In unserem täglichen Umgang mit Menschen, Medien und Informationen sind wir
darauf angewiesen, Zeit und Interesse zu investieren und unsere Aufmerksamkeit auf
verschiedene Themengebiete zu lenken. Der gegenseitige Austausch von
Aufmerksamkeit ist ein menschliches Grundbedürfnis. Der Wunsch nach Beachtung
ist in jedem Menschen verankert, denn davon hängt das persönliche Ansehen und
damit das eigene Selbstwertgefühl ab. Bei der Aufmerksamkeit handelt es sich um
ein knappes Gut, das jede Unterhaltung kostet und dessen Einnahme stets im
Mittelpunkt steht. Da es den Menschen also nicht möglich ist, einem Sachverhalt
unbegrenzte Aufmerksamkeit zu schenken, muß er ökonomisch mit dieser
haushalten, und sie gezielt zu seinem besten Nutzen einsetzen.
Georg Franck sieht die Grundlage des aufmerksamen Daseins in der Anwesenheit
des erlebten Bewusstseins. Das Bewusstsein wiederum ist die Seele. Indem die
Menschen etwas spüren, merken und empfinden erleben sie als ein aufmerksames
Wesen ihre Umwelt. Die Vorstellung dieses Daseins scheint nicht möglich, daher
besteht seine Erfahrung in der Selbstaufmerksamkeit. Die Wissenschaft jedoch
leugnet eine eigene Wirklichkeit des Seelischen , da sie nur subjektiv sein und
handeln kann. Sie bringt sich damit um ihre interessantesten Züge, denn sie verbannt
alles aus ihr, was mit dem zwischenmenschlichen Einwirken zusammenhängt.
Dennoch präsentiert sich der Wissenschaftsbetrieb als das eigentliche Musterbeispiel
für die bestehende Ökonomie der Aufmerksamkeit1, in dem der Wettbewerb in
einem täglichen Kampf um die Beachtung statt findet. Das praktisches Funktionieren
der Wissenschaft erweist sich als immaterielle Ökonomie, denn
zwischenmenschlicher Tausch der Aufmerksamkeit und der Wettbewerb um diese
haben hier die ausschlaggebende produktive Funktion.
Im Folgenden ist es das Ziel, den Wettbewerb um das Gut Aufmerksamkeit
eingehender zu erläutern und in den Mittelpunkt der Ausführungen zu stellen. Dabei
sollen Definitionen zum Verständnis hilfreich sein, die einen Einblick in den
organisierten Kampf um die Aufmerksamkeit in der Wissenschaft und dessen
Rationalität erleichtern. Um eine Vergleichbarkeit herzustellen wird die Bedeutung
der Aufmerksamkeit im Mediensystem näher erläutert und der ökonomische
Wettbewerb dem wissenschaftlichen Wettbewerb gegenübergestellt.
1 Franck, Georg (1998): Ökonomie der Aufmerksamkeit. Ein Entwurf. München / Wien: Carl Hanser
Verlag. S. 28.
Inhaltsverzeichnis
- Das Geschäft um die Aufmerksamkeit
- Klärung zentraler Begriffe
- Erläuterung des Begriffes „Aufmerksamkeit“
- Die Definition des Wettbewerbsbegriffes
- Der organisierte Kampf um die Aufmerksamkeit in der Wissenschaft
- Die ökonomische Rationalität des Forschungsbetriebes
- Die Bedeutung der Aufmerksamkeit im Mediensystem
- Der Vergleich von ökonomischem und wissenschaftlichem Wettbewerb
- Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text befasst sich mit dem Wettbewerb um die Aufmerksamkeit im wissenschaftlichen Kontext. Er analysiert die Bedeutung des Begriffs "Aufmerksamkeit" in der Wissenschaft und untersucht die ökonomischen Aspekte des Forschungsbetriebs.
- Die Bedeutung von Aufmerksamkeit im wissenschaftlichen Kontext
- Die ökonomische Rationalität des Forschungsbetriebs
- Der Wettbewerb um Aufmerksamkeit in der Wissenschaft
- Der Vergleich von ökonomischem und wissenschaftlichem Wettbewerb
- Die Rolle der Aufmerksamkeit im Mediensystem
Zusammenfassung der Kapitel
Das Geschäft um die Aufmerksamkeit
Das Kapitel beleuchtet die allgegenwärtige Bedeutung von Aufmerksamkeit im Umgang mit Menschen, Medien und Informationen. Es argumentiert, dass Aufmerksamkeit ein knappes Gut ist, das ökonomisch genutzt werden muss. Die Wissenschaft wird als Musterbeispiel für die Ökonomie der Aufmerksamkeit dargestellt, in der Wettbewerb um Beachtung im Vordergrund steht.
Klärung zentraler Begriffe
Erläuterung des Begriffes „Aufmerksamkeit“
Dieses Kapitel definiert den Begriff "Aufmerksamkeit" aus verschiedenen Perspektiven. Es werden psychologische und wissenschaftliche Definitionen diskutiert und das Zusammenspiel von "awareness" und "attention" erläutert. Die Bedeutung der selektiven Aufnahme und Verarbeitung von Informationen wird hervorgehoben.
Der organisierte Kampf um die Aufmerksamkeit in der Wissenschaft
Der Text beleuchtet den organisierten Kampf um die Aufmerksamkeit im wissenschaftlichen Betrieb. Es wird argumentiert, dass die Wissenschaft eine immaterielle Ökonomie ist, in der der Austausch von Aufmerksamkeit und der Wettbewerb um diese von entscheidender Bedeutung sind.
Die ökonomische Rationalität des Forschungsbetriebes
Dieses Kapitel untersucht die ökonomische Rationalität des Forschungsbetriebs und die Bedeutung von Aufmerksamkeit in diesem Kontext. Es wird die Frage beleuchtet, wie die Wissenschaft in einem Wettbewerb um Ressourcen und Anerkennung funktioniert.
Die Bedeutung der Aufmerksamkeit im Mediensystem
Der Text analysiert die Bedeutung von Aufmerksamkeit im Mediensystem. Es werden die Besonderheiten des Wettbewerbs um Aufmerksamkeit im medialen Kontext aufgezeigt und die Unterschiede zu den Mechanismen in der Wissenschaft beleuchtet.
Schlüsselwörter
Wissenschaft, Aufmerksamkeit, Wettbewerb, Ökonomie, Medien, Forschungsbetrieb, Rationalität, "awareness", "attention".
- Quote paper
- Christina Martens (Author), 2003, Der Wettbewerb um die Aufmerksamkeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/13932