In the tranquil view which the modern theory of value presents us there is one dark spot which disturbes the harmony of the whole. (Sraffa 1926, S. 535)
Dieser dunkle Fleck, welchen Sraffa in seinem Aufsatz im „Economic Journal“ anführt, bezeichnet metaphorisch eine Problematik die einigen äußerst namhaften Autoren unserer Zeit und des 20. Jahrhunderts eine Vielzahl an Theorien und auch vehemente Diskussionen sowie Kritikpunkte entlockte. Innerhalb dieser äußerst strittigen Kontroverse taucht der Name Alfred Marshall wohl mit Abstand am häufigsten auf. Nicht nur weil er wohl einen der bedeutendsten Ökonomen in der Geschichte darstellt, sondern da besonders er es war, der wohl mitunter die innovativsten, aber wohl zugleich auch die am heftigsten kritisierten Lösungsvorschläge zu der angesprochenen Problematik lieferte.
Marshall begann mit seinen Analysen der langen Frist bereits im Jahr 1870, also fast 50 Jahre vor der letzten Auflage seiner „Principles of Economics“, um auf diese Problematik, die Vereinbarung von Wettbewerbsbedingungen mit einer fallenden Angebotskurve, eine zufrieden stellende Lösung zu finden.
Bevor allerdings in der hier vorliegenden Arbeit auf Marshalls Lösungsansätze zu dieser „Vereinbarkeitsproblematik“, wie sie fortan häufig bezeichnet wird, im Punkt III recht umfassend eingegangen werden soll und somit seine „representative firm“ sowie seine Ansätze zu den Implikationen der Existenz von „marketing costs“ behandelt werden, müssen zunächst unter Punkt II einige wichtige Konzepte, welche in Marshalls „Principles“ vielerorts vorkommen erläutert werden, um etwaigen Missverständnissen bei später folgenden Konzepten vorzubeugen.
So werden seine Überlegungen über Wettbewerbsvorteile einer großen, vertikal integrierten Unternehmung dargestellt und seine Auffassung des Wettbewerbsbegriffs, welcher vom üblich gebräuchlichen Begriffsverständnis des vollkommenen Wettbewerbs strikt zu unterscheiden ist, näher betrachtet. Weiters wird unter diesem Punkt auf seine Unterteilung der Märkte in „general“ und „particular markets“ und auf die Bedeutung der Ertragsgesetze in Marshalls Konzepten eingegangen.
Schließlich wird unter Punkt III das hauptsächliche Thema dieser Abhandlung bearbeitet. Zunächst werden hierbei Marshalls Lösungsvorschläge zum „Cournot´schen Dilemma“ und die Kritik an selbigem beschrieben, um schließlich noch auf alternative Lösungsversuche anderer, jedoch zum Teil Marshall relativ nahe stehender Autoren einzugehen.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Firmen- und Industrieorganisation
- II.1. Vor- und Nachteile von Großunternehmen
- II.2. Marshalls Wettbewerbsbegriff und die Rolle der Marktgröße
- II.2.a. `free competition` vs. `perfect competition`
- II.2.b. ,,General-“ und ,,Particular Markets“
- II.3. „Industrial Organization“
- II.3.a. Vorteile eines „industrial districts“
- II.3.b. Nachteile eines „industrial districts“
- II.4. Die Ertragsgesetze bei Marshall
- III. Die ,,Vereinbarkeitsproblematik“
- III.1. Marshalls Lösungsvorschläge
- III.1.a. Marshalls Konzept der repräsentativen Firma
- III.1.b. Das Problem der Marketing Kosten
- III.1.c. Kritik an Marshall´s Konzepten
- III.2. Lösungsversuche auf Basis externer Kostenersparnisse
- III.2.a. Das Cunynghame – Edgeworth Modell
- III.2.b. Chipmans parametrische externe Skalenerträge
- IV. Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Problematik steigender Skalenerträge im Kontext von Wettbewerbsbedingungen, insbesondere im Lichte der Theorien von Alfred Marshall. Sie beleuchtet Marshalls Lösungsansätze für dieses Problem, die er in seinen „Principles of Economics“ entwickelte, und analysiert deren Relevanz und Kritikpunkte.
- Die Vereinbarkeit von steigenden Erträgen mit Wettbewerbsbedingungen
- Marshalls „repräsentative Firma“ als Lösungsansatz
- Die Bedeutung von „marketing costs“ in Marshalls Theorie
- Alternative Lösungsansätze zu Marshalls Konzepten
- Die Rolle der Firmengröße und -organisation im Zusammenhang mit steigenden Skalenerträgen
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel I. Einleitung: Diese Einleitung beleuchtet die Problematik steigender Skalenerträge und deren Auswirkungen auf Wettbewerbsbedingungen. Sie stellt Alfred Marshall als einen der prominentesten Ökonomen vor, der sich intensiv mit dieser Thematik auseinandersetzte, und führt in seine wichtigsten Lösungsansätze ein.
- Kapitel II. Firmen- und Industrieorganisation: Dieses Kapitel behandelt verschiedene Konzepte, die für das Verständnis von Marshalls Theorien zur „Vereinbarkeitsproblematik“ essenziell sind. Es beleuchtet die Vor- und Nachteile von Großunternehmen, Marshalls Wettbewerbsbegriff, die Bedeutung von ,,General-“ und ,,Particular Markets“, sowie die Rolle der Ertragsgesetze in seiner Theorie.
- Kapitel III. Die ,,Vereinbarkeitsproblematik“: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit Marshalls Lösungsansätzen zur „Vereinbarkeitsproblematik“. Es erläutert seine „representative firm“ und analysiert die Implikationen von „marketing costs“ in seinen Modellen. Weiterhin werden alternative Lösungsversuche anderer Autoren, die zum Teil auf Marshalls Ansätze aufbauen, diskutiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen „Vereinbarkeitsproblematik“, „steigende Skalenerträge“, „Wettbewerbsbedingungen“, „Alfred Marshall“, „repräsentative Firma“, „marketing costs“, „Industrial Organization“, „Ertragsgesetze“, „free competition“, „perfect competition“, „general markets“, „particular markets“, „Lebenszyklustheorie“. Der Schwerpunkt liegt auf der Analyse der Theorien von Alfred Marshall und ihrer Relevanz für das Verständnis der Beziehung zwischen Unternehmensgroße, Wettbewerbsbedingungen und steigenden Erträgen.
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- Michael Ehgartner - Lipp (Author), 2008, Die Vereinbarkeit steigender Erträge mit Wettbewerbsbedingungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/139499