Diese Bachelorarbeit im Gesundheits- und Sozialwesen stellt ausgehend vom lokalen Beispiel Jenas die Möglichkeiten zu Prävention und Intervention rechtsextremer Einflüsse in der offenen Kinder- und Jugendarbeit zur Diskussion. Hierbei fokussiert die Untersuchung das Dilemma des Antagonismus aus Offenheit und (Nicht-) Akzeptanz in offenen Kinder- und Jugendeinrichtungen, welches nicht zuletzt aus dem Zusammenstoß des Sozialarbeitsethos mit den Prinzipien der freiheitlich-demokratischen Grundordnung Deutschlands resultiert. Letzteren verpflichtet und doch an Ersteren gebunden, unterliegen Sozialarbeiter:innen täglich dem Kampf zwischen demokratischer Wertevermittlung und bedingungsloser Aufgeschlossenheit, auch gegenüber antidemokratisch handelnden und denkenden Klient:innen.
Rückt der Fall hingegen in den Fokus sozialarbeiterischer Betrachtung, wird die Lesart eine andere: Zur Ergründung nachweisbarer Folgen bleibt die Analyse der NSU-Genese nicht aus. So lässt sich der Ursprung der Terrorbewegung auf Jena-Winzerla, genauer auf die offene Kinder- und Jugendeinrichtung Winzerclub, zurückführen. Die damalige Situation der Einrichtung und die erste Kontaktaufnahme durch einen der drei NSU-Hauptprotagonisten, Uwe Mundlos, wird wie folgt beschrieben: „In Springerstiefeln, umgekrempelten Jeans und schwarz-rot-goldenen Hosenträgern ist er einer der Eröffnungsgäste des ersten Jugendclubs. ‚Wir haben einen Raum gesucht, und wir haben einen Raum gekriegt, erklärt er einem Lokalreporter'.“
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1 Theoretische Auseinandersetzung mit dem Arbeitsfeld
- 1.1 Rechtliche Grundlagen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit
- 1.2 Träger der Offenen Kinder- und Jugendarbeit
- 1.3 Handlungsfelder der Offenen Kinder- und Jugendarbeit
- 1.3.1 Bildung in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit
- 1.3.2 Sport in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit
- 1.3.3 Kooperationen
- 1.4 Prinzipien der Offenen Kinder- und Jugendarbeit
- 1.4.1 Prinzip der Offenheit
- 1.4.2 Prinzip der Freiwilligkeit
- 1.4.3 Prinzip der Partizipation
- 1.4.4 Prinzip der Geschlechtergerechtigkeit
- 1.4.5 Prinzip der Lebenswelt-/ Sozialraumorientierung
- 2 Rechtsextremismus
- 2.1 Begriffsklärung Extremismus
- 2.2 Begriffsklärung Rechtsextremismus
- 2.3 Entwicklungen des Rechtsextremismus sowie rechtsextremer Gruppierungen und Organisationen
- 2.4 Rechtsextreme Erlebniswelten als jugendkultureller Lebensstil
- 2.4.1 Internet als Kommunikationsplattform
- 2.4.2 Musik als Medium
- 2.4.3 Symbole, Codes und Kleidung
- 3 Präventions- und Interventionsmöglichkeiten von Rechtsextremismus in der Lebensphase Jugend
- 3.1 Historische Entwicklung der (sozial-)pädagogischen Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus
- 3.2 Betrachtung der Jugend als Entwicklungsphase
- 3.2.1 Sozialisationsansatz jugendlicher Entwicklung
- 3.2.2 Entwicklungsaufgaben innerhalb der Jugendphase
- 3.3 Zielgruppen der Extremismusprävention und -intervention
- 3.3.1 Beschreibung und Analyse der KlientInnenstruktur in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit
- 3.3.2 Anzeichen und Bedingungen von Rechtsextremismus im Kindesalter
- 3.3.3 Sozialisation rechtsextremer Jugendlicher
- 3.4 Pädagogische Auseinandersetzungen mit rechtsorientierten Jugendlichen
- 3.4.1 Normative Ziele
- 3.4.2 Beziehungsarbeit als professioneller Arbeitsrahmen
- 3.4.3 Jugendliche differenziert und realistisch einschätzen
- 4 Das Dilemma der Offenen Kinder- und Jugendarbeit
- 4.1 Zusammenfassung der spezifischen Bedingungen Offener Kinder- und Jugendarbeit
- 4.2 Dilemma des Antagonismus aus Offenheit und (Nicht-) Akzeptanz
- 5 Präventions- und Interventionsmöglichkeiten in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit
- 5.1 Akzeptierende Jugendarbeit
- 5.2 Geschlechterbewusstes Angebot
- 5.3 Vernetzung und Kooperationen
- 5.4 Politische Bildung in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit
- 5.5 Partizipation ermöglichen
- 5.6 Weitere Interventionsmöglichkeiten in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit
- 6 Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit befasst sich mit der Prävention und Intervention von Rechtsextremismus in der offenen Kinder- und Jugendarbeit. Sie analysiert die spezifischen Herausforderungen, die sich aus dem Dilemma der Offenheit und (Nicht-)Akzeptanz ergeben, und beleuchtet verschiedene Interventionsmöglichkeiten, die im Kontext der offenen Jugendarbeit erfolgreich eingesetzt werden können.
- Rechtliche Grundlagen und Prinzipien der offenen Kinder- und Jugendarbeit
- Entwicklungen und Erscheinungsformen von Rechtsextremismus
- Sozialisation rechtsextremer Jugendlicher und pädagogische Ansätze zur Intervention
- Dilemma der Offenheit und (Nicht-)Akzeptanz in der offenen Jugendarbeit
- Präventions- und Interventionsmöglichkeiten im Kontext der offenen Kinder- und Jugendarbeit
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer theoretischen Auseinandersetzung mit dem Arbeitsfeld der offenen Kinder- und Jugendarbeit. Sie beleuchtet die rechtlichen Grundlagen, die Träger, die Handlungsfelder und die Prinzipien dieses Arbeitsbereichs. Anschließend wird der Begriff des Rechtsextremismus definiert und seine Entwicklung sowie die Verbreitung rechtsextremer Gruppierungen und Organisationen analysiert. Im Fokus steht dabei die Frage, wie sich rechtsextreme Erlebniswelten als jugendkultureller Lebensstil in der heutigen Zeit manifestieren.
Die Arbeit geht dann auf Präventions- und Interventionsmöglichkeiten von Rechtsextremismus in der Lebensphase Jugend ein. Sie beleuchtet die historische Entwicklung der (sozial-)pädagogischen Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus und betrachtet die Jugend als Entwicklungsphase. Besonderes Augenmerk liegt auf der Analyse der Zielgruppen der Extremismusprävention und -intervention sowie auf der Beschreibung der KlientInnenstruktur in der offenen Kinder- und Jugendarbeit.
Die Arbeit beschäftigt sich im Detail mit den pädagogischen Auseinandersetzungen mit rechtsorientierten Jugendlichen, wobei normative Ziele, Beziehungsarbeit und die differenzierte Einschätzung jugendlicher Einstellungen im Vordergrund stehen. Darüber hinaus wird das Dilemma der offenen Kinder- und Jugendarbeit im Kontext von Rechtsextremismusprävention und -intervention beleuchtet.
Die Arbeit endet mit der Darstellung verschiedener Präventions- und Interventionsmöglichkeiten in der offenen Kinder- und Jugendarbeit. Dabei werden Themen wie Akzeptierende Jugendarbeit, geschlechterbewusste Angebote, Vernetzung und Kooperationen, politische Bildung sowie Partizipation behandelt.
Schlüsselwörter
Rechtsextremismus, offene Kinder- und Jugendarbeit, Prävention, Intervention, Offenheit, Akzeptanz, Dilemma, Sozialisation, Jugend, pädagogische Ansätze, Zielgruppen, KlientInnenstruktur, normative Ziele, Beziehungsarbeit, Vernetzung, Kooperationen, politische Bildung, Partizipation.
- Arbeit zitieren
- Steffen Müller (Autor:in), 2018, Rechtsextremismus in der Kinder- und Jugendarbeit. Analyse am Beispiel Jena-Winzerla und der NSU-Genese, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1399630