnis zwischen Pietisten und Aufklärern zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Luise Gottsched schrieb dabei weder generell frauenfeindlich, noch brach sie eine Lanze für die allgemeine Emanzipation der Frauen. Vielmehr verurteilte sie bestimmte Wesenszüge des Pietismus ihrer Zeit und stellte sie vernünftigem Handeln gegenüber.
In der vorliegenden Hausarbeit soll daher die Frage verfolgt werden, was genau am Pietismus kritisiert und wie dieser Kritik in der Satire aufklärerisches Gedankengut entgegengestellt wird. Diese Fragestellung soll anhand der Figur der Mutter untersucht werden, da sich in ihr die Problemfelder falscher Frömmigkeit gepaart mit mutmaßlicher weiblicher Gelehrsamkeit vereinen und sie im Handlungsverlauf des Stücks eine Wandlung hin zur Vernunft vollzieht. Es soll deshalb untersucht werden, inwieweit sich speziell in der Figur der Mutter das Spannungsverhältnis Glaube – Vernunft darstellt. Dazu werden zunächst Pietismus und Aufklärung kurz erläutert, um anschließend auf die Komödie und die in ihr geäußerte Kritik am Pietismus einzugehen. Rückschlüsse auf das zeitgenössische Verhältnis Pietismus – Aufklärung sollen dann vor allem durch die genauere Betrachtung von Gelehrsamkeit und unvernünftigem Verhalten seitens der Mutter herausgearbeitet werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Pietismus und Aufklärung zu Beginn des 18. Jahrhunderts
- 2.1 Verbindende Elemente
- 2.2 Trennende Faktoren
- 3. Die Pietisterey im Fischbeinrocke
- 3.1 Inhalt der Handlung
- 3.2 Vernünftige und unvernünftige „Typen“
- 3.3 Die unvernünftige Figur der Mutter
- 3.4 Problemkonstellationen
- 4. Wahrheit vs. Glaube – die Wandlung der Mutter
- 5. Verhältnis von Pietismus und Aufklärung im Stück
- 5.1 Die doctormäßige Frau
- 5.2 Weibliche Gelehrsamkeit
- 5.3 Die Dichterin als gelehrte Frau
- 5.4 Wissen und Glauben im Pietismus
- 6. Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die Kritik am Pietismus in Luise Adelgunde Victorie Gottscheds satirischer Komödie „Die Pietisterey im Fischbeinrocke oder Die Doctormäßige Frau“ aus dem Jahr 1736. Der Fokus liegt auf der Darstellung des Spannungsverhältnisses zwischen Glaube und Vernunft, insbesondere anhand der Entwicklung der Figur der Mutter. Die Arbeit beleuchtet die zeitgenössischen Strömungen des Pietismus und der Aufklärung und analysiert, wie die Komödie diese Strömungen widerspiegelt und kritisiert.
- Kritik am Pietismus in der Frühaufklärung
- Das Spannungsverhältnis zwischen Glaube und Vernunft
- Die Rolle der Frau im Kontext von Pietismus und Aufklärung
- Satire als Mittel der Gesellschaftskritik
- Die Entwicklung der Mutterfigur als Beispiel für die Auseinandersetzung mit Glauben und Vernunft
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und beschreibt den historischen Kontext der sich entwickelnden Auseinandersetzung zwischen Glaube und Vernunft zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Sie stellt die Ambivalenz der Beziehung zwischen Pietismus und Aufklärung dar und hebt die Bedeutung der Literatur, insbesondere des Theaters, als Medium dieser Auseinandersetzung hervor. Die Arbeit fokussiert sich auf Luise Gottscheds Komödie "Die Pietisterey im Fischbeinrocke", die als satirische Kritik am Pietismus verstanden wird, und kündigt die Analyse der Mutterfigur als zentralen Punkt an.
2. Pietismus und Aufklärung zu Beginn des 18. Jahrhunderts: Dieses Kapitel bietet einen kurzen Überblick über den Pietismus und die Aufklärung zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Es beschreibt die zentralen Anliegen beider Bewegungen und hebt sowohl ihre Gemeinsamkeiten als auch ihre Unterschiede hervor. Der Fokus liegt auf der ambivalenten Beziehung zwischen den beiden Strömungen, die sich durch Konkurrenz, aber auch gegenseitige Beeinflussung auszeichnete. Die Bedeutung der Vernunft als Leitmotiv der Aufklärung und der damit verbundenen Kritik an traditionellen Glaubensvorstellungen wird erläutert.
3. Die Pietisterey im Fischbeinrocke: Dieses Kapitel beschreibt den Inhalt und die zentralen Figuren der Komödie "Die Pietisterey im Fischbeinrocke". Es analysiert die Charaktere als Repräsentanten von „vernünftigem“ und „unvernünftigem“ Verhalten im Kontext des damaligen Diskurses zwischen Pietismus und Aufklärung. Die Darstellung der Mutterfigur, die zentrale Figur des Stücks, wird eingeleitet und ihre Rolle als Inbegriff falscher Frömmigkeit und anmaßender Gelehrsamkeit wird hervorgehoben. Die verschiedenen Problemkonstellationen, die im Stück dargestellt werden, werden kurz angerissen.
4. Wahrheit vs. Glaube – die Wandlung der Mutter: Dieses Kapitel wird sich voraussichtlich mit der Entwicklung der Mutterfigur im Laufe des Stücks befassen und deren Wandlung vom Glauben zur Vernunft analysieren. Es wird wahrscheinlich zeigen, wie die Mutterfigur durch die Ereignisse des Stücks zu einem Umdenken geführt wird und wie sich ihr Verhalten und ihre Überzeugungen ändern. Die Beschreibung dieser Wandlung wird wahrscheinlich ein zentraler Punkt dieser Analyse sein.
5. Verhältnis von Pietismus und Aufklärung im Stück: Dieses Kapitel wird die im Stück dargestellte Kritik am Pietismus im Detail untersuchen und diese Kritik mit aufklärerischen Ideen vergleichen. Der Fokus liegt dabei auf der Darstellung der „doctormäßigen Frau“, der weiblichen Gelehrsamkeit und der Beziehung zwischen Wissen und Glauben im Kontext des Pietismus. Die Analyse wird aufzeigen, wie das Stück diese Themen beleuchtet und welche Schlussfolgerungen für das Verständnis des Verhältnisses von Pietismus und Aufklärung gezogen werden können.
Schlüsselwörter
Pietismus, Aufklärung, Glaube, Vernunft, Satire, Luise Gottsched, „Die Pietisterey im Fischbeinrocke“, Mutterfigur, weibliche Gelehrsamkeit, Frömmigkeit, aufklärerisches Gedankengut, 18. Jahrhundert.
Häufig gestellte Fragen zu "Die Pietisterey im Fischbeinrocke"
Was ist der Gegenstand dieser Hausarbeit?
Diese Hausarbeit analysiert die satirische Komödie "Die Pietisterey im Fischbeinrocke oder Die Doctormäßige Frau" von Luise Adelgunde Victorie Gottsched (1736). Der Fokus liegt auf der Kritik am Pietismus in der Frühaufklärung und dem Spannungsverhältnis zwischen Glaube und Vernunft, insbesondere anhand der Entwicklung der Mutterfigur.
Welche Themen werden in der Hausarbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: Kritik am Pietismus in der Frühaufklärung, das Spannungsverhältnis zwischen Glaube und Vernunft, die Rolle der Frau im Kontext von Pietismus und Aufklärung, Satire als Mittel der Gesellschaftskritik und die Entwicklung der Mutterfigur als Beispiel für die Auseinandersetzung mit Glauben und Vernunft.
Welche Kapitel umfasst die Hausarbeit?
Die Hausarbeit gliedert sich in folgende Kapitel: Einleitung, Pietismus und Aufklärung zu Beginn des 18. Jahrhunderts, Die Pietisterey im Fischbeinrocke, Wahrheit vs. Glaube – die Wandlung der Mutter, Verhältnis von Pietismus und Aufklärung im Stück und Schluss.
Wie wird der Pietismus in der Komödie dargestellt?
Die Komödie "Die Pietisterey im Fischbeinrocke" präsentiert eine satirische Kritik am Pietismus, wobei die Mutterfigur als Inbegriff falscher Frömmigkeit und anmaßender Gelehrsamkeit dargestellt wird. Die Arbeit analysiert, wie die Komödie "vernünftiges" und "unvernünftiges" Verhalten im Kontext des damaligen Diskurses zwischen Pietismus und Aufklärung darstellt.
Welche Rolle spielt die Mutterfigur in der Analyse?
Die Mutterfigur ist die zentrale Figur der Analyse. Ihre Entwicklung vom Glauben zur Vernunft im Laufe des Stücks wird detailliert untersucht, um die Auseinandersetzung mit Glauben und Vernunft zu veranschaulichen.
Wie wird das Verhältnis von Pietismus und Aufklärung im Stück dargestellt?
Die Arbeit untersucht die im Stück dargestellte Kritik am Pietismus im Detail und vergleicht diese mit aufklärerischen Ideen. Der Fokus liegt auf der Darstellung der „doctormäßigen Frau“, der weiblichen Gelehrsamkeit und der Beziehung zwischen Wissen und Glauben im Kontext des Pietismus.
Welche Schlüsselwörter sind für die Hausarbeit relevant?
Relevante Schlüsselwörter sind: Pietismus, Aufklärung, Glaube, Vernunft, Satire, Luise Gottsched, „Die Pietisterey im Fischbeinrocke“, Mutterfigur, weibliche Gelehrsamkeit, Frömmigkeit, aufklärerisches Gedankengut, 18. Jahrhundert.
Welchen historischen Kontext beleuchtet die Arbeit?
Die Arbeit beleuchtet den historischen Kontext der sich entwickelnden Auseinandersetzung zwischen Glaube und Vernunft zu Beginn des 18. Jahrhunderts und die ambivalente Beziehung zwischen Pietismus und Aufklärung.
Welche Methoden werden in der Analyse verwendet?
Die Arbeit verwendet literaturwissenschaftliche Methoden zur Analyse der Komödie, insbesondere der Charaktere und ihrer Entwicklung. Der Fokus liegt auf der Interpretation der satirischen Elemente und der Auseinandersetzung mit den zeitgenössischen Strömungen des Pietismus und der Aufklärung.
Wo kann ich mehr über Luise Gottsched erfahren?
Weitere Informationen über Luise Gottsched und ihr Werk finden Sie in einschlägigen Literatur- und Geschichtswerken zum 18. Jahrhundert und der Frühaufklärung. Bibliotheken und Online-Ressourcen bieten umfangreiches Material zu diesem Thema.
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- Katrin Ast (Author), 2023, Glaube kontra Vernunft in der satirischen Komödie "Pietisterey im Fischbeinrocke oder Die Doctormäßige Frau", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1388893