Die Veränderungen, die das Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz (BilMoG) hervorruft, stellen zurzeit ein stark diskutiertes Thema dar. Während die einen von „einem Meilenstein in der Geschichte“ und „Paradigmenwechsel“, befürchten andere die „Entobjektivierung von Bilanzinhalten“ und einen „Frontalangriff auf die Grundfesten des deutschen Bilanzrechts“. Engel-Ciric spricht schlichtweg von einem „BilanzMoGel-Gesetz“.
Der Gesetzgeber verfolgt mit dem BilMoG das Ziel, die Informationsfunktion unter Beibehaltung der Zahlungsbemessungsfunktion zu stärken. Dazu sollen u.a. bilanzpolitische Gestaltungsspielräume v.a. durch die Abschaffung expliziter Wahlrechte eingeschränkt werden, um eine höhere zwischenbetriebliche Vergleichbarkeit zu erreichen. Andererseits entstehen jedoch z.B. durch neue Ansatz- und Bewertungsmethoden implizite Wahlrechte. Unklar ist daher, inwieweit das BilMoG tatsächlich zu geringeren bilanzpolitischen Spielräumen führt als das derzeit geltende HGB.
Es ist jedoch sicher, dass die Bilanzanalyse durch die Veränderungen vor neue Herausforderungen gestellt wird. Einen Beitrag zur Bewältigung dieser Herausforderungen könnten mathematisch-statistische Verfahren leisten. Fraglich ist allerdings, inwieweit diese Verfahren nach den Veränderungen durch das BilMoG geeignet sind, Bilanzpolitik zuverlässig mit einer hohen Sicherheitswahrscheinlichkeit zu identifizieren.
Ziel der Diplomarbeit ist es daher, mathematisch-statistische Verfahren zur Identifikation von Bilanzpolitik vor dem Hintergrund der Änderungen im Einzelabschluss durch den Gesetzentwurf des BilMoG kritisch zu analysieren. Ein Schwerpunkt wird auf den Periodenabgrenzungsmodellen liegen und hierbei insbesondere auf dem Jones-Modell.
Dazu sollen zunächst im Rahmen der Grundlagen der Begriff Bilanzpolitik definiert und die bedeutendsten mathematisch-statistischen Verfahren zur Identifikation von Bilanzpolitik vorgestellt werden. Anschließend werden die wesentlichen Veränderungen durch das BilMoG hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf den bilanzpolitischen Spielraum erläutert. Im Anschluss daran erfolgt eine Analyse der wesentlichen Änderungen bezüglich ihrer Auswirkungen auf die Periodenabgrenzungsmodelle. Diese Analyse wird durch die Berechnung des Jones-Modells anhand des Beispiels der Volkswagen AG unterstützt. Abschließend werden im Fazit die Ergebnisse der Diplomarbeit zusammengefasst und ein Ausblick auf künftige Herausforderungen und mögliche Entwicklungen gegeben.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Fundamentale Aspekte der Bilanzpolitik
- 2.1 Bilanzpolitik
- 2.2 Mathematisch-statistische Verfahren zur Identifikation von Bilanzpolitik
- 2.2.1 Überblick
- 2.2.2 Erreichung von Zielgrößen
- 2.2.2.1 Grundidee
- 2.2.2.2 Studien zur Analyse der Verteilung von Gewinngrößen
- 2.2.3 Gewinnglättung
- 2.2.3.1 Grundidee
- 2.2.3.2 Studien zur Gewinnglättung
- 2.2.4 Periodenabgrenzungsmodelle zur Identifikation von gewinnerhöhender und -mindernder Bilanzpolitik
- 2.2.4.1 Grundidee
- 2.2.4.2 Einfache Schätzmodelle
- 2.2.4.3 Regressionsmodelle
- 3 Wesentliche Änderungen im Einzelabschluss und ihre Auswirkungen auf den bilanzpolitischen Spielraum
- 3.1 Entstehung, Zielsetzung und grundlegende Änderungen des BilMoG
- 3.2 Wesentliche Änderungen und ihre Auswirkungen auf den bilanzpolitischen Spielraum
- 3.2.1 Anlagevermögen
- 3.2.1.1 Geschäfts- und Firmenwert
- 3.2.1.2 Bilanzierung selbst erstellter immaterieller Vermögensgegenstände des Anlagevermögens
- 3.2.2 Vorräte
- 3.2.2.1 Herstellungskosten
- 3.2.2.2 Zu Handelszwecken erworbene Finanzinstrumente
- 3.2.3 Sonstige Aktivposten
- 3.2.3.1 Ingangsetzungs- und Erweiterungsaufwendungen
- 3.2.3.2 Aktive latente Steuern
- 3.2.3.3 Abgrenzungswahlrechte
- 3.2.4 Rückstellungen
- 3.2.5 Abschreibungs- und Zuschreibungswahlrechte
- 3.2.1 Anlagevermögen
- 4 Konsequenzen für Periodenabgrenzungsmodelle aufgrund der bilanzrechtlichen Änderungen anhand des Beispiels der Volkswagen AG
- 4.1 Grundlegende Annahmen für das Beispiel Volkswagen AG
- 4.2 Wesentliche Änderungen und ihre Auswirkungen auf die Berechnung der Periodenabgrenzungsmodelle
- 4.2.1 Anlagevermögen
- 4.2.2 Vorräte
- 4.2.3 Sonstige Aktivposten
- 4.2.4 Rückstellungen und Aufwandsrückstellungen
- 4.2.5 Abschaffung von Abschreibungs- und Zuschreibungswahlrechte
- 4.3 Zusammenfassende Betrachtung der Periodenabgrenzungsmodelle
- 5 Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit untersucht die Chancen und Grenzen mathematisch-statistischer Verfahren zur Identifikation von Bilanzpolitik nach der Reformierung des Handelsgesetzbuchs (HGB). Die Arbeit analysiert die Auswirkungen der Änderungen des BilMoG auf den bilanzpolitischen Spielraum und deren Konsequenzen für die Anwendung verschiedener Periodenabgrenzungsmodelle.
- Auswirkungen des BilMoG auf den bilanzpolitischen Spielraum
- Anwendbarkeit mathematisch-statistischer Verfahren zur Bilanzpolitikidentifikation
- Analyse verschiedener Periodenabgrenzungsmodelle
- Fallstudie am Beispiel der Volkswagen AG
- Bewertung der Chancen und Grenzen der untersuchten Methoden
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Dieses Kapitel führt in die Thematik der Bilanzpolitik und der Anwendung mathematisch-statistischer Verfahren zur deren Identifikation ein. Es beschreibt den Forschungsstand und die Zielsetzung der Arbeit.
2 Fundamentale Aspekte der Bilanzpolitik: Dieses Kapitel legt die theoretischen Grundlagen der Arbeit dar. Es definiert Bilanzpolitik und beschreibt verschiedene mathematisch-statistische Verfahren, die zur Identifizierung von Bilanzpolitik eingesetzt werden können, wie beispielsweise die Analyse der Verteilung von Gewinngrößen und Periodenabgrenzungsmodelle. Der Fokus liegt auf der Erläuterung der zugrundeliegenden Prinzipien und der Darstellung unterschiedlicher methodischer Ansätze.
3 Wesentliche Änderungen im Einzelabschluss und ihre Auswirkungen auf den bilanzpolitischen Spielraum: Das Kapitel analysiert die wesentlichen Änderungen des Bilanzrechtsmodernisierungsgesetzes (BilMoG) und deren Auswirkungen auf den Spielraum für Bilanzpolitik. Es werden detailliert die Änderungen in Bezug auf Anlagevermögen, Vorräte, sonstige Aktivposten, Rückstellungen und Abschreibungswahlrechte beleuchtet und deren Einfluss auf die Möglichkeiten der Bilanzgestaltung erörtert. Die Analyse untersucht die neuen bilanzrechtlichen Regelungen und ihre Implikationen für die Unternehmenspraxis.
4 Konsequenzen für Periodenabgrenzungsmodelle aufgrund der bilanzrechtlichen Änderungen anhand des Beispiels der Volkswagen AG: Dieses Kapitel wendet die Erkenntnisse der vorherigen Kapitel auf ein konkretes Beispiel an – die Volkswagen AG. Es analysiert, wie die bilanzrechtlichen Änderungen die Berechnung von Periodenabgrenzungsmodellen beeinflussen. Anhand der Volkswagen AG wird die praktische Relevanz der theoretischen Überlegungen verdeutlicht und die Auswirkungen der Gesetzesänderungen auf die Anwendung der Modelle in der Praxis gezeigt. Die Analyse umfasst eine detaillierte Betrachtung verschiedener Bilanzpositionen und deren Einfluss auf die Modellierung.
Schlüsselwörter
Bilanzpolitik, Mathematisch-statistische Verfahren, Periodenabgrenzungsmodelle, BilMoG, Handelsgesetzbuch (HGB), Gewinnglättung, Volkswagen AG, Anlagevermögen, Vorräte, Rückstellungen, Abschreibungen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Diplomarbeit: Auswirkungen des BilMoG auf die Bilanzpolitik
Was ist der Gegenstand dieser Diplomarbeit?
Die Diplomarbeit untersucht die Auswirkungen des Bilanzrechtsmodernisierungsgesetzes (BilMoG) auf den bilanzpolitischen Spielraum von Unternehmen und die Anwendbarkeit mathematisch-statistischer Verfahren, insbesondere Periodenabgrenzungsmodelle, zur Identifikation von Bilanzpolitik. Der Fokus liegt auf der Analyse der Chancen und Grenzen dieser Verfahren nach der BilMoG-Reform.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: die Auswirkungen des BilMoG auf den bilanzpolitischen Spielraum, die Anwendbarkeit mathematisch-statistischer Verfahren zur Identifikation von Bilanzpolitik, die Analyse verschiedener Periodenabgrenzungsmodelle, eine Fallstudie am Beispiel der Volkswagen AG und die Bewertung der Chancen und Grenzen der untersuchten Methoden. Es werden fundamentale Aspekte der Bilanzpolitik, verschiedene mathematisch-statistische Verfahren (einschließlich Gewinnglättung) und die detaillierten Änderungen des BilMoG in Bezug auf verschiedene Bilanzpositionen (Anlagevermögen, Vorräte, Rückstellungen etc.) analysiert.
Welche mathematisch-statistischen Verfahren werden untersucht?
Die Arbeit untersucht verschiedene mathematisch-statistische Verfahren zur Identifikation von Bilanzpolitik, wobei der Schwerpunkt auf Periodenabgrenzungsmodellen liegt. Diese Modelle werden im Detail erläutert und ihre Anwendung anhand eines Beispiels (Volkswagen AG) demonstriert. Zusätzlich werden Verfahren zur Analyse der Verteilung von Gewinngrößen und die Grundidee der Gewinnglättung behandelt.
Wie wird der Einfluss des BilMoG auf den bilanzpolitischen Spielraum analysiert?
Die Analyse des Einflusses des BilMoG erfolgt durch eine detaillierte Betrachtung der wesentlichen Änderungen des Bilanzrechts. Es werden die Auswirkungen auf den bilanzpolitischen Spielraum für verschiedene Bilanzpositionen wie Anlagevermögen (inkl. Geschäfts- und Firmenwert und selbst erstellte immaterielle Vermögensgegenstände), Vorräte (Herstellungskosten und zu Handelszwecken erworbene Finanzinstrumente), sonstige Aktivposten (Ingangsetzungsaufwendungen, aktive latente Steuern, Abgrenzungswahlrechte), Rückstellungen und Abschreibungs- und Zuschreibungswahlrechte untersucht.
Welche Rolle spielt die Volkswagen AG in der Arbeit?
Die Volkswagen AG dient als Fallbeispiel, um die praktischen Konsequenzen der bilanzrechtlichen Änderungen auf die Anwendung von Periodenabgrenzungsmodellen zu veranschaulichen. Die Analyse untersucht, wie die Änderungen im BilMoG die Berechnung dieser Modelle beeinflussen und welche Auswirkungen dies auf die Ergebnisse hat. Die detaillierte Betrachtung verschiedener Bilanzpositionen der Volkswagen AG verdeutlicht die praktische Relevanz der theoretischen Überlegungen.
Welche Schlussfolgerungen zieht die Arbeit?
Die Arbeit zieht Schlussfolgerungen zur Anwendbarkeit mathematisch-statistischer Verfahren zur Identifikation von Bilanzpolitik nach der BilMoG-Reform. Sie bewertet die Chancen und Grenzen der untersuchten Methoden und liefert einen Ausblick auf zukünftige Forschungsfragen. Das Fazit fasst die zentralen Ergebnisse zusammen und diskutiert die Implikationen für die Praxis.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Schlüsselwörter sind: Bilanzpolitik, Mathematisch-statistische Verfahren, Periodenabgrenzungsmodelle, BilMoG, Handelsgesetzbuch (HGB), Gewinnglättung, Volkswagen AG, Anlagevermögen, Vorräte, Rückstellungen, Abschreibungen.
- Arbeit zitieren
- Iris Burmester (Autor:in), 2008, Chancen und Grenzen mathematisch-statistischer Verfahren zur Identifikation von Bilanzpolitik nach der Reformierung des HGB, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/139904