Einführung in die Philosophie Descartes

Erkenntnistheorie


Hausarbeit, 2006

15 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Drei Gründe warum Descartes den methodischen Zweifel entwirft
2.1. Der Aufbau eines neuen Wissenschaftssystems
2.2. Die historisch-politische Situation zur Zeit Descartes
2.3. Überwindung des klassischen Skeptizismus

3. Drei Stufen des „methodischen Zweifels“
3.1. Zweifel hinsichtlich der kognitiven Grundlage (Sinnestäuschung)
3.2. Zweifel hinsichtlich des kognitiven Zustandes (Traumargument)
3.3. Zweifel hinsichtlich der kognitiven Autonomie (Genius Malignus)

4. Das Cogito-Argument

5. Warum dennoch das Cogito-Argument bezweifelt werden kann

6. Die Lösung des Zirkelproblems
6.1. Der Gottesbeweis
6.2. Der Widerspruch des großen Zweifels
6.3. Der schwache bzw. metaphysische Zweifel

7. Ist der große Zweifel nur eine „leere Behauptung“?

8. Fazit

9. Verzeichnis der benutzten Literatur

1. Einleitung

Mit dem Philosophen Descartes verbindet man im allgemeinen als erstes das Cogito-Argument und dementsprechend viele Interpretationen finden sich zu dem Thema. Bei dem Text von Kemmerling[1] tauchen jedoch zwei interessante Punkte auf: Zum einen wird deutlich, dass das Cogito-Argument am Ende der 2. Meditation noch einen, wenn auch geringen, Zweifel zulässt. Zum anderen, dass die Gültigkeit des Cogito-Arguments stark von dem Gottesbeweis abhängig ist. Ziel der hier vorliegenden Arbeit soll es nun sein der Frage nachzugehen, ob das Cogito-Argument auch ohne Gottesbeweis seine Gültigkeit beibehält.

Doch zunächst sollen die für die spätere Argumentation wichtigen Textstellen gefunden und erläutert werden. Dazu zählen auch die Gründe und das Anliegen bzw. das Ziel des methodischen Zweifels. Dann wird das Vorgehen des cartesischen Skeptikers anhand der verschieden Stufen, die in den Meditationen beschrieben werden, angeführt und der Ausweg aus dem universalen Zweifel (Cogito-Argument) aufgezeigt. In einem zweiten Schritt soll dann, insbesondere mit der Rekonstruktion des Argumentationsganges von Kemmerling, nachvollzogen werden, in welcher Hinsicht das Cogito-Argument noch bezweifelt werden kann und was man gegen diesen Zweifel einwenden kann. Schließlich soll am Schluss der Arbeit der Versuch einer eigenen Argumentation unternommen werden, der sich auf die oben aufgestellte Fragestellung bezieht.

2. Drei Gründe warum Descartes den methodischen Zweifel entwirft

2.1. Der Aufbau eines neuen Wissenschaftssystems

Obwohl Descartes die Traditionen und Lehrmeinungen der Scholastik kritisierte und durch seine neue Philosophie ersetzen wollte, fand er doch einige positive Aspekte an ihr (auch wenn sie nur dazu dienten deren Falschheit verstehen zu lernen). Durch die Scholastik sah er den Fortschritt in den Wissenschaften gefährdet, da diese sich nur auf unbegründete Meinungen von Gelehrten stützen:

„Von der Philosophie will ich nur soviel sagen: Ich sah, daß sie von den ausgezeichnetsten Köpfen einer Reihe von Jahrhunderten gepflegt worden ist und daß es gleichwohl noch nichts in ihr gibt, worüber nicht gestritten würde; [...] Und wenn ich überlegte, wie viele verschiedene Meinungen es über einen und denselben Gegenstand geben kann, die alle von Gelehrten verteidigt werden, und daß doch immer nur eine einzige wahr sein kann, so galt mir alles bloß Wahrscheinliche für nahezu falsch. [...] Was ferner die übrigen Wissenschaften betrifft, so schloß ich, da sie ja ihre Anfangsgründe der Philosophie entlehnen, daß man auf so unsicheren Fundamenten nichts Dauerhaftes habe bauen können.“[2]

Dass Descartes es dennoch für möglich hielt ein einheitliches Wissenschaftssystem aufzubauen, begründete er damit, dass der „ [...] „gesunde Verstand“ oder „Vernunft“ [...] von Natur gleich ist bei allen Menschen, ebenso wie die Verschiedenheit unserer Meinungen nicht daher rührt, daß die einen vernünftiger sind als die anderen, sondern nur daher, daß wir unser Denken in verschiedenen Bahnen bewegen und nicht dieselben Dinge berücksichtigen.“[3]

Es galt also die alten Lehrmeinungen zu verwerfen und bei den Wissenschaften nur noch das für wahr gelten zu lassen, was auch von jedem Menschen durch eigene Überlegungen für wahr befunden werden kann.

2.2. Die historisch-politische Situation zur Zeit Descartes

Descartes war davon überzeugt, dass die Ursache der Kriege teilweise mit der traditionellen Scholastik zusammenhängt. Das also durch die unterschiedlichen Meinungen, sowohl im Glauben, durch die Reformation und Gegenreformation ausgelöst, als auch durch die unterschiedliche Auffassung der Philosophie, die aufkommenden Konflikte nicht mehr durch Argumente sondern mit Waffengewalt gelöst werden:

„Weil die Wahrheiten, die meine Philosophie enthält, sehr klar und gewiß sind, beheben sie jeden Anlaß zu Disputen und stimmen die Geister zu Frieden und Eintracht – ganz im Gegensatz zu den Kontroversen der Schule, die jene, die sie lernen, unmerklich pedantischer und rechthaberischer machen und dadurch möglicherweise die erste Ursache der Häresien und Zwistigkeiten sind, die gegenwärtig die Welt verheeren.“[4]

2.3. Überwindung des klassischen Skeptizismus

Wahrscheinlich waren die Gründe für den wiederaufkommenden Skeptizismus eng mit den unterschiedlichen Auffassungen verbunden, da es keine allgemeine Übereinkunft gab und es somit zweifelhaft erschien, ob es überhaupt möglich war eine Wahrheit zu finden. Mit der Veröffentlichung der Meditationen hoffte Descartes die drei hier genannten Punkte gleichzeitig zu bekämpfen, da sie alle miteinander verknüpft sind. D.h. Eine These die selbst der Skeptiker nicht bestreiten kann, hätte zugleich zur Folge, dass eine sichere Wahrheit gefunden wäre, die sozusagen als erstes sicheres „Fundament“ einer neuen Wissenschaft fundieren könnte. Durch diese sichere Wahrheit, die von allen Menschen erkannt werden kann (sie besitzen ja alle einen „gesunden Verstand“ bzw „natürliches Licht“), müssten keine Kriege mehr wegen Meinungsverschiedenheiten geführt werden. Um nicht den gleichen Weg wie die Scholastik einzuschlagen, darf der Beweis der Existenz allerdings nicht auf Lehrmeinungen beruhen (auch nicht auf der Meinung von Descartes). Sondern sie muss, um Gültigkeit zu erlangen, von dem Leser selbst nachvollzogen und für wahr befunden werden.

3. Drei Stufen des „methodischen Zweifels“

Das interessante an dem „methodischen Zweifel“ ist, dass er eigentlich unternommen wird, um ihn selbst zu widerlegen. D.h. Descartes (bzw. der Leser) versetzt sich selber in die Lage des Skeptikers hinein. Er nimmt also das Argument (den Skeptizismus), um des Arguments willen an. Anders ausgedrückt könnte man auch sagen, dass er den Skeptizismus mit seinen eigenen Waffen bekämpft, um ihn zu widerlegen.. Das sich Descartes gegen den klassischen Skeptizismus wendet wird schon in dem Text „Von der Methode“ deutlich:

„Indem ich mir bei jeder Sache besonders überlegte, was sie bedenklich machen und uns Anlaß zur Täuschung geben könnte, schaffte ich mittlerweile alle meine Irrtümer aus meinem Geist mit der Wurzel fort, die sich ehemals hatten einschleichen können. Nicht das ich deswegen die Skeptiker nachahmte, die nur zweifeln, um zu zweifeln, und gern so tun, als wären sie immer unentschlossen; denn ich wollte mir im Gegenteil nur Sicherheit verschaffen [...}“[5]

Descartes will seinen methodischen Zweifel also, entgegen dem klassischen Skeptizismus, im praktischen Sinne verwenden. In den drei Stufen führt er nun Gründe an, warum und an was man zweifeln kann:

3.1. Zweifel hinsichtlich der kognitiven Grundlage (Sinnestäuschung)

„Alles nämlich, was ich bisher am ehesten für wahr gehalten habe, verdanke ich den Sinnen oder der Vermittlung der Sinne. Nun aber bin ich dahintergekommen, daß diese uns bisweilen täuschen, und es ist ein Gebot der Klugheit denen niemals ganz zu trauen, die uns auch nur einmal getäuscht haben.“[6]

[...]


[1] Kemmerling, A.: „Ideen des Ichs. Studien zu Descartes’ Philosophie“, S.124-163

[2] Descartes, R: „Von der Methode“,auf Grund der Ausgabe von Artur Buchenau neu übers. und hrsg. v. Lüder Gäbe, S. 15

[3] Ebda., S. 3

[4] „Œuvres de D“, Bd. 9, hrsg. v. C. Adam und P. Tannery, Neuaufl. 11 Bde. Paris 1996, S. 18, zit. nach „Geschichte der Philosophie in Text und Darstellung – Rationalismus“, Bd. 5, S. 101

[5] Descartes, R.: „Von der Methode“, S. 47

[6] Descartes, R.: „Meditationen über die Grundlagen der Philosophie“, übers. v. Artur Buchenau, überarbeitet u. hrsg. v. Lüder Gäbe (lat.-dt.), S. 15-16

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Einführung in die Philosophie Descartes
Untertitel
Erkenntnistheorie
Hochschule
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Note
1,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
15
Katalognummer
V139089
ISBN (eBook)
9783640487233
ISBN (Buch)
9783640487158
Dateigröße
404 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Descartes, Erkenntnistheorie, Philosophie, cogito, Skeptizismus, Rene
Arbeit zitieren
Patrick Müller (Autor:in), 2006, Einführung in die Philosophie Descartes, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/139089

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