Die Bodenseeschule unter lernpsychologischen Aspekten


Hausarbeit, 2006

13 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung: Einbettung des Themas in das Seminar

2 Hauptteil:
a) Allgemeine Informationen zur Bodenseeschule
b) Der Marchtaler Plan und seine christliche Anthropologie
c) Die wichtigsten Strukturelemente der Bodenseeschule unter lernpsychologischen Aspekten
I. Der Morgenkreis bzw. Abschlusskreis
II. Fachunterricht
III. Vernetzter Unterricht
IV. Freie Stillarbeit

3 Schluss: Zusammenfassung und Ausblick hinsichtlich einer Anwendung der Strukturelemente an herkömmlichen Schulen

4 Literaturverzeichnis

5 Abbildungsverzeichnis:

1 Einleitung: Einbettung des Themas in das Seminar

Im Seminar mit dem Titel „Schüleraktive Lern- und Arbeitsformen im offenen Unterricht“ setzten wir uns mit verschiedenen sinnvollen Möglichkeiten des schulischen Arbeitens mit Kindern auseinander. So beschäftigten wir uns zu Beginn mit dem offenen Unterricht und seinen Merkmalen. Danach untersuchten wir verschiedene Techniken und Methoden des Unterrichtens wie zum Beispiel Well - Methoden oder verschiedene Formen des Offenen Unterrichts. Zu diesen gehören insbesondere die Freiarbeit und Projekte, welches typische Formen des Offenen Unterrichts sind und an der Bodenseeschule schon seit vielen Jahren zum Schulalltag gehören. Darüber hinaus bietet die Bodenseeschule Einblick, wie Schule im ganzen gelingen kann. Schwerpunktmäßig setze ich mich in dieser Arbeit mit den wichtigsten Strukturelementen der Bodenseeschule unter lernpsychologische Aspekten auseinander.

2 Hauptteil:

a) Allgemeine Informationen zur Bodenseeschule

Die Bodenseeschule wurde 1970 von interessierten Eltern gegründet und ist ab der dritten Klasse eine Ganztagesschule mit Mittagessen und Mittagsfreizeit, mit Handwerksgruppen, Freizeitgruppen und Arbeitsgemeinschaften. Gleichzeitig ist die Bodenseeschule St. Martin eine katholische freie Grund-, Haupt- und Werkrealschule, deren Erziehung und Bildung auf einem christlichen Menschenbild basieren. Die Organisationsstruktur der Bodenseeschule ist mit normalen Schulen nicht vergleichbar. So benötigen die auf die einzelne Person ausgerichteten Lehr – und Lernformen mehr Zeit und somit mehr Schulstunden. Sie beginnt um 8.00 Uhr und endet um 15.40 Uhr. In der Grundschule sind 420 Schülerinnen und Schüler in sog. Familienklassen, d.h. sie sind jahrgangsübergreifend organisiert. Die Hauptschule mit Werkrealschule umfasst 440 Schülerinnen und Schüler in 17 Klassen incl. freiwilligem 10. Schuljahr für die Werkrealschule. Für die ersten beiden Klassen besteht zudem die Möglichkeit des Besuches im Kinderhaus mit Ganztagsangebot. Was den Einzugsbereich der Bodenseeschule betrifft, so besuchen die Bodensee-Schule St. Martin Kinder und Jugendliche aus dem Bodenseeraum und stellen somit einen repräsentativen Querschnitt der „Bodensee-Bevölkerung" dar.

An der Bodenseeschule sind 62 Lehrkräfte, 34 pädagogische Mitarbeiter im Ganztagsbereich und 40 Beschäftigte in Verwaltung, Reinigung und Küche angestellt. Verschiedene Rahmenbedingungen und Gestaltungsprinzipien sorgen dafür, dass die Bodenseeschule ein Ort der Begegnung, des Lernens und menschlichen Zusammenlebens ist. Dazu gehören zum einen verschiedenste Räume, wie Werkstätten, die Unterrichtsbereiche für die Klassen, Spiel- und Zerstreuungsbereiche, Medienbereiche, sportliche Erholungsbereiche, Begegnungsbereiche und natürlich den Verpflegungsbereich. Zum anderen gibt es einen Schulvertrag zwischen Schülern, Eltern und Schulträger, in dem sich jeder Schüler bestimmten Verhaltensregeln verpflichtet. Die wichtigsten Gestaltungsprinzipien sind der Morgen-/Abschlusskreis, die freie Stillarbeit, der vernetzte Unterricht, der Fachunterricht, die Mittagsfreizeit, die Freizeiterziehung und die Handwerkserziehung. Der Stundenplan für die Hauptschule sieht wie folgt aus:

Abbildung 1: Stundenplan für die Hauptschule

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

b) Der Marchtaler Plan und seine christliche Anthropologie

Der Marchtaler Plan ist ein Bildungs- und Erziehungsplan, der eigens für katholische Freie Schulen entwickelt wurde. Im Mittelpunkt einer jeden Schule steht das einzelne Kind und die Frage: Was ist ein Kind und wie werde ich dem Kind gerecht? Die Pädagogik der Bodenseeschule findet ihre Antworten im christlichen Menschenbild. Für die Konkretisierung im Schulalltag wurden unter anderem die Erkenntnisse von Maria Montessori zugrundegelegt.

Die Erziehung und Bildung nach dem Marchtaler Plan haben zum Ziel:

- Vermittlung von Bildung und Wissen, die den Anforderungen genügen, die heute an gute Schulen zu stellen sind;
- ganzheitlich personale und soziale Erziehung, die die harmonische Entfaltung und Förderung der körperlichen und geistigen Anlagen, soziales Engagement und Mitarbeit in der menschlichen Gesellschaft anstrebt;
- sittlich-religiöse Erziehung, die vertraut macht mit der Botschaft JesuChristi, zu personal vollzogenem Glauben hinführt und die erfahren lässt, dass Menschsein letztlich auf Hoffnung hin angelegt ist.[1]

Die unterrichtliche Realisierung der Erziehungs- und Bildungskonzeption des Marchtaler Plans erfolgt mittels seiner vier Strukturelemente. So soll das Kind zu verantworteter Freiheit erzogen werden mit all seinen Stärken und Schwächen.

c) Die wichtigsten Strukturelemente der Bodenseeschule unter lernpsychologischen Aspekten

Die vier Strukturelemente, welche die Bodenseeschule prägen sind Morgenkreis (I), Fachunterricht (II), vernetzter Unterricht (III) und Freie Stillarbeit (IV).

I. Der Morgenkreis bzw. Abschlusskreis

Der Morgenkreis findet jeden Montag in der ersten Stunde bzw. am Freitag in der letzten Stunde beim Klassenlehrer / Klassenlehrerin statt. Der Morgenkreis eröffnet die Schulwoche und kennzeichnet den Wochenanfang als eine neu geschenkte Gabe und Aufgabe. Er dient zur Rhythmisierung und Ritualisierung der Schulwoche. Elemente des Morgenkreises sind Anschauung, Besinnung, Hören und Sehen lernen, Vernehmen können und still werden. Sammlung und Konzentration führen zu sich selbst und zu Gott, schaffen eine für den Unterricht und den Umgang miteinander förderliche Atmosphäre.[2] Aus lernpsychologischer Sicht ist die Umgebung mit ausschlaggebend für effektives Lernen. Hierzu gehören aber nicht nur die Materialien und Unterrichtsgegenstände, sondern insbesondere auch eine Atmosphäre der Ruhe und gegenseitiger Rücksicht, zumal in der Schule in Klassenverbänden unterrichtet wird. Daher bietet der Morgenkreis eine optimale Gelegenheit zur Herstellung eines Klimas, in dem Lernen möglich wird, da die Schüler einerseits eine lernfreundliche Umgebung vorfinden und andererseits, was genau so wichtig ist, durch den Morgenkreis zu sich selbst finden und so still werden können, um sich auf ihre Aufgaben zu konzentrieren. Darüber hinaus bietet der Morgenkreis die Möglichkeit, dass die Schüler ihre Sinne schulen können, d. h. ihre Fähigkeiten im Sehen, Hören, Schmecken, Fühlen und Riechen üben können. Diese sind unerlässlich für das Lernen. Anders ausgedrückt, im Morgenkreis werden die Antennen und die Lernvorrichtungen des einzelnen Schülers ausgerichtet bzw. geschult, damit sie für das Lernen ausgebildet sind. Gerade in einer Zeit des ständigen TV-Konsums und der Reizüberflutung verkümmern wichtige menschliche Instrumente des Lernens, da sie nicht gefördert werden. Damit im menschlichen Gehirn möglichst viele Informationen ins Langzeitgedächtnis gelangen, müssen die Lerninhalte über möglichst viele Eingangskanäle (Fühlen, Tasten, Augen, Ohren, Nase) angeboten, eingeprägt und verarbeitet werden.[3] Die ankommenden Impulse gelangen zu den einzelnen Wahrnehmungsfeldern und werden von dort zu den Assoziationsfeldern in der Großhirnrinde geleitet.[4] Flüchtige Eindrücke hinterlassen kaum Prägungen in unserem Gehirn und unserem Langzeitgedächtnis, insbesondere dann wenn wir von einer Vielzahl von Reizen vom eigentlichen Lerngegenstand abgelenkt werden. Solche Informationen kreisen meist nur im Kurzzeitgedächtnis.[5] Indem die Schüler an der Bodenseeschule im Morgenkreis aber zur Ruhe und zu sich selbst finden, erhalten sie die Möglichkeit Lerngegenstände nicht nur im Kurzzeitgedächtnis zu behalten sondern im Langzeitgedächtnis zu vernetzen.

[...]


[1] Marchtaler Plan, Band 1, S. 13

[2] Marchtaler Plan S. 17

[3] Manfred Neumann, S. 31

[4] Manfred Neumann, S. 31

[5] Manfred Neumann, S. 36

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Die Bodenseeschule unter lernpsychologischen Aspekten
Hochschule
Pädagogische Hochschule Weingarten
Note
1,5
Autor
Jahr
2006
Seiten
13
Katalognummer
V139975
ISBN (eBook)
9783640472222
ISBN (Buch)
9783640472147
Dateigröße
418 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bodenseeschule, Aspekten
Arbeit zitieren
Marco Konrad (Autor:in), 2006, Die Bodenseeschule unter lernpsychologischen Aspekten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/139975

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