Zentralabitur - Hintergründe, Ziele und die Ergebnisse des ersten Jahrgangs in NRW


Seminararbeit, 2007

12 Seiten, Note: 3,0

Anonym


Leseprobe


Gliederung:

1. Einleitung

2. Fakten zum Zentralabitur

3. Gründe und Ziele einer zentralen Abiturprüfung

4. Ergebnisse des ersten Jahrgangs in Nordrhein-Westfalen

5. Vorhaben einer länderübergreifenden Standardisierung

6. Schlussbetrachtung

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die große Zahl an Schulabgängern, an Schülerinnen und Schülern, die im Laufe ihrer Schulzeit vom Gymnasium auf Real- oder Hauptschulen wechseln und nicht zuletzt die schlechten Ergebnisse der PISA-Studie fordern eine Qualitätsanalyse und Standardsicherung im deutschen Schulsystem. Im Rahmen der Auswertung der PISA-Ergebnisse, die zeigten, dass die Vorstellung vom besonders guten deutschen Bildungs- und Ausbildungssystem nichts weiter als eine Illusion war1, fiel auf, dass innerhalb Deutschlands zwei Bundesländer weitaus bessere Ergebnisse erzielten als die anderen. Die Kultusminister der deutschen „PISA- Gewinner“ Bayern und Baden-Württemberg nannten vor allem das in ihren Ländern schon damals bestehende Zentralabitur als Grund für ihr besseres Abschneiden.2 Viele Bundesländer führten seitdem zentrale Abschlussprüfungen ein, darunter, als eines der letzten, im Schuljahr 2006/2007 auch Nordrhein-Westfalen.

Das Zentralabitur, aber auch zentrale Prüfungen am Ende der Klasse 10, Lernstandserhebungen oder Schulinspektionen3 zählen zu den Verfahren der externen Evaluation und haben zum Ziel, „Steuerungswissen für die Weiterentwicklung der schulischen Qualitätsarbeit“ 4 zu liefern. Sie sind ein wesentliches Instrument im Schulentwicklungsprozess, da interne Evaluationen nahezu zwangsläufig einseitig sind und zudem nicht ausgeschlossen werden kann, dass sie auf einer selektiven und zu wenig kritischen Wahrnehmung beruhen. Die Methoden der externen Evaluation haben in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen, da die Schulen- wie alle anderen öffentlichen Einrichtungen- zunehmend und ganz besonders seit PISA, unter Rechtfertigungszwang stehen und ihre Qualität nach außen hin nachweisen müssen.

Diese Arbeit soll einen Überblick darüber verschaffen, was zentrale Abiturprüfungen als Methode der externen Evaluation leisten sollen und können, welche Überlegungen dahinter stehen und wie diese umgesetzt werden. Am Beispiel des Landes Nordrhein-Westfalen sollen außerdem die Ergebnisse eines ersten Durchgangs dargelegt werden.

Aufgrund der unmittelbaren Aktualität des Themas und eines daraus resultierenden Mangels an Literaturveröffentlichungen wird im Folgenden- besonders für die Darstellung der Abitur- Ergebnisse in Nordrhein-Westfalen und bei Zahlenwerten- vielfach auf Internet-Quellen zurückgegriffen.

2. Fakten zum Zentralabitur

Das Zentralabitur unterscheidet sich vom dezentralen Abitur in erster Linie dadurch, dass die Prüfungsaufgaben von der Schulaufsicht des jeweiligen Landes gestellt werden und somit eine Form der externen Evaluation darstellen. Weder Lehrer noch Schüler können die Aufgaben vor dem Prüfungstermin einsehen. Um den Lehrstoff im Vorfeld einzugrenzen, werden zwei in den verschiedenen Bundesländern unterschiedliche Verfahren angewandt: Bei ersten werden den Lehrern zwei Jahre vor den Abiturprüfungen die Schwerpunktthematiken bekannt gegeben, während bei zweiten auf wechselnde Thematiken verzichtet und lediglich auf die Vorgaben des gültigen Lehrplanes verwiesen wird; dieses Verfahren führt aufgrund der weitaus größeren abprüfbaren Stoffmenge dazu, dass das Anforderungsniveau der Prüfungen sinkt.. Auch hinsichtlich der Korrekturen bestehen Unterschiede zwischen den Bundesländern. Während die Erstkorrektur in jedem Fall vom Kurslehrer durchgeführt wird, wird die Zweitkorrektur in einigen Ländern schulintern, in anderen schulextern, nämlich durch Lehrer anderer Gymnasien, vollzogen. Von den Ministerien werden Korrekturvorgaben und Musterlösungen veröffentlicht, die zwar einen Bewertungsspielraum lassen, dem Korrektor aber als Leitfaden dienen sollen.5

Bereits nach dem zweiten Weltkrieg wurde im Saarland (1945), in Bayern (1946) und in Baden-Württemberg (1952) das Zentralabitur eingeführt. Auch in Rheinland-Pfalz wurden zentrale Prüfungen durchgeführt, jedoch mit dem Ende der Besatzungszeit wieder abgeschafft. Kurz nach der Wiedervereinigung zogen vier der fünf neuen Bundesländer nach: Thüringen (1990), Mecklenburg-Vorpommern (1991), Sachsen (1993) und Sachsen-Anhalt (1993). Nachdem der Reformbedarf des deutschen Bildungssystems aufgrund der Ergebnisse der PISA-Studie nicht länger zu leugnen war, setzte ein bundesweiter Trend zum Zentralabitur ein: In der Hoffnung, in Zukunft mit den Bayern und Baden-Württemberg, die die besten PISA-Ergebnisse erzielten, gleichziehen zu können, folgten 2005 Brandenburg und Hamburg, 2006 Berlin und Niedersachsen und 2007 schließlich auch Bremen, Hessen und Nordrhein- Westfalen. Schleswig-Holstein plant die Einführung des Zentralabiturs für 2008. Einzig Rheinland-Pfalz hält noch an den dezentralen Abitur-Prüfungen fest.6 In Nordrhein-Westfalen wurde die Allgemeine Hochschulreife also im letzten Jahr erstmals nach dem Verfahren einer zentralen Abiturprüfung vergeben. Die landesweit einheitlichen Prüfungen wurden dabei in allen schriftlichen Prüfungsfächern durchgeführt. Im Rahmen dieses Verfahrens wurden die Schulen frühzeitig über die inhaltlichen Voraussetzungen für die zentralen Prüfungsaufgaben informiert, so dass die Lehrerinnen und Lehrer ihre Unterrichtsinhalte in der Qualifikationsphase in den Jahrgangsstufen 12 und 13 unter Beachtung dieser Hinweise gestalten konnten. Im März und April 2007 nahmen landesweit rund 61.000 Abiturientinnen und Abiturienten an 626 Gymnasien und 197 Gesamtschulen am Zentralabitur teil. Die Prüfungen wurden in insgesamt 53 verschiedenen Grund- und Leistungsfächern mit rund 700 verschiedenen Aufgaben durchgeführt.7

[...]


1 Vgl. Hoymann, Tobias, Umdenken nach dem PISA-Schock. Das gesamtdeutsche Zentralabitur als Motor f ü r den Wettbewerb im Bildungsf ö deralismus, Marburg (Tectum), 2005, S.33.

2 Vgl. Hoymann, ebd., S.2.

3 Die Schulinspektion ist eine Qualitätsanalyse, bei dem die Qualität der schulischen Arbeit durch externe Experten geprüft und analysiert wird. Als ein Instrument der Selbstvergewisserung soll sie die Eigenverantwortung von Schulen fördern. Nach einigen vorhergegangenen Modellversuchen wurde die Schulinspektion im Schuljahr 2006/2007 flächendeckend in Nordrhein-Westfalen durchgeführt.

4 Vgl. Vgl. Kempfert, Guy und Rolff, Hans-Günter, Qualit ä t und Evaluation. Ein Leitfaden f ü r P ä dagogisches Qualit ä tsmanagement, Weinheim und Basel (Beltz), 2005, S.215.

5 Vgl. Hoymann, ebd., S. 15ff.

6 Ein Überblick über die Einführungsdaten des Zentralabiturs in den verschiedenen Bundesländern findet sich auf www.wikipedia.de in der Kategorie ‚Abschluss und Zertifikat’ unter dem Stichwort ‚Zentralabitur’ (Abrufdatum 11.11.2007).

7 Alle Zahlenangaben sind der Homepage des Schulministeriums in Nordrhein-Westfalen (www.schulministerium.nrw.de, Abrufdatum 18.10.2007) entnommen.

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Zentralabitur - Hintergründe, Ziele und die Ergebnisse des ersten Jahrgangs in NRW
Hochschule
Universität Münster
Note
3,0
Jahr
2007
Seiten
12
Katalognummer
V139006
ISBN (eBook)
9783640488278
ISBN (Buch)
9783640488469
Dateigröße
406 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Zentralabitur, Hintergründe, Ziele, Ergebnisse, Jahrgangs
Arbeit zitieren
Anonym, 2007, Zentralabitur - Hintergründe, Ziele und die Ergebnisse des ersten Jahrgangs in NRW, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/139006

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