In der vorliegenden Arbeit möchte ich den platonischen Wissensbegriff in seinen unterschiedlichen Definitionen herausarbeiten. Im Hauptteil werde ich mich den beiden großen Werken, dem Theaitetos und der Politeia zuwenden. Als Einführung in die Erkenntnisbereiche von Wissen und Meinung mit ihren jeweiligen Vermögen bietet sich der Dialog des Theaitetos an. Die dort noch getrennt betrachteten Erkenntnisbereiche werde ich dann als einheitliches hierarchisches Vermögen anhand des Liniengleichnisses der Politeia darstellen. Ein weiterer Unterpunkt gilt der Ähnlichkeitsbeziehung von Einheit durch Vielheit, um die einheitliche Wesensbildung genauer zu verstehen. Hieran schließe ich die Erörterung der Idee des Guten als Voraussetzung der Ideen und damit allen Wissens. Zuletzt widme ich mich der Lehre von der Wiedererinnerung (anamnêsis) im Menon, um meine Darstellung des platonischen Wissens durch die Voraussetzung des Lernens, dem Übergang von Nichtwissen zum Wissen, abzuschließen. Dem Hauptteil geht eine äußerst knappe Darstellung der Grundlagen voraus, um bestimmte Konzepte und Prinzipien einzuführen, die für das Verständnis der platonischen Werke notwendig werden. Ich werde anfangs außerdem auf formale Aspekte hinweisen, die für die Begriffsdefinitionen und die Untersuchung der Annahmen in den sokratischen Dialogen aufschlussreich sein mögen.
Die philosophische Bedeutung Platons lässt sich in seiner Größe durch die Entwicklung seines Wissensbegriffs darstellen, der sich aus kosmologischen und metaphysischen Prinzipien zusammensetzt. Somit bildet der Gegenstand des platonischen Wissens nicht das konkrete Ding, sondern das einheitliche Wesen, das sich nur durch eine denkbare Einheit, der Idee, erkennen lässt. Es unterliegt dabei dem Kriterium der Wahrheit, auf das sich die Suche richten muss. Hierzu werden Vermutungen mithilfe der sinnlichen Dinge nötig, um diese sodann auf ihre Einheit zu prüfen. Dieses erfolgt durch die dialektische Methode, in welcher der Inhalt der Annahme logisch untersucht wird.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Grundlagen der platonischen Erkenntnislehre
- Platons Konzept des Wissens anhand des Theaitet und der Politeia
- Die Definitionssuche: Was ist Erkenntnis?
- Die Bereiche des Erkenntnisvermögens: Das Liniengleichnis
- Wissen als Einheit der Vielheit
- Die höchste Form des Wissens als Voraussetzung für Wissen
- Das Menon-Paradox: Wissen durch Wiedererinnerung (anamnêsis)
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit Platons komplexem Wissensbegriff und seiner Darstellung in verschiedenen Schriften, insbesondere im Theaitetos und der Politeia. Sie zielt darauf ab, die unterschiedlichen Definitionen des Wissens aufzuzeigen und die Rolle der Ideenlehre in diesem Kontext zu beleuchten.
- Platons Konzept des Wissens
- Die Bedeutung der Ideenlehre für die Erkenntnis
- Die Rolle der Vernunft und der dialektischen Methode
- Die Unterscheidung von Wissen und Meinung
- Das Prinzip der Wiedererinnerung (anamnesis)
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt Platons Wissensbegriff im Kontext seiner kosmologischen und metaphysischen Prinzipien vor. Sie betont die Bedeutung der Idee als Einheit des Wesens und die Notwendigkeit der dialektischen Methode, um wahre Erkenntnis zu erlangen.
Grundlagen der platonischen Erkenntnislehre
Dieser Abschnitt beleuchtet die Grundlagen der platonischen Erkenntnislehre, insbesondere die Seelenlehre, die Einheitslehre und die Ideenlehre. Er erläutert die Rolle der Vernunftseele als zentrale Kraft, die Einheit aus Vielheit zu erkennen und die Bedeutung der Ideen als Voraussetzungen für wahres Wissen.
Platons Konzept des Wissens anhand des Theaitet und der Politeia
Dieser Abschnitt untersucht Platons Darstellung des Wissens im Theaitetos und der Politeia. Er analysiert die Definitionssuche im Theaitetos und die hierarchische Ordnung des Erkenntnisvermögens im Liniengleichnis der Politeia. Darüber hinaus wird die Bedeutung der Einheit durch Vielheit und die Rolle der Idee des Guten als Voraussetzung allen Wissens behandelt.
Das Menon-Paradox: Wissen durch Wiedererinnerung (anamnêsis)
Dieser Abschnitt beschäftigt sich mit der Lehre der Wiedererinnerung (anamnesis) im Menon, die die Voraussetzung des Lernens und den Übergang von Nichtwissen zum Wissen thematisiert.
Schlüsselwörter
Platon, Wissen, Erkenntnis, Ideenlehre, Theaitetos, Politeia, dialektische Methode, Wiedererinnerung (anamnesis), Einheit, Vielheit, Vernunft, Seele, Wahrheit, Wahrheitsanspruch
- Quote paper
- Dorothée Bauer (Author), 2020, Platons Konzept des Wissens und die Darstellung im "Menon" als Wiedererinnerung (anamnêsis), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1402800