Was versteht man unter Systemtheorie, wie kommen Systeme zustande und welche Bedeutung hat das Rechtssystem – auch im Verhältnis zu anderen sozialen Systemen? Diese Fragestellungen sollen in der vorliegenden Arbeit näher behandelt werden und dabei auf die Ausführungen von Luhmann zurückgegriffen werden.
Einführend ist zu sagen, dass für Luhmann Systeme real in der Wirklichkeit existieren. Sein Ziel ist die „Analyse [dieser realen] Systeme in der wirklichen Welt.“ Nun könnten Fachfremde gutgläubig behaupten, dass dann die Darstellung einer Theorie der Systeme keine großen Hindernisse aufwerfen dürfte. Die Realität stellt sich allerdings etwas anders dar, nachdem man die Literatur zu diesem Themengebiet gesichtet hat und vor allem auf die theoretisch fundierten Ausführungen Luhmanns aufmerksam geworden ist. Der Verfasser der Arbeit hat sich deshalb entschieden einen pragmatischen Ansatz in der vorliegenden Arbeit zu verwenden. Anhand von ausgewählten Beispielen (insbesondere grafischen Darstellungen) soll immer wieder versucht werden, schwierige Begriffe in ein verständliches Licht zu rücken. Aufgrund dessen wird versucht, an den Stellen wo es möglich ist, die „Dinge“ so einfach wie möglich darzustellen. Ebenfalls konzentriert sich der Verfasser der Arbeit auf die Erklärung der wesentlichen Grundbegriffe der Luhmannschen Systemtheorie. Erwähnt sei hier noch, dass Luhmann zur Darstellung seiner Theorie auf Grundlagen anderer Fachgebiete zurückgreift, insbesondere auf die biologische Wissenschaft. Dabei stützt er sich auf Autoren wie Parsons, Maturana, Varela und natürlich Darwin. Aus den oben genannten Gründen wird allerdings auf eine genauere Darstellung der Ausführungen der einzelnen Wissenschaftler verzichtet.
Die Arbeit gliedert sich im Wesentlichen, neben der Einführung und dem Fazit, in drei Hauptkapitel. Dabei soll das folgende zweite Kapitel ein grundlegendes Verständnis der Systemtheorie nach Luhmann schaffen. Anschließend werden im dritten Kapitel die einzelnen Teilsysteme bzw. Funktionssysteme der Gesellschaft dargestellt. Das vierte Kapitel beschäftigt sich mit dem Rechtssystem und ausgewählten Inhalten zum Aufbau und der Kopplung dieses Systems mit anderen Systemen. Eine Abrundung der Arbeit folgt im Fazit.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1. Einführung in die grundlegenden Fragestellungen
2. Die Grundlagen der Systemtheorie nach Luhmann
3. Die Funktionssysteme der Gesellschaft
4. Das Rechtssystem als Funktionssystem der Gesellschaft
5. Fazit
Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 2-1: Die Systemarten
Abbildung 2-2: System und Umwelt
Abbildung 2-3: Strukturelle Kopplung
Abbildung 2-4: Kommunikation am Bsp. eines Seminars an der Universität
Abbildung 2-5: Sender-Empf ä nger Modell - Kommunikation nicht trivialer Systeme
Abbildung 2-6: Die Evolution von Systemen
Abbildung 2-7: Das Wirtschaftssystem und seine Umwelt
Abbildung 2-8: Luhmanns Theoriegerüst
Abbildung 3-1: Die Funktionssysteme der Gesellschaft
Abbildung 4-1: Entscheidungen im Rechtssystem
Abbildung 4-2: Strukturelle Kopplung der Systeme Politik, Recht und Wirtschaft
1. Einführung in die grundlegenden Fragestellungen
Was versteht man unter Systemtheorie, wie kommen Systeme zustande und welche Bedeutung hat das Rechtssystem - auch im Verhältnis zu anderen sozialen Systemen? Diese Fragestellungen sollen in der vorliegenden Arbeit näher behandelt werden und dabei auf die Ausführungen von Luhmann zurückgegriffen werden. Ziel ist die Darstellung der Luhmannschen Systemtheorie mit besonderem Fokus auf das Rechtssystem. Einführend ist zu sagen, dass für Luhmann Systeme real in der Wirklichkeit existieren. Sein Ziel ist die „Analyse [dieser realen] Systeme in der wirklichen Welt.“[1] Nun könnten Fachfremde gutgläubig behaupten, dass dann die Darstellung einer Theorie der Systeme keine großen Hindernisse aufwerfen dürfte. Die Realität stellt sich allerdings etwas anders dar, nachdem man die Literatur zu diesem Themengebiet gesichtet hat und vor allem auf die theoretisch fundierten Ausführungen Luhmanns aufmerksam geworden ist. Der Verfasser der Arbeit[2] hat sich deshalb entschieden einen pragmatischen Ansatz in der vorliegenden Arbeit zu verwenden. Anhand von ausgewählten Beispielen (insbesondere grafischen Darstellungen) soll immer wieder versucht werden, schwierige Begriffe in ein verständliches Licht zu rücken. Zudem sieht der Verfasser der Arbeit seine Arbeit eher als eine Annäherung an die Systemtheorie Luhmanns, da aufgrund der kurzen Zeit - nur zum Vergleich: Luhmann hat 30 Jahre Forschungsarbeit zur Erklärung der Funktion von sozialen Systeme bzw. der Gesellschaft benötigt - eine genaue Darstellung als Anmaßung gesehen werden könnte. Aufgrund dessen wird versucht, an den Stellen wo es möglich ist, die „Dinge“ so einfach wie möglich darzustellen. Ebenfalls konzentriert sich der Verfasser der Arbeit auf die Erklärung der wesentlichen Grundbegriffe der Luhmannschen Systemtheorie. Erwähnt sei hier noch, dass Luhmann zur Darstellung seiner Theorie auf Grundlagen anderer Fachgebiete zurückgreift, insbesondere auf die biologische Wissenschaft. Dabei stützt er sich auf Autoren wie Parsons, Maturana, Varela und natürlich Darwin. Aus den oben genannten Gründen wird allerdings auf eine genauere Darstellung der Ausführungen der einzelnen Wissenschaftler verzichtet.[3]
Die Arbeit gliedert sich im Wesentlichen, neben der Einführung und dem Fazit, in drei Hauptkapitel. Dabei soll das folgende zweite Kapitel ein grundlegendes Verständnis der Systemtheorie nach Luhmann schaffen. Anschließend werden im dritten Kapitel die einzelnen Teilsysteme bzw. Funktionssysteme der Gesellschaft dargestellt. Das vierte Kapitel beschäftigt sich mit dem Rechtssystem und ausgewählten Inhalten zum Aufbau und der Kopplung dieses Systems mit anderen Systemen. Eine Abrundung der Arbeit folgt im Fazit.
2. Die Grundlagen der Systemtheorie nach Luhmann
Für den Verfasser der Arbeit stellte sich zunächst die Frage, was denn überhaupt ein System ist, woraus ein System besteht und wie es sich als solches von anderen Systemen bzw. seiner Umwelt abgrenzt? Um diese Fragen beantworten zu können, müssen zunächst einige Begrifflichkeiten erklärt werden. Die folgenden Ausführungen sind reziprok aufgebaut, d.h. sie beziehen sich aufeinander. Dementsprechend werden Begriffe erwähnt, die erst im nachfolgenden Text erklärt werden. Der Verfasser der Arbeit ist darin bemüht dies weitgehend zu vermeiden, allerdings ist dies aufgrund des Aufbaus des Luhmannschen Theoriegerüstes nicht immer möglich.
Systeme bestehen aus Elementen und Relationen
Zu allererst ist die Frage zu klären, aus was Systeme eigentlich bestehen. Allgemein anerkannt ist hier die Auffassung, dass diese aus Elementen und ihren Relationen bestehen.[4] In Bezug auf soziale Systeme müssten die Elemente dann Menschen darstellen und die Relationen zwischenmenschliche Beziehungen. Allerdings schließt Luhmann den Menschen als Element sozialer Systeme in seiner Theorie aus und macht ihn vielmehr zu deren Umwelt. Damit beging er zur damaligen Zeit einen in der Soziologie revolutionären Weg. Die Frage ist nun: Wie kann es möglich sein, dass Menschen nicht die Elemente sozialer System sind und aus was für Elementen und Relationen bestehen dann soziale Systeme? Luhmanns Antwort darauf ist: Kommunikation. Die Grundlage sozialer Systeme bildet die Kommunikation.[5] So gesehen könnten soziale Systeme auch als Kommunikationssysteme interpretiert werden, die durch Kommunikation operieren.[6] Um die gewonnenen Erkenntnisse noch einmal festzuhalten: Systeme operieren und die Operation in sozialen Systemen ist Kommunikation. Die Operation stellt dabei sozusagen den Oberbegriff für die entscheidenden Aktivitäten von Systemen dar.
Die verschiedenen Arten von Systemen
Bevor hierzu einige Bsp. genannt werden, sollen kurz die verschiedenen Arten von Systemen erörtert werden. Wie die folgende Abbildung darstellt, gibt es neben sozialen Systemen, mit denen wir uns in der vorliegenden Arbeit näher befassen, noch triviale, biologische und psychische Systeme.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2-1: Die Systemarten
Quelle: In Anlehnung an Luhmann 1996, S. 16
Triviale Systeme liefern bei einem bestimmten Input einen determinierten Output.[7] Das heißt sie sind berechenbar und von außen bestimmbar. In der Regel treffen diese Eigenschaften auf einfache Maschinen zu. Gibt man morgens bspw. einer Kaffeemaschine als Input Kaffee und Wasser, so liefert diese Maschine als Output Kaffee. Der Beobachter wird hierbei nicht überrascht, weil die Maschine für jeden Beobachtbar objektiv die gleiche Erkenntnis liefert. Davon zu unterscheiden sind nicht triviale Systeme, auf die wir in unserem Alltag in der Regel treffen. Hier ist der Output nicht von außen durch die Zuführung eines bestimmten Input bestimmbar. Beispiele für nicht triviale Systeme sind biologische, psychische und natürlich soziale Systeme. So sind psychische Systeme von Individuen von außen in ihrer Struktur undurchschaubar und befinden sich zusätzlich in einer ständigen Veränderung durch ihre Lernfähigkeit. Wirkt man auf dieses psychische System bspw. durch eine Erzählung ein, ist nicht sicher, dass das System immer den gleichen Output liefert. So liefert in der Regel ein Student bei einer Befragung vor dem Besuch eines Seminars einen anderen Output, als nach dem Besuch des Seminars, weil er während dessen Erfahrungen sammeln konnte und sozusagen dazu gelernt hat. Ebenfalls ist dies bei biologischen Systemen zu beobachten. Dieses System bezieht sich auf Organismen, Zellen, Nervensysteme, Immunsysteme u. v. m.[8] Ein biologisches System verändert sich ebenfalls ständig. So werden im Gehirn neue neuronale Verknüpfungen oder im Immunsystem neue Abwehrstoffe gegen Krankheiten gebildet. Soziale Systeme wie die Gesellschaft als Ganzes oder ihre Subsysteme (Organisationen, Unternehmen, Familien usw.) stellen ebenfalls nicht-triviale Systeme dar. Auch hier ist der Output nicht kausal linear durch den Input bestimmbar. Soziale Systeme lassen sich nach Abb. 2-1 in Gesellschaften, Organisationen und Interaktionen aufgliedern. Die Gesellschaft teilt sich wiederum in weitere Subsysteme bzw. Funktionssysteme auf, die im dritten und Kapitel näher behandelt werden. Die Gesellschaft wird hier als Gesamtheit aller sozialen Systeme bzw. als Gesamtheit aller Kommunikation verstanden.[9] Die Umwelt der Gesellschaft stellen psychische, biologische oder alle anderen Systeme dar, die nicht Kommunikation als kleinstes Element verwenden. Daneben wird die Interaktion unterschieden. Diese entsteht, wenn körperlich anwesende Menschen miteinander kommunizieren. Dabei nehmen sich die Anwesenden direkt gegenseitig wahr. Der letzte Typus sozialer Systeme sind Organisationen. Dieser Typus ist aus der Arbeitsteilung her entstanden und ist sozusagen für bestimmte Aufgaben verantwortlich. Als Bsp. können hier Unternehmen, Institute, Behörden, Kliniken usw. genannt werden.[10]
Durch Operationen zur Unterscheidung von System und Umwelt
Für Luhmann bestehen Systeme also aus Operationen, diese stellen wiederum Letztelemente des Systems dar.[11] Die Existenz eines Systems ist identisch mit der Aussage, dass dieses operiert. Ebenso kann sich ein System nur durch Operationen selbst produzieren und reproduzieren.[12] Dieses „Selbst-Herstellen“ des Systems wird auch als Autopoiesis bezeichnet. Bspw. stellt ein Organismus, der aus Zellen besteht, seine Zellen selbst her. Die Systeme gehen dabei selbstreferentiell vor, d. h. die Grundlage neuer Elemente sind die alten. Ein weiterer wichtiger Theoriebestandteil liegt darin, dass die Umwelt auf autopoietische Systeme keinen direkten Einfluss hat.[13] Das System bestimmt und bildet seine neuen Elemente selber, unabhängig von den Einflüssen der Umwelt. Daher sind autopoietische Systeme selbstreferentiell geschlossene Systeme. Zum besseren Verständnis des Begriffs Autopoiesis dient die folgende Definition von Luhmann: „Als autopoietisch wollen wir Systeme bezeichnen, welche die Elemente, aus denen sie bestehen, selbst produzieren und reproduzieren. Alles, was solche Systeme als Einheit verwenden, ihre Elemente, ihre Prozesse, ihre Strukturen und sich selbst, wird durch eben solche Einheiten im System erst bestimmt. Oder anders gesagt: es gibt weder Input von Einheit in das System noch Output von Einheit aus dem System. Das System operiert als ein selbstreferentiell-geschlossenes System. Das heisst nicht, dass keine Beziehungen zur Umwelt bestehen, aber diese Beziehungen liegen auf anderen Realitätsebenen als die Autopoiese selbst.“[14] Die Systemgrenze zur Umwelt bestimmt sich also erst durch die Operationen der Elemente[15] eines Systems. Durch Operationen entsteht die Unterscheidung des Systems zu seiner Umwelt (siehe Abb. 2-2).[16]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2-2: System und Umwelt
Quelle: in Anlehnung an Berghaus 2004, S. 59
[...]
[1] Luhmann 1984, S. 30.
[2] Wird im vorliegenden Text vom „Verfasser der Arbeit gesprochen“, so ist damit nicht Luhmann, sondern der Verfasser der
Seminararbeit gemeint.
[3] Eine gute zusammenfassende Darstellung über die Einflüsse auf Luhmanns Systemtheorie liefert hier Precht 2007, S. 303 ff.
[4] Vgl. hierzu und im Folgenden Simon 2008, S. 87 f.; Siehe auch Luhmann 1996, S. 45.
[5] Vgl. Luhmann 1996, S. 192.
[6] Vgl. Berghaus 2004, S. 61.
[7] Vgl. hierzu und im Folgenden Simon 2008, S. 35 ff.
[8] Siehe auch Berghaus 2004, S. 32.
[9] Vgl. hierzu und im Folgenden ausführlich Luhmann 1999, S. 78 ff.
[10] Siehe auch Simon 2008, S. 101 ff.
[11] Vgl. Luhmann 1984, S. 46 ff.
[12] Das „Selbst-Herstellen“ des Systems wird auch als Autopoiesis bezeichnet.
[13] Vgl. hierzu und im Folgenden auch Luhmann 1997, S. 79.
[14] Luhmann zitiert nach Kiss 1990, S. 94.
[15] Im Fall sozialer Systeme sind die Elemente Kommunikation.
[16] Vgl. hierzu und im Folgenden Luhmann 1995, S. 26 ff.
- Arbeit zitieren
- Diplom Ökonom Alexander Gary (Autor:in), 2009, Eine Annäherung an die Systemtheorie nach Luhmann unter besonderer Berücksichtigung des Rechtssystems, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/139549
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