Der Gedanke an das bevorstehende Ende des Lebens kann unsere Lebensfreude erheblich beeinträchtigen. Zwar können wir entscheiden, ob wir unserem Tod eine hohe Bedeutung für das Leben zuschreiben (Seneca: "Denke stets an den Tod, um ihn nie zu fürchten" ), oder den Gedanken daran so gut es geht verdrängen, aber an der Tatsache unserer Endlichkeit führt kein Weg vorbei. Verschiedene Gründe sprechen gegen eine völlige Verdrängung des Todes aus unserem Leben: Erst die Akzeptanz des Todes ermöglicht die Überwindung der Todesfurcht, um ein Leben frei von Angst zu führen. Martin Heidegger nennt in seinem Werk SEIN UND ZEIT die gedankliche Vorwegnahme des Todes "Vorlaufen in den Tod". Dadurch, dass der Mensch sich der Kürze seines Lebens bewusstwird, so Heidegger, wandelt sich das unpersönliche "man stirbt irgendwann“ in eine personalisierte „ich werde sterben“ Erfahrung und ermöglicht damit eine tiefere Verbindung mit dem eigenen Lebensentwurf.
In ihrem Aufsatz „Fearing death“ führt die amerikanische Philosophin Amelie Oksenberg zwei weitere Gründe auf: weil wir wissen, dass wir sterben werden, können wir alles in unseren Möglichkeiten Liegende tun, damit der Tod nicht allzu früh eintritt. Weiterhin kann uns das Wissen um die eigene Sterblichkeit zu einer vernünftigen Lebensführung veranlassen, indem wir wirklich wesentliche Pläne und Wünsche von weniger wesentlichen unterscheiden. In diesem Essay wird versucht, in einer philosophisch rationalen Überlegung die Struktur des Problems eines „vernünftigen Lebens“, sowie die Struktur einer möglichen Lösung zu analysieren.
Inhaltsverzeichnis
- Der Gedanke an das bevorstehende Ende des Lebens
- Gründe gegen eine völlige Verdrängung des Todes
- Instrumentelle und intrinsische Wünsche
- Die Schwierigkeit der Lebensgestaltung
- Das praktische Problem der Endlichkeit des Lebens
- Zwei Kategorien von Fehlentscheidungen
- Das Problem der Zeit
- Alternativen für die Lebensplanung
- Vorsorge für ein erfülltes Leben
- Die Übertragung auf das tägliche Leben
- Regelmäßige Überprüfung von Zielen und Wünschen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Essay analysiert philosophisch rational die Struktur des Problems eines "vernünftigen Lebens" im Angesicht der Endlichkeit und die Struktur einer möglichen Lösung.
- Die Bedeutung der Akzeptanz des Todes für ein Leben ohne Angst
- Die Unterscheidung zwischen instrumentellen und intrinsischen Wünschen
- Die Herausforderung, die Lebenszeit optimal für intrinsisch wertvolle Tätigkeiten zu nutzen
- Die Bedeutung einer selbstbestimmten Vorstellung von einem gelungenen Leben
- Die Suche nach einer Strategie, um bessere intrinsische Möglichkeiten nicht zu verpassen
Zusammenfassung der Kapitel
- Der Gedanke an das bevorstehende Ende des Lebens: Der Essay beginnt mit der Darstellung des Problems der Endlichkeit und der damit verbundenen Todesfurcht. Er erläutert, wie die Akzeptanz des Todes zu einem Leben ohne Angst führen kann.
- Gründe gegen eine völlige Verdrängung des Todes: Hier werden verschiedene Gründe angeführt, die gegen eine völlige Verdrängung des Todes aus unserem Leben sprechen. Die Akzeptanz des Todes ermöglicht die Überwindung der Todesfurcht und eine tiefere Verbindung mit dem eigenen Lebensentwurf.
- Instrumentelle und intrinsische Wünsche: Der Text unterscheidet zwischen instrumentellen Wünschen, die der Lebenserhaltung dienen, und intrinsischen Wünschen, die über die Lebenserhaltung hinausgehen und unserem Leben einen Sinn verleihen.
- Die Schwierigkeit der Lebensgestaltung: Der Essay beleuchtet die Herausforderung, die Lebenszeit so zu gestalten, dass sie dazu beiträgt, unsere intrinsischen Wünsche zu erfüllen.
- Das praktische Problem der Endlichkeit des Lebens: Das Kapitel konzentriert sich auf die zwei zentralen Fragen: Wie können wir es vermeiden, bessere intrinsisch wertvolle Tätigkeiten zu verpassen? Wie vermeiden wir eine Fokussierung auf instrumentelle Tätigkeiten, die aufgrund des nahen Lebensendes vergeblich waren?
- Zwei Kategorien von Fehlentscheidungen: Hier werden zwei Arten von Fehlentscheidungen im Kontext der Endlichkeit des Lebens beschrieben: Fehlentscheidungen, die wir erst im Nachhinein als solche identifizieren, und Fehlentscheidungen, die aufgrund von instrumentellen Aktivitäten nicht ausgeführt werden konnten.
- Das Problem der Zeit: Dieses Kapitel befasst sich mit der Schwierigkeit, die Zeit sinnvoll wahrzunehmen und zu nutzen. Die Zeit ist ein schwer fassbares Phänomen, und die Dringlichkeit des Problems wächst mit zunehmendem Lebensalter.
- Alternativen für die Lebensplanung: Verschiedene Ansätze zur Lebensplanung werden vorgestellt und kritisch hinterfragt, darunter "Carpe diem", "Führe stets die optimale Tätigkeit aus" und "Nichts Wesentliches Aufschieben".
- Vorsorge für ein erfülltes Leben: Der Essay schlägt als erste Maßnahme vor, die Lebensdauer so lange wie möglich zu verlängern, um das Leben physisch und psychisch zu genießen.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen des Essays sind die Endlichkeit des Lebens, die Akzeptanz des Todes, instrumentelle und intrinsische Wünsche, Lebensplanung, optimale Nutzung der Lebenszeit und die Vermeidung von Fehlentscheidungen. Weitere wichtige Konzepte sind die Selbstbestimmung, die individuelle Vorstellung von einem gelungenen Leben, die Bedeutung von sozialen Beziehungen und die kritische Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Einflüssen.
- Arbeit zitieren
- Wolfgang Seifert (Autor:in), 2023, Philosophie des Todes. Endlichkeit und Lebensführung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1400332