Innerparteilicher Konflikt zwischen KPČ und KPS

Beziehungsweise zwischen Novotný und Dubček


Examensarbeit, 2009

31 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhalt

Alexanders Weg zum Sozialismus

Die Zwischenkriegszeit

Auf dem Weg zum Verlust der staatlichen Souveränität und der Zweite Weltkrieg

Der Nationale Aufstand gegen die Deutschen 1944

Die Weichen für die Wiederherstellung der Souveränität und die Machtübernahme durch die Kommunisten

Die „Säuberungen“ in den Lagern der Kommunisten

Reformkurs oder Festhalten am alten System?

Kursänderung und innerparteilicher Kampf

Das Jahr 1968

Literaturnachweis

Alexanders Weg zum Sozialismus

Alexander wurde am 27. November 1921[1] in Uhrovec in der Westslowakei geboren. Stefan Dubček, Alexanders Vater hatte 1910 sein Heimatdorf in Uhrovec verlassen um nach Budapest zu gelangen.[2] Dort fand er Arbeit in einer Möbelfabrik und dort organisierte er seine erste sozialistische Zelle. Jedoch mußte auf Grund dieser Organisation gehen und so stand er sechs Monate danach wieder mit leeren Händen da. Da er sich bewußt war jederzeit verhaftet zu werden, entschloß sich Stefan auszuwandern. Er wollte in die neue Welt, wo nach seiner Ansicht Freiheit und Gleichheit herrscht. Mit erst 19 Jahren emigrierte er in die USA. Seine erste Station war Chicago und dessen slowakisches Viertel. Hier mußte er erkennen, daß er niemals das Englische erlernen würde, wenn er nicht wo anders hingeht. So siedelte er ins irische Viertel um und nahm die Arbeit eines Zimmermanns an. Obwohl seine Ansichten bezüglich der Vereinigten Staaten getrübt wurden, genoß er dennoch mehr Freiheiten als in der Österreichisch-Ungarischen Monarchie. Stefan war ein überzeugter Sozialdemokrat. Anfang 1916 nahm er die US-Staatsbürgerschaft an und schloß sich der amerikanischen Sozialdemokratischen Partei an.[3] Aber zum Leidwesen von Stefan trat die USA 1917 in den Ersten Weltkrieg ein und er erhielt die Einberufung zum Militärdienst. Er versuchte durch Flucht dem zu entgehen, wurde aber gefaßt und saß danach, weil er nicht 1000 Dollar zahlen konnte, achtzehn Monate im Gefängnis. Nach der Entlassung zog er in die Madison Street um und nahm eine Arbeit in einer Klavierfabrik an. Dort lernte er Pavlina kennen und heiratete sie. Sie war auch aus der Slowakei gekommen. Aber sie lief damals von zu Hause weg um die Welt zu sehen. Jedoch kannte sie nur die Spülküche wo sie arbeitete und aus diesem Grund wurde sie Kommunistin. Schritt für Schritt verlor Stefan die Hoffnung in die Sozialdemokratie. Durch Pavlinas Einfluß begann er Marx zu studieren. Die Studien zu Marx faszinierten ihn so sehr daß er die Sozialdemokratie hinter sich ließ und sich dem Marxismus anschloß. Nachdem Ersten Weltkrieg schrieb Stefan nach Hause in Slowakei: „In Amerika kann man alles haben, nur keine Freiheit. Das einzige freie Land auf der Welt ist die Sowjetunion.“[4] Gegen Ende 1920 wollten beide, Stefan und die schwangere Pavlina nach Hause zurückkehren. Obwohl Stefan eine Lohnerhöhung erhalten änderten sie nicht ihren Plan Heimzukehren. Im Frühling 1921 führen die beiden mit Sohn Julius per Schiff nach Hause in das Dorf Uhrovec.[5]

Die Zwischenkriegszeit

Als Alexander auf die Welt kam, hatte sich die Landkarte Europas stark verändert. Die Slowakei war keine Provinz Ungarns mehr und die großen Reiche am Festland sind verschwunden. Die Tschechen und Slowaken bildeten einen gemeinsamen Staat, den sie die Tschechoslowakische Republik nannten. Jedoch waren die beiden Gebiete unterschiedlicher denn je. Die tschechischen Teil Böhmen und Mähren waren im 19. Jahrhundert rasch industrialisiert worden, dies trug auch zum Nationalbewußtsein bei. Im slowakischen Teil fand dies nicht statt bzw. beim Nationalbewußtsein nur sehr gering. In der Nationalversammlung der neuen gemeinsamen Republik waren von 256 Abgeordneten nur 40 Slowaken. Des Weiteren waren zwar beide Sprachen Amtssprachen, aber jede der beiden wurde im anderen Teil nicht gesprochen oder gelernt. Des Weiteren haben die tschechischen Politiker ihre slowakischen Kollegen immer als rückständig, politisch unreif und ihnen vieles anderes vorgeworfen. In der gemeinsamen Verwaltung saßen meist Tschechen.

Stefan, der nun mit seiner Familie und den schon geborenen Alexander in Uhrovec war, arbeite wieder als Zimmermann. Neben gründete er hier in seinem Heimatdorf eine Ortsgruppe der Tschechoslowakischen Kommunistischen Partei. Diese Arbeit in der Partei stellte ihn nicht zufrieden. Er wollte beim Aufbau des Sozialismus mithelfen. So kam es, daß er mit dem Gedanken der Auswanderung nach Rußland spielte. Mit dem Aufruf der IV. „Kommunistischen Internationale“ 1923 wurde von Seiten Rußlands die Hilfe zum Aufbau des Sozialismus gefordert. Die Idee wurde im ganzen Land (gemeint in der ganzen Slowakei) diskutiert. Die größte Gruppe war der Ido-Klub Turčansky Sväty Martin. Dieser Klub erhielt eine Beschreibung der Hilfsorganisation „Internationale Arbeiterhilfe“ der Komintern. Am 1. Mai 1923 gründeten Ido-Mitglieder Genossenschaften, die sie Interhelpo nannten.[6] In einer Zweigstelle der Interhelpo in Marktfleck Trenčin schrieben sich Stefan und Pavlina ein. Ein Brief ging von der Interhelpo nach Moskau. Moskau schrieb der Interhelpo zurück sie seien jederzeit in der Sowjetunion willkommen. Stefan und Pavlina kamen 1924 nach Kirgisien in die Stadt Pischpek (später Frunse / Bischkek). Die Kommune hatte ursprünglich das Ziel gehabt, daß sie als Gemeinschaft leben und arbeiten für eine bessere Welt ohne Bezahlung. Doch im Lauf der Jahre verlor die Kommune Mitglieder, weil diese in die sowjetischen Großstädte abwanderten.

Alexander ging im Interhelpo-Lager in eine sowjetisch-slowakische Schule, doch erst mit der Ankunft zweier Schriftsteller 1926 änderte sich das System. Zuvor wurde in Tschechisch und Slowakisch unterrichtet. In diesem Unterricht kamen die Einheimischen Kinder nicht mit. Frantisek Svozil und Peter Jilemnicky änderten dies und forderten, daß der Unterricht in Russisch durchgeführt werden müsse. In einer Abstimmung wurde dieser Plan angenommen und von Seiten der Sowjetregierung kamen 25 sowjetische Lehrer die Ordnung in das Chaos des neuen Schulsystems brachten. Als Alexanders Eltern sich eine schwere Grippe zu zogen, wechselten sie den Ort und 1933 zogen sie um nach Gorki (Nischni Novgorod). Stefan erhielt hier Arbeit in der Automobilfabrik Lichajewski. Diese arbeitet mit der amerikanischen Fabrik Adams und Co. zusammen. So konnte er seine Englischkenntnisse einbringen.

Alexander und Julius fanden in Gorki eine strenger reglementierte Schule vor als die in Pischpek. Alexander war ein fleißiger Schüler gewesen. Er soll ein in sich gekehrter und erster Schüler geworden sein. Sein Bruder war ein lebenslustiger aber fauler Schüler gewesen. Diese Zeit in der Sowjetunion im Jahr 1937 soll Dubček[7] laut Aussagen als Paradies bezeichnet haben.[8] Doch entging Alexander nicht, daß der Terror begann. Viele seiner Sowjetischen Freunde wollten nichts mehr mit ihm zu tun haben. Seiner Meinung war es, Stalin wüßte von dem allen Nichts. Der Schuldige sei der NKWD Chef Jehows. Als am 8. Dezember 1938 Jeshows durch Berija gestürzt wurde, war der Schein vom Nichtswissen Stalins aufrecht gehalten worden. Im Jahr 1938 änderte sich die politische Position Stalins gegenüber den Ausländern und Interhelpo-Gruppen. Er forderte sie auf entweder die Staatsbürgerschaft anzunehmen oder auszuwandern. Die Familie Dubček entschied sich für das Auswandern und im Frühjahr 1938 kehrte die Familie in die Tschechoslowakei zurück.

Auf dem Weg zum Verlust der staatlichen Souveränität und der Zweite Weltkrieg

Doch sollte nun eine Tragödie für diesen „demokratischen“ Staat beginnen. In der Nacht vom 30. September 1938 wurde das Münchner Abkommen zwischen Edouard Daldier (Frankreich), Arthur N. Chamberlain (Großbritannien), Benito Mussolini (Italien) und Adolf Hitler (Deutsches Reich) unterzeichnet. Oberst František Hájek schrieb an jenem Tag in sein Tagebuch, „die Nachricht von der Kapitulation wurde blitzschnell bekannt. […] Die Offiziere weinten, andere haben geflucht… Die Kritik galt vor allem der Regierung, die kapituliert hatte, aber auch der militärischen Führung…“[9] Das Abkommen stimmt der Angliederung des Sudetenlandes an das Deutsch Reich zu. Im selben Monat forderte Polen das Gebiet von Teschen. Die Tschechoslowakische Regierung mußte bis zum 2. Oktober 14 Uhr das Gebiet zu räumen.[10] Die slowakische Volkspartei unter der Führung von Tiso forderte eine Autonomie für die Slowakei, andernfalls würde er Berlin um Hilfe bitten. Durch diese Drohung wurde dies der Slowakei zu gesprochen. Am 5. Oktober erklärte Edvard Beneš via Rundfunk einen Rücktritt. Auch die Regierung unter Jan Syrový, die für die Kapitulation verantwortlich war, trat zurück. Am 2. November 1938 wurden beim Ersten Wiener Schiedsspruch Ungarn große Teile der Südslowakei zugesprochen und im selben Monat sprach von der Zweiten Tschecho-slowakischen Republik[11] oder der Rest-Tschechoslowakei.

Am 15. März 1939 wurde die Slowakei de jure unabhängig, aber de facto diente sie als Vasall des Deutschen Reichs. Die tschechischen Teile Böhmen und Mähren wurden zum Protektorat erklärt und ins Reich eingegliedert. Als 1939 Tiso Präsident der Republik wurde trat Ale­xander Dubček auf Anraten seines Vaters der KPS bei.

Die Slowakei wurde während des Weltkrieges zum faschistischen Vasallenstaat und blieb Verbündeter Deutschlands. Als die Familie Dubček in die Slowakei zurückkehrte, knüpfte der Vater gleich wieder mit Freunden der slowaki­schen Kommunistischen Partei (KPS) an alte Zeiten an und trat in die Partei ein. Die KPS war die einzige organisierte Widerstandskraft gegen den Faschismus und gegen das Münchner Abkommen. Die KPS erkannte den slowaki­schen Staat und das Münchner Abkommen nicht an und drängte auf eine Wiederherstellung der Tschechoslowakei.

Über den Hitler-Stalin-Pakt waren die slowakischen Kommunisten auch nicht erfreut, aber sie sahen ihn als eine Notwendigkeit an. Dubček konnte trotz seiner politischen Überzeugung 1940 eine Arbeit als Schlosser in einer Waffenfabrik finden. Er beteiligte sich an einer kommunistischen Zelle und riskierte dabei sein Leben. Er führte kleiner Sabotageakte aus und verstand es Waffen aus der Fabrik zu schmuggeln. Diese Waffen wurden in den nahen Bergen versteckt. Im Juli 1942 wurde Alexanders Vater bei einem ge­heimen Treffen im Stadtpark von Bratislava verhaftet. Ein Jahr später durfte Alexander seinen Vater im Ge­fängnis von Nitra besuchen. Es wurde auch Ludovít Benada und Ján Osoha verhaftet, beide waren Alexanders Bürgen, gemäß den Parteibestimmungen, als dieser der KPS beitrat. Innerhalb der tschechoslowakischen Kommunistischen Partei kämpfte man um einen Neuordnung und den Aufbau der Partei. Dazu wurden 1943 Gottwald, Karol Smidke mit Karol Bacilek aus Moskau in ihre Heimat entsandt. Doch Smidke kam mit Gustav Husak und Laco Novomesky nicht aus. Außerdem mußte er feststellen, daß diese fest im Sattel saßen. Husak und Novomesky machten Smidke klar sie führen keine Befehle von Personen aus, die Beschlüsse am grünen Tisch in Moskau fassen. Dezember 1945 wurde die Weihnachtsvereinbarung mit den sozialdemokratischen Kräften der slowakischen Untergrundgruppen geschlossen. Diese besagt, daß beide Gruppen die Vorkriegsrepublik wiederherstellen mit dem Grundsatz der Gleichberechtigung. Mit diesem Zug wurde die KPS ein gleichberechtigter Partner innerhalb der KPČ und der sozialdemokratischen Kräften. Gottwald und Stalin waren von diesem Schachzug Husaks nicht begeistert. Sie meinten er weiche von der „Doktrin des demokratischen Zentralismus“ ab.

Der Nationale Aufstand gegen die Deutschen 1944

Am 28./29. August 1944[12] begann der slowakische Nationalaufstand (Slovenské národné povstanie, SNP) gegen Hitler Deutschland. Der Aufstand ging vom Militär (ca. 60000 Mann), und den Partisanen (ca. 7 000 Mann). Der slowakische Nationalrat berief ein Militärzentrum in Banska Bystrica (Neusohl) ein. Das Erste Slowakische Armeekorps sollte die Gebirgspässe für die Rote Armee öffnen. Doch dieses Korp wurde von der Wehrmacht besiegt. Die Hälfte der Soldaten konnte aber dennoch entkommen und sich den Partisanen anschließen. Kampflos ergaben sich die Garnisonen Bratislava und Nitra. Das Gebiet um Banska Bystrica wurde bis Oktober 1944 gehalten ehe die Deutschen auch hier siegten. So stieße die Rote Armee beim Duklapass auf die Wehrmacht. Als die Sowjets die Deutschen von Ungarn her langsam besiegten, konnten die Partisanen weiter mit ihrem Kleinkrieg machen. Alexander und Julius kämpften in der Partisanengruppe Jan Zizka. Diese Gruppe war darauf aus, die deutschen Versorgungslinien zu sabotieren. Am 20. November[13] kam es zum offenen Gefecht zwischen den Deutschen und der Partisanengruppe. Die Partisanen hatten schwere Verluste zu beklagen, darunter Alexanders Bruder Julius, der Lagerkoch war. Alexander hatte Glück und hatte Verletzungen am Oberschenkel. Laut Aussagen von Freunden war Julius auf dem Rückweg von einem Trinkgelage seines Onkels zum Lager gewesen als die Deutschen ihn erschossen.

Jedoch hatte der Slowakische Nationalaufstand eine politische Veränderung zwischen den Kräften der tschechischen und slowakischen Kommunistischen Partei geführt und mündete im Kaschauer Programm, welches im April 1945 veröffentlicht wurde. In diesem Programm erhielten die Slowaken mehr Rechte, die Slowakei dürfte slowakische Militäreinheiten aufstellen, ihr Gebiet selbst verwalten und das Bildungs- und Erziehungswesen wurde in einer Gesamtpolitik geregelt in Übereinstimmung mit der slowakischen nationalen Ideologie. Die KPČ hielt sich bis 1948 an das Programm um die KPS nicht aus ihrem Lager zu verlieren, doch danach übernahm sie die Alleinherrschaft.

Die Weichen für die Wiederherstellung der Souveränität und die Machtübernahme durch die Kommunisten

In der Tschechoslowakei brauchte die Kommunistische Partei sich nicht von der Untergrundpartei zur Massenpartei entwickeln, da sie in der Zwischenkriegszeit als legale Partei anerkannt wurde. Des Weiteren hatte sich die Partei im Weltkrieg durch ihren Widerstand viele Anhänger geschaffen. Somit konnte sie auch leichter agieren als die polnische PPR. Der Slowakische Nationalrat hat nach dem Ende des Krieges den Beschluß gefaßt den gesamten Grundbesitz von Deutschen, Ungarn, Verrätern und Feinden zu konfiszieren und unter den Tagelöhnern und Kleinbesitzern zu verteilen. Nicht nur in der Slowakei wurde dieses Vorgehen angewandt auch in Böhmen und Mähren. Die Bauernschaft wußte, daß sie ihre Bauernhöfe teilweise durch die Partei erhielten und so wurde die KPČ von ihnen bei den Wahlen im Mai 1946unterstützt.

Ergebnis der Wahl von 1946 [14] (erste und letzte Wahl zwischen Weltkrieg und kommunistischer Machtübernahme):

Landesweit: KPČ 31,05% (96 Mandate), Volkssozialisten 18,29% (55 Mandaten), Volkspartei 15,64% (46 Mandate), Demokratische Partei 14,07% (43 Mandate), Sozialdemokraten 12,05% (37 Mandate), KPS 6,89% (21 Mandate)

Böhmen (Mähren): KPČ 43,26% (34,46%), Volkssozialisten 25,21% (20,79%), Volkspartei 16, 27% (27,57%), Sozialdemokraten 14,95% (16,74%)

Slowakei: Demokratische Partei 62,00%, KPS30,27%, Partei der Arbeit 3,11%, Partei der Freiheit 3,73%

Aber die Bauern in der Slowakei unterstützten die Kommunisten keineswegs und so kam es, daß die Kommunisten landesweit siegen konnten, aber in der Slowakei deutlich gegenüber den Demokraten verloren. In Mähren mußten die Kommunisten mit einer starken Volkspartei leben. Die beiden Kommunistischen Parteien beschwichtigten die Bevölkerung und ließen sie glauben, es werde keine Kollektivierung der Landwirtschaft geben oder das Unternehmertum würden gefördert werden und es käme keine Verstaatlichung. So hielt die Bevölkerung die KP für eine bessere Art der Sozialdemokraten. Noch im Februar 1948 hielt der Bauernkongreß zu den Kommunisten, obwohl diese die Machtüberahmen. Der Bauernkongreß begrüßte sogar diesen Schritt. Die Partei begann die Bauern Schritt für Schritt zu ignorieren, obwohl sie ohne den Bauernkongreß nie die Macht an sich reißen konnte. Gegen alle Versprechungen wurde 1949 die Kollektivierung der Landwirtschaft eingeleitet. Dubček entschloß sich im selben Jahr nun doch als hauptamtlicher Mitarbeiter in die Partei einzutreten. Im Jahr 1951 wurde er in das Slowakische Zentralkomitee berufen und im selben Jahr wurde er ins Parlament als Abgeordneter gewählt. Man mußte bedenken, daß die Kommunisten zwar 1948 die Macht übernahmen, aber nicht die einzig Partei waren. In der Nationalen Front waren neben den Kommunisten, die Union der Arbeiter, Bauern und der Intelligenz, Kampfblock der KP, Revolutionäre Gewerkschaftsbewegung, Tschechoslowakische Jugendbund, Tschechoslowakische Sozialistische Partei, Tschechoslowakische Volkspartei, Partei der Slowakischen Wiedergeburt, Freiheitspartei, und verschiedene Organisationen der Arbeiter. Alle diese Parteien und Organisationen waren von den Kommunisten beherrscht.

Alexander heiratete im November seine langjährige Freundin und die Frau, die ihn nach der Verwundung pflegte. Anna Odrissva und Dubček ließen sich kirchlich trauen. Dies ist nicht gerade üblich für einen Kommunisten. Alexander arbeitet während des Krieges als Schlosser in der Waffenfabrik und war Partisan. Nach dem Krieg arbeitete er in einer Hefefabrik von Trenčin. Dort widmete er sich sehr stak der Parteiarbeit. Doch schrieb Dubček in seiner Autobiographie, daß er „ […] keine Minute daran gedacht“ hatte, „je hauptberuflich in der Politik tätig zu sein […].[15] Jede Fabrik hatte ihre eigene Parteiorganisation und er wurde 1946 zum Sekretär dieser Gruppe ernannt. Dieser Posten sprach ihm die Aufgabe zu die Mitgliedsbeiträge einzusammeln, Versammlung zu arrangieren, Streiks und Demonstrationen zu zetteln und neue Mitglieder zu werben. Die Machtübernahme der Partei begrüßte er wie alle anderen seiner Freunde.

[...]


[1]Shawcross William, Dubcek. Der Mann der die Freiheit wollte, München/Zürich 1970, 15. Vgl. dazu Zentner Christian, Kronseder Daniel, u. a., Personen Lexikon. Geschichte in Gestalten A-Z, St. Gallen 2004, 112.

[2]Dubček Alexander, Leben für die Freiheit, München 1993, 11. Vgl. dazu Shawcross , Dubcek, 15.

[3] Dubček, Leben für die Freiheit, 12. Vgl. dazu Shawcross, Dubcek, 16.

[4] Shawcross, , Dubcek., 25.

[5] Dubček, Leben für die Freiheit, 51. Vgl. dazu Shawcross William, Dubcek, 17.

[6] Shawcross, Dubcek, 23.

[7] Wenn ich im Verlaufe des Textes nur den Namen „Dubček“ ohne Vorname erwähne, ist immer Alexander Dubček gemeint.

[8] Shawcross, Dubcek., 33.

[9]Ströbinger Rudolf, Schicksalsjahre an der Moldau. Die Tschechoslowakei – Siebzig Jahre einer

Republik, Gernsbach 1988, 66.

[10]Ebenda, 67. (Bei Ströbinger wird die Forderung des Teschener-Gebiets auf den 20. September 1938 festgelegt, wo hingegen Shawcross meint es war nach dem Münchner Abkommen.)

[11]Ebenda, 68.

[12] Shawcross William, Dubcek, 48. Vgl. Ladislav Mňačkos, Vom sozialistischen Realismus zu Kritizismus und Satire, University of Michigan 1989, 31.

[13] Shawcross William, Dubcek, 52.

[14] Statistická příručka Československé republiky 1948 (Statistische Handbuch der Tschechoslowakischen Republik 1948, Praha 1948, 105.

[15] Dubček, Leben für die Freiheit, 95.

Ende der Leseprobe aus 31 Seiten

Details

Titel
Innerparteilicher Konflikt zwischen KPČ und KPS
Untertitel
Beziehungsweise zwischen Novotný und Dubček
Hochschule
Universität Wien  (Institut für Östeuropäische Geschichte)
Veranstaltung
Die Geschichte der Tschechoslowakei 1945-1989
Note
2
Autor
Jahr
2009
Seiten
31
Katalognummer
V140283
ISBN (eBook)
9783640497393
ISBN (Buch)
9783640497577
Dateigröße
726 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Tschechoslowakei, Dubcek, Novotny, Kommunismus
Arbeit zitieren
Mag. phil. René Schreiber (Autor:in), 2009, Innerparteilicher Konflikt zwischen KPČ und KPS, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/140283

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