Die Autobiographie von Eduard Hanslick


Hausarbeit, 2009

15 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhalt

Einleitung

1. Zur Autobiographie
1.1 Entstehung und Aufbau
1.2 Erzählstruktur und Reflexionen über das eigene Werk

2. Musikalische Sozialisation und frühe Erziehung
2.1 Bildung und Erziehung durch die Eltern
2.2 Ausbildung bei Tomaschek

3. Prager „Davidsbündeleien“

4. Hanslick und die Musikkritik
4.1 Journalistische Anfänge Hanslicks
4.2 Exkurs: Zur Geschichte der Musikkritik bis in das 19. Jahrhundert
4.3 Hanslicks Urteil über den Beruf des Musikkritikers

5. Resümee

6. Literatur- und Quellenverzeichnis

Einleitung

Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Autobiographie des Musikkritikers Eduard Hanslick. Dabei spielen vor allem die musiksoziologischen Aspekte, die dieses Werk enthält, eine große Rolle. Neben der musikalischen Sozialisation Hanslicks werde ich den Schwerpunkt besonders auf die Musikkritik setzen und dabei erörtern, wie Hanslick zu diesem Beruf steht und sich selbst darin betrachtet. Auf die zahlreichen, persönlichen Begegnungen/Beziehungen Hanslicks mit den verschiedensten Persönlichkeiten, seien es Musiker, Komponisten, Dichter, Politiker oder andere einflussreiche Persönlichkeiten, kann ich aufgrund des Umfangs dieser Arbeit nicht umfassend eingehen und werde es nur insoweit machen, wie es unter soziologischen Gesichtspunkten aufschlussreich sein könnte. Der gesamte Arbeitsprozess und das Ausarbeiten der musiksoziologisch relevanten Informationen wird begeleitet durch die Herausforderung, aus dem persönlichen/subjektiven Bericht ein möglichst objektives Gesamtbild jener Zeit zu erschaffen.

Reiz und Legitimation einer Autobiographie bestimmen sich, sehr allgemein bedacht, durch das Vermögen des Autors, ein Allgemeines darzustellen in der Brechung durch ein Individuelles. Eine geschichtliche Phase, gespiegelt in der Erscheinung eines Einzelschicksals. Eine generelle Bewusstseinslage, wiedergegeben durch private Empfindung.[1]

1. Zur Autobiographie

1.1 Entstehung und Aufbau

Die Erstausgabe der Autobiographie erschien 1894 in zwei Bänden und wurde vom Allgemeinen Verein für deutsche Literatur in Berlin herausgegeben[2]. Für diese Hausarbeit wird eine neuere Ausgabe des Bärenreiter-Verlags von 1987 benutzt, welche im Wortlaut identisch ist, jedoch in Orthographie und Zeichensetzung überarbeitet wurde. Sie enthält zudem ein von Peter Wapnewski herausgegebenes Nachwort mit dem Titel Eduard Hanslick als Darsteller seiner selbst[3].

Das Werk ist chronologisch geordnet und in zehn Bücher, die jeweils bestimmte Zeitabschnitte behandeln, unterteilt. Neben Anmerkungen zu Personen/Stellen im Werk gibt es noch einen Anhang mit verschiedenen Texten und Briefen[4].

Hanslick berichtet über eine Zeitspanne von seiner Geburt bis 1892, man kann also davon ausgehen, dass er seine Autobiographie zwischen 1892 und 1894 (Erscheinungsjahr der Erstausgabe) geschrieben haben muss. Da das Werk ohne Vorwort direkt mit der Beschreibung seiner Jugendzeit beginnt, werden auch keine Adressaten genannt, an die er dieses Buch gerichtet haben könnte.

1.2 Erzählstruktur und Reflexionen über das eigene Werk

Das gesamte Werk wird aus einer Ich-Erzählsituation heraus geschildert, ausgenommen von wenigen Sätzen, in denen er Allgemeingültiges in der Wir-Form präsentiert. Die verwendete Zeitperspektive wechselt er hin und wieder, vermutlich aber eher unbewusst; beim Lesen fallen diese Schwankungen kaum auf.

Hanslick schreibt im lyrischen Ton der Romantik, verständlich und unterhaltsam, teils aber auch belehrend aus der Sicht eines 67-jährigen, der schon viele Erfahrungen im Laufe seines Lebens gesammelt hat und blickt dabei auch kritisch auf die Problematik, die das Memoiren-Schreiben mit sich bringt:

Der Selbstbiograph hat gegen eine harte Versuchung zu kämpfen: er soll seine Leser mit Dingen verschonen, die sie nicht interessieren und welche doch ihm selbst teuer und unvergesslich sind.[5]

In einem Gespräch mit seinem guten Freund Theodor Billroth (1829-1894), stellt dieser fest, dass man beim Schreiben über sich selbst als ‚Lebender’ doch sehr unfrei ist. Man sähe nur „Lichtbilder, keine scharfen Konflikte des Selbstbiographen mit sich, mit Andern, mit der Welt – kurz, keine Schatten“[6]. Hanslick gibt hierauf eine Antwort, die gleichzeitig preisgibt, wie öffentlich seine Autobiographie gedacht ist und inwieweit er sehr private Erlebnisse verschweigt:

Wohl hast du Recht gehabt, Freund Billroth […]. Alles was ich hier erzähle, ist vollständig so erlebt und gefühlt, ist buchstäblich getreu. Aber nicht alles, was ich erlebt und empfunden habe, erzähle ich. Jede Seele hat ihr Privatkämmerlein, ihre alleinigen, verschwiegensten Freuden und Leiden. Wir öffnen es höchstens einem alten, treuen Jugendfreunde, niemals fremden Lesern. Vorübergehende törichte Herzensneigungen eines immergrünen Herzens und ähnliche Privatissima – gehören die vor das Publikum? ‚Ja, für dergleichen,’ versichert mir ein Freund, ‚interessieren sich die Leute gerade am meisten!’ Wirklich? Nun, dann erst recht nicht.[7]

2. Musikalische Sozialisation und frühe Erziehung

2.1 Bildung und Erziehung durch die Eltern

Eduard Hanslick wurde als zweites Kind von Karoline und Josef Adolf Hanslick in Prag am 11. September 1825 geboren. Er und seine fünf Geschwister wurden vom Vater in Latein, Griechisch, Geschichte, Geographie, Religion und auch im Klavierspiel unterrichtet. In welcher Art und Weise Hanslicks Vater bei der Unterrichtung seiner Kinder vorging, wird im folgenden Zitat deutlich:

Als Erzieher war mein Vater ein Feind der Strenge, der Strafen, der zornigen Aufwallung. Nie hat eines seiner Kinder einen Schlag bekommen. Wenn eines von uns sich irgendwie vergangen hatte, so galt es als empfindlichste Strafe, an dem Tage ausgeschlossen zu bleiben von der gemeinschaftlichen Unterrichtsstunde.[8]

Die Vorliebe und Begabung für die Musik, sowie die literarische Tätigkeit Eduards kamen vom Vater. Dessen Lieblingsbeschäftigung blieb zeitlebens das philosophische Studium; aus vielen Werken schrieb er Auszüge in ein Heft – ein Vorgehen, welches sich der Sohn ebenfalls aneignete. Von seiner Mutter übernahm er die intensive Beschäftigung mit der französischen Literatur und dem Theater; man pflegte sogar Konservationsstunden mit einer Französin.[9]

Der bürgerliche Mittelstand und die Adligen Prags verständigten sich in der Zeit vor 1848 ausschließlich auf Deutsch, so dass Eduard Hanslick nur begrenzt Böhmisch bzw. Tschechisch lesen oder schreiben lernte. Der Gesellschaftskreis, in dem die Familie Hanslick sich bewegte, fällt mit Namen zusammen, die mit einer bestimmten Geisteshaltung verbunden werden können, welche wiederum im Anschluss an die Reformen Joseph II.[10] in der Donaumonarchie entstanden ist. Zu nennen ist u.a. August Gottlieb Meißner (1753-1807), der in Prag eine Professur für Ästhetik innehatte und dessen Schüler Josef Adolf Hanslick war.[11] Weiterhin berichtet Eduard Hanslick noch von Freunden seines Vaters wie W.A. Swoboda (Humanitätsprofessor), František Palacký (1798-1876; er schrieb die „Geschichte des tschechischen Volkes in Böhmen und Mähren“), Václav Hanka (1791-1861; Schriftsteller und Linguist) und Johannes E. P. Purkinje (1781-1869; begründete das erste physiologische Institut in Deutschland)[12].

[...]


[1] Wapnewski, Peter: Eduard Hanslick als Darsteller seiner selbst, In: Hanslick, Eduard: Aus meinem Leben. Mit einem Nachwort herausgegeben von Peter Wapnewski, Kassel: Bärenreiter 1987, S. 501.

[2] S.: Ebd., S. 514.

[3] Ebd., S. 487-513.

[4] Überschrieben sind diese Texte/Briefe mit: Grillparzer und die Musik, Begegnungen mit Friedrich Theodor Vischer und R. Wagners „Parsifal“.

[5] Hanslick, Eduard: Aus meinem Leben. Mit einem Nachwort herausgegeben von Peter Wapnewski, Kassel: Bärenreiter 1987, S. 130.

[6] Ebd., S. 283.

[7] Ebd., S. 283f.

[8] Ebd., S. 9.

[9] S.: Ebd., S. 9-13.

[10] Er regierte zwischen 1780 und 1790 die Habsburgische Monarchie als Alleinherrscher. Seine Reformen knüpfen an die Ideen der Aufklärung an; sie sollten in einem liberalen und demokratischen Gedankengut münden.

[11] Vgl.: Grimm, Ines: Eduard Hanslicks Prager Zeit: frühe Wurzeln seiner Schrift "Vom Musikalisch-Schönen", Saarbrücken: Pfau 2003, S. 25-30.

[12] S.: Hanslick, Eduard: Aus meinem Leben, S. 15.

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Die Autobiographie von Eduard Hanslick
Hochschule
Universität Leipzig  (Institut für Musikwissenschaft)
Veranstaltung
Autobiographien von Komponisten und Musikern aus musiksoziologischer Sicht
Note
2,0
Autor
Jahr
2009
Seiten
15
Katalognummer
V139048
ISBN (eBook)
9783640477357
ISBN (Buch)
9783640477043
Dateigröße
501 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Autobiographie, Musikkritik, 19. Jahrhundert, Eduard Hanslick, Biographie, Musikwissenschaft
Arbeit zitieren
Marie-Christin Heene (Autor:in), 2009, Die Autobiographie von Eduard Hanslick, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/139048

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