Alleinerziehende Mütter und Väter in der Bundesrepublik Deutschland


Hausarbeit, 2000

28 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Die Lebenssituation alleinerziehender Frauen
2.1 Typ I der alleinerziehenden Frauen
2.2 Typ II der alleinerziehenden Frauen
2.3 Typ III der alleinerziehenden Frauen
2.4 Die Wohnungssituation

3. Die Lebenssituation alleinerziehender Männer
3.1 Die Lebensorientierung
3.2 Die berufliche Situation
3.3 Die Wohnsituation
3.4 Die Alltagsbewältigung

4. Finanzielle und institutionelle Unterstützung durch den Staat
4.1 Hilfe zum Unterhalt
4.2 Kinderkrippen
4.3 Tagespflegestellen
4.4 Kindergärten

5. Alleinerziehende im Ost-West Vergleich

Schluss

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Diese Hausarbeit dient als schriftliche Auseinandersetzung mit dem Thema Alleinerziehende Mütter und Väter in Deutschland. Sie wurde im Zusammenhang mit dem von Dr. Rainer Karneth im Sommersemester 2004 gehaltenen Seminar in der Soziologie zum Thema Soziologie der Familie angefertigt.

Alleinerziehende Frauen und Männer spielen in unserer Gesellschaft eine immer größer werdende Rolle. Durch hohe Scheidungsraten und alternative Lebensformen wachsen immer mehr Kinder in Ein-Eltern-Familien auf.

Hier zunächst eine Definition es Begriffes alleinerziehend: "Der Begriff alleinerziehend bildet die Realität der Lebenssituation von den Müttern und Vätern unzureichend ab, da zum einen Alleinerziehende oftmals ein soziales Unterstützungsnetz oder neue Partner/innen haben. Zum anderen erlebt sich ein Großteil von Müttern aus Vater-Mutter-Kind-Familien im Alltag als alleinerziehend, da sie ihre Kinder faktisch alleine erziehen. Allerdings sind diese Mütter in der Regel nicht gleichzeitig für die Beschaffung des Lebensunterhaltes zuständig. Im Unterschied zur (Ehe)Paarfamilien sind Alleinerziehende doppelt verantwortlich: sie tragen die Erziehungsverantwortung und gleichzeitig die Verantwortung für die ökonomische Absicherung."[1]

Im Verlauf dieser schriftlichen Ausarbeitung werden zwei Kapitel das Leben der alleinerziehenden Frauen und der alleinerziehenden Männer fokussieren. Sie sollen dem Leser die Lebenssituationen dieser Mütter und Väter nahebringen und erläutern. In den folgenden Kapiteln werden unterschiedliche Institutionen vorgestellt, die es den alleinerziehenden Eltern erleichtern sollen ihre Kinder 24 Stunden am Tag betreut zu sehen. Wenn nicht durch sie selbst, dann durch diese Institutionen. Das letzte Kapitel der Hausarbeit beschäftigt sich mit dem Ost-West-Vergleich der Alleinerziehenden. Dieser soll den Überblick über die Bundesrepublik Deutschland abrunden und vervollständigen.

Ich selbst bin durch alleinerziehende Familienangehörige auf das Thema dieser Hausarbeit gestoßen und wollte mich daher intensiver der Thematik widmen und über sie lernen. Das Seminar Soziologie der Familie hat dahingehend den Grundstein zur Entwicklung dieser schriftlichen Auseinandersetzung gelegt.

2. Die Lebenssituation alleinerziehender Frauen

In der Bundesrepublik Deutschland sehen sich mehr und mehr Frauen mit der Situation ihre Kinder aus verschiedenen Gründen allein zu erziehen konfrontiert. Scheidung, Tod des Partners oder die eigene Entscheidung ein Kind ohne Partner groß zu ziehen; viele unterschiedliche Begebenheiten und Voraussetzungen lassen Frauen über sich hinaus wachsen und die Herausforderung, eine Leben mit Kind und ohne Partner zu führen, annehmen. Die Zahl der Alleinerziehenden in Deutschland hat sich über die Jahre verändert. 1991 waren es 1 476 000 Ein-Eltern-Familien, die 15,7% aller Familien in Deutschland ausmachten. 1994 gab es in der Bundesrepublik schon 1,6 Millionen Alleinerziehende.

[2]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Gründe für diese Zahlen sind zum Einen die Vielfalt und der Wandel der gelebten Lebensformen. Höhere Scheidungsraten und ledige Frauen, die sich auch ohne Partner für ein Kind entscheiden haben zugenommen. "In den letzten Jahrzehnten hat eine eindeutige Entwicklung in Richtung Pluralität stattgefunden. Durch die Zunahme von Scheidungen und den Anstieg von nichtehelichen Geburten (in den neuen Bundesländern sind 41% aller Geburten nichtehelich) ist der Anteil alleinerziehender Familien erheblich gestiegen. Die alleinerziehenden Familien rücken deshalb zahlenmäßig von ihren Randgruppendasein weg und bilden heute eine nicht zu vernachlässigende Größe."[3]

In den folgenden Ausführungen, werden Frauentypen zusammengestellt, die sich unterschiedlich mit der Situation als alleinerziehende Mutter auseinandersetzen und diese mehr oder weniger erfolgreich akzeptieren oder annehmen. Dabei wird davon ausgegangen, dass die Frauen sich nach einer Scheidung oder Trennung des Partners ihren neuen Lebensweg alleine aufbauen.

2.1 Typ I der alleinerziehenden Frauen

Schöningh, Aslandis und Faubel-Diekmann haben qualitative empirische Untersuchungen durchgeführt, die beweisen, dass Frauen nur glücklich und zufrieden aus einer gescheiterten Beziehung herausgehen können, wenn sie sich selbst allein und frei neu orientieren.[4] Dabei haben die Autorinnen drei verschiedene Frauentypen erstellt, die ein Leben als alleinerziehende Frau unterschiedlich annehmen.

Der erste Frauentyp hat nach der Trennung eine gelungene Neuorientierung erreicht. Diese Frauengruppe hat trotz Anfangsschwierigkeiten, einen guten Neustart ohne Partner erlebt. Die Frauen haben sich wieder auf ihr eigenes Leben konzentriert, ihr Kind versorgt und sich um eine geregelte Arbeit gekümmert. Da die Mütter zum Teil ganztags, manche aber auch nur halbtags arbeiten, hat sich ihr Lebensstandard nicht direkt verbessert. Sie beziehen zudem noch Unterstützung vom Vater und von Staat (vgl. Kapitel. 3). Diese Frauen haben es jedoch geschafft, ihre Situation so zu akzeptieren und anzunehmen. Sie wollen für sich selbst sorgen und sich ein ansprechendes Leben mit ihren Kindern aufbauen. Diese Frauengruppe lebt auch gerne mit finanziellen Einbußungen, da sie ja nun nicht mehr mit zwei Gehältern versorgt wird. Sie ziehen aber die enge Verbindung mit ihren Kindern der Ganztagsarbeit vor und nehmen die oft schlechtere finanzielle Lage demnach an. '"...finanziell steh ich nun wirklich nicht so gut da, ich will mich nicht beklagen über meine finanzielle Lage, denn ich könnte auch acht Stunden am Tag arbeiten, aber das würde meine Einstellung hinsichtlich Vanessa einfach nicht zulassen...zu sagen, ich bin acht Stunden weg, dann ist sie mindestens neun Stunden im Hort, bzw. Hort und Schule. (Katharina)"'[5] Die Mütter versuchen dennoch ihre Bedürfnisse mit denen der Kinder zu decken, sodass sich keiner der Familienangehörigen zurückgesetzt fühlt. Vor- und Nachteile einer finanziellen Unabhängigkeit haben sich diese Frauen bewußt gemacht und sich dennoch für eine positive Annahme der jetzigen Situation entschieden. Prioritätensetzung und Verzichte spielen dabei eine wichtige Rolle.

Aber auch die Trennung vom ehemaligen Partner müssen diese Frauen verarbeitet haben. Der Typ I charakterisiert einen Frauentyp, der sich positiv aus der vorangegangenen Beziehung gelöst hat und bereit ist, sein neues Leben auch alleine zu gehen. Unterschiedliche momentane Beziehungen zum alten Partner zeigen sich dabei auf. Einige Frauen haben heute eine freundschaftliche Beziehung zu ihrem Ex-Partner und Vater der Kinder, die sich auf einer rein freundschaftlichen und vertrauten Ebene abspielt. Als Kontrast dazu zeigt sich, dass manche Frauen gar keinen Kontakt mehr zu ihrem damaligen Lebenspartner haben und es ihnen dadurch durchaus besser geht. Sie fühlen sich frei und ungebunden, haben nun die Möglichkeit ihre Entscheidungen bezüglich der Familie selbst und frei zu treffen.

Eine Mischung und Alternative bildet das lockere Verhältnis zwischen ehemaligen Partnern. Diese Verbindung wird dann oft nur wegen der Kinder aufrecht gehalten, läßt aber darüber hinaus keine emotionale Bindung zu der anderen Person mehr zu.[6] Die Frauen des Typ I kennzeichnen sich auch dadurch, dass sie es geschafft habe, wenn dies auch einige Zeit bedurfte, sich in eine neue Beziehung mit einem anderen Mann zu geben. Die Trennung von altem und neuem Leben ist hierbei besonders deutlich.

Die Untersuchungsleiterinnen haben festgestellt, dass alle diese Frauen eine gute Wahrnehmung ihrer eigenen Person haben und sich selbst sowieso die momentane Situation mit all ihre Vor- und Nachteilen akzeptieren. Alle Frauen, denen eine positive Neuorientierung gelungen ist, haben dies jedoch auf unterschiedlichen Wegen erreicht. Manchen haben mehr Problemen entgegensehen müssen als andere Frauen und deren Familien. Ein geregeltes Arbeitsleben zu verfolgen war für viele dieser untersuchten Frauen neu und ungewohnt, sie waren in ihrer Partnerschaft halbtags oder gar nicht berufstätig; diese Umstellung bedeutete für sie eine Wandlung ihres kompletten Lebensrhythmus.

Manche Frauen, auch aus dieser Gruppe, mußten therapeutische oder freundschaftliche Hilfe in Anspruch nehmen um die Ereignisse zu verarbeiten und einen neuen Lebensweg zu planen. Die Frauen haben eine neue Sichtweise über sich selbst entwickelt und genießen jetzt diese Entwicklungen. '"...ich weiß, daß es für mich lange gedauert hat, für mich einen eigenen Stil zu entwickeln...vom Wohnen her, daß ich immer auch zuviel daran dachte, wird denn dem anderen das gefallen, während ich heute sage, Mensch Leute, so lebe ich, so gefällt`s mir nun mal, was weiß ich, was Altes neben was Neuem, nicht daß es also ganz stilgerecht alles ist, es muß mir gefallen hauptsächlich. (Katharina)"'[7] Alleine zu leben ist für diese Frauen nicht mehr eine Einschränkung, sie genießen die Zeit allein mit ihren Kindern und sehen es als positiv an, nun auf sich selbst gestellt zu sein. Als besonders wichtig ersehen diese Frauen die Erfahrungen, die sie aus der Ehe mitgenommen haben. Sie werten diese nicht als negativ sondern als durchaus bereichernd und lehrreich.[8]

Die Frauen sind glücklich mit der jetzigen Situation und nehmen diese als wichtigen Schritt in ihrem Leben an.

2.2 Typ II der alleinerziehenden Frauen

Die Frauen, die unter Typ II zusammengefaßt sind, kennzeichnen sich dadurch, dass sie sich noch immer in der Umorientierungsphase befinden. Sie haben gerade begonnen, ihr Leben neu zu organisieren und haben die Trennung von ihrem Partner, die nicht länger als ein Jahr her ist, noch nicht verdaut. Diese Frauen wollen jedoch den neue Wechsel in ein neues Leben aktiv angehen und sind bereit, sich mit der vergangenen Zeit auseinandersetzen und sich weiterzuentwickeln.

Die Frauen der Gruppe sehen sich jedoch, im Vergleich zum Typ I, mit finanziellen Problemen konfrontiert. Sie haben keine Arbeit, werden finanziell von ihrem Ex-Partner und/oder dem Staat unterstützt. Einige Väter zahlen nicht regelmäßig oder auch gar nicht ihre Unterhaltszahlungen, sodass die Frauen und ihre Kinder oft finanziellen Problemen ausgesetzt sind. Die Mütter sind sich zum Teil noch nicht klar darüber, wie ihr zukünftiges Leben in Bezug auf Finanzen, Unterbringung der Kinder, Arbeit und eigenes Leben weiter gehen soll und wird. Auch die abendliche Betreuung der Kinder, damit die Mutter Besorgungen oder Freizeitveranstaltungen nachgehen kann, ist nicht in allen Fällen geregelt. Viele können sich keinen Babysitter leisten, andere bekommen familiäre oder freundschaftliche Unterstützung, auch durch den Kindesvater. '"Und daß ick jetzt anrufen kann und sagen kann, ich möchte heute abend weggehen, kannst du bitte Torsten rübernehmen, ja und dann macht er's. (Johanna)"'[9]

Alle Frauen haben noch mit den Folgen der Trennung von ihrem Ex-Partner zu kämpfen. Sie haben bis jetzt noch nicht mit der alten Zeit abgeschlossen und die Kraft

für einen endgültigen Neuanfang gewonnen. Sie haben noch immer eine sehr starke emotionale Bindung zu ihrem ehemaligen Mann und wollen sich oftmals jetzt noch immer um ihn kümmern.[10] Da die meisten der Frauen noch nicht von ihrem damaligen Partner geschieden sind, haben sie den Absprung in ein neues Leben noch nicht gefunden. Dieser Schritt trägt maßgeblich zu einer Verbesserung der Ausgangslage bei und hilft den Frauen ihre neue Situation endgültig zu akzeptieren und anzunehmen. Ein Großteil der Frauen dieser Gruppe pflegt noch einen engen Kontakt zu den Vätern ihrer Kinder und versucht, diesen dadurch die Trennung der Elternteile zu erleichtern. Dies kann aber auch bedeuten, dass die Frauen heimlich noch immer auf einen Neuanfang mit ihren Ex-Partnern hoffen. Viele der Frauen sehen ihr Kind aber auch nur als 'Kontaktmittel' zwischen sich und dem Vater, wenn dieser sich dann nicht an Verabredung hält, droht die ganze Bindung zu Mutter und Kind zu kippen. Zudem kann die Frau sich nicht mit der Unzuverlässigkeit auseinandersetzen und die Gefahr, daß sie ihren Ärger über den Vater in Unmut verwandelt, den das Kind selbstverständlich erkennt, ist sehr groß.[11]

Der Hauptteil der Frauen des Typs II hat noch keinen neuen Partner. Dies macht es ihnen oft noch schwieriger bestimmte Situationen anzugehen. Die liebevolle Unterstützung eines Partners fehlt.

Große Probleme macht den Müttern auch die fehlende Perspektive. Mit ihrem ehemaligen Lebenspartner hatten sie sich eine gemeinsame Zukunft erträumt und vorgestellt. Nun ist dieser Traum nicht mehr real und sie sehen sich einem Leben ohne partnerschaftliche Liebe ausgesetzt. Die Frauen versuchten oft nach der ersten Trennung die Beziehung noch einmal zu retten, es gelingt ihnen jedoch selten. Diverse Gründe, Alkoholprobleme, eine schlechte finanzielle Lage, kein Vertrauen zum Partner, brachten sie endgültig dazu sich zu trennen. Die Frauen fühlen sich jedoch noch nicht in der Lage die Zukunft für sich und ihre Kinder zu gestalten.[12]

Die Mütter lernen jedoch langsam, dass neue Herausforderungen auch Stärke hervorrufen können und dass sie durch kleine Erfolgserlebnisse Selbstvertrauen sammeln können und müssen. '"...ich hab ja in den dreizehn (Ehejahren, d. Verf.) hab ich ja eigentlich kaum was für mich gemacht... gut das einzige, was ich behalten hab, war'n meine Freundschaften... aber alles andere hab ich total aufgegeben. (Maria)"'[13]

[...]


[1] http://www.pappa.com/mmdm/pp/all.htm

[2] http://www.cdu.de/projekt21/familie/fakten_part01.htm

[3] http://www.pappa.com/mmdm/pp/all.htm

[4] vgl. Schöningh, Aslandis und Faubel-Diekmann, Alleinerziehende Frauen, S. 101

[5] Schöningh, Aslandis und Faubel-Diekmann, S. 103

[6] vgl. Schöningh, Aslandis und Faubel-Diekmann,, S.104-5

[7] Schöningh, Aslandis und Faubel-Diekmann, S. 110

[8] vgl. Schöningh, Aslandis und Faubel-Diekmann, S. 111-2

[9] Schöningh, Aslandis und Faubel-Diekmann, S. 118

[10] vgl. Schöningh, Aslandis und Faubel-Diekmann, S. 118

[11] vgl. Schöningh, Aslandis und Faubel-Diekmann, S.119

[12] vgl. Schöningh, Aslandis und Faubel-Diekmann, S. 120-1

[13] Schöningh, Aslandis und Faubel-Diekmann, S. 122

Ende der Leseprobe aus 28 Seiten

Details

Titel
Alleinerziehende Mütter und Väter in der Bundesrepublik Deutschland
Hochschule
Universität Koblenz-Landau  (Institut für Soziologie)
Note
1,3
Autor
Jahr
2000
Seiten
28
Katalognummer
V139415
ISBN (eBook)
9783640492763
ISBN (Buch)
9783640492909
Dateigröße
619 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Alleinerziehende, Mütter, Väter, Bundesrepublik, Deutschland
Arbeit zitieren
Daniela Mattes (Autor:in), 2000, Alleinerziehende Mütter und Väter in der Bundesrepublik Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/139415

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