Scheidungsberatung


Hausarbeit (Hauptseminar), 2005

20 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Gliederung

1. Einleitung

2. Scheidungsberatung- Aufgaben und Ziele

3. Die drei Phasen des Scheidungszyklus
3.1 Ambivalenzphase
3.1.1 Entscheidungsfindung- und Förderung
3.2 Scheidungsphase
3.2.1 Die Mediation
3.3 Nachscheidungsphase

4. Die Grenzen von Beratung

5. Schlusswort

6. Quellenverzeichnis

1. Einleitung

„Beratung im hier verstandenen Sinne ist eine professionelle, wissenschaftlich fundierte Hilfe, welche Rat- und Hilfesuchenden Einzelnen und Gruppen auf der Basis des kommunikativen Miteinander vorbeugend, in Krisensituationen sowie in sonstigen Konfliktlagen aktuell und nachbetreuend, dient. Somit darf Beratung keineswegs bestimmte Entscheidungen dem Ratsuchenden aufdrängen bzw. diese durch offenen oder verdeckten Machtmissbrauch erzwingen. Kennzeichnend für das Spezifische dieses Kontaktes ist, dass die Probleme des Ratsuchenden den Mittelpunkt bilden.

(Luitgard Brem- Gräser „Handbuch der Beratung für helfende Berufe“ Band 1,S. 15)

Die Zahl der Scheidungen und Trennungen steigt nach wie vor weiter kontinuierlich an. Daher nimmt die Bedeutung einer professionellen und Zielgerichteten Trennungs- und Scheidungsberatung weiter zu.

Begleitende Hilfen im Trennungs- und Scheidungsprozess sowie bedarfgerechte Unterstützungsangebote für Eltern und Kinder können dabei einen wesentlichen Beitrag zur Stärkung der Lebenssituation nach der Trennung und Scheidung leisten. Das Netz spezieller Scheidungs- und Trennungsberatungsstellen sollte flächendeckender ausgebaut werden, gerade auch im Sinne der von der Trennung betroffenen Kinder. Gerade sie leiden am häufigsten unter den ungeklärten Konflikten ihrer Eltern.

In dieser Arbeit werde ich erläutern, was man unter einer Scheidungsberatung versteht, werde auf die einzelnen Phasen des Scheidungszyklus eingehen, Beratungskonzepte und Grenzen der Scheidungsberatung aufzeigen.

Im Verlauf der Arbeit werde ich „den Klienten“, bzw. „Er“ als Bezeichnung verwenden, dies bezieht sich natürlich immer auf männliche und weibliche Klienten.

2. Scheidungsberatung- Aufgaben und Ziele

Ziel und Aufgabe der Scheidungsberatung ist, der Familie bei der Suche nach Lösungen zu helfen, die sich durch die Widersprüchlichkeit ergeben, dass die Eltern als Paar auseinander gehen, aber als Eltern dennoch eine gemeinsame Verantwortung tragen. Um dieser gerecht zu werden, müssen sich die Eltern neu orientieren.

Scheidungsberatung wird von Ehe- und Familienberatungsstellen, frei praktizierenden Psychotherapeuten, sowie auch von

Erziehungsberatungsstellen angeboten. In einigen Großstätten gibt es auch schon spezielle Scheidungsberatungsstellen, dieses Netz muss allerdings weiter ausgebaut werden. (M. Textor, Scheidungszyklus und Scheidungsberatung)

Sind minderjährige Kinder in den Scheidungsprozess involviert, beraten auch die Jugendämter.

Die Scheidungsberatung ist sehr komplex, muss sowohl praktischer, personaler, therapeutischer, familiendynamischer und auch juristischer Prozesse gerecht werden.

Es geht im weitesten Sinne um Hilfe für die Klienten, den Scheidungszyklus auf bestmögliche Weise zu durchlaufen.

Trennungs- und Scheidungsberatung bezogen auf gemeinsame minderjährige Kinder soll den Eltern, unabhängig vom familienrechtlichen Status die Möglichkeit bieten, nach einer Trennung bzw. Scheidung ihre Elternverantwortung gemeinsam wahr zu nehmen.

Gerade, seit im Jahre 1990 das neue Kinder- und Jugendhilfegesetz (kurz: KJHG) verabschiedet wurde, rückte die Trennungs- und Scheidungsberatung immer mehr in den Blickpunkt der Beratungstätigkeiten.

Im KJHG heißt es dazu: „Erziehungsberatungsstellen und andere Beratungsdienste und –Einrichtungen sollen Kindern, Jugendlichen und Eltern und andere Erziehungsberechtigte bei der Klärung und Bewältigung individueller und Familien bezogener Probleme und der zugrunde liegenden Faktoren, bei der Lösung von Erziehungsfragen sowie bei Trennung und Scheidung unterstützen. Dabei sollen Fachkräfte verschiedener Fachrichtungen zusammenwirken, die mit unterschiedlichen methodischen Ansätzen vertraut sind.“ (§28 KJHG)

Es sind also nicht nur rechtliche, finanzielle, ökonomische und psychische Aspekte, sondern auch die sozialen und gesellschaftlichen Bedingungen zu beachten. Bei der Scheidungsberatung sollten deshalb möglichst mehrere Berater zusammenarbeiten, welche auf speziellen Gebieten ausgebildet sind, und somit die Beratung als ganzheitlicher Prozess geleistet werden kann.

Geht es im Fall der Trennung auch um minderjährige Kinder, so soll „… bei der Entwicklung eines einvernehmlichen Konzeptes für die Wahrnehmung der elterlichen Sorge unterstützt werden…“ (§17, Abs. 2, KJHG), sowie „… die Bedingungen für eine dem Wohl des Kindes oder Jugendlichen förderliche Wahrnehmung der Elternverantwortung geschaffen werden“ (§17, Abs. 1, KJHG.) Diese Beratungsaufgabe nimmt zunehmend die Jugendämter in die Pflicht, da dies in ihr Aufgabengebiet fällt.

3. Die drei Phasen des Scheidungszyklus

Man unterscheidet in Wissenschaft und Fachliteratur drei Phasen des Scheidungszyklus.

Als Erstes die Ambivalenzphase (vor der eigentlichen Scheidung), als Zweites die Zeit während des Trennungs- und Scheidungsprozesses, und als Drittes die Zeit nach der Scheidung.

Dabei können die einzelnen Phasen unterschiedlich lang dauern. Diese Phasen des Scheidungszyklus lassen sich aber nicht eindeutig voneinander abgrenzen, und sie werden auch nicht von jedem in ihrer Gesamtheit durchlaufen. Auch werden sie oftmals nicht zeitgleich durchlebt, es kann passieren, dass ein Partner sich noch in der Phase der Ambivalenz befindet, der andere aber schon fest zur Scheidung entschlossen ist.

„Die Situation sich trennender Paare ist gekennzeichnet durch überaus intensive Gefühle: Schmerz, Enttäuschung, Kränkung, Wut, Hass Angst, Schuld, Versagen. Und es gibt Zeiten im Verlauf der Trennung, wo diese Gefühle so übermächtig werden können, das sie zu Verhaltensweisen führen, die man sich selbst und dem Partner in ruhigeren Zeiten niemals zugetraut hätte. Dies geschieht zudem nur in den allerseltensten Fällen „synchron“. Meist ist es so, dass die Partner sich auf dem Weg der Trennung an sehr unterschiedlichen Orten befinden. So kann es sein, dass einer von beiden schon klar entschlossen ist zu gehen, während der Andere noch völlig benommen ist vom ersten Schock“.

(Menne, Schilling, Weber „Kinder im Scheidungskonflikt“, S. 240)

Ebenfalls können Phasen zusammen fallen, wenn z.B. ein Partner nach der Scheidung sofort wieder heiratet, verschmilzt die Nachscheidungsphase mit der Phase der Gründung einer neuen Familie. Jede Person wird jede dieser Phasen unterschiedlich erfahren und den Scheidungszyklus mit unterschiedlichem Tempo durchleben.

Konflikte zwischen den Partnern sind zum Zeitpunkt der Trennung oder Scheidung besonders hoch, in manchen Fällen treten massive Konflikte der getrennten Partner erst Jahre später auf der Elternebene auf. Dies deutet darauf hin, dass die Trennung auf der Paarebene noch nicht vollständig vollzogen werden konnte.

Wichtige Erkenntnis aus dem Phasenmodel ist somit, dass Trennung und Scheidung keine plötzlichen und kurzfristig auftretenden Ereignisse sind, sondern Prozesse, welche über mehrere Jahre andauern können, die lange vor der räumlichen Trennung und juristischen Scheidung beginnen und auch lange danach noch andauern.

Bei der Beratung muss berücksichtigt werden, dass jede Phase mit spezifischen Handlungserfordernissen und Aufgabenstellungen verknüpft ist. Der Verlauf jeder Phase hat Auswirkungen auf die anderen Phasen, es könnten z.b. Konflikte aus der Scheidungsphase noch in der Nachscheidungsphase weiter wirken, oder Konflikte in der Nachscheidungsphase sich infolge einer neuen Partnerschaft eines oder beider Elternteile nochmals verschärfen.

Wichtig ist auch zu beachten, dass es sich bei den Gefühlen, Gedanken, Verhaltensweisen und Beziehungsmustern, die als für eine Phase typisch beschrieben werden nur um grobe Verallgemeinerungen handeln kann. Gefühle, Emotionen etc. werden nicht in einer bestimmten Sequenz erlebt, sondern sie tauchen auf, verschwinden wieder und tauchen erneut auf.

[...]

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Scheidungsberatung
Hochschule
Ernst-Abbe-Hochschule Jena, ehem. Fachhochschule Jena
Note
2,0
Autor
Jahr
2005
Seiten
20
Katalognummer
V139063
ISBN (eBook)
9783640503902
ISBN (Buch)
9783640504022
Dateigröße
399 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Scheidungsberatung
Arbeit zitieren
Dipl. Sozialpädagogin/Dipl. Soz. Arb. (FH) Gabriele Kuschke (Autor:in), 2005, Scheidungsberatung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/139063

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Scheidungsberatung



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden