Zusammenfassung „Die Selbstbezüglichkeit der Wahrheitstheorien“
Gloy, Karen (2004): Wahrheitstheorien, Tübingen: A. Francke Verlag. Seiten 227-253
Kann ein Widerspruch in einer Argumentation nachgewiesen werden? Wie können Unwahrheiten aufgedeckt und das Gegenteil einer These bewiesen werden? Kann Wahrheit begründet werden? Diese Fragestellungen werden im Folgenden untersucht.
Inhalt:
Wahrheitstheorien
Erkenntnis von Objekten -> Erkenntnis dieser Erkenntnis (=Selbstbezüglichkeit): erkennen, dass Erkenntnis erlangt wurde
Erkenntnisvorgang -> unendlicher Prozess der Reflexionsaufstockung (Lösung: argumentative Gewissheit)
Paradoxie: eingeschlossener Kreislauf der Begründung
Probleme bei der Begründung von Wahrheit: Verschiebung, Abbruch (Reflexionsaufstockung), Paradoxie (durch Selbstbezüglichkeit)
Beispiele:
Selbstbeziehung: „Dieser Satz hat fünf Worte.“
Negative Selbstbeziehung: „Alle Schweizer sind Lügner.“
Paradoxie (Widersprüche): „Es gibt keine Regel ohne Ausnahme“ (negative selbstbezügliche Allaussage). Oder: „Es gibt keine Wahrheit“
Zusammenfassung „Die Selbstbezüglichkeit der Wahrheitstheorien“
Kann ein Widerspruch in einer Argumentation nachgewiesen werden? Wie können Unwahrheiten aufgedeckt und das Gegenteil einer These bewiesen werden? Kann Wahrheit begründet werden? Diese Fragestellungen werden im Folgenden untersucht.
Die Überlegung, wie wir zu Objekterkenntnis, also der Erkenntnis über Gegenständen, Sachverhalte und Tatsachen gelangen, führt uns zu einer Subjekt-Objekt-Relation. Wir erreichen dadurch ein höheres Reflexionsniveau, nämlich der Erkenntnis von Objekten und der Erkenntnis dieser Erkenntnis. Man spricht in diesem Zusammenhang vom „Selbstbezug der Erkenntnis“. Es stellt sich nicht nur die Frage nach der Art und Weise wie Erkenntnis erlangt wird, sondern auch wie diese gerechtfertigt werden kann und was schliesslich Wahrheit bedeutet.
Die Naturwissenschaft beschränkt sich überwiegend auf die Objekterkenntnis. Ein Sachverhalt oder ein Objekt wird erkannt, dies ist die Erkenntnis. Der Erkenntnisvorgang bleibt dabei meist unreflektiert, man spricht von einem Gegenstandswissen, da das Wissen sozusagen mitgewusst ist. Die selbstbezügliche Erkenntnis erkennt, dass Erkenntnis erlangt wurde. Die Lehre von der Erkenntnis wird Wahrheitstheorie genannt. Lehre setzt dabei Erkenntnis voraus. Wir beginnen folglich die Objekt- und Wahrheitserkenntnis zu reflektieren, führen also den unbewussten Vorgang der Erkenntniserlangung durch. Um einen Erkenntnisvorgang zu erkennen braucht man Erkenntnis und dafür wiederum höherstufigere Erkenntnis und so weiter. Die Schwierigkeit liegt nun darin, dass sich dieser Vorgang endlos wiederholt, man spricht dann von Reflexionsaufstockung. Des Weiteren besteht immer eine Differenz zwischen dem was man reflektiert und was zu reflektieren wäre.
Das Ausgeführte gilt auch für Wahrheit, da diese in direkter Beziehung zu Erkenntnis steht. Wir können an Stelle von Erkenntnis auch wahre Erkenntnis oder eben Wahrheit einsetzen. Auch um Wahrheit zu definieren, bräuchte man in einer Endloskette höherstufigere Wahrheitsbewusstsein. Wahrheit ist philosophisch gesehen undefinierbar, weil sie ständig vor sich selbst davonläuft.
Damit wir zu einer Erkenntnis gelangen, muss der unendliche Prozess des Erkennens, die Reflexionsaufstockung, in irgendeiner Form stattgefunden haben, entweder vor, nach oder gleichzeitig zum Erkenntnisvorgang selbst. Diese Interpretation ist jedoch absurd, da ein unendlicher Prozess an sich unvollendet bleibt und somit der Prozess nicht gleichzeitig, vor oder nach der Objekterkenntnis stattfinden kann. Diese Theorie kann also nur stimmen, wenn dieser endlose Erkenntnisprozess an einer beliebigen Stelle abbricht. Dies geschieht durch eine einleuchtende und von sich her absolut gewisse Erkenntnis, die keiner weiteren Rechtfertigung bedarf. Die Voraussetzung dafür ist entweder die intuitive und unzweifelbare Gewissheit oder die argumentative Gewissheit, die auf einem Argumentationsprozess basiert. Dies führt zu einleuchtender Erkenntnis, die dabei grundsätzlich von subjektiver Natur ist.
Häufig gestellte Fragen
Was ist das Hauptthema der Zusammenfassung „Die Selbstbezüglichkeit der Wahrheitstheorien“?
Die Zusammenfassung behandelt die Frage, wie wir zu Erkenntnis gelangen, insbesondere die selbstbezügliche Erkenntnis, die die Erkenntnis der Erkenntnis selbst einschließt. Es wird untersucht, wie Wahrheit begründet werden kann und welche Probleme dabei auftreten.
Was ist Objekterkenntnis?
Objekterkenntnis bezieht sich auf die Erkenntnis über Gegenstände, Sachverhalte und Tatsachen. Die Naturwissenschaft konzentriert sich hauptsächlich auf diese Art der Erkenntnis.
Was ist selbstbezügliche Erkenntnis?
Selbstbezügliche Erkenntnis ist die Erkenntnis darüber, dass Erkenntnis erlangt wurde. Sie reflektiert den Erkenntnisvorgang selbst und führt zur Frage, wie diese Erkenntnis gerechtfertigt werden kann.
Was ist Reflexionsaufstockung und warum ist sie problematisch?
Reflexionsaufstockung beschreibt den endlosen Prozess des Erkennens, bei dem man immer wieder eine höherstufigere Erkenntnis benötigt, um die vorherige zu erkennen. Dies ist problematisch, weil dieser unendliche Prozess philosophisch undefinierbar ist und immer eine Differenz zwischen dem was man reflektiert und was zu reflektieren wäre besteht.
Warum ist Wahrheit philosophisch gesehen undefinierbar?
Wahrheit ist philosophisch gesehen undefinierbar, weil die Definition von Wahrheit immer ein höherstufigeres Wahrheitsbewusstsein erfordert, was zu einer endlosen Kette führt.
Wie kann der endlose Prozess des Erkennens durchbrochen werden?
Der endlose Prozess des Erkennens kann durchbrochen werden, wenn eine einleuchtende und von sich her absolut gewisse Erkenntnis gefunden wird, die keiner weiteren Rechtfertigung bedarf. Dies kann entweder durch intuitive Gewissheit oder argumentative Gewissheit geschehen.
Was ist das Problem mit der selbstreferenzierenden Erkenntnis?
Die selbstreferenzierende Erkenntnis, die sich selbst zum Gegenstand der Erkenntnis macht, muss aus sich selbst begründet werden. Dies führt zu einem eingeschlossenen Kreislauf der Begründung, einer Paradoxie, da sie Grund und Folge ihrer selbst ist.
- Citation du texte
- Florian Krayss (Auteur), 2009, Die Selbstbezüglichkeit der Wahrheitstheorien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/139069