Ilija Garašanin schreibt in den 1840er Jahren ein Konzept, das bis anfangs des 20. Jahrhundert geheim bleiben soll. Sein Plan: Vereinigung aller Serben am Balkan in ein eigenes autonomes unabhängiges Nationalstaat. Viele Historiker sehen sein Programm als ein "grossserbisches Programm", das immer weiterentwickelt wurde. Garašanins Konzept jedoch ist nicht seine persönliche 'Erfindung', sondern grösstenteils ein 'copy-paste' seines Zeitgenossen Franziskus Zach aus Tschechien. Nichtsdestotrotz wird "Nečertanije" als Idee Garašanins und als das erste grossserbische Konzept angesehen.
Die Recherche führte mich also zu einem Null-Punkt, einem Ursprung der Idee "Gross-Serbien" quasi. In dieser Arbeit geht es nun um die Entwicklung und die Kartografie dieser Idee bzw. Ideologie. Da jede Entwicklung mit der Komponente ‘Zeit’ beschrieben wird, werde ich chronologisch alle drei Konzepte – Načertanije von Garašanin, Velika Srbija von Šešelj und die Lösungsvorschläge des Non-Papers – genauer unter die Lupe nehmen, d.h. darlegen und schliesslich ein Vergleich aller drei machen. Dieser Vergleich lässt sich anhand von Karten sehr gut visuell darstellen, denn die Hauptfrage, mit welcher sich alle drei Konzepte beschäftigen, ist: «Wo verlaufen die Grenzen?» Meine Frage für den Vergleich lautet jedoch: «Auf welcher Basis werden Grenzen definiert?», «Wer definiert diese?», «Was ist das Ziel?» Bevor es jedoch in medias res geht, soll ich noch einige theoretische Ansätze, die in dieser Arbeit von wichtiger Bedeutung sind, genauer beschreiben.
Ein Non-Paper ist ein Begriff aus der Diplomatie. Es handelt sich dabei um ein inoffizielles Dokument, dessen Autor nicht bekannt ist. Das Dokument enthält kein Briefkopf, kein Stempel oder sonstige Eingangs- und Schlussformel. Es könnte nun argumentiert werden, dass solche Dokumente einfach ignoriert hätten werden können. Allerdings sind auch Non-Papers diplomatische Schreiben, welche auf Themen greifen, die aktuell und tendenziell umstritten sind. So ist es auch hier der Fall. Worum geht es?
Das Non-Paper präsentiert eine neue Lösung für das Kosovo-Konflikt, das schon bis dato schon mehr als dreissig Jahre anhält. Die Lösung ist: Gross-Serbien, Gross-Albanien, Gross-Kroatien. «Moment mal!», ist mein Gedanke. Dies kommt mir – und wahrscheinlich auch Ihnen – bekannt vor. 'Gross-Serbien'? Gab es hierzu nicht schon Pläne…? Richtig! In diesem Sinne hat der Autor des Non-Papers das Rad nicht neuerfunden.
Inhaltsverzeichnis
- DISCLAIMER
- DIE EINLEITUNG
- THEORIE UND BEGRIFFE
- KARTOGRAFIE UND KARTEN
- NATIONALISMUS
- SERBISCHER NATIONALISMUS
- SERBISCHE SPRACHE
- ETHNIE, ETHNISCHE GRUPPE
- «NAČERTANIJE»
- ILIJA GARAŠANIN
- DER PLAN FÜR DIE UNABHÄNGIGKEIT
- GROSS-SERBIEN ODER JUGOSLAWIEN
- DIE KARTE GARAŠANINS
- DAS MODERNE «GROSSSERBIEN»
- VOJISLAV ŠEŠELJ
- 'IDEOLOGIJA SRPSKOG NACIONALIZMA'
- 'VELIKA SRBIJA - NOVINE SRPSKOG ČETNIČKOG POKRETA' UND DIE KARTE...
- «WESTERN BALKANS - A WAY FORWARD>>
- DAS DOKUMENT: NON-PAPER
- NON-PAPER 2021
- DIE LÖSUNG: VERÄNDERUNG DER KARTE
- RESONANZ DES NON-PAPERS........
- DIE KARTEN
- GESCHICHTE BALKANS (SERBIENS) DURCH DIE KARTEN
- DISKUSSION UND VERGLEICH DER GROSSSERBISCHEN KONZEPTE
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Entwicklung des Konzepts «Gross-Serbien» vom 19., 20. und 21. Jahrhundert. Sie analysiert verschiedene grossserbische Pläne und Programme, wobei der Fokus auf der Kartografie und der Darstellung dieser Ideen liegt. Die Arbeit geht der Frage nach, wie sich die grossserbischen Konzepte im Laufe der Zeit entwickelt haben und welche politischen und ideologischen Hintergründe sie haben.
- Entwicklung des Konzepts «Gross-Serbien» durch die Geschichte
- Kartografie und Visualisierung von grossserbischen Plänen
- Vergleich und Analyse verschiedener grossserbischer Konzepte
- Politische und ideologische Hintergründe des «Gross-Serbien»-Gedankens
- Das «Non-Paper» zum Westbalkan und seine historische Einordnung
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung: Das Non-Paper zum Westbalkan wird als Ausgangspunkt für die Arbeit gewählt und mit der Frage nach der Historizität des Konzepts «Gross-Serbien» verbunden.
- Theorie und Begriffe: Die Arbeit definiert die wichtigsten Begriffe, die im Zusammenhang mit «Gross-Serbien» relevant sind, wie Kartografie, Nationalismus und Ethnizität.
- «Načertanije»: Das Konzept von Ilija Garašanin aus den 1840er Jahren wird analysiert, das eine Vereinigung aller Serben auf dem Balkan in einem unabhängigen Nationalstaat anstrebte.
- Vojislav Šešelj: Der Plan des ehemaligen Vorstehers der Serbischen Radikalen Partei wird vorgestellt, der auf einer historischen Interpretation des serbischen Nationalismus basiert und das Konzept des «Gross-Serbien» im Kontext der Jugoslawienkriege der 1990er Jahre behandelt.
Schlüsselwörter
Grossserbien, Nationalismus, Kartografie, Balkan, Jugoslawien, Serbien, Kosovo, Non-Paper, Ilija Garašanin, Vojislav Šešelj, Geschichte, Politik.
- Arbeit zitieren
- Miro Ilic (Autor:in), 2023, Grossserbien als Problem und Lösung. Entwicklung grossserbischer Konzepte vom 19., 20. und 21. Jahrhundert, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1394070