Der Zypernkonflikt


Hausarbeit, 2009

15 Seiten


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

1 EINLEITUNG

2 HISTORISCHER HINTERGRUND
2.1 Entwicklung Zyperns
2.2 Zypern als Kolonialmacht

3 WEG ZUR UNABHÄNGIGKEIT 1960
3.1. Enosis und Taksim
3.2. Unabhängigkeit

4 ZYPERNKONFLIKT SEIT 1963
4.1. Kein wirklicher Frieden
4.2. Invasion und weiterer Verlauf seit 1974

5 DER ANNAN-PLAN
5.1. Kofi Annan als erneuter Wegbereiter
5.2. Inhalt des Plans

6 REAKTIONEN
6.1. Allgemeine Reaktionen auf den UN-Plan
6.2. Die türkisch-zyprische Zustimmung
6.3. Die griechisch-zypriotische Nein-Kampange

7 WIE GEHT ES WEITER?

8 LITERATURVERZEICHNIS

9 ANLAGEN
9.1. Inhalt des Annan-Plans

1 EINLEITUNG

Zypern ist die drittgrößte im östlichen Mittelmeer gelegene Insel, die in Reiseführern auch „Insel der Götter“ genannt wird. Für uns steht sie als Sinnbild für Urlaub, romantische Buchten und Strände an denen die Sonne mehr als 300 Tage im Jahr scheint.

Doch warum muss ich mich bei der Auswahl des Urlaubsortes für den türkisch-zypriotischen Norden oder den griechisch-zypriotischen Süden entscheiden?

Zypern ist nach wie vor ein geteiltes Land, deren Bevölkerungsgruppen noch immer auf der Suche nach geeigneten Konfliktlösungen sind. Diese Seminararbeit widmet sich der Frage nach den historischen Hintergründen der Teilung Zyperns. Sie sind unabdingbar um die Konfliktpartner der türkischen und griechischen Zyprioten verstehen zu können. Ein weiterer Punkt meiner Ausführung stellt Lösungsversuche dar, die sich Schwerpunktmäßig die Bemühungen der Vereinten Nationen beziehen.

Zypern, als Grenzland zwischen den Kulturen, östliche Grenze des NATO-Paktgebietes sowie Mitglied der Europäischen Gemeinschaft steht immer wieder im Blickpunkt der Weltpolitik, um endlich eine Lösung herbeizuführen.

2 HISTORISCHER HINTERGRUND

2.1 Entwicklung Zyperns

Das heutige Zypern ist aufgrund seiner geopolitischen Lage im Mittelmeer, als Achspunkt zwischen den drei Kontinenten Europa, Asien und Afrika, schon seit jeher eine strategisch relevante und umkämpfte Insel gewesen. Die Insel gehört zu den ältesten Kulturstätten der Erde, wo eine mindestens achttausendjährige wechselvolle Geschichte ihre Spuren hinterlassen hat. Im Verlauf der Geschichte unterlag Zypern einem ständigen Besitz- und Kulturwechsel, ist aber dennoch überwiegend griechisch orthodox geprägt worden. Bereits im 4. Jahrhundert v. Chr. wurde Zypern durch Alexander dem Großen griechisch besiedelt und geprägt. Die Eingliederung in das byzantinische (römische) Reich im 4. Jahrhundert hatte zur Folge, dass die griechische Herrschaft trotz einiger Machtwechsel durchgehend bis in das 16. Jahrhundert währte. Erstmals im Jahre 1571 kam es durch die osmanische Besitzergreifung und der darauf folgenden Ansiedlung von Muslimen zu einer türkischen Herrschaft. Daraus resultierend entstanden die Auseinandersetzungen zwischen der abendländischen und orientalischen Kultur. Beide Völker wollten eigene Vormachtinteressen verwirklichen. Dies stellte auch den Beginn des Konfliktes zwischen den Griechen und Türken dar.1

2.2 Zypern als Kolonialmacht

Durch den Bau des Suezkanals (1869) wurde die Mittelmeerinsel auch für die Kolonialmacht England interessant. Im Jahre 1878 verhinderte Großbritannien einen Expansionsversuch Russlands und schloss einen Beistandspakt mit der Türkei ab. Im Rahmen dieses Paktes wurde Zypern fortan an England „verpachtet“.

Als die Türkei, Deutschland im Ersten Weltkrieg unterstützte, sahen sich die Briten aufgrund des Beschlusses des Berliner Kongresses2 dazu ermächtigt, Zypern zu annektieren und machten das Land schließlich 1925 zur Kronkolonie. Anfangs sorgte die strenge Hand der Kolonisten für ruhigere Zeiten, die aber mit einer Unterdrückung der Kulturen und der innenpolitischen Interessen einher ging. Die Folge war ein Anstieg der Unzufriedenheit der Zyprioten. In den frühen dreißiger Jahren des 20 Jahrhunderts kam es dann zu Unruhen gegenüber der Kolonialmacht. Am Ende des Zweiten Weltkrieges sollte dann die Freiheitsbewegung zur Selbstständigkeit und zum Anschluss an Griechenland führen.3

3 WEG ZUR UNABHÄNGIGKEIT 1960

3.1. Enosis und Taksim

Auf dem Weg in die Unabhängigkeit entstanden zwei zentrale Begriffe, die im Folgenden definiert werden müssen. Die Griechen sahen sich aufgrund ihrer Siedlungsgeschichte als rechtmäßige Eigentümer der Insel an. Die sogenannte Enosis-Bewegung4 stellte nicht nur die Loslösung von der Kolonialmacht dar, sondern verfolgte auch Bestrebungen der mehrheitlichen (80 %) Inselgriechen, sich an das Mutterland Griechenland anzuschließen. Aus Angst vor einer Vormachtstellung der Griechen brachte die türkische Minderheit (20 %) die Taksim-Bewegung5 zum Vorschein. Sie war eine Gegenbewegung, obwohl sie ebenfalls nationalistische Ideologien verfolgte und den Anschluss an das Mutterland Türkei anstrebte. Sie stand aber auch für eine Teilung der Insel Zypern und war pro britisch gesinnt, da Großbritannien ihre Sicherheit zu garantieren schien. In den fünfziger Jahren erstarkte die Enosis-Bewegung unter der Führung des Erzbischof Makarios III. und Guerillaführer Georgios Grivas. Schließlich gründeten sie die Untergrundorganisation EOKA6 . Mit dem auftretenden Terror gegen die Kolonialmacht forderte die Bewegung auch ihre Opfer. Erst im Jahr 1958, erreichten die Kämpfe zwischen den Volksgruppen sowie den Briten und Zyperngriechen ihren Höhepunkt. Als daraus eine militärische und diplomatische Pattsituation entstanden war, ergab sich eine realistische Chance, den Konflikt friedlich zu lösen. Alle Parteien waren zu diesem Zeitpunkt bereit, von ihren Forderungen in Bezug auf die Enosis und Taksim abzusehen. Makarios III. forderte 1958 die Schaffung eines unabhängigen Staates.

3.2. Unabhängigkeit

Die Türkenzyprioten sahen von Taksim ab und auch die Briten ließen ihre kolonialen Ansprüche fallen. Auf Grundlage der entstandenen Kompromissbereitschaft wurde 1960 die Unabhängigkeit ausgerufen. Die Republik Zypern ist entstanden. Erstmals seit 2000 Jahren wurde das Staatswesen von den Zyprioten selbst getragen und regiert. Die zypriotische Verfassung räumte der türkischen Minderheit ein starkes Vetorecht ein und schrieb somit die Beteiligung an der Regierung in hohem Maße fest. Die „Mutterländer“ der Konfliktpartner, Griechenland, Türkei und Großbritannien fungierten als Garantiemächte für die neu entstandene Republik. Sie verfügten über ein Interventionsrecht im Falle der Verletzung der Verfassung.7

4 ZYPERNKONFLIKT SEIT 1963

4.1. Kein wirklicher Frieden

Doch der Zustand eines friedlichen Nebeneinanders währte nicht lange. Innenpolitisch gelang es auf griechisch-zyprischer Seite nicht den aus dem Untergrund operierenden rechtsnationalen Extremismus, der noch immer auf den Anschluss an Griechenland beharrte, zu neutralisieren. Auch die Regierung um Präsident Makarios III. bemühte sich offen um ein Regime der griechischen Bevölkerungsmehrheit und der Einschränkung des Regierungsmitspracherechtes der türkischen Zyprioten. Diese einseitige Verfassungsrevision provozierte den türkischen Vizepräsidenten und er erklärte die Verfassung für nichtig und wollte seinerseits eine Teilung des Landes anstreben. Somit kam es wieder zu Gewalttaten zwischen den Bevölkerungsgruppen.8 Diese regelrechten Pogrome9 und bürgerkriegsartigen Zustände, deren Hauptkampflinie quer durch die Hauptstadt Nikosia verlief, versuchten anfangs die Briten zu unterbinden. Sie wurden jedoch auf Bitten Makarios III. später durch eine UN-Friedenstruppe (UNFICYP)10 abgelöst. Sie kontrollierte die von dem UN-Sicherheitsrat verordnete Waffenruhe.11 Sie wird sich als die längste zurzeit laufende Friedensmission herausstellen. Die verfeindeten Bürgerkriegsparteien wurden fortan durch die Schaffung einer Demarkationslinie und Pufferzone, der sogenannten „Green Line“ getrennt.

Im Jahre 1967 wurde die Regierung Makarios`s, ausgelöst durch einen Militärputsch in Athen, entmachtet. Makarios flüchtete nach London ins Exil. Wiederaufgenommene Verhandlungen der Militärjunta, welche sich über 7 Jahre ausdehnten, brachten wiederum nicht die politischen Erfolge.12

4.2. Invasion und weiterer Verlauf seit 1974

Befürchtungen zur Folge, Zypern könnte sich Griechenland politisch wieder annähern, reagierte die Türkei 1974 mit Missbrauch des Interventionsrechtes der Garantiemächte, mit einer Invasion Zyperns. Mit der Operation „Attila“ eroberten sie das nördliche Drittel der Insel. Während ihrer Offensive begehen türkische Soldaten grausame Racheakte an den Zyperngriechen. Tausende von Zivilisten wurden auf beiden Seiten getötet und werden bis heute vermisst. Infolge der kriegerischen Auseinandersetzungen kam es durch Flucht, Vertreibung und Zwangsumsiedlungen zu großen Bevölkerungsbewegungen auf der Insel.

[...]


1 Vgl. TAUS, W (2006) S.600 ff

2 Berliner Kongress, 1878, Versammlung von Vertretern europäischer Großmächte sowie des Osmanischen Reiches, auf der eine neue Friedensordnung für Südosteuropa ausgehandelt wurde

3 Ebenda. S. 600ff

4 Enosis [griechisch »Vereinigung«], unter Führung der orthodoxen Kirche; Erzbischof Makarios III

5 Taksim [türkisch »Aufteilung«]

6 EOKA, Ethniki Organosis Kyprion Agoniston, nationale Organisation; war eine griech.-zypriot. militärische Widerstandsorganisation

7 Vgl. MEINERT STRÄSSLE, P (2005) S. 360

8 Ebenda, S. 360

9 Pogrome, gewaltsame, auch organisierte Massenausschreitung gegen Mitglieder religiöser, nationaler, ethnischer oder andersartig definierter Minderheiten oder Gruppe einer Bevölkerung

10 UNFICYP, United Nation Peacekeeping Forces in Cyprus, Beginn: 1964; Status: andauernd

11 Vgl. DINGEMANN (1996) S. 838 f

12 Vgl. MEINERT STRÄSSLE, P (2005) S. 360 f

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Der Zypernkonflikt
Autor
Jahr
2009
Seiten
15
Katalognummer
V139529
ISBN (eBook)
9783640490073
ISBN (Buch)
9783640489909
Dateigröße
2441 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Zypernkonflikt
Arbeit zitieren
Lars Trautmann (Autor:in), 2009, Der Zypernkonflikt, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/139529

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