Die Forschungen zum Verhalten von Nominalphrasen in verschiedenen Sprachen führen zu dem Schluss, dass Nominalphrasen eine ähnliche (funktionale) Struktur haben wie Sätze. Da Sätze von einer funktionalen Projektion dominiert werden, wird das auch für Nominalphrasen angenommen. Seit Abney (1987) wird die funktionale Struktur, die die Nominalphrase dominiert, standardmäßig Determiniererphrase genannt (DP-Hypothese). Die Konstruktionen, in denen die NP einem Satz am ähnlichsten ist, sind die Gerundien (im Englischen V+-ing). Außerdem ist zu beobachten, dass Nomen die Eigenschaft haben können, Argumente zu nehmen. Die Frage, woher die Nomen diese Eigenschaft haben und wie die Bildung der Nomen stattfindet, führte zu einer Diskussion bzw. Gegenüberstellung von zwei verschiedenen Ansätzen. Hierbei gibt es den syntaktischen und den lexikalischen Ansatz. Wie Alexiadou et al. (2007) schreiben, gab es zu Beginn der Debatte um die beiden Ansätze nur eine syntaktische Erklärung. Lees (1960) ging dabei von einem syntaktischen/transformationellen Prozess aus, der bei Sätzen und somit auch bei satzähnlichen Nomen abläuft. Er ging dabei davon aus, dass gemeinsame Eigenschaften nur über die Struktur gezeigt werden können. Erst Chomsky (1970) hat im Lexikon gespeicherte Merkmale ([N], [V]) eingeführt, durch die Ähnlichkeiten ausgedrückt werden können. Seit dem gibt es auch Ansätze, nach denen die Wortformation in der Syntax stattfindet und außerdem Ansätze, bei denen die Formation im Lexikon und der Syntax erfolgt. Grimshaw (1990) vertritt den lexikalischen Ansatz. Sie unterscheidet result, simple event und
complex event Nominale (result: dog (R); simple event: trip(R); complex event: destruction (EV)). Für für die result und simple event Nominale nimmt sie ein (R) im Lexikoneintrag an. Dies ist ein externes Argument, dass benötig wird, um die NP in den Satz einzubinden. Das externe Argument der complex event Nominale ist (EV). Ist das EV-Argument im Lexikoneintrag vorhanden, führt dies zu einer Event- bzw. Prozess-Lesart und dazu, dass das Nomen ein Argument nimmt. Borer (1999) äußert Kritik an Grimshaws Annahmen und unterscheidet nur noch zwischen referentiellen (R-)Nominalen, die keine Argumente nehmen und Argumentstruktur(AS)-Nominalen, die Argumente nehmen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Verbale Struktur in der DP
3. Evidenzen für eine Aspektphrase (AspP) innerhalb der DP
3.1 Adverbien
3.2 Aspekt in der Morphologie
3.3 Aspektuelle Unterschiede in Nominalisierungen
3.3.1 -ing und -ion Nominalisierungen
3.3.2 -ung-Nominalisierungen im Deutschen
3.3.3 Passiv-Nominalisierungen im Englischen
3.3.4 - ma/mo- vs. nicht - ma/mo -Nominaliserung im Griechischen
4. Evidenzen für eine Numberphrase (NumP)
5. Evidenz für eine Klassifiziererphrase (ClassP)
6. Weitere Projektionen
7. Zusammenfassung
Literatur
1. Einleitung
Die Forschungen zum Verhalten von Nominalphrasen in verschiedenen Sprachen führen zu dem Schluss, dass Nominalphrasen eine ähnliche (funktionale) Struktur haben wie Sätze. Da Sätze von einer funktionalen Projektion dominiert werden, wird das auch für Nominalphrasen angenommen. Seit Abney (1987) wird die funktionale Struktur, die die Nominalphrase domi- niert, standardmäßig Determiniererphrase genannt (DP-Hypothese). So wie die IP von der CP zu einem Argument gemacht wird, verwandelt die DP/der D-Kopf die NP in ein Argument. Die Konstruktionen, in denen die NP einem Satz am ähnlichsten ist, sind die Gerundien (im Englischen V+- ing). Wie in (1) zu sehen ist, können verbale und nominale Gerundien unter- schieden werden. Außerdem gibt es deverbale Nominale, die sich wie die nominalen Gerun- dien verhalten.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(2) a. The enemy destroyed the city. (sentence)
b. the enemy's destroying the city. (verbal gerund)
c. the enemy's destroying of the city. (nominal gerund)
d. the enemy's destruction of the city. (derived nominal) (Kleemann-Krämer 2009: 14)
Die Beispiele in (2) machen deutlich, dass auch Nomen die Eigenschaft haben können, Ar- gumente zu nehmen. Die Frage, woher die Nomen diese Eigenschaft haben und wie die Bil- dung der Nomen stattfindet, führte zu einer Diskussion bzw. Gegenüberstellung von zwei verschiedenen Ansätzen, die in vielen Bereichen der Linguistik auftreten. Hierbei gibt es den syntaktischen und den lexikalischen Ansatz. Wie Alexiadou et al. (2007) schreiben, gab es zu Beginn der Debatte um die beiden Ansätze nur eine syntaktische Erklärung. Lees (1960) ging dabei von einem syntaktischen/transformationellen Prozess aus, der bei Sätzen und somit auch bei satzähnlichen Nomen abläuft. Er ging dabei davon aus, dass gemeinsame Eigen- schaften nur über die Struktur gezeigt werden können. Erst Chomsky (1970) hat im Lexikon gespeicherte Merkmale ([N], [V]) eingeführt, durch die Ähnlichkeiten ausgedrückt werden können. Seit dem gibt es auch Ansätze, nach denen die Wortformation in der Syntax stattfin- det und außerdem Ansätze, bei denen die Formation im Lexikon und der Syntax erfolgt.
1 Grimshaw (1990) vertritt den lexikalischen Ansatz. Sie unterscheidet result, simple event und
complex event Nominale.
(3) result: dog (R)
simple event: trip(R)
complex event: destruction (EV)
Wie in (3) zu sehen ist, nimmt sie für die result und simple event Nominale ein (R) im Lexikoneintrag an. Dies ist ein externes Argument, dass benötig wird, um die NP in den Satz einzubinden. Das externe Argument der complex event Nominale ist (EV). Ist das EV-Argument im Lexikoneintrag vorhanden, führt dies zu einer Event- bzw. Prozess-Lesart und dazu, dass das Nomen ein Argument nimmt. Borer (1999) äußert Kritik an Grimshaws Annahmen und unterscheidet nur noch zwischen referentiellen (R-)Nominalen, die keine Argumente nehmen und Argumentstruktur(AS)-Nominalen, die Argumente nehmen.
In den folgenden Abschnitten werde ich die syntaktische Struktur dieser AS-/Prozess-/Event- Nominale anhand verschiedener Evidenzen für die angenommenen Projektionen darlegen.
2. Verbale Struktur in der DP
Um zu zeigen, dass es innerhalb der DP funktionale verbale Struktur gibt, muss erst einmal sichergestellt sein, dass es überhaupt verbale Struktur gibt. Dass dies der Fall ist, veranschau- lichen Fu et al. (2001) anhand von deverbalen Prozess-Nominalen. Sie gehen dabei vom syn- taktischen Ansatz aus und behaupten, dass es innerhalb der DP eine VP gibt, die den Verb- stamm als Kopf hat und eine NP, die das deverbale Affix als Kopf hat. Die verbalen Eigen- schaften der Prozess-Nominalen sind demnach auf die VP zurückführen und nicht, wie nach Grimshaws lexikalischem Ansatz, auf das EV-Argument. Behauptete Chomsky (1970) noch, dass bei Prozess-Nominalen keine Adverbien möglich sind, führen Fu et al. (2001) Adverbien (und die do so -Anapher) als Evidenz für das Vorhandensein verbaler Struktur auf. Da Adver- bien nur an verbale Struktur adjungieren können, sind sie ein Standardtest und sicherer Indi- kator für verbale Struktur.
(4) a. ?Protection of children completely from bad influence (is unrealistic).
b. Collaboration of the witnesses voluntarily (has greatly sped up the process).
c. His explanation of the accident thoroughly (did not help him).
d. *His version of the accident thoroughly (did not help him). (Fu et al. 2001: 555)
Die Beispiele in (4) zeigen, dass Prozess-Nominale mit Adverbien zulässig sind (a-c), mit
Result-Nominalen jedoch nicht (d), wodurch die Annahme von Fu et al. (2001) bestätigt wird. Unterstützt wird ihre Annahme auch dadurch, dass bei Prozess-Nominalen nur VP-Adverbien (4a-c) und keine Satzadverbien (5) möglich sind.
(5) *His explanation of the problem fortunately to the tenants (did not cause a riot).
(Fu et al. 2001: 556)
Als weiteren Beweis für eine VP innerhalb der DP nennen Fu et al. (2001) die do so Anapher. Nach Hankamer & Sag (1976) benötigt do so eine VP als Antezedenten, ein V allein reicht nicht aus (6b).
(6) a. He removed the garbage yesterday and I did so too.
b. *He moved the green container and I did so the black container.
(Fu et al. 2001: 571)
Unter der Annahme, dass Prozess-Nominale eine VP enthalten, müssten auch sie Antezedenten für do so sein können. Wie (7) zeigt, ist dies auch der Fall.
(7) a. Sam´s destruction of his documents this morning was preceded by Bill´s doing so.
b. His removal of the garbage in the morning and Sam´s doing so in the afternoon
were surprising. (Fu et al 2001: 571)
3. Evidenzen für eine Aspektphrase (AspP) innerhalb der DP
Alexiadou (2001) sagt, dass die verbalen Eigenschaften von Prozess-Nominalen nicht einfach nur mit dem Vorhandensein lexikalischer verbaler Struktur im Zusammenhang steht, sondern genauer noch mit dem Vorhandensein einer Aspektphrase, also funktionaler verbaler Struktur. Evidenz für eine solche AspP liefern Adverbien, aspektuelle Morphologie und aspektuelle Unterschiede bei verschiedenen Nominalisierungen.
3.1 Adverbien
Das Auftreten von Adverbien innerhalb von Nominalisierungen kann nicht allein durch ihre Interpretation als Prozess oder Aktion erklärt werden, es ist vielmehr syntaktisch bedingt. Die Sätze in (8) haben beide eine Eventlesart, dass Adverb wird aber nur in (8b) akzeptiert/lizensiert, wo es ein internes Argument gibt.
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- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2009, Funktionale Struktur von Nominalisierungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/139774