Ziel der Hausarbeit ist es, die Menschenbilder in den verschiedenen Debatten um die Gentechnik aus dem genannten Zeitrahmen herauszufiltern und die Frage zu beantworten, inwieweit man sich auch in den Gentechnikdebatten von der Betrachtung des Menschen als Mängelwesen leiten ließ. Dabei interessiert auch, inwiefern dieser Begriff sich hier gewandelt bzw. bedeutungsgleich geblieben ist.
Die Genetik als Teilbereich der Biologie existiert im Jahr 2022 in ihrer wissenschaftlichen Form seit 122 Jahren. So zumindest nach einem Artikel aus dem Spiegel von 1999, in dem Jürgen Neffe das Geburtsjahr der Genetik auf 1900 datierte. Begründung liege hier bei der erstmaligen Wiederentdeckung und hier scheinbar Relevanz erlangenden Texte von Gregor Mendel durch Hugo de Vries (1848-1935), Ronald Fisher (1890- 1962) und Thomas Hunt Morgan (1866-1962). Der Autor Jürgen Neffe nannte die Genetik in seiner Überschrift „Die Entzauberung des Lebens“ und stellte einen wichtigen Unterschied der damaligen Genetik mit der daraus entstandenen Gentechnik fest, nämlich der bedeutende Wandel von einer Naturwissenschaft zur Entschlüsselung des Lebens selbst zur Möglichkeit der „Veränderung von Leben“.
So entstanden aus der Genetik Möglichkeiten zur Bestimmung bestimmter Merkmale oder potenzieller Erbkrankheiten eines potenziellen menschlichen Lebens schon bevor es ein Nervensystem hat. Auch die präventive Medizin machte diesbezüglich große Fortschritte und entwickelte Impfungen auf mRNA-Basis, wie es erstmalig Ende 2020 bei der Impfung gegen Covid 19 möglich war. Spätestens seit der Diskussion um die Wirksamkeit und die Risiken der Coronaimpfung ist klar: Die Gentechnikdebatte ist auch heutzutage noch ein umstrittenes Thema – vor allem in der Öffentlichkeit.
Inhaltsverzeichnis
- I. EINLEITUNG
- 1. HINTERGRUND UND FORSCHUNGSFRAGE
- 2. ABLAUF
- II. DAS MÄNGELWESENTHEOREM IM HISTORISCHEN WANDEL
- 1. DER PROTAGORAS-DIALOG UND DIE,,STIEFMÜTTERLICHE NATUR“
- 2. DIE PRIVATIO BONI - DIE MÄNGELBETRACHTUNG DES MENSCHEN AUS DER PERSPEKTIVE DES MITTELALTERLICHEN CHRISTENTUMS
- 3. DIE SONDERSTELLUNG DES MENSCHEN IN DER NATUR - ANTHROPOLOGISCHE POSITIONEN der NeuzeiT
- 4. VERGLEICH DER MÄNGELWESENTHEOREME - AB WANN GILT DER MENSCH ALS FEHLERHAFT?
- III. HISTORISCHE UND BEGRIFFLICHE EINORDNUNG DER HUMANGENETIK UND GENTECHNIK BIS ENDE DER FRÜHEN 2000ER JAHRE
- 1. AUFGABE DER HUMANGENETIK - DAS VERHÄLTNIS ZWISCHEN PHÄNOTYP UND GENOTYP
- 2. PRÄDIKTIVE GENETIK: GENOMDIAGNOSE/GENOMANALYSE DURCH PND UND PID
- 3. GENTHERAPIE: SOMATISCHE GENTHERAPIE, KEIMBAHNTHERAPIE UND STAMMZELLFORSCHUNG
- 3.1. SOMATISCHE GENTHERAPIE
- 3.2. KEIMBAHNTHERAPIE & STAMMZELLFORSCHUNG
- 4. ENHANCEMENT
- IV. DIE GENTECHNIKDEBATTEN DER 1990ER UND 2000ER JAHRE UND IHR BILD VOM MENSCHEN
- 1. „GENETISIERUNG“ - DETERMINIERTHEIT DURCH UNSERE GENE?
- 1.1. GENOME ALS „, VISITENKARTE“?
- 1.2. PRÄNATALE SELEKTION - GENETISCHE VERANLAGUNGEN ALS AUSSCHLUSSKRITERIUM?
- 1.3. MENSCHENBILDER IN DER „GENETISIERUNGS“-DEBATTE
- 2. GENTHERAPIE - „GEWACHSENES“ VS. „GEMACHTES“, SOWIE FREIHEIT UND RECHT AUF NATURWÜCHSIGKEIT
- 2.1. SOMATISCHE GENTHERAPIE
- 2.2. KEIMBAHNTHERAPIE UND „THERAPEUTISCHES KLONEN“
- 2.3. MENSCHENBILDER IN DER GENTHERAPIEDEBATTE
- 3. GENOMISCHES ENHANCEMENT - VERSTÄRKUNG GESELLSCHAFTLICHER NORMEN UND „ENTARTUNG DER MENSCHLICHEN GATTUNG VS. EVOLUTIONÄRE WEITERENTWICKLUNG“
- 3.1. ANGLEICHUNG AN KÖRPERLICHE BZW. SOZIALE NORMEN
- 3.2. VERBESSERUNG MENSCHLICHER EIGENSCHAFTEN
- 3.3. MENSCHENBILDER IN DER ENHANCEMENT-DEBATTE
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit analysiert die Debatten um die Gentechnik in den 1990er und 2000er Jahren und untersucht, wie diese Debatten die Vorstellung vom Menschen beeinflusst haben. Die Arbeit befasst sich mit der Frage, welche anthropologischen Fragen durch die Möglichkeiten der Gentechnik aufgeworfen wurden und welche Vorstellungen vom Menschen in den verschiedenen Debatten zum Ausdruck kamen.
- Das Mängelwesen-Theorem: Die Arbeit beleuchtet, wie sich das Bild des Menschen als mangelhaftes Wesen im Laufe der Geschichte entwickelt hat und welche Auswirkungen dies auf die Gentechnikdebatte hat.
- Genetische Determiniertheit: Die Arbeit untersucht, inwiefern die Gentechnikdebatte die Frage nach der genetischen Determiniertheit von Merkmalen und Eigenschaften aufwirft und ob diese Determiniertheit die Freiheit des Menschen einschränkt.
- Präimplantationsdiagnostik und Präimplantationsgenetik: Die Arbeit analysiert, welche ethischen Fragen im Zusammenhang mit der PND und PID entstehen und welche Auswirkungen diese Technologien auf das Menschenbild haben.
- Gentechnik und das Menschenbild: Die Arbeit betrachtet, welche unterschiedlichen Menschenbilder in den Debatten um die Gentechnik zur Geltung kommen und welche Folgen diese Bilder für den Umgang mit den Möglichkeiten der Gentechnik haben.
- Enhancement: Die Arbeit untersucht, welche ethischen Herausforderungen mit der Entwicklung und dem Einsatz von Gentechnik zur Verbesserung menschlicher Eigenschaften verbunden sind und wie diese Entwicklung das Menschenbild verändert.
Zusammenfassung der Kapitel
Im ersten Kapitel wird die Forschungsfrage der Hausarbeit eingeführt und der historische Hintergrund der Debatten um die Gentechnik erläutert. Das zweite Kapitel beleuchtet die Entwicklung des Mängelwesen-Theorems und seine Relevanz für die Gentechnikdebatte. Das dritte Kapitel bietet eine historische und begriffliche Einordnung der Humangenetik und Gentechnik bis Ende der frühen 2000er Jahre. Die Kapitel IV und V befassen sich mit den Gentechnikdebatten der 1990er und 2000er Jahre und analysieren, wie diese Debatten das Menschenbild beeinflusst haben.
Schlüsselwörter
Die Hausarbeit beschäftigt sich mit den Themen Gentechnik, Menschenbild, Anthropologie, Determiniertheit, Enhancement, Präimplantationsdiagnostik (PND), Präimplantationsgenetik (PID), Genetisierung, Mängelwesen-Theorem, ethische Debatte, und die Debatten um die Gentechnik in den 1990er und 2000er Jahren.
- Citation du texte
- Rico Göbel (Auteur), 2022, Menschenbilder in der Gentechnikdebatte der 1990er und 2000er Jahre, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1391136