Einleitung
Deutsche in der Ukraine gelten lediglich als Teilbereich der Forschung über die Rußlanddeutschen. Die Personengruppe dieser „Russlanddeutschen“ verbindet man traditionell mit den Nachfahren deutscher Kolonisten, die auf Erlass der Zarin Katharina II. von 1763 ins Zarenreich gelangten und am Schwarzen Meer und an der Wolga, in ihren traditionellen Siedlungsgebieten, zum Aufbau des Landes beitrugen.
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In dieser Arbeit sollen folgende Aspekte angesprochen werden: Zum Erhalt eines ersten Überblicks sollen die geographische Lage und der Bereich der Statistik und Demographie einen elementaren Beitrag leisten. Die wechselvolle historische Entwicklung anhand derer die Entstehung der deutschen Siedlungen als Ursache und Ausgangsbasis für Prozesse des Sprachwandels- und der Sprachassimilation erläutert wird, muss dem Bereich der Soziolinguistik vorangestellt werden, um den heutigen –sofern noch vorhandenen- deutschen Sprachstatus bzw. die Sprachaktivität erklären zu können. Schließlich stellen die Deportationen im zweiten Weltkrieg die entscheidende Zäsur in der weiteren Sprachentwicklung der Russlanddeutschen dar, die ursächlich für die Zerstörungen der geschlossenen deutschen Siedlungen, der wichtigsten Existenzgrundlage deutscher Sprache, waren.
Wie sich der immer stärker werdende russisch/ukrainische/ruthenische Spracheinfluss der Kontaktsprachen auswirkt, soll anhand aktueller Interferenzen an praktischen Beispielen aufgezeigt werden.
Auch die Funktionsaufteilung zwischen der deutschen Sprache in den Domänen der Familie und der Öffentlichkeit, die scharf ausgeprägte doppelte Diglossiesituation, die mit der Stigma-tisierung des Deutschen zum Faschismus einherging, soll unter der Rubrik des Sprachgebrauchs ergründet werden.
Zum Schluss werden die sprachökologischen Bedingungen für Sprachbewahrung und Sprachwechsel der deutschen Sprache in der Ukraine beschrieben, anhand derer sich der Leser ein eigenes Bild über die Faktorenvielfalt einer Sprachgemeinschaft machen kann, die ihre Vitalität maßgeblich bestimmt.
Lassen wir uns also nach Viktor Schirmunski auf dieses „sprachwissenschaftliche Laboratorium [Ukraine]“ ein, in dem wir in einer kurzen Zeitspanne von „100 bis 150 Jahren Entwicklungen verfolgen können, die sich im Mutterland in mehreren Jahrhunderten abgespielt haben müssen.“ Bei diesem Erkenntnisgewinn wünsche ich viel Freude.
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Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Geographische Lage
- Statistik und Demographie
- Zur Geschichte der deutschen Sprachinseln in der Ukraine
- Die frühen deutschen Ansiedlungen (12.-14.Jh.)
- Die Entstehung der heutigen deutschsprachigen Siedlungen
- Pull-Faktoren
- Push-Faktoren
- Emigration aus Deutschland
- Regional differenzierte Siedlungsgeschichte der Deutschukrainer
- Erster Weltkrieg und anschließende sprachliche Blütezeit
- Staatliche Übergriffe: Verschleppung, Flucht und Repatriierung
- Die deutschsprachige Minderheit im Kontext der politischen Wende
- Spracherhaltende Aktivitäten der deutschen Kolonisten
- Die Wiederbelebung des kulturellen Lebens der Deutschen
- Der Deutschunterricht in den Schulen der Ukraine
- Deutschsprachige Medien
- Soziolinguistische Situation
- Entwicklung des Multilinguismus durch Kontaktsprachen
- Sprachformen: Verteilung innerhalb der Sprecher
- Code Switching - Sprachmischung
- Fünf Phasen des Sprachwechsels nach Melika
- Dialekte
- Allgemein
- Sprachliche Charakteristika der deutschen Mundarten in der Ukraine
- Sprachformen des Deutschen
- Deutsche Mundarten: „Schwobisch”
- Hochdeutsch
- Passiver Sprachgebrauch
- Sprachgebrauch
- Diglossie und Sprachstatus
- Außendiglossie: Russisch/Ukrainisch - Deutsch
- Binnendiglossie: Hochdeutsch -,,Schwobisch”
- Sprachkompetenz eines durchschnittlichen Deutschukrainers
- Erklärungsversuch für die Sprachassimilation
- Diglossie und Sprachstatus
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die deutsche Sprachminderheit in der Ukraine. Ziel ist es, die soziolinguistische Situation der Deutschukrainer zu beschreiben und die Faktoren zu analysieren, die den Sprachgebrauch und den Sprachwandel beeinflussen. Die Arbeit beleuchtet die Geschichte der deutschen Siedlungen, die sprachlichen Aktivitäten zur Erhaltung der deutschen Sprache und die Herausforderungen des Multilinguismus in diesem Kontext.
- Geschichte der deutschen Siedlungen in der Ukraine
- Spracherhaltungsmaßnahmen der Deutschukrainer
- Soziolinguistische Situation und Sprachwandel
- Multilingualismus und Code-Switching
- Einfluss von politischen und gesellschaftlichen Faktoren auf den Sprachgebrauch
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der deutschen Sprachminderheit in der Ukraine ein und skizziert den Aufbau der Arbeit. Sie begründet die Relevanz des Themas und die gewählte Forschungsmethodik.
Geographische Lage: Dieses Kapitel beschreibt die geographische Verteilung der deutschen Sprachinseln in der Ukraine, ihre Lage in Bezug zu anderen Sprachgruppen und die geografischen Faktoren, die die Entwicklung der Sprachgemeinschaft beeinflusst haben. Es liefert einen Überblick über die regionalen Unterschiede in der Siedlungsstruktur.
Statistik und Demographie: Dieses Kapitel präsentiert statistische Daten zur Größe und Zusammensetzung der deutschsprachigen Bevölkerung in der Ukraine. Es analysiert demographische Trends und Entwicklungen, die die Sprachsituation beeinflussen, wie z.B. Geburtenrate, Migration und Alterung der Bevölkerung.
Zur Geschichte der deutschen Sprachinseln in der Ukraine: Dieses Kapitel bietet eine umfassende Darstellung der Geschichte der deutschen Ansiedlungen in der Ukraine, beginnend mit den frühen Siedlungen bis hin zur Gegenwart. Es untersucht die Faktoren, die zur Entstehung und Entwicklung der deutschsprachigen Gemeinden beigetragen haben, einschließlich Pull- und Push-Faktoren, sowie die Auswirkungen von historischen Ereignissen wie dem Ersten Weltkrieg und staatlichen Repressionen.
Spracherhaltende Aktivitäten der deutschen Kolonisten: Dieses Kapitel analysiert die Maßnahmen, die von der deutschsprachigen Bevölkerung in der Ukraine zur Erhaltung ihrer Sprache ergriffen wurden. Es untersucht die Rolle von kulturellen Aktivitäten, Deutschunterricht und deutschsprachigen Medien in der Bewahrung der Sprache.
Soziolinguistische Situation: Dieses Kapitel beleuchtet die soziolinguistische Situation der Deutschukrainer, untersucht den Multilinguismus und Code-Switching sowie die verschiedenen Sprachformen (Mundarten, Hochdeutsch). Es analysiert den Sprachwandel und die damit verbundenen Phasen, indem es beispielsweise die Theorie von Melika heranzieht.
Sprachgebrauch: Dieses Kapitel befasst sich mit dem konkreten Sprachgebrauch der Deutschukrainer in verschiedenen Domänen (Familie, Schule, Öffentlichkeit). Es analysiert das Phänomen der Diglossie, sowohl Außen- als auch Binnendiglossie, und untersucht die Sprachkompetenz und den Einfluss von Assimilationsprozessen.
Schlüsselwörter
Deutsche Sprachminderheit, Ukraine, Soziolinguistik, Sprachwandel, Multilinguismus, Diglossie, Code-Switching, Spracherhaltung, Siedlungsgeschichte, Deutschukrainer, Mundarten, Hochdeutsch.
Häufig gestellte Fragen zum Thema "Deutsche Sprachinseln in der Ukraine"
Was ist der Inhalt dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die deutsche Sprachminderheit in der Ukraine. Sie beschreibt die soziolinguistische Situation der Deutschukrainer und analysiert die Faktoren, die den Sprachgebrauch und den Sprachwandel beeinflussen. Die Arbeit beleuchtet die Geschichte der deutschen Siedlungen, die sprachlichen Aktivitäten zur Erhaltung der deutschen Sprache und die Herausforderungen des Multilinguismus in diesem Kontext. Es wird ein umfassender Überblick über die geographische Lage, die Demographie, die Siedlungsgeschichte, spracherhaltende Maßnahmen, die soziolinguistische Situation (inkl. Multilinguismus, Code-Switching und Dialekte), den Sprachgebrauch (inkl. Diglossie) und die Sprachwandelprozesse geboten.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit konzentriert sich auf die Geschichte der deutschen Siedlungen in der Ukraine, die Spracherhaltungsmaßnahmen der Deutschukrainer, die soziolinguistische Situation und den Sprachwandel, den Multilingualismus und Code-Switching sowie den Einfluss von politischen und gesellschaftlichen Faktoren auf den Sprachgebrauch.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in Kapitel zu Einleitung, geographischer Lage, Statistik und Demographie, der Geschichte der deutschen Sprachinseln in der Ukraine, spracherhaltenden Aktivitäten der deutschen Kolonisten, der soziolinguistischen Situation und dem Sprachgebrauch. Jedes Kapitel bietet detaillierte Informationen zu den jeweiligen Aspekten.
Wie wird die Geschichte der deutschen Siedlungen behandelt?
Das Kapitel zur Geschichte der deutschen Sprachinseln in der Ukraine bietet eine umfassende Darstellung von den frühen Ansiedlungen (12.-14. Jh.) bis zur Gegenwart. Es untersucht Pull- und Push-Faktoren der Migration, die Entstehung der heutigen deutschsprachigen Siedlungen, regionale Unterschiede in der Siedlungsgeschichte, den Einfluss des Ersten Weltkriegs, staatliche Repressionen, Flucht und Repatriierung sowie die Situation der deutschsprachigen Minderheit im Kontext der politischen Wende.
Welche spracherhaltenden Aktivitäten werden analysiert?
Die Arbeit analysiert die Wiederbelebung des kulturellen Lebens der Deutschen, den Deutschunterricht in ukrainischen Schulen und deutschsprachige Medien als Maßnahmen zur Spracherhaltung.
Wie wird die soziolinguistische Situation beschrieben?
Die soziolinguistische Situation wird anhand des Multilinguismus, Code-Switching, verschiedener Sprachformen (Mundarten wie „Schwobisch”, Hochdeutsch, passiver Sprachgebrauch), der fünf Phasen des Sprachwechsels nach Melika und der Dialekte beleuchtet. Die Analyse umfasst auch die Sprachverteilung innerhalb der Sprechergruppe.
Was versteht man unter Diglossie im Kontext dieser Arbeit?
Die Arbeit analysiert die Diglossie, sowohl Außendiglossie (Russisch/Ukrainisch - Deutsch) als auch Binnendiglossie (Hochdeutsch - „Schwobisch“), um den Sprachgebrauch der Deutschukrainer zu verstehen. Die Sprachkompetenz eines durchschnittlichen Deutschukrainers wird ebenfalls betrachtet.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Deutsche Sprachminderheit, Ukraine, Soziolinguistik, Sprachwandel, Multilinguismus, Diglossie, Code-Switching, Spracherhaltung, Siedlungsgeschichte, Deutschukrainer, Mundarten, Hochdeutsch.
Welche Methoden wurden angewendet?
Die Arbeit beschreibt zwar nicht explizit die angewandte Methodik in diesem Auszug, aber es ist ersichtlich, dass eine deskriptive und analytische Vorgehensweise gewählt wurde, um die soziolinguistische Situation der Deutschukrainer zu beschreiben und zu erklären. Die Arbeit stützt sich auf statistische Daten und historische Informationen.
Wo finde ich mehr Informationen?
Diese FAQ basieren auf einem Auszug der vollständigen Arbeit. Für detaillierte Informationen und die vollständige Analyse wird empfohlen, die vollständige Arbeit zu konsultieren.
- Citar trabajo
- Johannes Müller (Autor), 2009, Deutsche Sprachminderheiten in der Ukraine, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/139800