Von der Vorstellung der notwendigen Verknüpfung


Hausarbeit, 2002

12 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Kritische Analyse der beiden Abschnitte des Textes „Von der Vorstellung der notwendigen Verknüpfung“ von Hume
2.1 Erster Teil
2.2 Zweiter Teil

3. Abschliessende Bemerkungen zu Humes Kausalitätstheorie und ihren Auswirkungen

1. Einleitung

Der schottische Philosoph David Hume (1711-1776), der mit seinem Erstlingswerk „Treatise of Human Nature" (1739) in jungen Jahren bereits für Furore unter den damaligen philosophischen Weltanschauungen sorgte, wurde zu Lebzeiten nicht annähernd so gewürdigt, wie dies seit seinem To de der Fall ist. Erst ganz langsam wurden die Lehren des David Hume wirklich verstanden und sein Ge dankengut weitergeführt. So schrieb Immanuel Kant, dass es „die Erinnerung des David Hume war, die meinen dogmatischen Schlummer unterbrach und meinen Untersuchungen im Fel de der spekulativen Philosophie eine ganz andere Richtung gab (Kant, Prolegomena, 1783)", und Arthur Schopenhauer meinte, dass „aus jeder Seite von Hume [...] mehr zu lernen [sei], als aus Hegels, Herbarts und Schleiermachers sämtlichen philosophischen Werken zusammengenommen (Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung, 1892)." Heute gilt Hume bei mo dernen Philosophen und Philosophiehistorikern als einer der einflussreichsten und wichtigsten Philosophen aus dem englischen Sprachraum, wenn nicht sogar als der Bedeutendste überhaupt.

Hume brach vor allem mit der traditionellen Lehre des Okkasionalismus[1] und jener der Kartesianer[2], um die Hypothese eines ,analytisch-deduktiven Kausalsystems' anhand der rationalistischen Philosophie (Clarke, Wollaston, Shaftesbury) und des Empirismus[3] (Bacon, Hobbes) in ein ,empirisch-synthetisches Kausalsystem' überzuführen. Er verwarf die Vorstellung der apriorischen Verstandestätigkeit (analytisch- de duktiv) und führte alles auf natürliche Prinzipien, deren Richtigkeit in der Erfahrung liegt (empirisch-synthetisch), zurück. Dieses Kausalsystem ist in Humes theoretischer Philosophie sehr ausgeprägt, da dort auch seine Herleitung zu finden ist, es lässt sich aber auch auf seine Moralphilosophie anwenden. Den umfassendsten Einfluss auf Hume haben wohl Locke und Berkeley geübt, und vor allem ist es der Letztere, an dessen Lehre Hume auch unmittelbar angeknüpft hat.[4] So wird auch der direkte Fortschritt auf den Gebieten der Kausaliteitstheorie, Induktionstheorie & Pers o nlichen Identiteit grösstenteils Hume akkre ditiert. Die ,Kausalität und ihre Folge für die praktische Philosophie' ist das zentrale Thema worauf diese Exegese des Textes „Von der Vorstellung der notwendigen Verknüpfung" herauslaufen wird. Ich werde zeigen, wie stark sich Hume auf den Empirismus bezieht und dabei auf einer psychologischen Ebene argumentiert. Im ersten Teil seiner Schrift filhrt er uns anhand einer Untersuchung von KOrper & Geist in das Kausalproblem ein, wo vor allem die zentrale Position der Erfahrung ersichtlich wird, und geht dann ilber zu einer kurzen skeptischen Betrachtung von Gott als Ursprung der Kausalität. Im zweiten Teil wendet Hume sich von den negativen Ergebnissen seiner Untersuchung ab, um uns seinen LOsungsvorschlag zu präsentieren. Das Hauptaugenmerk ist dabei auf die Behauptung der Gleichformigkeit des Naturverlaufes, sowie die der natiirlichen (sinnlichen) Prinzipien unseres Verstandes zu legen. Das Erstere beschreibt einen der Grundpfeiler der hume'schen Philosophie und besitzt die gleiche Gilltigkeit auf menschliches Handeln bezogen. Mit diesen Grundge danken gelingt es Hume, die Vorstellung der Kausalität erstmals von der logischen Verstandestätigkeit wegzufilhren und sie in den Schoss der sinnlichen Natur des Menschen zu legen. Diese gesamte Betrachtungsweise ist entscheidend filr unser Verständnis von Humes praktischer Philosophie, da sie uns sowohl aufzeigt, wo Tugend & Laster herrilhren, als auch wie sie sich im Alltag niederschlägt. Ich werde weder auf die Problematik der ,Induktion' (Vermengung der Metaphysik mit der Logik) näher eingehen, noch das Thema der ,Persönlichen I dentität' in diesem Zusammenhang diskutieren, obschon es genilgend Berechtigung dafilr gäbe.

2. Kritische Analyse der beiden Abschnitte des Textes „Von der Vorstellung der notwendigen Verlintipfung" von Hume

2.1 Erster Teil

Hume beginnt den Text „Von der Vorstellung der notwendigen Verknilpfung" („necessary connection") mit einer polemischen Einleitung ilber die Unterschiede der metaphysischen von den mathematischen Wissenschaften. Die Vorstellungen („ideas") der Letzteren seien stets klar und genau bestimmt, was ein einfaches Vorwärtskommen gewährleistet, während die Geisteswissenschaften durch die Dunkelheit der Vorstellungen und die Zweideutigkeit der Bezeichnungen nachhaltig darin gehindert werden. So wird zum Beispiel die Vorstellung eines Kreises nie mit der eines Quadrates verwechselt, jedoch entgehen uns die Vorstellungen der metaphysischen Tätigkeiten von Verstand und Geist sehr häufig. Obwohl wir die feinsten Gefilhle und vielfältigsten Affekte in der Wirklichkeit unterschei den, sind wir nicht einmal in der Selbstreflexion[6] fähig, diese klar voneinander abzugrenzen. Diese Ungenauigkeit in der Metaphysik ist es, die Hume mit seiner Untersuchung auszumerzen versucht.[5]

In einem früheren Abschnitt[7] dieser „Untersuchung über den menschlichen Verstand" hat Hume bereits die Gültigkeit des Satzes, „ dass all unsere Vorstellungen nichts sind als Abbil der unserer Eindrücke, o der mit anderen Worten, dass es uns unmöglich ist, ein Ding zu denken, dass wir nicht zuvor entweder durch unsere äusseren o der inneren Sinne empfunden haben (Hume, Von der Vorstellung der notwendigen Verkniipfung, S. 76 )", gezeigt. An dieser Stelle führt Hume den Begriff des ,Eindrucks' („impression") als Pendant zum Begriff der Vorstellung ein, der sich eben durch die unmittelbare, bewusste Wahrnehmung über innere/äussere Sinne definiert. Diese Eindrücke sind für Hume untrüglich und frei von jeglicher Zweideutigkeit. Da alle unsere Vorstellungen (mitunter jene der Kraft, Energie o der der notwendigen Verknüpfung) auf unzwei deutigen Eindrücken basieren (siehe Fussnote 4), müsste es uns also möglich sein, ihre wahre Natur anhand einer eingehenden Prüfung dieser ihr zugrunde liegenden Eindrücke zu ergründen. Welchen Eindruck erhalten wir also von einem einzelnen Fall von Ursache und Wirkung? Hume ist der Ansicht, dass wir nicht im Stande sind irgendeine wirkende Kraft o der notwendige Verknüpfung zu entdecken, welche die Wirkung zur unfehlbaren Folge der Ursache macht (vgl. die Schwerkraft, von deren gewissen Wirkungen wir sprechen, ohne jene treibende Kraft dahinter zu begreifen). So wenig unser Geist ein natürliches Gefühl o der inneren Eindruck von solch einer einzelnen Folge von Objekten besitzt, so ist er le diglich fähig, eine ausserliche Verbindung festzustellen, aber keine innerliche Verkniipfung: Der Anstoss der einen Billardkugel erzeugt eine Bewegung der zweiten. Hume legt in diesem Sinne als Tatsache fest, dass uns kein in sich abgeschlossenes Objekt seine sinnlichen Eigenschaften enthüllt und eine aus ihr hervorgehende Folge nicht abzuleiten ist. Wenn wir zum Beispiel einen Stein auf alle seine sinnlichen Qualitäten untersuchen, so geht nicht aus ihm selbst hervor, dass er in einem luftgefüllten Raum fallen würde. Das Wissen, dass der Stein fällt, besteht in einem Erfahrungswert (Die Funktion der Erfahrung und der Gewöhnung werde ich später behandeln in Bezug auf die Gleichförmigkeit des Naturverlaufs). Es steht also fest, dass weder aus irgendwelchen Objekten selbst, noch aus einer einzelnen Verbindung von Objekten die Vorstellung der notwendigen Verknüpfung mit Gewissheit durch apriorisches Denken o der de duktive Verstandestätigkeit gewonnen werden kann.

[...]


[1] Im Okkasionalismus wird der gegebene Kausalzusammenhang der Dinge untereinander durch das okkasionelle Eingreifen Gottes erklärt

[2] Die kartesianische Lehre spricht von der Körperwelt als der ausge dehnten, ihrem Wesen nach inaktiven Substanz un der Verlegung der Kausalität in die absolute Gottheit

[3] Der Empirismus ist die Lehre der Erfahrungswerte

[4] Grimm, Zur Geschichte des Erkenntnisproblems: Von Bacon bis Hume, S. 438ff.

[5] Vorstellung = die mittelbare, subjektive, reflektierte Abänderung einer ursprilnglichen Wahrnehmung („impression")

[6] Selbstreflexion = Vorstellung der inneren Eindrücke, die stets untrüglich ist; es gilt als natürliches Prinzip und wird mit einem (inneren) Gefühl („impression") gleichgesetzt

[7] D. Hume, U ber den U rsprung der Vorstellungen, S. 17-23

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Details

Titel
Von der Vorstellung der notwendigen Verknüpfung
Hochschule
Universität Zürich
Autor
Jahr
2002
Seiten
12
Katalognummer
V139689
ISBN (eBook)
9783640481262
ISBN (Buch)
9783640481415
Dateigröße
418 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Vorstellung, notwendig, Verknüpfung, Hume, Human Nature
Arbeit zitieren
Michael Eugster (Autor:in), 2002, Von der Vorstellung der notwendigen Verknüpfung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/139689

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